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Herzlich Geliebtester Freund,
8
Heute vor 8 Tagen erhielt ich
durch
den
ein Billet des HE. Rittmeisters
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die traurige Nachricht, an der Sie so viel Antheil genommen weil sie das
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Leben Ihres lieben Bruders betraf. Ich beweinte ihn schon, einen Tag vorher
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hatte ich ihn schon ein paar Zeilen geschrieben, die mir eine Ahndung
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eingeflöst haben mußte v. ein
Recept
eines Kranken an den andern waren; er hat
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sie nicht zu lesen bekommen v sie kamen zurück. Ohngeachtet ich nur den
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Mietau
heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
vorigen Sonnabend in Mietau gewesen; so gieng ich schon mit den Gedanken um
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mich wieder hinzustehlen. Hätt ich ihn helfen können mit meiner Gegenwart?
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Verlangt er mich auch oder hat er auch meiner eben es sey wozu es wolle
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Friesel
fiebriger Ausschlag
nöthig? Ich hörte vom Friesel; für mein Theil fürchte mich nicht, würden
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aber nicht andere über einen solchen Besuch schwierig gewesen seyn? Mein
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Freund Baßa leugnete aus Klugheit, daß er bey ihm gewesen, weil man über
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seine Krankheit zusammenfuhr, ohngeachtet er den HE D. selbst nicht gesehen
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noch gesprochen hatte. Man hat niemand vor ihm kommen laßen, ohngeachtet
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ich bey jeder Gelegenheit nicht ermangelt zu ihm zu schicken. Endlich hat mich
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gestern HE. Petersen mit der Botschaft von seiner Beßerung erfreut. Er hat
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diese Nacht bey uns geschlafen v ist heute frühe weggefahren. Gestern Abend
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Brief
beide nicht überliefert
erhielte zugl. Ihren letzten Brief, nebst einem von meinem Bruder, der mit
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den Sachen hatte mitkommen sollen, sich aber ich weiß nicht wie vermuthlich
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durch Schuld des Fuhrmanns verspätet hat. Ich habe Ihnen schon gemeldt
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daß nicht eine Zeile bey dem Packet gelegen; von der Arzney war also selbst
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zweifelhaft, weil ich glaubte, daß sie solche schon hätten v. schickte nur um
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das gewißeste zu spielen. In diesem Briefe finde, daß Mandrin Ihnen
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zukommen soll nebst dem Gedicht des HE. Trescho. Das letztere habe schon HE
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Petersen mitgegeben um es Ihnen entweder einzuhändigen oder zu
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überschicken. Ueber Post hatte mir mein Bruder nichts geschrieben als daß meine
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Sachen unter Bedeckung des Mandrin ankommen würden mit dem v dem
S. 148
Fuhrmann nebst dem Tag sr. Abreise v
de
s
r
Fracht. Ich bin also
bona fide
2
ein Besitzer davon gewesen v wenn Sie mir ihn anbiethen so mach ich keinen
3
Salamalec
Smollett,
Williams Pickle
, Bd. 3, S. 166f.: „Tout ce qu’il y avoit de gens un peu comme il faut me vinrent faire leur salamalec“.
HKB 64 ( I 162/15 ) Scherz daraus, sondern danke mit einem
Salamalec.
Ich bin sehr geneigt
4
Leichenrede
am Ende von
Mandrin,
Testament politique
, vgl.
HKB 58 ( I 142/33 ),
HKB 60 ( I 147/30 ),
HKB 60 ( I 151/29 ),
HKB 62 ( I 154/30 ) ,
HKB 64 ( I 162/13 ) Ihre Muthmaßung liebster Freund anzunehmen, daß die Leichenrede eine
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Nachahmung der Voltairischen seyn mag, die ich meines Wißens nicht
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gelesen. Ohne dieser Absicht kommt mir der Witz gar zu ungl. vor gegen
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denjenigen der in der Schrift selbst herrscht. Dieser Anhang bezieht sich nicht auf
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selbige; der Verfaßer muß also was anders dabey im Sinn gehabt haben.
