155
386/4
Königsberg. den
8
Aug.
1759.

5
Herzlich Geliebtester Freund,

6
Meinem Vater und seinen guten Freunden schmeckt Ihr Lachs recht sehr

7
gut. Ich habe mich kaum getraut davon zu kosten, weil ich nicht wuste, ob alle

8
4 Stücke
vor
für uns seyn sollen. Heute würden Sie Ihre Lust sehen, wenn

9
Freund und Zuschauer
HKB 155 ( I 388/16 )
Sie unser Gast wären. Sie müsten aber als
Freund
und
Zuschauer
kommen,

10
Freßer
Mt 11,19
nicht als
Richter
, sonst würde ich für einen großen
Freßer
von Ihnen

11
gescholten werden, wie geschrieben steht. Dafür kann ich auch Briefe schreiben

12
und Tischreden halten, – die so lang als Ihre Lächse sind – und auf die ein

13
Trunk schmeckt, wie Wagner sagt.

14
Womit ich Ihre Lächse verdient da
ß
s weiß ich eben so wenig, Liebster

15
Freund, als was ich Ihnen wieder dafür schicken soll. Beydes mag Ihre Sorge

16
seyn; die ganze Welt meiner Freunde wird mich zuletzt als einen durchtriebenen

17
Schuldner brandmarken. Meine Schuld ist es nicht, daß sie gutherziger sind

18
als ich; dafür muß ich aber klüger als meine Gläubiger oder Wohltäter

19
seyn.

20
Die Hälfte hat ihre liebe
Mama
erhalten, weil sie von der Bestimmung des

21
Ueberschickten Nachricht hatte, wir nicht. Von Ihrer Lustreise nach Mitau

22
habe schon zur Zeit ihres dortigen Daseyns Nachricht erhalten. Zur nächsten

23
von meiner
Reise nach Trutenau, vgl.
HKB 151 ( I 363/6 )
und
HKB 156 ( I 391/17 )
wünsche Ihnen Glück. Ich habe von meiner einen Husten nach Hause

24
gebracht, der mich und die Meinigen an meine seel. Mutter bisweilen erinnert.

25
Er giebt sich aber Gott Lob! und ist vermuthlich dem gar zu kalten

26
Springwaßer
Quellwasser
Springwaßer zuzuschreiben.

27
Lauson ist hier, und bleibt es auch vermuthlich, muß aber noch nichts

28
erhalten haben, er hat mir vorgestern nichts gesagt. Wegen
Schultz
und

29
Wernerin
werde mich erkundigen.

30
Daß 2 Leute bey unsern Vater
hingestürmt
und ihm die geringste Unruhe

31
gemacht, ist nicht wahr, wenn es gl. mein leibl. Bruder sagt. Der eine ist ein

32
Sanden
nicht ermittelt
hiesiger und der junge
Sanden
gewesen, vermuthlich der, welcher bey
Wolson

33
logi
rt und hat den andern hingeführt. Es thut mir leyd, daß ich den andern

34
nicht habe kennen lernen und daß ich sn
Namen weiß
. Ich habe den jungen

S. 387
Holtz
zu mir gebeten, weil er mir ein
Compliment
von Ihnen brachte; er ist

2
aber nicht gekommen. Der Umgang mit jungen Fremdlingen ist mir allemal

3
angenehm und aus Ihrer Bekanntschaft macht sich mein Alter und ich eine

4
Ehre. Mein Bruder druckt sich noch in Worten, geschweige in Minen, sehr

5
unrein und uneigentl. aus. Wenn er dergl. Fehler begeht, so bitten Sie sich

6
nur gl. seine eigene Erklärung darüber aus; und wenn er das nicht thun kann:

7
so ist es Unwißenheit, die man nicht nur entschuldigen, sondern auch zurecht

8
weisen muß. Er ist der älteste Sohn Ihres Hauses.

