165
434/26
Königsb: den
30.
Octobr.
1759.
27
Mein lieber Bruder,
28
Ich habe zweyerley Anliegen an Dir, womit ich den Anfang machen will.
29
Das erste betrift eine Erinnerung einer alten Bitte und Versprechens nach
30
Trutenau
ca. 15 km nördlich von Königsberg
Trutenau einen Schlafpeltz zu besorgen; gleich dem meinigen. Du weist wie
31
gefällig sich diese ehrl. Leute immer gegen uns bewiesen. Fällt es Dir zu schwer;
32
so will gern die Hälfte des Preises bezahlen. Sein Wort muß man aber halten,
33
und gute Freunde nicht vergeßen. Weil dies aber aufgewärmter Kohl ist, und
34
ich bloß Deinen überhäuften Geschäften die Ermangelung Deiner Pflicht in
35
dieser Kleinigkeit zuschreibe; so will mich nicht länger damit aufhalten.
S. 435
Mein zweyter Antrag betrift eine ganz neue Gefälligkeit, und ich wage
2
denselben bloß aus gutem Vertrauen auf Deine Gesinnungen. Baßa hat mir mit
3
voriger Post geschrieben, daß er Geld braucht vor der Hand zu seinen nöthigen
4
Ausgaben; und ersucht mich darum ihn zu dienen. Ich habe bloß zu dem
5
nothdürftigsten Gebrauch und zwar nicht viel übrig. Da ich nicht vermuthe, daß
6
Du Dein Geld angegriffen; so wirst Du beßer thun damit zu wuchern. Es
7
ist eben so gut, als wenn Du es mir vertrauest, und Du hast mehr Sicherheit
8
bey ihm als bey mir. Höre meine Gründe, und denn urtheile.
9
1. Ich sehe mich dadurch als durch ein Merkmal seiner Freundschaft geehrt,
10
daß er zu mir seine Zuflucht nimmt.
11
HKB 119 ( I 259/5 )
; vmtl. hatte
George Bassa
geholfen, Hamanns Schulden bei der Familie Berens (aus den Ausgaben in London) zu begleichen.
2. Ich bin ihm verbunden, es sey wie es wolle zu dienen, da er mir mit gleicher
12
Grosmuth gedient.
13
3. Ich müste meinen Vater darum ansprechen, und denn wäre es doch von
14
dem
Deinigen
, oder von dem Unsrigen. Dies würde aber theils
15
weitläuftig und zu umständlich seyn, theils muß ich Unsern Alten von aller
16
irrdischen Sorge und Unruhe abhalten, die ihn ohnedem schon zu sehr drückt.
17
entziehe
wohl eher: biete
4. Ich entziehe Dir dadurch eine Gelegenheit Dich einen ehrl. Mann, der mein
18
Freund ist, verbindlich zu machen, und die Anerbietung, die ich Dir jetzt
19
thue, Deinen Nächsten zu dienen, wirst Du als ein
Glück
nicht aus der
20
Hand laßen.
21
Weil Du Dein Gold nicht gern verlieren wirst; so gieb es ihm als ein Pfand
22
und laß es bey dem HE Mag. versetzen. Wenn dieser ehrl. Mann auch weiß,
23
50 #
50 Dukaten (Goldmünzen, in ganz Europa gängig)
daß Du 50 # hast, so wirst Du ihm kein Staatsgeheimnis verrathen, noch
24
eine Blöße geben. Ich überlaße Dir und Baßa die Art wie ihr das einfädeln
25
Interessen
vll. Zinsen oder Bürgschaften
wollt. Kann er Dir
Interessen
geben, so nimm sie sicher an; wo nicht, so
26
schenk sie mir.
27
Ich bin willens einen offnen Brief an Baßa einzulegen. Dies darf Dich
28
nicht hindern, wenn es Dir unmögl. oder unthunlich fällt, ihm abzuschlagen.
29
keinen Senf
kein Aufheben
Nur eins bitte mir als eine wesentl. Bedingung aus, davon keinen Senf in
30
Deiner Antwort zu machen, und im vorbeygehen, ja oder nein, mir zu melden,
31
oder die Nachricht davon dem HE Baßa selbst zu überlaßen. Vergiß das nicht.