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Wenn dies nicht seyn sollte, so möchte ich selbige lieber für eine wirkliche
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R.[everendus] P.[ater]
viri obscuri
Dunkelmänner – Anspielung auf Ulrich v. Huttens
Epistolae obscurorum virorum
; auf welchen Gasparini hier angespielt wird, ist nicht ermittelt.
Arbeit eines
R. P.
oder
viri obscuri
halten, der
Gasparini
heißen v Mandrins
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Beichtvater mag gewesen.
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Sie denken heute in Mietau zu seyn v ich? – – ich weiß noch nicht wo ich
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seyn werde. Sie werden es ohnfehlbar wißen bey Lesung dieser Zeilen. Ihr
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Herr Bruder ist Gott Lob außer Gefahr, der Winter, der periodische Winter – –
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Der erste wird bald ganz gesund seyn v der letzte noch einen Ansatz zu unsern
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allerseitigen Vergnügen machen, der länger Stich halten wird. Wiewohl mein
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Rath wird nach geschehener That kommen. Wir wollen sehen ob unsere
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Achtel
vll. 1/8 Ließ-Pfund (6,3 kg)
Gedanken eintreffen werden. Zum Glück, zu großen Glück habe heute ein Achtel
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Butter für Sie beschlagen können; ich ärgerte mich schon wieder. Ich glaubte
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nicht, daß einige abgehen würde. Man hat dort wenige bestellt. Das beste
21
.H.M.L.
wohl: Herr Magister Lindner
Achtel ist für Sie ausgesucht worden mit
.H.M.L.
bezeichnet. Für
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Wagger
lettische Bez. für Gutsaufseher
Ueberbringer deßelben, meinen ehrl. Wagger, bitte von Mutter Marianchen das beste
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Schälchen aus, was sie im Hause hat. Die Butter muß in Riga selten seyn,
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und möchte es noch mehr werden, daher ist es mir um desto lieber eines von
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den bestellten Achteln unterschlagen zu können. Ich freue mich recht, daß ich
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keine
appellation
an die höchste Instanz nöthig gehabt um Ihnen dienen zu
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können. Was sollen Sie aber damit beträufeln? Aus Wohlstand hätt ich auch
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dafür sorgen sollen, Liebster Freund. Es ist mir aber nicht mögl. gewesen
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etwas mehr beyzulegen. Noch zu dumm noch zu unvermögend dazu.
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Die Frau Gräfinn ist mit einem schlimmen Halse schwer befallen v bisher
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älteste
Peter Christoph Baron v. Witten
bettlägerich gewesen, befindet sich aber jetzt beßer. Der älteste kann nichts
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verdauen, noch eßen und bricht sich noch alle Tage. Weiß der Himmel, was daraus
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werden wird. Ich fürchte schlimme Folgen. Man hat geqvaksalbert,
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qvacksalbert noch, bey der geringsten Beßerung sorglos v sicher, beym Rückfall
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unentschloßen v ängstlich pp. Fordert von Arzt v Arzeneyen Wunder v setzt
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denselben andere Wunder gleichwol entgegen.
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Am Mittwoch strafte uns Gott mit einem Schrecken, der in eine große
S. 149
Gefahr hätte ausschlagen können. Unser
Schorstein
brannte rein aus, des Abends
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um 7 Uhr ohne Schaden unserer höltzernen Schachtel, in der unsere theuren
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Personen und Schätze eingeschloßen sind. Die Schornsteinfeger waren 14 Tage
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vorher vom Hofe gejagt v die Leitern zu Brennholtz entzwey gehauen
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worden; v zwar beydes auf hohen Befehl. Wir liefen also mit den Jagdhunden
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um die Wette auf dem Gehöffte herum, bellten wie sie v trösteten uns mit der
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Vorsehung, die denjenigen Geschöpfen einen weisen Instinckt geschenkt, denen
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sie die Vernunft entzogen. Auf dies Lustfeuer folgte das gewöhnliche
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Ceremoniel, deßen man sich nicht entziehen kann, wenn sich Gott und der Nächste
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um uns verdient machen. Kurz die ganze Sache kam auf den
Schorstein
an,
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der so klug gewesen war auszuhalten.