9
Wie schlecht
w
Sie mich aber theils kennen; und wie falsch Sie mich

10
beurtheilen, kann ich aus dieser Kleinigkeit sehen. Sollte ich Ihnen das übel

11
Bestellter
der etwas ausrichtet, weitererzählt
nehmen; gesetzt, daß ein Bestellter von Ihnen sich worinn versehen? Wenn Sie

12
völlig befriedigt seyn wollen; so laßen Sie sich die Stelle aus meinem Briefe

13
zeigen. Ich weiß nicht, daß Sie die geringste Spur zur Nachricht meines

14
Bruders oder zu Ihrer Aufnahme deßelben darinn finden werden. Uebrigens

15
wünschte ich, daß Ihr Glaube von meiner Freundschaft, so stark als meiner

16
von der Ihrigen wäre, die ich nicht als ein verzärtelt Kind ansehe, das von

17
jedem Winde Flüße bekommt, sondern von gesunder
Constitution
wie ein

18
Bauermädchen, das man sicher für Lust in die Backen kneifen kann, ohne, daß

19
Krebs
so schamrot
sie den Krebs für Schrecken davon bekommt. – Mein Vater ist übrigens der

20
beste Mann, gegen Leute, mit denen er nichts mehr zu thun hat als

21
umzugehen; aber mit denen er leben soll, das
müßen andere Krebse seyn
; nach

22
dem Wahrsager in Krügers Träumen.

23
Abwartung
Pflege, Besorgung
Sehen Sie, liebster Freund, die Abwartung
Ihres
meines Briefwechsels

24
als kein Gesetzwerk an. Ich bitte Sie recht sehr darum. Der Fall mit uns

25
beyden ist sehr ungl. Ich habe nichts zu thun v kann Ihnen ich weis nicht wie viel

26
hinschreiben, und Ihre Gedult es zu lesen und zu ertragen ist schon ein Opfer

27
der Freundschaft. Sie mögen gegen alle andern mit Ihren Antworten

28
pünktlich seyn; ich erlaße Sie hiemit förml. davon; und werde deswegen nicht mehr

29
nicht weniger schreiben, als was mir meine Muse, die Erinnerung Ihrer

30
Freundschaft
dicti
rt.

31
Ich werde mich jetzt bloß bey einigen Puncten Ihres Briefes aufhalten,

32
worann mir am meisten gelegen; warum mir daran gelegen, hievon künftig.

33
Daß mir aber würklich daran gelegen, müßen Sie vor der Hand glauben.

34
Briefe in Grünhof
, mit denen Hamann sich in die Erziehung der
jungen Barone v. Witten
eingemischt hatte, nachdem
Gottlob Immanuel Lindner
Hamanns Nachfolger als Hofmeister dort geworden war; Brief
113
115
,
118
,
120
,
121
,
124
127
,
129
.
Sie wißen nichts von dem Misverständniße meiner Briefe in Grünhof?

35
geschrieben
nicht überliefert
Gut. Mein Nachfolger dort hat mir jüngst geschrieben und
scheint
Ihnen

36
darinn zu wiedersprechen. Dies kann aber ein bloßer Schein seyn, wie es auch

37
ist. Es kostet Mühe, wenigstens für mich, seine Briefe zu verstehen. Meine

S. 388
entfernte Absicht für Ihren Herrn Bruder ist nicht
ganz fruchtlos
gewesen.

2
Das
nicht ganz fruchtlos
kann ich aus seiner Denkungs und Schreibart sehr

3
gut erklären. Aber daß dieses eine
entfernte
Absicht von mir gewesen; hierinn

4
muß ich Ihnen wiedersprechen; insbesondere da Sie es noch einmal sagen:

5
daß Sie dieses
Nebenaugenmerk
meines Muthwillens
damals
nicht hätten

6
errathen
können, oder
so weit
herholen. Sagen Sie mir um Gottes willen,

7
liebster Freund, wie ich mit Ihnen reden soll, und was das für eine neue

8
Zunge und Sprache oder Schreibart seyn soll, in der Sie mich verstehen

9
werden. Rede ich
fein
, so sind es Dinge, die man errathen oder weit herholen

10
müßen. Rede ich klar; so sind es
Personalien,
Anzüglichkeiten,
Humor.