32
Ich wünschte, daß ich meinen Vater selbst darüber sprechen könnte; ich halte
33
es aber für beßer ihn mit nichts zu beunruhigen. Er ist seit einiger Zeit mit
34
einem Husten beschwert, der ihn sehr mürbe macht, und ich fürchte, daß ihn
35
ein Lager wieder bevorsteht. Bete für Ihn und für mich. Gott sey Ihm und
36
uns allen gnädig, und lehre uns Seinem heiligen Willen uns zu unterwerfen.
37
Eben jetzt fangen die Glocken an die Jgfr Brandtin zu belauten, auf die
S. 436
Johann Friedrich Lauson
hält die Trauerrede
Herr lehre
Ps 90,12
Lauson
parentir
en wird. Herr lehre uns bedenken, daß wir sterben müßen,
2
auf daß wir klug werden!
3
HE.
Rectors
Brief habe gestern erhalten, der mir Dein Wohlbefinden
4
berichtet. Ich werde ihn nicht antworten. Es bleibt bey meinem Vorsatz unsern
5
Briefwechsel zu unterbrechen auf eine Zeit lang. Wiederhole meine
6
Versicherung in Ansehung deßen, was für seine liebe Mama kommen soll.
7
Dergl.
Commission
en werde gern für ihn übernehmen, und worinn ich sonst
8
mit gutem Fuge dienen kann. Außer vielen äußerl. Gründen, an deren
9
Erklärung niemanden gelegen, hören die beyden inneren Bestimmungen meines
10
Briefwechsels auf. Meine
Commission
an ihn ist zu Ende; ich habe ihm nichts
11
Freund
Johann Christoph Berens
mehr zu sagen. Die andere Ursache hat gleichfalls aufgehört. Mein Freund ist
12
Sonntags abgereiset, und schickte gestern den Mag. Kant uns nochmals
13
grüßen zu laßen. Ich preise Gott für alle Gnade, die Er mir erwiesen. Herr B.
14
hat mir alle
mit
die
Achtsamkeit
,
Redlichkeit
und
Zärtlichkeit
erwiesen,
15
die gute Freunde sich schuldig sind, wenn sie sich gleich genöthigt sehen nach
16
verschiednen Entwürfen zu leben. Ich kann ihm nichts darinn zur Last legen, muß
17
aber die Ehre davon auch dem Geber aller guten Gaben, worunter auch das
18
tägliche Brodt der Freundschaft gehört, allein zuschreiben. Ich lese jetzt den
19
Chrysostomus, und werde Dir eine Stelle abschreiben, die ich heute in ihm gelesen:
20
„Du must Dir Freunde machen? Mache Dir Freunde Gott zur Ehre. Du
21
must Dir Feinde machen? Mache Dir Feinde, Gott zur Ehre. Wenn wir uns
22
auch nicht solche Freunde gewinnen, durch welche wir Reichthümer erlangen,
23
deren Tisch wir genüßen, und durch welche wir mächtig werden können; so
24
wollen wir diejenigen
aufsuchen
, und uns zu Freunden machen, die unsre
Seelen
25
immer in Ordnung halten
, die uns
zur Erfüllung unserer Pflichten
26
ermahnen
, die uns
bestrafen
, wenn wir sündigen, die uns
aufrichten
, wenn
27
wir straucheln, und die uns mit
Gebet
und
Rath
beystehen,
um uns zu Gott
28
zu bringen
. Wiederum dürfen wir uns um Gottes Willen
Feinde
machen.
