450
189/32
Vermerk von Hamann:
Erhalten den
28
Junii 775.
33
unerwarteten Zufall
der Akademie-Preis für
Herder,
Ursachen des gesunknen Geschmacks
, vgl.
HKB 449 ( III 187/23 ) Viel Dank, lieber H., für Ihr redl. Theilnehm. an meinem unerwarteten
34
Zufall. Mir so unerwartet, als Ihnen: die Abhandlung war vergeßen, u. ich
S. 190
traute ihr den Preis so wenig zu, als meinem Miethpferd, worauf ich
2
Trinit. fest
11. Juni 1775
bisweilen ausstolpere, den Olympischen oder Pythischen Preis. Am Trinit. fest
3
wurde ich eben wie
sie
,
an
von
einem
non poss. dicere quid?
aufgetrieben: ich
4
Loth
1 Mo 19,1
wußte nicht, was zu thun, am lieben Sonnt. so früh, saß also wie Loth in
5
Oetinger theol. ex id. vitae deductae
Oetinger,
Theologia ex idea vitae deducta
meiner Hofthür u. las Oetinger
theol. ex id. vitae deductae
– siehe da, der
6
lahme Wansb.
Claudius,
Der Wandsbecker Bothe
, mit dem Wortspiel claudus (lahm), vgl.
HKB 412 ( III 106/3 ) lahme Wansb. – Er ist mir immer ein fauler Bothe!
dacht
ich u. wollte, da
7
Voßische Geistode
Johann Heinrich Voß
: „Auf die Ausgießung des h. Geistes. 1769“, in
Claudius,
Der Wandsbecker Bothe
, St. 89, 6.6.1775, S. 4.
im gelehrten nichts als eine brausende Voßische
H.
Geistode drin
ist
stand,
8
Motto
Multa renascentur quae iam cecidere (
Hor.
ars.
, 70; dt. Vieles, was schon untergegangen, wird wieder erstehen); in
Claudius,
Der Wandsbecker Bothe
, St. 89, 6.6.1775, S. 3 (im politischen Teil der Zeitung)
ihn wegwerfen – ein Geist oder Wind kehrte das Blatt u.
eia
mein Motto! Da
9
war Freud über Freude, mehr um meiner
Freunde
u.
Feinde
willen, als
10
Weibe
Caroline Herder
meinethalb. Sie waren gleich mit unter den Ersten die ich meinem Weibe
11
nannte: die Nachricht u. das Zeitungsblatt flog aus unserm Munde an unser
12
hiesiges
Drei
redl. Theilnehmer – für die übrigen war der weidl. Korrespond.,
13
HErn Nickels
Friedrich Nicolai
der wie wir bald hörten, es auch hatte.
etc. etc.
Und die HErn Nickels
et
14
consorten
wurden auch bestschuldigst erwähnet – Amen! Ders gefügt u.
15
Wansb. Asmus
Matthias Claudius
gegeben, lenks ein: sonst wird noch ein ärgrer
Ruch
draus, mit Wansb. Asmus
16
zu reden, als es war. Denn
17
die Abhandl. taugt, meines Erachtens, wenig mehr, als eine belletristische
18
Schulübung. Meinen Grundsätzen bin ich ganz treu u. in Absicht auf
die
19
Freiheit u. despotischen Teufelsdreckgeschmack schnarchende Stellen,
20
derentwegen
wirs
schon, Mann u. Weib, für völlig vergebens hielten, es nur
21
fortzusenden. Dazu kam, daß der Abschreiber so falsch u.
unleserl.
22
geschrieben, daß meine Handschrift, die ich als kennbar supponiren konnte, fortmuste,
23
u. doch – es ist wahrl. Loos von höherer Hand: denn noch begreife ich nichts.
24
Kleck
Kladde
Sie sollen die Abhandl. im Kleck oder von meinem Abschreiber konterfeit auf
25
der fahrenden Post erhalten u. sehen. Hätte ich was anders als dies liefern
26
wollen, so wäre gar nichts gewesen.
27
Sulzer glaub ich nicht, daß er mir sein
Vot.
gegeben: er ist aber meines
28
Merian
Johann Bernhard Merian
Wißens in der Metaphys. Klasse u. in dieser Merian Director, ein
lieber
29
gutherziger Mann. Weguelin ist der Schweizer, den sie meinen, voraus in St.
30
Weguelin … Betracht. über Sparta
vgl.
HKB 449 ( III 188/22 ) Wegelin,
Politische und moralische Betrachtungen über die spartanische Gesetzgebung des Lykurgs
Gallen Profeßor. Nicht blos die Betracht. über Sparta, sondern auch die
31
Religiose Gespr. im R. der T.
Wegelin,
Religiöse Gespräche der Todten
; vgl. Hamanns Rezension in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 27. St. vom 4.5.1764, N IV,293–295
Religiose
Gespr. im R. der T., damit Sie in den Königsb. einst begannen,
32
Sokrat. Gespr. von W.
