398
S. 66
den 1 des
X
stm.
73.

2
Ew.
Excellenz

3
unterwinde mich noch mit einem Briefe zu verfolgen, der wenigstens so

4
vernünftig und bescheiden seyn wird Dieselben auf Ihrer noch in Norden zu

5
vollendenden
Expedition
bis nach Dero Heimath zu begleiten und daselbst

6
eine müßige Stunde abzuwarten.

7
Die Verzweifelung und Bestürzung über der falschen Nachricht, daß Ew.

8
Excellenz
den 27.
p.
des Nachts durchgegangen, und die gantz überraschende

9
und gleichsam mir vom Himmel gefallene Freude über Ihrer wirklichen

10
Ankunft haben mein bereits überspanntes Nerven System dergestalt erschüttert,

11
daß ich von einem halben Wahnsinn, (worinn ich an nichts als den

12
treuherzigen Layenbruder denken, sein
Corpus delicti
und seinen
deutschen

13
Nationalgeist
habe lesen können –) endlich Gott lob! diesen Morgen glücklich

14
erwacht bin um 3 Bogen
feliciter
zu
cassir
en, die ich gestern
in momentis,
die ich

15
selbst nicht für
lucida
erkennen kann, angefangen hatte. So viel wird genug

16
seyn auch gegenwärtiges zu entschuldigen.

17
Ich bin leider! ein unwürdiger Augenzeuge gewesen, wie höchlich Ew.

18
Excellenz
am ersten Adventssonntage den Preußischen Sabbath durch einen

19
unerlaubten Schleichhandel mit dem Auswurf unserer Küsten entheiligt haben,

20
aber auch zugl. von Dero
passiven
Grosmuth gegen die Spitzbüberey

21
unserer
activen Colporteurs
und Hausierer, wodurch
ipso facto
aller

22
Gerechtigkeit ein Genüge geschehen. Trotz meines altlutherschen Sturmeifers gegen

23
alle
gute Werke
unserer trautesten Moral und Politick kann ich es nicht

24
bergen, daß der wegen eines Friedensbruchs unsers pr. Sabbats
sollicitus reus

25
in eben derselben Stunde einen armen Beseßenen von seinem
incarce
rirten

26
Haß, Groll und Todfeindschaft gegen alle
Excellentzien
und Kräfte der

27
Ober- und Unter-Welt halb entzaubert, und durch den Anfang dieser

28
Sinnesänderung vielleicht die Thür seines künftigen Glücks und eines unauslöschlichen

29
Gelächters im
Olymp
über die vereitelte Schadenfreude unserer Policey

30
Wächter eröfnet hat.

31
Meine beyde Aufwartungen bezogen sich hauptsächlich auf ein
Mst.
in der

32
Tasche und einen Handel
in petto,
über die ich mich ohne alle jungfräuliche

33
und schriftstellerische Schaamhaftigkeit nunmehro rein aus erklären kann

34
und will.

35
Ew.
Excellenz
haben die Gnade gehabt an meiner unsichtbaren Autorschaft

36
den innigsten Antheil zu nehmen und aus einem mir nachdrückl. Winke darf

S. 67
ich
Dieselben
unter diejenige
Leser
zählen, deren Beyfall das Oel meiner

2
Lampe werden soll. Ich bin gegenwärtig allem Ansehen nach mit meinem

3
ganzen
Offensiv-
Plan fertig; und verspreche mir weit mehr Leichtigkeit, im Fall

4
der Noth, mich zu
defendiren
oder zu rechtfertigen. – Des Sokrates Beruf die

5
Moral aus dem Olymp auf die Erde zu verpflanzen und ein delphisches

6
Oraculsprüchlein in practischen Augenschein zu setzen
komt
mit dem meinigen

7
darinn über ein, daß ich ein höheres Heiligtum auf eine analogische Art zu

8
entweyhen und gemein zu machen gesucht zum gerechten Aergernis unserer

9
Lügen- Schau- und Maulpropheten. Kurz alle meine
Opuscula
machen

10
zusammen genommen ein
alcibiadisches
Gehäuse aus. Jedermann hat sich

11
über die
Façon
des Satyrs oder Pans aufgehalten und niemand an die alte

12
Reliquie
des kleinen
lutherschen Katechismus
gedacht, deßen Schmack

13
und Kraft allein dem Pabst- und TürkenMord jedes
Aeons
gewachsen ist und

14
bleiben wird.

15
Der
treuherzige Layenbruder
hätte mich beynahe zu früh verrathen,

16
indem er gar zu weit und tief sahe. Was die Ungezogenheiten betrift, die er mir

17
vorwarf, so waren selbige gewiß nicht auf ihn gemünzt; sondern seine

18
Grosmuth
, von der ich eben so wenig ein Myop als er meiner
guten Absicht

19
gewesen, war eben das Aas des Adlers.