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Ich habe mich mehr verkältet als erschrocken bey diesem Zufall. Die Füße
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waren mir ganz naß geworden weil ich in löcherichten Pantoffeln ausgelaufen
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war und mich eine Weile besann Stiefel anzuziehen v eine Mütze aufzusetzen.
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Die ganze Woche ist für mich sehr misvergnügt gewesen. Ich weiß mich aber
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fast so gut darein zu schicken als ein Rigischer junger Kaufgesell ins
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Nachbar
Johann Christoph Ruprecht
Goldingen
heute Kuldīga [56° 58′ N, 21° 58′ O]
Schwärmen. Mein Nachbar ist noch in Goldingen, es sind schon 3 Wochen daß er sich
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verloben läst. Heut oder morgen muß er zu Hause oder bey mir seyn. Sonst
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würden Sie Ihren Zuzu schon bekommen haben. mit dieser Gelegenheit.
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Herr Regimentsfeldsch. Parisius beßert sich Gott Lob! ziemlich v hat mir
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Bruder
Johann Christoph Gericke
gestern einen Brief von seinem HE. Bruder geschickt; den ich auf das
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freundschaftlichste zu grüßen und mit dieser Zeitung zu erfreuen bitte. Ich zweifle
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daß ich Ihm so wohl als HE. B. werde schreiben können so gern ich auch
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beyden wollte. Der gestrige Abend ist durch den Besuch des HE. Petersen besetzt
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gewesen; ob der heutige zum Abschreiben bestimmt seyn wird, weiß ich nicht.
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In einer Stunde muß ich fertig seyn. Unserm Freunde B. geben Sie den
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Arvieux ab, das letzte Exemplar, ich weiß nicht was er kostet. Ich hoffe daß
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ihn meine Wahl nicht gereuen wird; weil er mir einen angenehmen
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Zeitvertreib gemacht. HE. Petersen wird Ihnen den Preis oder ihm selbst melden.
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Selbiger wird Ihnen den Oest v die franzöische
brochure
verschaffen.
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Wegen des HE. H. habe letztens nicht geschrieben weil ich mich nicht
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besinnen konnte, ob ich es nicht schon gethan. Mein Verdacht ist so gut als bestätigt
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worden durch den letzten Besuch mit dem er vor einigen Wochen bey mir
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Abschied nahm. Nach der Zeit habe nichts von ihm gehört v ich halte ihn schon
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in Preußen. Das Gewißen war eine Nebensache, Vergnügen einen Theil des
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Vermögens an Lohn v Waaren gerettet zu haben, Sorge ein Land zu finden,
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wo man so eine Summe Thaler als in Curland bey Seite legen könnte, eine
S. 150
gesetzte Reue um ich weiß nicht wie viel, die man verloren, ungemein viel
2
Zufriedenheit mit den Anschlägen, womit wir die Sachen auf einen erträgl.
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Fuß gesetzt, kleine Kunstgriffe der Eitelkeit, die mich bald mitleidig bald
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ungeduldig machten. Wenn ich alles betrachte, so kann ich seine Veränderung
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für nichts als eine
crisis
der Menschlichen Natur oder desjenigen was die
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Engl.
Selfishness
nennen, halten. Ich fand ihn beynahe in demjenigen Selbst,
7
woran ich ihn sonst gekannt habe. Sein Abschied war ziemlich beweglich und
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meine Wünsche aufrichtiger als er sich einbilden mochte. Er gestand mir, daß
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seine Schwermuth mit unter die Erfindungen gehört hatte, wodurch er sich
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aus seinem Hause loszuwickeln gehoft, daß er damit aber wäre wirkl.
