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Grünhof den
28 May 1755.

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Herzlich geliebtester Freund,

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Auf wenig Augenblicke nur. Sie werden wie ich hoffe einen andern von mir

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Brief
nicht überliefert
geschriebenen Brief
durch
erhalten, den ich gestern noch ganz spät mitten in

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den Schlüßen des Oest vertieft, auf wiederholtes Ersuchen in der Eil

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abfertigte. Sie würden mich hiedurch auch einiger maßen verbinden, wenn Sie

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sich noch einmal dieser Sache annehmen. Ich weiß nicht was ich für langer

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Weile anfangen soll um bald bey Ihnen zu seyn. Was für einen Abend haben

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Predigt
wohl ein Brief mit Ermahnungen
Sie mir mit Ihrer Predigt gemacht? Ich danke Ihnen unendlich dafür ich

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habe nichts anders gethan als in Gedanken mit Ihnen geredt, daß mir das

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Postille
Sammlung von Predigten
Blut ins Gesicht stieg. Treiben Sie keinen Scherz mit einer Postille; sie können

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leicht dazu kommen wieder ihren Willen. Ich möchte beynahe wetten, daß Sie

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gebeten
vll. von Hamanns Vater
schon zu einer andern gebeten sind.

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Heute frühe habe ich Ihren Brief an HE. Bruder abgefertigt an den ich eine

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Woche nicht geschrieben meiner Cur, v Grillen wegen, die beyde jetzt aufgehört

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haben. Es ist auch in der Zeit daß ich ihn erhalten keine Gelegenheit

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abgegangen, mit der ich hätte schreiben können.

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Was macht denn Ihr liebes Marianchen, mein junges Mütterchen. Befindet

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sie sich wohl? Die Haare haben mir bey dem Schrecken zu Berge gestanden

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daß Sie gehabt haben. Gott Lob daß alles vorbey ist! Es ist ein alter Einfall,

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daß die Erinnerung eines genoßenen Glücks nicht bisweilen so angenehm ist

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als einer überstandnen Gefahr.

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Ihren Vernünftler habe durchgelesen; nicht ohne Vergnügen. – – Meine

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Stunden sollen angehen. Ich weiß nicht was ich schreiben soll.

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Die Sammlungen zum N. v. V. sind eine schöne v neue Sittenschrift. Ich

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hielte Oest für einen Rasenden v war begierig sein
Todt
amphibi
sches

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Todten Gespräch
Oest,
Das Siechbett
TodtenGespräch
zu durchlaufen. Jetzt wird es geheftet v ich erhalte es heute

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wieder, da ich meine Nachlese halten werde. Begnügen Sie sich an dem

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vll.
Diog. Laert.
2,5,22: „Was ich davon verstanden habe, zeugt von hohem Geist; und, wie ich glaube, auch was ich nicht verstanden habe; nur bedarf es dazu eines delischen Tauchers.“
Urtheil des
Plato
über den
Heraclitus.
Ich bin sehr geneigt ihn zu entschuldigen.

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Ist Ihnen die Nachahmung des
Baumelle
nicht auch in die Augen gefallen in

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sehr viel Wendungen seiner Schlüße? Die Streitschriften derselben sind

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zusammen gedruckt v würden uns mehr Licht geben. Ein groß Unglück, daß

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Ditton falsch schlüst, leidt die Unsterblichkeit der Seele darunter? Was dünkt

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Ihnen von dem angehängten Gedicht; als ich zum ersten mal es in die Augen

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bekam versprach ich mir nichts von dem ganzen Werk. Es schien mir aus

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Bedlam
Bethlem Royal Hospital, psychiatrische Klinik in London; in
Hamann,
Lettre néologiques
wird „Bedlam“ als fingierter Druckort auf dem Titelblatt stehen.
Bedlam, der Engell. Tollhaus
dati
rt zu seyn; ich beurtheilte darnach die

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ganze Schrift.

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Wenn der Materialismus nicht der Vernunft begreiflicher wäre; wozu

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hätte uns das Gegentheil durch eine besondere Offenbarung ausgemacht v

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entdeckt werden müßen. Die Vernunft eine Kunst der Menschen. Ich finde

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einen großen Sinn in diesem Gedanken oder Ausdruck. Genung.

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Was macht unser liebe Berens? Sagen Sie ihm, daß ich nicht nach Riga

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kommen werde, wenn er mich nicht auch ein gut Wort schriftl. darum gönnt.

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Er soll sich unpäßl. befinden. Ich glaube dieser Nachricht nicht so

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schlechterdings.

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Nun liebster Freund, wenn Ihnen so viel daran gelegen ist mich wieder zu

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sehen als mir an Ihnen: so werden Sie sich einige Mühe geben. Um meinet

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auch einiger maßen um Ihrer selbst willen. So wenig ich mir jedermann zum

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Freunde wünsche; so gerne sähe ich, daß die ganze Welt Sie so hoch halten

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schätzen v. verbunden seyn müste, als ich.

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Genung. Wollen Sie mir die andern Theile des Vernünftlers schicken; so

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Für
Johann Christoph Berens
sollte Hamann wohl die Essays von
Hume
besorgen –
HKB 52 ( I 127/18 )
.
wäre es mir lieb. Den verlangten Hume sollen Sie mit erster Gelegenheit

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haben; mit einem Brief an unsern Freund, den ich jetzt auf das herzlichste zu

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grüßen bitte. Meine Cur v lauter Schaarwerk, der Anfang zum Einpacken pp

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haben mich abgehalten ihm noch nicht zu schreiben v jetzt ist es
s
zu spät.

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Wie vergnügt wollen wir leben? Wollen Sie mich auch recht im Ernst so

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gern haben als Sie mir schreiben.

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Was meynen Sie, ich habe beynahe in 3 Wochen nicht an meine Eltern

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schreiben können? Dem letzten nach waren Sie gesund. Haben Sie gute

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Nachrichten von Hause.

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Ich bitte um alles, worum Sie bitten, v will Ihnen jederzeit 10 v 100 fältig

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mehr als mir selbst wünschen. Freund! und Freundinn! Ich küße Euch Mund

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v. Hand! Lebt wohl! Lebt wohl.


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Am Rande der ersten Seite:

4
Einlage
nicht überliefert
Baßa
George Bassa
Einlage bitte abzugeben an meinen ehrl.
Baßa.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (11).

Bisherige Drucke

ZH I 111–113, Nr. 44.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
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TodtenGespräch
]
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
Todten Gespräch