11
Bin ich aufrichtig und sage: das ist meine
wahre
Absicht gewesen; so werde

12
ich Lügen gestraft und man sagt mir: Nein! Das ist eine
entfernte

13
Absicht, ein
Nebenaugenmerk
Deines Muthwillens gewesen. Bin ich als ein

14
Verführer
und doch wahrhaftig; so ärgert man sich an meinem Muthwillen,

15
Unlauterkeit, Heftigkeit, und
Schlangen
gestalt. Wenn Sie Richter über

16
Freund und Zuschauer
HKB 155 ( I 386/9 )
mich wären oder im stande wären es zu seyn; so würde der Teufel den Freund

17
und Zuschauer bald holen.

18
Dieses NebenAugenmerk
meines Muthwillens haben Sie damals

19
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in „Zusätze ZH“)
nicht errathen oder so weit herholen können
. Ich muß es Ihnen hier

20
sagen: daß nicht ein wahres Wort von Ihnen geschrieben ist.


21
א
hebräisches Aleph
א
  Sie haben dies
Nebenaugenmerk meines
Muthwillens recht sehr gut

22
empfunden, ohne daß Sie nöthig hatten darauf als ein Räthsel zu

23
studieren oder es weit herholen zu dürfen
hören
. Warum waren Sie

24
damals auf meine Briefe empfindlich, bitter, lasen Sie halb mit einem

25
SchalksAuge, halb mit einem Auge der Freundschaft und des Geschmacks.

26
Warum
sind das
rückten Sie mir vor, daß ich mich in
fremde Händel

27
mischte, und weißagten mir mit Frohlocken den Undank der Eltern? Sehen

28
Sie das Vertrauen, die Offenherzigkeit, die Unerschrockenheit, die

29
Verleugnung seines guten Namens und seiner Gemüthsruhe, v. d. gl. auch

30
für Sächelchen
an, und die Pflichten eines Nachfolgers, ihn zu rathen,

31
ihn aufzuwecken, für
Nebenaugenmerke
, zu denen nichts als ein wenig

32
Witz und Muthwille gehört. Sie laßen gern in
solchen Sächelchen jeden

33
ungebunden
und nach seinem Gutdünken handeln; ob einer mit

34
Vertrauen oder Zurückhaltung falsch oder heimtückisch mit
Ihnen
mir

35
handelt. Diese Denkungsart ist witzig und tändelnd, scheint demüthig und

36
grosmüthig; schickt sich aber für keinen
Rector,
für keinen Magister, für

S. 389
keinen, der ein Freund seyn will, und es durch Opfer beweiset, für keinen

2
Cic.
Tusc.
5,9, vgl.
HKB 152 ( I 368/19 )
; (siehe unten: J.G. Lindners Anm. in „Zusätze ZH“)
Pythagoras, der den Olympischen Spielen zusieht.

3
aus
Ter.
Heaut.
77; auch
Cic.
de fin.
3,63;
Sen.
epist.
95,54: „Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd“, vgl.
HKB 71 ( I 175/37 )
; in
Hamann,
Beylage zu Dangeuil
(N IV S. 229/12, ED S. 367) so übers.: „Ich bin ein Mensch und ziehe mir alle menschlichen Zufälle wie meine eigenen zu Herzen.“
Homo sum, nil humani à me alienum puto.

4
Ihres Herrn Bruders Gemüthsverfaßung, damals und jetzt, seine
Lage

5
in dem Hause
worinn ich ihn gebracht, sein künftig Glück, sein künftig

6
Gewißen, zu dem seine gegenwärtige Einsicht und Treue eine Stuffe ist,

7
sind keine
fremde Händel
für mich. Wenn Sie dies an Ihrem leibl.

8
Bruder für fremde Händel ansehen, wie kann ich Ihnen meinen leibl.

9
Bruder und Ihren Urtheilen und unverholenen und liebreichen

10
Götzen
Hes 14,7
Ermahnungen trauen. Gott hat mir Gnade gegeben den
Götzen in seinem

11
Herzen anzugreifen, dem Sie nicht das Herz haben nahe zu kommen, weil

12
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in „Zusätze ZH“)
er
Ihr eigener Abgott
ist.