20
Wie gesagt, das
Mst.
war in der Tasche und ich brauch es gar nicht mehr,

21
weil ich meine Absichten zum Theil erreicht habe und ohne selbiges erreichen

22
kann, wenn es ein höherer Wille ist. Es sind wenige Blätter, welche den

23
Himmels- und Nationalstrich nicht verleugnen. Alles ist
local
und
individuel
,

24
das heißt, so abstract als möglich und das gute Ding des Saltzes herrscht mit

25
lakonischer Freygebigkeit. Das
Thema
betrift meine Finanzen und einen

26
Unterschied von 5 rth. des Monats, die mir von der
Arithmetique politique

27
du
Siecle
sans rime et sans raison
gestrichen worden. Es ist im Grunde nichts

28
als ein Brouillon im Weinmonat 72 geschrieben und so alt für mich, daß mir

29
eckelt es anzusehen. Der treuherzige Layenbruder, wenn ihm der Herr und

30
StaatsMinister Zeit dazu läßt, würde diese
Reliquie
so wie sie ist annehmen,

31
die
einzelnen Worte
, so mir immer fehlen sollen (gl. den
paar Fedr. d’or

32
nach
Baumelle
an den Monumenten des Phil. v. S. S.) ergänzen und mir bey

33
Gelegenheit einer nicht zu eilen nöthig habenden
Depeche
den ganzen kleinen

34
casum
mit Seinem
Consilio Medico en gros
oder
en detail
wieder einhändigen

35
laßen – blos zum Besten meiner künftigen Arbeiten und
Lucubrationen,

36
wenn Gott meine Augen dazu erhalten will. Meine übrigen Gründe dies für

37
den Mund eben so süß als für die Verdauung grimmigen Büchleins, wird

S. 68
leicht der Augenschein zum Theil lehren, wenn mich
meine ganze

2
Urtheilskraft
nicht verlaßen hat,
worüber ich eben so gern wünschte versichert zu

3
seyn
. Ich wiederhole, daß es nichts als ein Entwurf ist, den ich weder mehr

4
ansehen noch ins reinere bringen laßen kann, da mein unglückl. Bruder über

5
Jahr und Tag nicht mehr die Feder für mich ansetzt sondern seine ganze Zeit auf

6
dem Bett oder in seiner Celle zubringt. Gnug über das
Ziel
und die
Schule

7
meiner Autorschaft, die mir köstlicher sind als alle
Zufälligkeiten
derselben.

8
Von dem
Mst.
in der Tasche auf den Handel
in petto
zu kommen: so

9
betrift selbiger den Autor selbst, und zwar
in effigie
am öffentl. Pranger.

10
Ich traue dem treuherzigen Layenbruder so viel cristliche Liebe und

11
Barmherzigkeit gegen das Werk
S
seiner Hände, den
Magum
in Norden zu, als Rizpa,

12
die Tochter Aja und der König David nach 2 Sam.
XXI.
an den Gebeinen

13
Saul und Jonathan erwiesen. Die ganze geheime Geschichte ist folgenden

14
Innhalts:

15
Eine der seltsamsten Leidenschaften, die sich aus einer Hölle auf Erden für

16
mich in einen irrdischen
Himmel,
verwandelt, trieb mich von meiner
fruchtlo
s
sen

17
Wallfahrt zu einer noch weit
fruchtlosern
nach Curl. und ich war im Begriff

18
alles
dem wirksamen und bey mir vorzüglich lebhaften Grundgesetze der

19
Selbsterhaltung alles aufzuopfern. Vor dieser letzten Reise hatte ich den

20
frommen und etwas kindischen Einfall mich für meinen seel. Vater so treu

21
als möglich abmalen zu laßen
in puris naturalibus
mit einer mir unentbehrl.

22
gewordenen Macht auf meinem von Jugend auf kahlen
gewordenen

23
Haupte. Meine treue Hamadryade, die Mutter meiner lieben Kinder, hatte

24
Befehl dieses Bild an meiner Schlafstelle aufzuhängen.

25
Bey meiner letzten Heimkunft nach meines seel. Vaters Tode machte auf

26
dieses Gemählde der jetzige
Lotterie Director Kanter
als mein doppelter

27
Gevatter gewaltthätigen Anspruch. Dieser treulose Verleger, wie alle seine

28
Brüder, (ohngeachtet ich mit keinem einzigen in meinem Leben im eigentl.

29
Verstande gehandelt) hat
an
statt
mich im
seines eigenen Schlafkämmerchen,

30
wofür ich bestimmt war, mich in seinem Laden, der der gröste in gantz Norden

31
ist, am höchsten Balken aufhängen
laßen
,
wo sich alle Welt über den armen

32
Sünder im Hemde mit verbundenem Kopfe aufhält, ohne zu wißen,
wie
ich

33
da
hin
zu
gekommen in der
attitude
eines Narren oder
Maleficanten
in unserm

34
großen Kanterschen Laden aufgehangen zu
werden

35
Wenn Ew.
Excellenz
aus layenbrüderlicher
Praedilection
mir die gnädige

36
Erlaubnis ertheilen
wollen
mit dem Kanterschen Buchladen wegen des
Magi

37
in effigie
einen Handel zu schließen: so sollen Sie dabey nicht so sehr

S. 69
übervortheilt werden als bey unserm in Börnstein eingefaßten Insectenkram

2
bisweilen geschehen mag. An dem künftigen Schicksal dieses Originals ist nichts