29
Wenn Du einen Schwelger und
Unreinen
siehst, einen Menschen voll Bosheit,
30
voll irriger Lehren
, der dich
zum Fall zu bringen
und
Dir zu schaden
31
sucht:
so weiche von ihm und
fliehe zurück
. Das verlangt
Christus
von Dir:
32
Wenn Dich Dein rechtes Auge ärgert; so reiß es aus, und wirf es von Dir. Er
33
befiehlt Dir
Deine liebsten Freunde
, die
Dir so theuer als Deine Augen
34
und Dir bey
den Geschäften dieses Lebens
eben so
unentbehrl. sind
,
35
auszureißen und wegzuwerfen, wenn sie Dir an
Deiner Seeligkeit
hinderlich sind.“
36
Ich habe gestern seine 6 Bücher vom Priesterthum mit viel Zufriedenheit
37
königl. Priesterthum
1 Petr 2,9
gelesen. Weil das Christenthum in einem
Königl. Priesterthum
besteht, so
S. 437
Cramer (Hg.),
Johannes Chrysostomus Predigten
, Bd. 1, S. 16: „Ich glaube nicht nöthig zu haben, den heiligen Kirchenvater wegen der prächtigen und erhabnen Schreibart zu rechtfertigen, worinnen er dieses Gespräch ausgearbeitet hat. Man muß dasselbe vielmehr für eine ausgearbeitete und ausgeschmückte Geschichte eines Gesprächs, als für das Gespräch selbst halten. Man muß ferner erwägen, daß man von erhabnen Gegenständen, worunter das Priesterthum gehört, erhabner sprechen wird, als man sonst spricht, wenn man zumal von den Begriffen erfüllt ist, die Chrysostomus hatte, und mit ihm von einem Character des Geistes und Herzens ist.“ Auf
Johannes Chrysostomus
, Erzbischof von Konstantinopel im 4. Jhd., beriefen sich vornehmlich Versuche einer Predigt reformierenden Geschmacksbildung – in Absetzung von der barocken bzw. scholastischen Tradition und meist im Kontext der theoretischen Rahmung von
Johann Christoph Gottsched
; das homiletische Vorbild kommt in einem Essay-Titel von Cramer bündig zum Ausdruck:
Gedanken über die Kunst Chrysostomus, sich edel und erhaben, und doch für den Begriff des großen Haufens deutlich auszudrücken
, in: Bd. 7 von:
Johannes Chrysostomus, Predigten und kleine Schriften
, hg. v. J. Cramer (Augsburg 1750).
ist dies ein Buch für jeden Christen. Ein Kunstrichter wird mehr Hypochondrie
2
als Beredsamkeit darinn finden. Was für
ängstl. schwülstige, übertriebene
3
Begriffe machte sich dieser Mann von seinem Stande; und wie furchtsam und
4
schlecht dachte er von sich selbst. Ich habe eine schwache kleine Seele, schreibt er,
5
die nicht allein vielen Leidenschaften, sondern der
bittersten
unter allen, der
6
Misgunst
leicht unterworfen ist, die weder die
Schmach
noch die
Ehre
7
gelaßen ertragen kann, sondern von dieser über die Maaßen aufschwillt, und
8
von jener allzusehr erniedrigt wird.
9
Meine Entschuldigungen unsern Briefwechsel biß auf längere Tage
10
auszusetzen, oder biß auf einen dringenden Grund sind nicht zum Schein. Es
11
fehlt mir gewiß an Zeit unnütze Briefe zu schreiben, von denen ich
12
Rechenschaft ablegen soll; und mein Gemüth ist durch allerhand Sorgen meiner
13
ersten Munterkeit beraubt, zu der ich mich sammlen will und muß. Ich habe
14
nicht aufs ungewiße gelaufen, noch in die Luft gefochten, sondern ein Ziel
15
und Gegenstand gehabt, die ich erreicht. Wenn der Ackersmann seine Saat
16
vgl.
HKB 147 ( I 347/26 ) ausgestreut, so findt er seine Ruhe in kleinen Hausgeschäften, und überläst
17
sein Ackerwerk dem Seegen Gottes.
18
Chrysostomus hat 5 Predigten über die
Unbegreiflichkeit Gottes
19
geschrieben, durch deren Lesung sich die Philosophen ein wenig unterrichten
20
vll. Anspielung auf Kants Ausführungen zur Eigenschaft der Vollkommenheit in
Kant,
Betrachtungen über den Optimismus
.
können, welche aus
den Eigenschaften des
höchsten Wesens so viel
große
21
problematische Wahrheiten herzuleiten im stande sind. Die Idee, die sich
22
Schul
männer
gelehrte von Gott und seinen Eigenschaften machen, ist
23
vielleicht schlechter als der Athenienser ihr Altar, auf dem sie einem
24
unbekannten Gott dienen. Doch wenn der Philosoph nur weiß, daß Gott das
25
höchste Wesen ist, so flüst aus diesen Begrif seine höchste Weisheit und Güte,
26
das
Urtheil
über seine
Werke
, wie eine Zigeunerinn aus den Zügen der Hand
27
den ganzen Lebenslauf eines Menschen, oder ein Moralist aus dem gegebenen
28
Charakter den ganzen Mechanismus sittlicher Handlungen herleiten kann.