13
ב
hebräisches Beth
ב
  Ungeachtet Sie also das Räthsel selbst trafen, ohne es weit herzuholen:

14
so habe ich doch noch zum Ueberfluß es Ihnen selbst auf meiner Stube so

15
wohl als in Ihrem Hause – am Spiegel, ich weiß die Stelle noch – gethan,

16
und Sie darum gefleht:
Thun Sie an meinem Bruder, was ich an

17
Ihren gethan. Sie haben mehr Recht zu meinem Bruder, als

18
Untergesetzten, wie ich zu Ihrem als bloßen Freunde und Nachfolger
.

19
Ich muste meinen Witz auf Unkosten setzen, Leuten zu nahe kommen, die

20
ich lange genung kenne, und ich wuste mein Schicksal so gut als Sie: das

21
hätten und haben Sie noch alles nicht nöthig bey meinen Bruder. Ich

22
habe ihn selbst geschrieben und wie ein
Anonym
ihm angefahren, um die

23
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in „Zusätze ZH“)
Freude Josephs
bey seiner Wiedererkennung zu schmecken.


24
Der Name eines Christen ist ein Name, den niemand kennt, als der ihn

25
empfähet. Die den Gerechten haßen werden
schuld
haben. Der Herr erlöset

26
die Seele Seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden
keine Schuld

27
haben
.

28
Zuhörer
Ein Schüler J. G. Lindners aus Riga – oder einer, der vor 1755 dessen Vorlesungen über Rhetorik in Königsberg gehört hat; in
HKB 152 ( I 372/24 )
meint Hamann damit sich selbst.
Mit Ihrem Schreiben an Ihren gewesenen Zuhörer sind Sie meiner letzten

29
Erinnerung schon zuvorgekommen. Er hat mir den Anfang deßelben

30
vorgelesen. Sind Sie nicht
kühn Staatskunst
mit ihm zu reden? Was denkt ein

31
Sichel …
Mk 4,29
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in „Zusätze ZH“)
Hannibal
von einem
Schulweisen
, der die Sichel in sein Feld schickte.

32
Ich laß mich nicht durch
Namen
so wenig als
durch Wörter
hintergehen.

33
Meine Menschen sind nicht helfenbeinern; sie müsten mich den für
einen

34
Cadauera
Kadaver
Klötzer
von Ästen befreiter Baumstamm, vgl.
Hamann,
Sokratische Denkwürdigkeiten
, SD S. 21/14, N II S. 66/29, ED S. 30
Elephanten
selbst schelten. Nicht
Cadauera,
nicht Klötzer nicht todte Bäume

35
– sie fühlen und schreyen Gott Lob und überführen mich, daß ich sie nicht von

36
fern aus
speculi
re, sondern sie mit
meinem Dolch so gut als Bogen treffe
.

S. 390
Gott ist in den Schwachen mächtig; das sind aber keine schwache Leute, die

2
ihre Nächsten so leblos beurtheilen, und an
statt
Hirten
lebendiger
Lämmer

3
Pigmalions
vgl.
Hamann,
Sokratische Denkwürdigkeiten
, SD S. 13/21, N II S. 62/16, ED S. 18
sich anzusehen, sich für
Pigmalions
halten, für große Bildhauer, deren

4
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in „Zusätze ZH“)
liebreiches Herz den
Othem des Lebens
ihnen mittheilen wird,
si Diis placet.

5
Treue ist da, ich sage Nein und leugne rund aus, daß sie so wenig im

6
laßen
müden
tummeln und herumschmeißen, noch laßen Händen und schlaffen Knien besteht.

7
Was sie Treue nennen, ist
vor
für mich ein unbekanntes Wort, ein
ens

8
ihrer
Vernunft und guten Herzens. Wo Treue ist; da hört nicht nur eine

9
gewiße
, sondern auch alle
Läßigkeit
,
Schlendrian
und
Vergeßenheit
auf.