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gestraft worden womit er nichts als zu spotten gedacht hätte, anderer
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Kleinigkeiten zu geschweigen. Gesetzt Liebster Freund, daß ich mich in Ansehung sr.
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betrüge, so bin ich gegen niemand als Sie hier so aufrichtig. Ich vertheidige
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ihn gegen jeden andern ohne daß ich seiner lächerl. Bitte hierinn nöthig habe
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um dies zu thun. Wenn der Zeigefinger
von
uns
andern auf uns selbst
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zurück weist, so lehrt er ohne zu beleidigen. Nicht der Spiegel sondern unsere
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eigene Gestalt darinn
macht
muß uns auf selbigen aufmerksam machen.
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Wenn Sie ein junger Autor wären, liebster Freund, so würde ich Sie weder
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so lange
auf
nach meinem Beyfall noch meiner Critic schmachten laßen.
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Sie werden meiner Stimme zu dem ersteren entbehren können. Ist Ihnen
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aber das Vergnügen nicht gleichgiltig, das Sie mir mit Ihrer Sammlung
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gemacht haben; so urtheilen Sie selbst, wie herzlich ich an dem Eyfer Antheil
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nehme, womit Ihre Arbeiten aufgenommen v. belohnt worden und wie
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angenehm es mir ist, daß der Geschmack und die Gerechtigkeit an statt Gunst v
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Freundschafft diesem Urtheil unterschreiben muß.
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Keine Kunst zu tadeln, wenn man ohne Absicht arbeitet. Denn zeigt eure
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Griffe, mein guter Critikus, wenn wir auf unserer Hut sind, wenn wir uns
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eine Lage geben, bey der wie uns Anstand, Sicherheit und Sieg versprechen.
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Ihr müßt vom Leder ziehen; oder unsere Ausforderung auf
lapsus memoriae,
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linguae, styli
und was ihr ausklauben könnt annehmen, wenn wir künfftig
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eure Angriffe für rechtmäßig halten sollen… So fangen sich die Händel an.
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Buchdrucker
Johann Friedrich Driest
Hofbuchführers
Johann Friedrich Petersen
Ihr Buchdrucker wird wohl thun ein Schwiegervater unsers Hofbuchführers
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zu werden, wenn ich alle seine Setzerfehler auf Ihre Rechnung schreiben soll.
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S. 63ff. in
Lindner,
Gedächtnisfeier
:
Discours Si Les Pais Du Nord Sont Faits, Pour Produire De Grands Genies? / Pronocé Par Adam Henri Schwartz, De La Premiere Classe Du College Cathedral
Die franzöische Rede ist am meisten von ihm verstümmelt worden,
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unterdeßen dies entzieht dem Geist des Verfaßers und dem Sinn derselben wenig.
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Zwo Anmerkungen sollen Sie gleichwol haben. Erlauben Sie mir, Liebster
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Freund, ich bin ein wenig für Ihre Censoren beunruhigt worden, da ich
S. 151
pag:
23 las
praeter asperitatis vitium telluris genio contractum:
Ich
2
glaubte durch einen zweydeutigen Verstand dieser Stelle hintergangen zu seyn.
3
Es findt aber keiner statt; nein, es findt keiner statt. Ist nicht schon
vitium
4
zu viel. v
asperitas
ein
Synonimum
der Grausamkeit wenigstens einer
5
unerlaubten Strenge. Dies aber gar zum
national
fehler öffentl. zu machen.
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Er besaß die Tugenden aller seiner Vorfahren, außer dem Laster der Strenge,
7
gesetzt Fehler; Unter die Tugenden können sie selbige nicht zählen v
virtutes
8
durch Eigenschafften auch nicht geben… zu welcher er durch die
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Gemüthsart seiner Unterthanen genöthigt war, oder dadurch entschuldigt werden
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kann, haben Sie sagen wollen, dies haben Sie gewiß gedacht auszudrücken.