3
gelegen; es sehnt sich blos nach seiner Erlösung von dem hiesigen Pranger,

4
wo es jedermann zum Spectacul hängt. Für ein Dutzend Preuß. Thaler will

5
ich in einem gantzen andern Bilde mit allen
Pontificalibus
eines Nordischen

6
Magi
prangen und im gantzen Kanterschen Buchladen soll von nichts die Rede

7
seyn als von der wunderbaren Metamorphose des hiesigen armen Sünders

8
im Hemde mit verbundenem Kopfe; wenn gantz Deutschland sich

9
ausgewundert haben wird daß der Vater des starken Agathons und der winzigen

10
Musarion auf seine alten Tage der
Colporteur
eines kleinen deutschen Mercurs

11
geworden. Das Gerücht meiner Verjüngung wird an den Gränzen von

12
Europa bis zu den Ohren meiner bösen
Catin
kommen, die noch nicht aufgehört

13
die Aspasie, Maintenon und
Sevigné
meiner Seelen zu seyn. – – Ist sie

14
nicht das erste und einzige Mädchen auf der Welt, das so viel Herz gehabt

15
einen Magum zu lieben und Hofnung zu einer der reichsten Erbschaften haben

16
soll? – Ja sie allein verdient die Mutter meiner lieben, lieben ungezogenen

17
Kinder zu seyn.

18
Allem diesem und unendlich mehrerem zu folge erwarte von Ew.
Excellenz

19
die gnädige Erlaubnis zur Uebermachung des Taschen
Msts
und des
Autor
s
in

20
effigie
nebst den übrigen Befehlen zur
Bestellung
Vollziehung und

21
gehörigen Bestellung des Aufgedrungenen.

22
So wie Ew.
Excellenz
mich am Morgen dieses ersten AdventSonntages

23
mi
ch
t
allen Ihren Ordensbrüdern zieml. ausgesöhnt: so kann nicht umhin

24
Denenselben
noch im Vertrauen zu sagen, daß der Anblick des treuherzigen

25
Layenbruders in seiner Pelzkappe mir jenen weidlichen
Boas
vor Augen

26
mahlte „der nicht ruhen konnte, biß ers zum Ende
brachte“
Sollte diese erste

27
Weißagung Ihres
Magi
eintreffen: so wird seine Muse, die Hexe von

28
Kadmonbor, nicht mehr
Mara
sondern
Naemi
heißen.

29
Gott seegne Ew.
Excellenz
mit dem besten Seegen des
Dati
meines Briefes

30
und schenke Ihnen viel Ruhe und Freude zum Neuen Jahr im Schooß Ihrer

31
Hohen Familie. Ich ersterbe mit dem tiefsten und herzlichsten
Respect
Ew.
Excellenz

32
unterthänigster Hamann.

Vier Entwürfe. Provenienz: Originale verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 77:

408/7
Entwurf 1

8
den 1 des
X
sten. 773.

9
Ew.
Excellence
muß noch mit einem Briefe verfolgen, der

10
wenigstens so vernünftig seyn wird auf eine recht müßige Stunde in Ihrer

11
Heimath zu warten,
und kein beschwerlicher Geleitsmann Ihrer

12
Expedition
in Norden
verrichteten
zu vollendenden
Expedition

13
seyn wird
zu werden.

14
Ew.
Excell.
haben mir freylich den 27 und 28 Nov. wiewol ohne Ihre

15
Schuld das Leben ein wenig sauer gemacht. Weil dies aber immer mein

16
Leibgeschmack
von Jugend auf
gewesen: so
war
ist selbst dies

17
vehiculum
aller Ehre werth. Die Sache selbst hienieden ist mir trotz meines

18
starken Aberglaubens immer als eine
Reliquie
vorgekommen.

19
Mit römischen Thränen in preußischen Augen
v
oll

20
markantoninischer Andacht oder hab ich von Jugend auf die Vorsehung danken

21
können für
das Geschenk von
meinen Reichthum an Freunden über

22
all mein Verdienst und Würdigkeit. Demohngeachtet ist unter allen

23
Scherzen des
neuesten
deutschen Witzes mir keiner tiefer und

24
inniger eingedrungen als das Moltersche
Klaglied
Trauerlied:

25
Die ihr des mitleids fähig
seyd

26
Sagt, hat ein Herz so vieles Leid

27
So tödlich unheilbare Wunden

28
Als meine bange Brust empfunden?

29
Ich habe mich selbst mehr als einmal über den Eindruck einer

30
anakreontischen Poße gewundert, die sich so wenig zu meinem Schicksal

31
glückl.
zu reimen schien. Es hat
mir
mir nach meinem Ideal der

32
Freundschaft immer
etwas
in der That
an
etwas beym Genuß

33
dem gantzen
Ideal
der Freundschaft
gefehlt und durch einen

34
vieljährigen Mangel des Genußes ist das gantze Ideal in meiner Seele so

35
ausgetrocknet, daß ich selbst davon nichts mehr habe erkennen können.