10
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in „Zusätze ZH“)
Der Geist der Wahrheit
erinnert
uns an alles.

11
Ein
Fonds
von
Misanthropie
und ein
steifes Wesen
kann nicht gut

12
seyn bey einem Schulmann, besonders bey einem öffentl. Ein
Menschenfeind

13
und Freund dieser Welt
ist beydes ein Feind Gottes.

14
Ich lache Sie dafür aus, daß Sie ihm mehr Beqvemlichkeit einräumen, als

15
Sie selbst haben; oder ich glaube Ihnen auch nicht. Du sollst Deinen Nächsten

16
Bathos
griech. βάθος, Tiefe
lieben als
Dich selbst
.
Ein Gemisch
von
Bathos
und
Schwulst
ist nicht

17
die
erhabene
Moral
unsers Fürsprechers.

18
Sie verderben ihn durch Ihre Gefälligkeit; laßen Sie ihn selbst für sein

19
Examen
und meine
Grammatic
sorgen. Wir müßen nicht in
allem
dienen,

20
sondern das
als unnütze
Knechte thun, was uns befohlen ist.

21
Durch den Diebstal kleiner nöthigen Ausgaben, sich die Strafe größerer

22
zuziehen, heist in ihrer Sprache eine zu
gekünstelte
Sparsamkeit; bey mir eine

23
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in „Zusätze ZH“)
tumme
und nachtheilige.

24
Daß unsere Urtheile nicht übereinkommen; ist sehr gut und daran kehre ich

25
mich nicht. Ich prophezeye ihnen aber, daß Sie am Ende uns. Briefwechsels

26
und unserer Reyse übereinkommen werden.

27
Stark
und
schön
ist alles, was ich bey einem Gedichte fordere und ein

28
vll. die von
Johann Andreas Cramer
, deren 2. Teil 1759 erschien.
solches nenne ich ein Meisterstück. Die Uebersetzungen der Psalmen mögen

29
sehr
edel
seyn; sie kommen mir aber nicht genau genung vor, und ich sehe

30
mehr bey einer Uebersetzung auf das letztere denn auf das erstere.

31
Die hinterlaßene Schriften der
Meta
sind ein sehr
philosophisch Werk
,

32
das nicht für die Welt geschrieben, und dafür sie desto mehr danken sollte,

33
daß es ihr mitgetheilt wird, weil dergl. Arbeiten die seltensten und

34
original
sten sind. Nußknicker und
galanthommes
sind nicht das Klopstocksche

35
Publicum.
In seiner Sprache heist Nußknicker ein Richter und
galanthomme
ein

36
Kenner.

37
Diese Woche ist ein Pack an Sie abgegangen. Von Forstmann habe etwas

S. 391
mitgeschickt. Wenn er Ihnen nicht gefällt: so könnte ihn HE Bruder in

2
Grünhof behalten. Seine Nachrichten für Sünder sind nicht mehr hier.

3
Ich soll mich HE B. in Frieden nähern? Was Friede, ruffe ich Ihnen noch

4
Jesu
Hier ist wohl Jehu gemeint. Vmtl. Lesefehler in ZH, s. unten: Textkritische Anmerkungen.
zu guter letzt mit dem
rasenden Jesu
zu. Ich bin so ein guter Patriot als
Urias.

5
Damons Bürgschaft, ein Gesprächspiel in einer berlinischen Schule oder

6
Kindergesellschaft habe Ihnen beygelegt. Es übertrift Rachis; weil der Innhalt

7
von einer Chimäre handelt, dergl. wir lieber lesen als spielen mögen; eine

8
pythagorische Freundschaft. Ihr Exemplar ist einem Narren in die Hände

9
gefallen, der Wände und Thüren so gerne bemahlt als ein Nußknicker v.

10
galanthomme
Fensterscheiben. Alle Zeigefinger des Griffels laßen sich sehr

11
leicht mit ein
wenig Waitzenbrodt
auslöschen. Herzl. Dank und Gruß von

12
meinem Alten. Ich küße Ihre liebe Frau.
à Dieu.