29
Wer also den Beweiß einer besten Welt auf die Eigenschaften eines
30
unsichtbaren, und unbegreiflichen Wesens gründen will, der versteht seine Frage
31
nicht, und in welches Fach sie gehört.
32
Ich habe gestern das griechische Testament wieder Gott Lob! anfangen
33
können, und eine griechische
Grammatic
von ein Paar Bogen gefunden, wie
34
ich sie gewünscht. Der Verfaßer heist Wagner. Man muß sie mit ein wenig
35
viel Aufmerksamkeit lesen, wenn man ihren Nutzen und Gebrauch einsehen
36
will. Ich habe ein Exemplar für Dich v HE.
Rector
abgelegt, weil sie einige
37
gl.
Groschen (Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
gl. kostet, und für mich kein kleiner Fund ist. Ein Grundriß von der Art hat
S. 438
mir immer im Kopf gelegen. Es hat alle die Vollkommenheiten in sich, die
2
ich an einem Schulbuch wünsche;
kurz, rund
und
trocken
. Es gehört
3
beynahe eben so viel Mühe aber dazu
dergl. Bogen zu lesen
als
zu schreiben
.
4
Mein alter Vater ist jetzt so gut gewesen mir Deinen Brief an Ihn
5
vorzulesen. Das Buch hab
ich
bezahlt und Dir geschickt, weil ich es als eine Hälfte
6
zu
Pluche
angesehen; ich habe mich aber sehr in der Güte deßelben betrogen.
7
Was den Einfall Deiner Muse betrift; so kann dazu nichts sagen. Das hängt
8
lediglich von Deinem Herzen und Deinem Glück ab. Es ist keine Schuldigkeit
9
2.) zieh Deine Geschäfte und Deine Zeit zu rath. 3.) auch Deine Ehre und einen
10
feinen Geschmack. Wache über Dein Herz in den kleinsten Lüsten von der Art,
11
die öfters viel Folgen haben. Bleibe bey dem
Sanften
in Deiner Schreibart,
12
und suche nicht das Starke. Zieh den Magister zu Rath, laß aber sein Urtheil
13
erst die Probe einer Critick aushalten, ehe Du demselben traust.
14
Wegen Forstmanns Schriften werde mit HE Wagner reden; und denke
15
morgen HE. Mag. Kant zu besuchen. Genung auf heute.
16
31.10.1759, Reformationstag
den 31.
als am Gedächtnistage der Reformation, der zu Wittenberg
17
gefeyert wird, wie mein Vater mir heute erzählt.
18
Einen Gruß vom HE
Praecentor Radtke,
der uns heut frühe 2 Hasen und
19
ein Birkhuhn geschickt. Er erhält eine Predigerstelle.
20
Ich habe jüngst Opitzens Büchlein von der Deutschen Poeterey gelesen, das
21
Ebd., das behauptet Opitz in der Vorrede und im Beschluss des Buches.
er in 5 Tagen geschrieben. Dies ist leicht mögl. bey einem Mann, der von seiner
22
Ebd., Zitat ebenfalls aus dem Beschluss
Materie Meister ist. Ich habe auch dabey
die Genüge und Ruhe empfunden,
23
welche man schöpft aus dem geheimen Gespräch und Gemeinschaft
24
der großen hohen Seelen, die seit hundert ja tausend Jahren mit uns
25
reden;
wie er sich selbst ausdrückt.
26
Ebd., aus der Vorrede des 1. Kapitels
Die Gelehrten haben, was sie in Poeten
aufgemerkt
, nachmals durch
27
richtige Verfaßung zusammen geschloßen, und aus vielen
Tugenden
eine
Kunst
28
gemacht.