Wegelin,
Die letzten Gespräche Socrates und seiner Freunde
; die Kritik von
Moses Mendelssohn
im 7. Teil von
Literaturbriefe
(115.–118. Brief, 1760).
sind von ihm: ja man schreibt ihm auch die Sokrat. Gespr. von W. zu, über
33
Wiel.
Christoph Martin Wieland
die Moses den Wiel. in den Litt. Br. so herunter nahm u. dieser sich dran für
34
caracteres u. histoires romaines
Wegelin,
Caracteres historiques des empereur
unschuldig erklärte. Endlich sind grosse dicke
caracteres
u.
histoires romaines
35
Plane zur Politischen …
Wegelin,
Plan raisonné d’une histoire universelle
von ihm, Plane zur Politischen ppp Welt u. Römerhistorie, die ich nie
36
ansehn mögen. Vielleicht nehmen Sie sie, beim jetzigen Vorfall zur Hand: wie
37
mich dünkt, hat er ein Politisch-historisch Werk angekündigt, woran der
Fr.
S. 191
Buchhändl. selbst
zu
vertage
verzweifeln schien. Es schwebt mir aber nur
2
so fern vor. Ihn seh ich vor den Urheber
meines
Preises an, weil er in dem
3
Fach am meisten gewühlet u. zu deutl. Stellen gegen Sulzers Moralische
4
Belletristerei vorkommen. Sie wißen aber doch, daß die Rede, vom Verfall
5
des
Geschmacks
: ganzer Volker, nicht ganzer Völker, wie der Druckfehler
6
der Zeit. sagte, gewesen.
7
Und nun auf Sie: damit wir redl. theilen. Fast an keiner Ihrer Schriften
8
hab’ ich so innig aus dem Herzen mit gelesen, als am
den
Hierophanten.
9
Hartkn.
Johann Friedrich Hartknoch
Ich erwischte ihn bald, da Hartkn. weg war, aus Lemgo, u. mein Herz schlug
10
hoch, zu dem was Sie vom
Nichts
u.
Etwas
reden. Auch von der Abgötterei
11
Br. 2er Br. Jesu
Herder,
Briefe zweener Brüder Jesu in unserm Kanon
gegen die 1te Kirche habe ich längst Ihre Gedanken: der 4te Abschn. der Br.
12
2er Br. Jesu zeuge. Das Büchlein soll mir weder Honig im Munde u.
13
Purganz
Reinigung, Abführmittel
Purganz in den Gedärmen werden – aber leider! in 8. gedruckt. Ihr Brief kam
14
Hrtkn. zu spät.
15
Freund Hain
Hamann,
Freund Hain
Wie mich Ihr dramat. Freund Hain erfreut, hab’ ich mit Bleistift auf den
16
alter Ruprecht
„Ruprecht Pförtner“ ist ein weiterer Todesname in der Dedikation von
Claudius,
Asmus omnia sua secum portans
, , I/II, S. viii; auch von Hamann in
Hamann,
Freund Hain
zitiert und mit sich selbst (dem „Rezensenten allertraurigster Gestalt“) in Verbindung gebracht, N IV,386/38.
Brief geschrieben, den ich Hartkn. mitgab. So hast du nicht, alter Ruprecht,
17
zu mir geredet, gewiß weil ich Dich nicht im Kupfer vor habe u. mich, Dorn
18
u. Hecken ausjätend, hinten. Ich habe Matth. Klaud. zu Pyrm. Brunnen
19
hergebeten, vielleicht kommt er. Wärst Du denn auch hier, alter Rupr.
20
Pförtner, mit Deiner Sense, womit Du Königsgespenster mähest, die aber wie auf
21
hie sind wir
Hi 38,35
Swifts Monde schnell zusammenwachsen u. sprechen: hie sind wir!
22
Zu Ihrem
Myster
.
Buche ist freil. Meursius der Hauptkompilator: ich
23
habe ihn aber nie erwischen können, weil alle seine Sachen rar sind, mich also
24
Warburt. Send. Mos.
Warburton,
The Divine Legation of Moses
mit dem Auszuge draus in Warburt. Send. Mos. be
wiesen
gnügt: es ist
25
Gronovschen Samml.
Gronovius,
Thesaurus Graecarum Antiquitatum
aber schon durchs
sein
Sehglas. In der Gronovschen Samml. steht er.
26
Eschenbachs Epigenes
Eschenbach,
Epigenes de poesia orphica
Blackwells Mythol.
Blackwell,
Letters concerning mythology
Zorns Opusc. u. Bibl. antiqu. sacr.
Zorn,
Opuscula sacra
und
Zorn,
Bibliotheca antiquaria et exegetica
Eschenbachs Epigenes, Blackwells Mythol. haben Sie selbst. in Zorns
Opusc.
27
Anwend. hier Collektan.