S. 409
Entwurf 2

2
Ew.
Excellence
muß noch mit einem Briefe verfolgen, der

3
wenigstens so vernünftig seyn wird auf eine müßige Stunde in dero

4
Heimath zu warten und kein beschwerlicher Geleitsmann Ihrer noch in

5
Norden zu vollendenden
Expedition
zu werden.

6
Ew. Excellenz habe mir freylich, doch ohne Ihre Schuld den

7
27 und 28 Nov. das Leben ein wenig sauer gemacht. Weil dies aber

8
immer
von jeher mein
Leibgeschmack
gewesen: so ist selbst dies

9
vehiculum
aller Ehren werth. Die Sache selbst
hienieden
ist mir

10
trotz meines starken Aberglaubens immer als eine
Reliquie

11
vorgekommen.

12
Voll Markantoninischer Andacht, ja „mit römischen Thränen in

13
preuß. Augen“ hab ich gern von Jugend auf die Vorsehung preisen

14
mögen für meinen Seegen an Freunden – über all mein Verdienst

15
und Würdigkeit. Dem ohngeachtet ist unter allen
Scherzen
unsers

16
des modern deutschen Witzes mir keiner tiefer

17
eingedrungen als das
Moltersche
Trauerlied:

18
Die ihr des Mitleids fähig seyd

19
Sagt, hat mein Herz so vieles Leid

20
So tödlich unheilbare Wunden

21
Als meine bange Brust empfunden?

22
Ich habe mich selbst mehr als einmal über den Eindruck einer

23
anakreontischen
Poße
Tändeley gewundert, die sich so wenig zu meinen

24
damaligen Erfahrungen zu reimen schien. Nach meinem Ideal der

25
Freundschaft hat mir aber in der That noch immer etwas beym

26
Genuße gefehlt, und durch einen so vieljährigen Mangel dieses

27
ehmaligen
Genußes ist das gantze Ideal in meiner Seele so ausgetrocknet

28
und verlöscht worden, daß ich selbst davon nichts mehr habe

29
erkennen können. Dies für verloren gehaltene Ebenbild scheint durch das

30
treuherzige Anschauen des Layenbruders von Angesicht zu Angesicht

31
am
je
ersten AdventsSonntage unter der Vesper seiner

32
Wiederherstellung nahe zu seyn.

33
Ew. Exc. habe zwar den Preuß. Sabbat durch einen
unerlaubten

34
kleinen Schleichhandel mit den Producten unserer baltischen Küsten

S. 410
ziemlich
etwas entweyht. Weil ich aber ein unwürdiger

2
Augenzeuge Ihrer
passiven
Grosmuth
bey der unumgängl.

3
Nothwendigkeit in an sich unerlaubten Handlungen lieber sich betr
von meinen

4
Landsleuten betrogen zu werden, gewesen: so ist alle Gerechtigkeit

5
ipso facto
dadurch Genüge geschehen. Ungeachtet meines alt

6
lutherschen Sturmeifers gegen alle gute Werke
muß
dann ich
es
zur

7
Beruhigung aller treuherzigen Layenbrüder
starken Geister
,

8
die
sich
an jedem kleinen Majestätsverbrechen gegen d
ie
en

9
Ruhe
Frieden des Sabbats
im deutschen Hl römischen Reich

10
ersticken wollen,
hiemit öffentlich nicht verschweigen,
ein weit

11
größeres gutes Wort des
solliciti rei
nicht verschweigen in eben derselben

12
Stunde deßelben AdventsSontag einen
Unglücklichen
Zauberer von

13
seinem
incarce
rirten Haß und Groll gegen alle
Excellentzien
im

14
des Himmel und auf der Erde
u Kräfte der Ober- u Unterwelt

15
beynahe entzaubert
zu haben
und durch dieße Sinnesänderungen ihm

16
vielleicht die Thür seines künftigen Glücks geöffnet zu haben. Ew

17
Excellenz
können leicht erachten daß die Freude im Himmel über

18
einen von einer solchen Todtsünde entzauberten
Sünders
reum
die

19
Schadenfreude der Hölle darüber ausgelöscht, daß
ein Heiliger den

20
AdventsSonntag in meiner Vaterstadt von einem Heiligen im

21
Hause des Königreichs durch einen kleinen Schleichhandel
einer im

22
gantzen Deutschland verehrter Heil. sich gelüsten laßen einige

23
Rosenkränze von Bernstein zu seiner PrivatAndacht der SonntagsPolicey

24
unserer Kgl. Residenz zuwieder mit Aufgeld zu er-


25
Mein
Pindar
, den ich jetzt lese, ist mir verekelt worden um meine

26
Neugierde über das
Corpus delicti,
woran Ew.
Excell.
dachten zu

27
befriedigen. Es hat mir eine sehr finstere Nachmittagsstunde in den

28
süßesten Abend u Morgen verwandelt.
Brust und
Für den Rücken

29
des Werks
sind völlig gedeckt und der
ist der 2te Theil
ist
ein sehr

30
wesentl. Hauptstück u beynahe der
Schlüßel des gantzen Tons.

