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390/15
Kgsberg den
28 März 67.
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Herzlich geliebtester Freund,
17
Den 25
Jan.
kam ich hier an und fand in unserm Hause eine Leiche die im
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Begriff war zu verscheiden, neml. den seel. Zuckerbecker
Nuppenau,
den der
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Schlag am letzten Tage unserer
Auction
gerührt hatte; auf meiner
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Bücherstube aber eine junge frühzeitige Sechswöchnerinn mit ihrem Sohn – Hierauf
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die Häfen des Winters ein 14 Tag auf dem Lande
genoßen
– Meine übrige
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Zeit vergeht unter Warten und damit daß ich einer Theilung zusehe, von der
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mir blutwenig übrig bleiben wird. Bey solchen Umständen kann man sich
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der heidnischen u jüdischen Gedanken nicht entschlagen: woher nehmen wir
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Brodt in dieser Wüste? und womit werden wir uns kleiden? Unter diesen
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Dünsten benebelt läßt sich wenig edles, freyes, witziges denken. Wenn ich
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also heute an Sie schreibe, so geschieht es blos, Liebster Freund, um theils nicht
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gantz von Ihnen vergeßen zu werden, theils Sie an einige Kleinigkeiten zu
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erinnern, woran mir gelegen ist 1.) Erstlich sorgen Sie dafür, daß Ihr HE
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Verleger, unser Freund Hartknoch, das dem jüngsten HE
Lindner
gethane
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Versprechen erfüllt in Ansehung des
Spence,
und
Muratori;
davon der erste auf
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Ihr Verlangen Ihnen überschickt werden muste unter der Bedingung, daß die
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Remise
davon aufs beste u sicherste besorgt werden sollte. Ich verlaße mich also
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gewiß darauf, daß diese beyde Bücher gut nach Braunschweig u ohne Kosten
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oder Schaden des Eigenthümers, der uns gedient hat, wird
spedi
rt werden.
S. 391
2.) Bitte ich mir ein schriftl. Verzeichnis aus von den Büchern, die mir
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gehören u die ich Ihnen zu Ihren Arbeiten
communici
rt habe. Besonders
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beding ich mir wegen der engl. aus daß Sie selbige nicht verliehren, und was
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Sie nicht mehr nöthig haben sollten, bey guter Gelegenheit an HE.
Pastor
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Patz remitti
ren. Ich habe bereits vor meiner Abreise aus Curl. um eine
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genaue
Specification
gebeten, bitte daher nicht gar zu saumseelig zu seyn
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und erwarte eine pünctl. Erfüllung meiner Willens
Bitte
von Ihrer
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Freundschaft, weil ich alle meine Sachen in Ordnung bringen u. einen beträchtl.
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Ausschuß meiner Bücher verkaufen will.
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3.) Besorgen Sie doch bey HE George Berens einen wichtigen
Defect
in
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meiner Bibliothek entweder selbst oder durch Ihren lieben HE Verleger; neml. von
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Richardson’s Traité de la peinture
von
Tom. III.
premiere partie
.
Er ist in
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groß 8. in türkisch Papier
eingebunden
geheftet, und ich habe schon neul.
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deswegen mit ihm gesprochen, weiß aber nicht, warum ich es nicht auf der Stelle
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mitgenommen. Es liegt da unter den Büchern u ist gleich kenntlich an seiner Größe
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u türkischem Bande. Ich verspreche mir gantz gewiß, daß HE Hartknoch so gut
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seyn und mir selbiges hieher mit bringen wird, weil die übrigen Theile hier sind.
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Werden wir eins oder 2 Stück von Ihren Fragmenten sehen mit dieser
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Meße? HE Steidel, dem ich unmögl. antworten können, meldete mir, daß
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Sie krank gewesen. – Wenn Sie durch HE Hartkn. wenigstens ein paar
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Zeilen an mich schreiben sollten, so geben Sie mir doch einige Nachricht von
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HE
Secr. B.
– auch so viel ich wißen darf von Ihren Verbindungen mit
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Nicolai.
Laßen Sie Ihre alte Liebe und Freundschaft gegen mich nicht gantz
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erkalten. Wenn ich gegenwärtige Verwirrung werde ins reine gebracht
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haben
und überstanden haben auch meine Möglichkeit absehen kann hier
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noch eine Zeitlang zu
subsisti
ren; so erwarten Sie von mir beßere Briefe.
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Spiegeln Sie sich an mir u arbeiten Sie
caute et sobrie.
Ich umarme Sie
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und bin Ihr abgelebter Freund u Diener
Hamann.
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Adresse:
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à Monsieur / Monsieur Herder / Candidat du S. Ministere, Colle- /
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gue vicaire du College Cathe- / dral de et /
à /
Riga
. p. fav.
Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 341 und 342.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 54.
Bisherige Drucke
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 246.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 438 f.
ZH II 390 f., Nr. 340.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
390/21 |
genoßen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: genoßen. |
391/31 |
à / |
Geändert nach der Handschrift; ZH: à |