Anwendungen, hier Collektaneen
u.
Bibl.
sacra
antiqu. sacr.
stehn dort viel scheußl. Anwend. hier Collektan.
28
Hephäst.
Starck,
Hephaestion
von Sachen der Art. Ich wollt, daß Sie beide Bücher, jenes für Hephäst.,
29
dies für die Sibylle durchliefen.
30
Hier … Mohrenkopf
Herder sandte offenbar ein kleines Bildnis bzw. einen Scherenschnitt von
Wilhelm Christian Gottfried Herder
, vgl.
HKB 452 ( III 194/11 ) Bild … Htkn. … Kanter
vgl.
HKB 448 ( III 187/4 );
Johann Friedrich Hartknoch
und
Johann Jakob Kanter
Hier ist mein kleiner Mohrenkopf: er bittet um Ihr Bild, dazu mir Htkn.
31
u. Kanter Hofnung gemacht haben, u. empfielt sich Ihrer Väterl. Güte, die
32
Joh. Χstoph Neum.
Johann Christoph Neumann
Joh.
Χ
stoph Neum. so wohl bedacht hat. Der Letzte läßt sich zieml. gut an u.
33
der Erste kriecht herrl. umher. Zum Nächsten sind Sie Gevatter voraus: mein
34
Weib soll Sie eigenhändig bitten.
35
Ein Exempl. Ihres Hier. von Ihrer Hand! so wie ich Ihnen alle meine
36
opp. durch Htkn. zugesandt habe. Auch 2 Br. während der Zeit geschrieben:
37
Einen durch Ihn, da er noch in Leipz. war: den 2ten ihm mitgegeben. Meine
S. 192
Magier
bitten um Ihre Gastfreundschaft u. höfliche Bewirthung: denn
2
Schutznehmung haben sie nicht nöthig
χρηματισθεντες.
Vielleicht ärgern
3
Sie sich über den zu blassen dogmatischen Gebrauch:
ich
konnt’ aber, um der
4
Nothdurft unsrer Zeit willen, damals nicht anders. Du, Ruprecht Pf., ein
5
Magus von Natur, bist allein geschaffen, den
König
des Himmelreichs
zu
6
feiren.
7
Füßlischen Br.
Wahrscheinlich der Brief von
Füssli
an
Lavater
vom März 1775, siehe
Briefe an Johann Heinrich Merck von Goethe, Herder, Wieland und andern bedeutenden Zeitgenossen
(Darmstadt 1835), Nr. 20, S. 58–62.
Vom Bauer
p
bringt Ihnen Htkn. Nachricht. Einen Füßlischen Br. über
8
Le Kermes du Nord
Hamann,
Le Kermes du Nord
Klopst. will ich meiner Abhandl. beilegen u. was ich sonst finde.
Le Kermes
9
du Nord
bleibt in guter Hand. Lebe wohl, lieber, treuer Ruprecht-Pan, dem
10
seine höhere unverwelkliche Krone über all sein Mühn u. Leiden gewunden
11
u. aufbewahrt bleibt. Gott mit Ihnen u. Ihren Schweisfüchsen, die ich herzl.
12
Kreuzfeld
Johann Gottlieb Kreutzfeld
wünsche zu kennen. Grüßen Sie Kreuzfeld von mir, von dem ich 4. schöne
13
Litth. Lieder in der Preuß. Saml.
Kreutzfeld,
Preußische Blumenlese
; in
Herder,
Volkslieder
aufgenommen: „Die kranke Braut“, „Abschiedslied eines Mädchens“, „Der versunkne Brautring“
Litth. Lieder in der Preuß. Saml. gelesen: sie sollen in meine Volkslieder
14
gewiß. O hätt er mehr! –
15
Vielleicht erfreue ich Sie bald mit etwas anderm, eben so unvermuthet.
16
Gott helfe. Ihr
ewigtreuer
H.
17
In der A. D. Bibl. soll ich eben so mitgenommen seyn – laßet sie fluchen –
18
der HE
pp
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 129.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 145–148.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 101–103.
ZH III 189–192, Nr. 450.
Zusätze fremder Hand
189/32 |
Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
189/32 |
28 ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 28. |
190/3 |
sie ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie |
190/3 |
an von ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: von |
190/6 |
dacht ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: dachte |
190/8 |
eia |
Geändert nach der Handschrift; ZH: eia |
190/20 |
wirs |
Geändert nach der Handschrift; ZH: wirs |
190/21 |
unleserl. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: so unleserlich |
190/28 |
lieber ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: lieber, |
191/1 |
zu ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu |
191/5 |
des |
Geändert nach der Handschrift; ZH: des |
191/22 |
Myster . ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Myster. |
192/3 |
ich |
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich |
192/5 |
König |
Geändert nach der Handschrift; ZH: König |
192/7 |
p ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: p. |
192/16 |
ewigtreuer ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: ewig treuer |
192/18 |
pp ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: pp. |