31
Die er Urkunde Grund zu den so entgegengesetzten Gemälden u

32
Berechnungen kann verräth immer eine Urkunde von Große und

33
Tiefsinn
Die Urkunde bleibt immer in meinen Augen groß,
göttlich

34
unbekannt und heilig ehrwürdig, welche
und dunkel
in zwey so

35
entgegengesetzten Gemälden u Berechnungen und ich
die zu einem

S. 411
solchen
Contrast
von Gemälden
u Erscheinungen
Anlaß geben kann,

2
und in
diese
das Heiligtum dieser Urkunde
wünschte
es mag

3
bestehen worinn es wolle


4
Entwurf 3

5
Ew. Excellenz muß noch mit einem Briefe verfolgen, der

6
wenigstens so
vernünftig
bescheiden seyn wird Sie
als ein bescheidener

7
Geleitsmann
auf Ihrer noch in Norden zu vollendenden
Expedition

8
bis nach Dero Heimath zu begleiten und daselbst eine müßige Stunde

9
abzuwarten.

10
Ew. Excellenz haben mir freylich, doch ohne Ihre Schuld den 27

11
und 28 Nov. das Leben ein wenig sauer gemacht. Weil dies aber

12
von jeher mein
Leibgeschmack
gewesen: so ist selbst dies
vehiculum

13
aller Ehren werth. Die Sache selbst hienieden aber ist mir trotz

14
meines starken Aberglaubens immer problematischer als eine

15
Reliquie
vorgekommen

16
Voll Markantoninischer Andacht, ja „mit römischen Thränen in

17
Hw. Augen“ hab ich gern die Vorsehung von Jugend auf preisen

18
mögen für meinen gehabten Seegen an Freunden
die
über all mein

19
Verdienst und Würdigkeit
gewesen
. Dem ohngeachtet ist unter allen

20
Scherzen
des modern deutschen Witzes mir keiner so tief
er

21
eingedrungen als das
Moltersche
Trauerlied:

22
Die ihr des Mitleids fähig seyd

23
Sagt, hat mein Herz so vieles Leid

24
So tödlich unheilbare Wunden

25
Als meine bange Brust empfunden?

26
Ich habe mich selbst mehr als einmal über den Eindruck einer

27
anakreontischen Tändeley gewundert, die sich so wenig mit meinen

28
damaligen Erfahrungen zu reimen schien. Nach meinem
Ideal
der

29
Freundschaft hat mir aber in der That noch immer etwas beym

30
reichsten Genuße gefehlt, und durch eine so vieljährige Beraubung dieses

31
Genußes ist das ganze Ideal in meiner Seele so ausgetrocknet und

32
verdunkelt worden, daß ich selbst davon nichts mehr habe erkennen

S. 412
können. Dies
durch
für verloren gehaltene Ebenbild scheint durch

2
das
treuherzige
Anschauen des treuherzigen Layenbruders von

3
Angesicht zu Angesicht am ersten AdventsSontage unter der Vesper

4
beynahe wieder hergestellt worden zu seyn.

5
Ew
Excellentz
haben zwar den Preuß. Sabbat durch einen

6
kleinen Schleichhandel mit de
n
m
Producten
Auswurf unserer

7
Küsten
etwas
entweyht. Weil ich aber ein unwürdiger Augenzeuge

8
Ihrer
passiven
Grosmuth
vor
gegen den Betrug unserer
activen

9
Colporteurs
u
Contrebandiers
Hausierer
betrogen zu werden

10
übervortheilt
gewesen: so ist aller Gerechtigkeit
ipso facto
dadurch

11
Genüge geschehen.
Bey allem
Trotz meines altlutherschen

12
Sturmeifers gegen
alle moralische u politische
gute Werke kann ich zur

13
Beruhigung
aller
solicitorum reorum
der über jeden
kleinen

14
Majestätsverbrecher gegen den
Friedensbruch des gel. Sabbats

15
solicitorum reorum
das
gute
Werk eines treuherzigen

16
Layenbruders
Wunderwerk nicht verschweigen, wodurch es Ew.

17
Excellentz
gelungen in eben derselben Stunde deßelben
Advents-

18
Sonntages einen armen Beseßenen von seinem
incarce
rirten Haß u

19
Groll gegen alle
Excellentien
und Kräfte der Ober- und

20
Unterwelt beynahe entzaubert – und durch den Anfang dieser

21
Sinnesänderung allein
vielleicht
ihm die Thür seines künftigen Glücks

22
vielleicht geöfnet zu haben.
Die Schadenfreude der Hölle darüber, daß

23
ein im ganzen deutschen Kaysertum berüchtigter Heiliger Protestant

24
sich hat gelüsten laßen einige Rosenkränze zu seinen Reliquien von

25
Börnstein zu seiner Privatandacht, der Sontags Policey unserer Kgl.

26
Hauptstadt zuwieder, mit Aufgeld zum Besten reinen Vortheil

27
unserer
Inventi
rern und Kunstdreher abzu
er
kaufen, ist durch das

28
olympische Gelächter im
Him
Olymp
über einen
ver
solchen

29
Todsünder, als Groll und Haß, entauberten
reum
gänzlich ausgelöscht

30
worden mit dem gantzen Orden der
Excellentzien
nunmehro

31
beynahe ausgesöhnten Sünder gänzlich ausgelöscht worden.

32
Das olympische Gelächter ist nach dem Vater der Dichter

33
unauslöschlich, aber dem Himmel sey Dank das kritische Fegfeuer ein

34
ehrlich faules Holtz.