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Ihre Worte sind der Wahrheit gar zu gemäß gerathen
telluris genio
12
contractum
heist ganz was anders v. ist eine verbotene Wahrheit. Würde man bey
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uns wohl leiden wenn man den Vater eines Königs loben wollte, der alle
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Tugenden sr. Vorfahren beseßen den Fehler der Sparsamkeit ausgenommen,
15
welchen ihn die Verschwendung der vorigen Regierung nöthig machte. Schön
16
für einen Geschichtschreiber, falsch für einen Lobredner. 2) Wie ist die
17
Anmerkung zur franzöischen Rede hinter die Druckfehler v Irrungen gerathen?
18
Ebd. S. 73
v die aus den Zeitungen in den Beschluß des Rektors. Hätten Sie nicht Ihren
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Platz füglicher tauschen können?
20
Das alles in 10 Bogen! Auf mein Gewißen thue Ihnen zugleich das
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Bekenntnis, daß ich alle Schönheiten derselben geschmeckt, daß ich meinen
22
Freund in allen Verwandlungen erkannt und Glück gewünscht.
23
Noch eins! Ist es wahr, daß Ihre letzte Predigt schon in Königsb. gehalten
24
worden v eine Abschrift davon nach Riga bey Ihrer
Vocation
gekommen. Ich
25
vll. Georg Poorten, Pfarr-Adjunkt
zweifle daran.
Mussii
Porten, Pappa Schwestersohn ist der nach Ihrer
26
gehaltenen Predigt in Mietau gewesen, oder vor derselben. Ihn muthmaße für den
27
Urheber dieses Gerüchts.
28
Der Coffe kommt; es ist Zeit einen Brief abzufertigen. Young ist noch in
29
Mietau; sonst hätten Sie ihn jetzt. Soll ich
Mandrin
behalten; oder ist es nur
30
Ihr Scherz gewesen? Schreiben Sie mir doch bald. Was macht Ihr jüngster
31
Bruder. Ich bin des meinigen wegen besorgt. Fragen Sie doch den ihrigen,
32
ob letzterer misvergnügt oder mit einem stillen Gram lebt. Der arme Schelm
33
wünscht mir mündl. se. Umstände entdecken zu können. Was für eine
34
Thorheit. Sie dient mir gleichwol zur Unruhe. Schicken Sie mir doch Liebster
35
Freund, seine Briefe künfftig, wenn Sie so gütig seyn wollen. Grüßen Sie
36
HE. Berens, die Seinigen v die HEren Pastoren Gerike freundschafftlichst von
37
mir. Den Arvieux geben Sie ab. Bernis werden Sie auch schon bekommen
S. 152
haben. Leben Sie wohl, denken Sie nebst Ihrer Freundinn an mich, die ich
2
herzlich grüße und küße. Leben Sie wohl. Die Feder wehrt sich. Geh zum Henk…
3
mit deinem Geschmiere. Zahlen Sie mir mit gleicher Münze. Entschuldigen
4
Sie mich bey meinen beiden Freunden, die ich nebst Ihnen nochmals umarme.
5
Ich bin unverändert der Ihrige.
Hamann.
6
Grünhof den 21. Febr. 1756.
7
Noch ein Exemplar, wenn es möglich ist, von ihrem
actu.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (18).
Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 27–29.
ZH I 147–152, Nr. 60.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
147/8 |
durch den |
Vmtl. Druckkorruptel. ZH: durch den Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies den Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): durch den |
148/1 |
de s r ]
|
Vmtl. Druckkorruptel. ZH: de s r Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies de s r Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): de s r |
149/1 |
Schorstein ]
|
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Schornstein |
149/10 |
Schorstein ]
|
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Schornstein |
150/15 |
von uns |
Vmtl. Druckkorruptel. Druckbogen 1940 und ZH: von uns Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies uns statt uns Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): von uns |
150/17 |
macht |
Vmtl. Druckkorruptel. ZH: macht Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies macht Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): macht |