S. 466
Handschriftliche Anmerkungen von Johann Gotthelf Lindner:

9
Zu HKB 155 (I 388/19):
Ich hatte ihr zänkisch
humeur
bedenken sollen,

10
das reibt sich an allem. Sie wollen sich nicht an Wörter binden. Errath

11
ich: auf wirkl. Unterricht der Kinder.

12
Am Rand zu HKB 155 (I 389/2):
Not.
der Freiheit näml. an den jungen

13
A zu schreiben sollte
Gesez
seyn an s. Bruder zu rächen. Wer dachte

14
dies? 1)
Resp. fratris mei
merkte es, nicht
sui.
2) Ich merkte Stolz,

15
richterisch Ansehen ohne Sanftmuth. 3) Witz u. Witz ist verschieden. Jeder

16
mit s. Gabe. Hatten sie deutsch reden wollen, so schreiben sie gerad u.

17
nicht mit Schwung u. Funken. 4) Ich sehe auf das (?) Gewissen ist s. Art

18
zu
studir
en. Im ersten sind wir eins. Im andern ist Neckerey,

19
superioritaet
u. fremde Händelsucht eines unruhigen Kopfes der

20
s. Nachbar immer aufschreit Feuer Feuer, ohne daß es brennt oder

21
er löschen soll.

22
Zu HKB 155 (I 389/12):
Das waren nicht fremde Händel, das habe nicht

23
gesagt. Rath an Freunde, aber Hofmeister über andre. Dies ist der? eines

24
unerträglichen
Aristarchs.

25
Man darf mit Liebhabern nicht säuberl. verkehren, wenn es Abscheu

26
ist. Der
David
wollt es doch, wegen Folgen.

27
Zu HKB 155 (I 389/23):
das habe auch verstanden u thue es aus

28
christlicher Liebe nicht mit Poltern u. Ausfahren u. Schnauben. Vergälte

29
alles zu sagen. ? sich über Kinder lustig zu machen das erbittert. Wenn

30
ich so thäte, so entfernte das Gemüth u. machte es kaltsinnig.

31
Zu HKB 155 (I 389/31):
NB.
Es sind nur Nebenzufälle, ich rede nicht

32
Stundenlang oder laufe (?)… die Wälder der Staatsk. durch u. thue nichts.

33
Er wird es nicht übel nehmen.

34
Zu HKB 155 (I 390/4):
Ein Hirte ist liebreicher
Boni past. est pp.

35
Mordstiche fühlt man. Ich rede von Umg. mit Menschen überh. und der

36
Klugheit die ein Lehrer kann.

37
Zu HKB 155 (I 390/10):
Resp. Homo sum pp.
Treue ist da. Schwacher

38
Glaube ist arm, im Glaube dazu muß man alt werden im Wissen (?). Darum

39
stehts se. Schulen.

40
Zu HKB 155 (I 390/23):
Künste lernen werden nachtheilig.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (41).

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 459–466.

ZH I 386–391, Nr. 155.

Zusätze fremder Hand

466/9
–11
Johann Gotthelf Lindner
466/12
–21
Johann Gotthelf Lindner
466/22
–26
Johann Gotthelf Lindner
466/27
–30
Johann Gotthelf Lindner
466/31
–33
Johann Gotthelf Lindner
466/34
–36
Johann Gotthelf Lindner
466/37
–39
Johann Gotthelf Lindner
466/40
Johann Gotthelf Lindner

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
386/34
Namen weiß
]
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955):
lies
Namen
nicht
weiß

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Namen
nicht
weiß
390/2
statt
Hirten
]
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955):
lies
statt
für
Hirten

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): statt
für
Hirten
390/3
Pigmalions
]
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
Pigmalions
391/4
rasenden Jesu
]
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955):
lies
Jehu

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): rasenden Jehu
466/8
–40
Handschriftliche […] nachtheilig.]
In ZH im Apparat.