35
Außer einigen wenigen Stunden auf meiner Werkstäte, die ich

36
eben so wenig mehr Lust als nöthig habe recht mehr abzuwarten und

S. 413
den Augenblicken, die ich als ein ehrl. Schulmeister meinem Sohn

2
schuldig bin,

3
Die Neugierde hat


4
Entwurf 4

5
den 1
X
stem. 73.

6
Ew.
Excellentz

7
unterwinde mich noch mit einem Briefe zu verfolgen, der

8
wenigstens so vernünftig und bescheiden seyn wird Sie auf Ihrer noch

9
im Norden zu vollendenden
Expedition
bis nach Dero Heimath

10
zu begleiten und daselbst eine müßige Stunde abzuwarten.

11
Die Verzweifelung u Bestürzung über die falsche Nachricht daß

12
Ihre
Ew.
Excell.
den 27
p.
des Nachts durchgegangen und die

13
gantz unerwartete und gleichsam vom Himmel gefallne Freude

14
Ihrer würkl. Ankunfft haben mein ohnedem schon überspanntes

15
NervenSystem dergestalt erschüttert, daß ich
heute
von einem halben

16
Wahnsinn, indem ich an nichts als den treuherzigen Layenbruder

17
denken, sein
Corpus delicti
und seinen deutschen

18
Nationalgeist
habe lesen
und studieren
können – endlich Gott Lob! Diesen

19
Morgen glücklich erwacht bin um 3 Bogen zu
cassir
en, die ich

20
gestern angefangen hatte
in momentis,
die
gar
ich selbst nicht

21
für
lucida
gewesen seyn müßen
erkennen kann. So viel wird gnug

22
seyn auch gegenwärtiges zu entschuldigen.

23
Ich bin leider! ein unwürdiger Augenzeuge gewesen wie hochlich

24
Ew.
Excellentz
am ersten Advents Sontage den Preuß. Sabbath

25
durch einen unerlaubten Schleichhandel mit dem Auswurf unserer

26
Küsten entweyht haben, aber auch zugl. von Dero
passiven

27
Grosmuth gegen d
en
ie in
Betrug
Spitzbüberey unserer
activen

28
Colporteurs
und Hausirer; wodurch
ipso facto
alle Gerechtigkeit

29
ein Genüge geschehen. Trotz
jenes
meines altlutherschen

30
Sturmeifers gegen alle
gute Werke
unserer trautesten Moral und Politik

31
kann ich es nicht verbergen, daß der
treuherzige Layenbruder

32
Friedensbrecher uns Preuß Sabbats
sollicitus reus
in eben derselben

33
Stunde einen armen Beseßenen von seinem
incarceri
rten Haß
und

S. 414
Groll und Todfeindschaft gegen alle
Excellentzien
und Kräfte der

2
Ober- und Unterwelt halb entzaubert und durch den Anfang dieser

3
Sinnesänderung
ihm
vielleicht die Thür seines künftigen Glücks

4
und eines unauslöschl. Gelächters im
Olymp
über die vereitelte

5
Schadenfreude unserer Policeywächter geöfnet haben.

6
Bey den
Meine beyden Aufwartungen,
welche bei Ihro
Excell

7
bezogen sich auf
etwas
ein
Mst
in der
Tasche
und
etwas
einen

8
Handel
in petto,
über die ich mich ohne alle Schaamhaftigkeit

9
rein aus erklären werde

10
Ew.
Excell.
haben die Gnade gehabt an meiner bisherigen

11
unsichtbaren Autorschaft innigen Antheil zu nehmen und aus einem

12
mir
heiligen
nachdrückl. Wink darf ich Dieselben
noch
unter

13
meine
diejenige
Leser
zählen,
die
deren Beyfall allein das Oel

14
meiner
verlöschenden
Autor
stoltz
lampe werden soll. Ich bin

15
gegenwärtig allem Ansehen nach mit meinem gantzen
Offensiv-

16
Plan
fertig: und
wenn es zum
Defensiv
verspreche mir noch mehr

17
Leichtigkeit, wenn es darauf ankommen sollte mich zu
defendi
ren

18
und zu rechtfertigen.

19
Des Sokrates Beruf die Moral aus dem
Olymp
auf die Erde zu

20
verpflantzen und ein delphisches
Oracul
sprüchlein in practischen

21
Augenschein zu nehmen zu erklären ist der meinige gewesen das

22
Heiligtum unseres Glaubens und Kanons auf eine
analogi
sche Art

23
zu entweyhen und gemein zu machen und unsere Lügen-
und

24
Schau- und Maulmoralisten mit der Geißel der
zu
modernen Ironie zu

25
verfolgen. Kurz alle meine
Opuscula
zusammen genommen sind

26
eine kleine
Büchß
Galanterie Büchse im Sinn des Alcibiades.