29
Ebd., Anfang des 2. Kapitels: „Die Poeterey ist anfangs nichts anders gewesen als eine verborgene Theologie, vnd vnterricht von Göttlichen sachen.“
Die Poeterey ist nichts als eine verborgene Theologie und Unterricht von
30
göttl. Sachen.
31
Ebd. im 3. Kapitel
Daß ihr Wandel nicht das beste Gerüchte hat, kann die Ursache wohl
zum
32
Theil
seyn, daß ihre
poetische Gemüther
unterweilen etwas
sicherer
und
33
freyer
sind, als es eine und andere Zeit
erlaubt
leidet, und nach des Volkes
34
Urtheil nicht viel fragen.
35
Sophokles warf dem Eschilus vor, daß nicht er, sondern der
Wein
seine
36
Tragedien gemacht habe.
S. 439
Ebd., Ende des 4. Kapitels
Damit Ronsard sein französisch desto beßer
auswürgen
könnte, hat er sich
2
mit der Griechen Schriften ganzer zwölf Jahre
überworfen
.
3
Ebd., Anfang des 5. Kapitels
Die
Erfindung der Dinge
ist nicht anders als eine sinnreiche Faßung aller
4
Sachen, die wir
uns einbilden können
, der himml. v irrdischen, die Leben
5
haben und nicht haben, welche ein Poet sich zu beschreiben und
6
hervorzubringen vornimmt. An dieser Erfindung
hänget stracks die Abtheilung
, welche
7
besteht in einer
füglichen
und
artigen
Ordnung der
erfundenen Sachen
.
8
Lyrische Gedichte erfordern zuförderst ein
freyes lustiges
Gemüth und
9
wollen mit
schönen
Sprüchen und Lehren häufig gezieret seyn wieder der
10
andern Gedichte Gebrauch, da man
sonderl. Maaße
wegen
der Sentenzen
11
halten muß, damit nicht der
ganze Körper
nur lauter Augen zu haben scheine,
12
weil er auch der andern Glieder
nicht
.
13
Ebd., 6. Kapitel
Bey den Wörtern hat man zu sehen 1.) auf die Zierlichkeit ihrer Auslesung.
14
2.) auf ihre Zusammensetzung 3.) auf ihre Dignität, Würde und Ansehen.
15
Ebd. Zum Ende des 6. Kapitel bietet Opitz eine Übersetzung von
Theokr.
eid.
XII, „Der Liebling“ (Ἀΐτης Aites), wovon Hamann nur die letzten fünf Verse hier zitiert.
Ach! ach! wie glücklich ist, dem es so wohl gelingt
16
Daß er mag Richter seyn! Wie ofte ruft er wohl,
17
Daß Ganymedes ihm den Mund so machen soll
18
Als einen Stein, durch den der Goldschmied Urtheil spricht;
19
Ob auch gewiß das Gold recht gut sey oder nicht.
20
Eine Stelle des Theocrits übersetzt; warum ein Kunstrichter hier den
21
Ganymed zu seinen Patron erwählt, weil er Mundschenk des Zevs ist? oder aus
22
einer andern mythol. Grille, möchte wohl wißen.
23
Aus
Ronsard,
Sonnets pour Hélène
, XLVI: „Ah, belle liberté, qui me servois d’escorte …“, das Opitz ebd. im 3. Kapitel ganz in Franz. und dt. Übers. wiedergibt; Hamann zitiert V. 7–11.
— —
Die freye Dienstbarkeit
24
Die
sichere
Gefahr, das
tröstliche
Beschweren
25
Ermuntert meinen Geist, daß er sich höher schwingt
26
Als wo der Pöbel kriecht, und durch die Wolken dringt
27
Geflügelt mit
Vernunft
und
muthigen Gedanken
.
Korrigierte Nummerierung
Die Nummerierung des Briefes wurde, auch in Übereinstimmung mit den Druckbogen von 1940, gegenüber ZH korrigiert (dort Druckfehler: „156.“).
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (61).
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 499–504.
ZH I 434–439, Nr. 165.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
439/12 |
nicht ]
|
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies nicht entbehren kann. |