27
Alle Welt hat sich über den Satyr theils geärgert oder lustig

28
gemacht und niemand an den
lutherschen Katechismus
gedacht,

29
deßen
Ehre
Glaube Name und
Zeugnis
Geschmack mir sehr am

30
Herzen liegt und deßen Kraft allein dem heutigen
Pabst
und

31
Türken
allein
gewachsen ist und bleiben wird.

32
Der Treuherzige Layenbruder hätte mich beynahe zu früh

33
verrathen indem er gar zu weit sahe aber was die
Ungezogenheiten

34
betrift, die er mir vorwirft, so waren die gewiß nicht für ihn, sondern

35
seine Grosmuth, in der
kein
ich eben so wenig ein Myop gewesen,

36
war eben das Aas des Adlers.

S. 415
Wie gesagt das
Mst
war in der Tasche, und ich brauch es nicht

2
mehr, weil ich meine Absichten ohne selbiges erreicht habe und immer

3
erreichen kann, wenn es ein höherer Wille ist. Es sind wenige

4
Blätter. Der Himmels- und National-Strich ist nicht zu verleugnen.

5
Alles ist
local
, und
individuel
und das gute Dinge des Saltzes
ist

6
nicht gespart
herrscht mit lakonischer Freygebigkeit. Die Fabel

7
betrift 5 Thaler
die
meiner Finanzen, die mir von der
Arithmetique

8
politique sans rime et raison
abgezogen worden. Es ist aber nichts

9
als ein
Brouillon
im Weinmonat 772. geschrieben und so alt für

10
mich daß mir dafür eckelt es anzusehen. Der treuherzige Bruder

11
würde also diese
Reliquie
so wie sie ist annehmen, die ein oder 2

12
Worte, die mir immer fehlen, und ihm nöthig scheinen auf ein

13
Blättchen dazu schreiben,
oder
mir mit einem durchgehenden

14
Courier
in Jahr und Tag wieder zustellen laßen oder es bey einem

15
anderweitigen Friedenszug in Norden
mir selbst
seinem Magus

16
selbst einhändigen mit seinem Gutachten
en general
oder
en detail

17
– blos zum besten meiner künftigen Arbeiten und
Lucubration
en wenn

18
Gott meine Augen dazu erhalten will. Meine übrige Gründe dies

19
im
Machen mir Eßen
Munde süß schmeckenden und in der

20
Verdauung für mich selbst u andere grimmigen Büchlein zu

21
unterdrücken, wird vielleicht der Augenschein selbst lehren, wenn ich mich

22
meine gantze Urtheilskraft nicht verlaßen hat, welches immerhin

23
der wahre Fall seyn kann und mag.

24
Ich wiederhole, daß es nichts als ein
Brouillon
ist, den ich nicht

25
mehr ansehen kann und eben so wenig ins reine bringen laßen, da

26
mein armer kranker geschlagener Bruder
seit
über Jahr und Tag

27
nicht mehr die Feder für mich ansetzt sondern die meiste Zeit auf

28
dem Bette oder in seiner Zelle zubringt. So viel also über das

29
Ziel
und die
Schule
meiner Autorschaft, da mir
authenti
schö

30
köstlicher sind als alle
Zufälligkeiten
derselben.

31
Von dem
Mst
in der Tasche auf den Handel
in petto
zu kommen:

32
so betrift selbiger den Autor selbst, ihren armen Magum, der seit

33
vielen Jahren zur offentl. Schande am Pranger hängt
in puris

34
naturalibus;
und es ist gegen alle christl. Liebe des treuherzigen

35
Layenbruders nicht die Barmherzigkeit an seinem Magum
in effigie

36
erwiesen zu haben, welche Rizpa u David an den Gebeinen Saul

S. 416
und Jonathan 2
Sam XXI.
that. Die ganze geheime Geschichte

2
lautet, wie folgt:

3
Eine der
unsinnigsten
unbegreiflichsten Leidenschaften, die
sich

4
sich aus einer Hölle auf Erden in einen irrdischen Himmel für mich

5
verwandelt, trieb mich von meiner in aller Art fruchtlosen Wallfahrt

6
zu einer noch weit fruchtlosern nach Curl. u Polen, dem wirksamen

7
und bey mir sehr lebhaften Grundgesetze der SelbstErhaltung

8
zufolge. Vor dieser letzten Reise hatte ich den frommen und

9
kindischen Einfall mich
in puris naturalibus
mit einer mir zur

10
Gewohnheit und andern Natur gewordnen Macht auf meinem von

11
Kindheit
Jugend auf kahlgewordnen Haupt meinem seel. Vater zur

12
folge
Freude so treu als mögl. abmalen zu laßen und ließ das

13
Bild an meiner gewesenen Schlafstäte hangen durch meine treue

14
Hamadryade, die gegenwärtige Mutter meiner beyden lieben Kinder.

15
Als ich nach meines seel. Vaters Tode wieder zurückkam, machte

16
mein alter Verleger und doppelter Gevatter der
Lotterie Director

17
Kanter
durchaus auf dieses Bild Anspruch, welches mir sehr ähnlich

18
seyn soll, außer daß ich nach 7 Jahren wie man sagt schöner jünger

19
und feister geworden. Anstatt mi
r
ch
eine ehrl. Stelle wie eine

20
in seinem Schlafkämmerlein, wozu ich bestimmt war, gehörig zu

21
verwahren hat er mich in seinem großen Laden am Balken hängen

22
laßen, wo sich alle Welt über den armen Sünder im Hemde mit

23
verbundnem Kopfe aufhängt ohne den Leuten zu sagen, wo er das

24
Bild gestohlen und wie er in seine Hände bekommen. Weil es wenig

25
Virtuosen
hier zu Lande giebt, die sich auf das
locale
und

26
individuelle
des Geschmacks gestehen so gelt ich hier für einen Narren

27
der im Kanterschen Buchladen
gratis
im Hemde und mit

28
verbundnem Haupte wie ein Maleficant oben am Balken hängt. Wenn Ihro

29
Excell.
mir die gnädige Erlaubnis geben wollen mit dem
Lotterie-

30
Director Kanter
wegen des
von Ihnen
crei
rten Magi
Magi
in

31
effigie
zu handeln: so mach ich mich anheischig Ihnen das Gemälde

32
zu verschaffen und werde dafür sorgen, daß Sie nicht so sehr dabey

33
beschnitt
übervortheilt werden sollen als
mit von
bey unsern

34
Insecten
colporteurs
in Börnstein eingefasten Insectenkrämern.

35
Ihro
Excell
werden ein Werk der Barmherzigkeit thun
An d
as
em

36
künftigen Schicksal dieses Gemäldes ist nichts gelegen, wenn es nur

S. 417
hier vom Pranger, wo es jedermann anstößig ist, erlöst wird. Für

2
12 ein Dutzend pr. Thaler wird sich das Geschöpf
Ihrer Feder

3
mit
Mütze Hut
Peltz Mütze u Stab so schön als
den deutschen

4
Mercur
sich ein nordischer Magus
mit Hut u Stab
einbilden

5
abmahlen laßen. Unterdeßen gantz Deutschland sich nicht gnug

6
wundern kann, wie sich der Vater des
großen
starken Agathon

7
und der winzigen Musarion zum
in den
Colpoteur
eines kleinen

8
deutschen Mercurs hat umschaffen können; wird
alle Welt
in gantz

9
Norden oder wenigstens im Kanterschen Buchladen von der

10
Verwandlung im
Kanter
schen Buchladen
neusten wunderbaren

11
Metamorphose
eines
armen
nackten Sünders in einen
Magum
ruhen

12
preuß.
Bel-Esprit cum pontificalibus
die Rede seyn.
Einer meiner

13
Landsleute und guten gelehrten Freunde, der im Kanterschen

14
Buchladen zur Miethe wohnt und der erste Preuß.
Das Gerücht wird

15
am
äußersten
Ende Europa zu den Ohren meiner
Catin
dringen

16
die
meine
für meine Seele Aspasia, Maintenon u Sevigne ist –

17
das erste einzige Mädchen auf der Welt, so
mich geliebt
ein Herz

18
gehabt mich zu lieben,
das ich aus
und Hofnung
hat zu soll

19
einer der reichsten Erbschaften
zu werden
haben soll – und das

20
allein verdient eine Mutter meiner Kinder zu seyn.

21
Diesem allen zu folge erwarte von Ew
Excell.
die gnädige

22
Erlaubnis zu Uebermachung des kleinen Taschen
Mst
in der Tasche

23
und
zur Vollziehung des kleinen Handels
in petto
des Autors
in

24
effigie
und übrige Befehle zur Vollziehung
deßelben
und gehörigen

25
Bestellung des Aufgedrungnen.

26
So wie Ew
Excell.
mich den ersten Advents Sonntag
vormittags
in

27
der Frühe mich mit
dem
allen Ihren Ordensbrüdern ausgesöhnt: so

28
kann nicht umhin Ihnen noch zu entdecken daß der Anblick des

29
treuherzigen Layenbruders in seiner Peltzkappe mich an den
weidlichen
Mann

30
Boas
erinnerte, der nicht ruhen konnte bis er zum Ende brachte. Sollte

31
diese erste Weißagung
des
Ihres Magus eintreffen so soll seine Muse,

32
die Hexe von Kadmonbor, nicht mehr Mara sondern Naemi heißen.

33
Gott seegne Ihro
Excell.
mit dem besten Seegen dem
dato
meines

34
Briefes zu folge und schenke Ihnen
die Gnade des Neue Jahr in
viel

35
Ruhe und Freude zum Neuen Jahr im Schooß Ihrer Familie. Ich

36
ersterbe mit dem tiefsten u herzlichsten
Respect

Provenienz

Aus Goethes Autographensammlung. Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 33/303, 3–8.

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 46–54.

ZH III 66–69, Nr. 398.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
66/1
73.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
73
67/6
komt
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
kommt
67/27
Siecle
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Siècle
67/32
Baumelle
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Baumelle
68/16
Himmel,
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Himmel
68/16
fruchtlo
s
sen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
fruchtlosen
68/17
fruchtlosern
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
fruchtloseren
68/29
an
statt
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
anstatt
68/31
laßen
,
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
laßen,
68/33
da
hin
zu
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
dazu
68/34
werden
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
werden.
68/36
wollen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
wolle
69/13
Sevigné
]
Geändert nach der Handschrift; in ZH Druckkorruptel:
Sevigne´
69/23
mi
ch
t
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
mit
69/26
brachte“
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
brachte.“
69/29
Dati
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Dati