449
187/11
– –
Non
secus in iugis
12
Exsomnis stupet Euias
13
Hebrum prospiciens et nive candidam
14
Thracen, ac pede barbaro
15
Lustratam Rhodopen. Vt mihi
16
heute den 8
Junii a. c.
zu Muthe war, als ich auf dem
Bureau
in Ihrem
17
Horatz dieser Ode nahe war und eine
picam
mitten im Lesen nach den
18
Zeitungen fühlte, frug und wartete nach, ohne zu wißen warum? Endlich
19
kam der Aufwärter an, bemächtigte mich mit einem Aerger ihrer zuerst und
20
fand eine Nachricht, die mich vom
müßigen
Bureau,
ohngeachtet des heutigen
21
Posttages zu Hause trieb, meiner Hausmutter und 3 Kindern den Umstand
22
haarklein erzählte, ohne Ihnen das geringste davon begreiflich machen zu
23
können, was das zu bedeuten hat zum
zweyten
mal den pythischen Preis zu
24
erhalten, und wie glücklich dieser kleine Umstand für unsere
ecclesiam
25
pressam
ausschlagen möge.
26
Gestern Abend wurde auch mit gegenwärtigen Probebogen
überrascht
,
27
nebst den Erstlingen eines gelehrten
Freundes
in Reval. Ich theile Ihnen
28
selbige
sub sigillo confessionis
mit, weil ich die Sache blos im Nothfall
29
brauchen will; auch der Abdruck noch nicht geschehen ist. Bitte mir aber auch
30
mit Ihrer neuen Schrift zu erfreuen und
vor
bey
Voss
dafür zu sorgen daß ich
31
frühe bedacht werde.
32
Habe von der gantzen
Frage
nichts gewußt. Ihre Aufgabe ist mir aber so
33
wichtig als
erwünscht
Der
Ihnen zugefallene Preiß der
Auflösung
–
34
erwünscht in jeder Beziehung, die sich noch von mir denken läßt. Als wenn eine
35
Heilige Hand das Gewebe unsers Plans
anzettelt
S. 188
Vetter Asmus wird sich auch freuen und scheint mit meiner Ankündigung
2
(die hier so unfruchtbar gewesen, daß ich nicht einen Einzigen Thaler
3
hernach
eingenommen) zufrieden zu seyn. Wenigstens habe den ersten klugen
4
warmen Brief von ihm erhalten, ohngeachtet wir seit 2 Jahren gewechselt
5
und auf einander gezogen haben.
6
Ist Ihr
Neveu
schon angekommen? Ist Hartknoch bey Ihnen? Binden Sie
7
ihm doch den Abdruck der
hierophantischen Briefe
auf die Seele. Ich
8
wünschte, daß selbige in 4
to
erschienen; und will ihn dafür durch ein ander 12
o
9
schadlos halten. Eine Fortsetzung der Sibylle würde hiezu beßer seyn. Sollten die
10
Kunstrichter auch etwas
schmutziges
und
profanes
darin finden: so möcht
11
ich diesen Vorwurf
dilui
ren, und die
Mysterien des Hymens
zum
12
Mittelbegriff brauchen überhaupt die
Mysterien der Alten
zu erläutern. Wenn Sie
13
mir etwas dazu vorschlagen können, geschieht mir ein Gefallen. Ich kann weder
14
erfragen hier noch mich besinnen; wer von den alten
Polyhistor
en
de Mysteriis
15
Eleusiniis
geschrieben. Nennen Sie mir ihn doch! Ist es nicht
Meursius?
16
Bedauren Sie,
be
liebster
Herder, nicht das Postgeld für diesen
impetum
17
gratulandi –
und wenn Sie es übers Herz bringen könen; so theilen Sie mir
18
wenigstens den
spiritum
oder das
Schema
ihrer Schrift mit. Wenn Sie dies
19
weder thun
können
noch thun
wollen
: so bitte mir wenigstens die
Gründe
20
Ihres Stillschweigens
aus
oder Verweigerung aus. Die hab ich Recht
als
21
Freund
zu wißen.
22
Weguelin
hat einen langen Auszug gemacht. Ist das nicht eben der
23
Schweitzer, der eine
ige
Abhandl. über Sparta geschrieben in deutscher Sprache?
24
Was sagt denn Ihr kleiner
Mohrenkopf
dazu? Versteht der mehr vom
25
Handel denn meine 3 kleine
Schweißfüchse
–
26
Ich möchte gern wißen ob
Sultzer
sein
votum
gegeben – ob Sie Ihren
27
Styl
verleugnet und nicht in
collision
mit Ihrem
Beytrage
geschrieben – ob
28
Sie wie
Ulysses
oder wie
Aiax
zu Werke gegangen – Hertzlich willkommen ist
29
mir Ihr Glück – und diese kleine Zufriedenheit ist Ihnen wegen der
30
Widersacher zu gönnen.
31
Ich habe heute Feyertag gemacht und bin Nachmittags zu Hause geblieben,
32
nicht zu arbeiten, sondern 2 Stunden zu schlafen und zu ruhen. Unterdeßen
33
die gantze Stadt heute den Mörderer
Brockmann
oder W
agner
erner (wie
34
sein rechter Name heißen soll) erwartet, der einen Armenianer hier jämmerl.
35
umgebracht,
wa
der
wahrscheinlich mein erster Reisegefährte von hier nach Riga
36
gewesen, brenne ich nach unserm Sancho Pansa Hintz, der mir Nachrichten
37
von der allgemeinen deutschen Bibliothek mitbringen soll, in der man mit
S. 189
dem
puero centum artium
gar nicht säuberlich verfahren seyn soll. Jenes
2
Αμην, αμην
in der Abbtschen Correspondentz wird allso wol bald erfüllt
3
werden müßen, wenn es je einen Sinn gehabt.
4
Haben Sie den Hephästion bereits angesehen? – Ich weiß keine
Lectur,
5
die auf meinen Hypochonder so handgreiflich gewürkt als dies heillose
6
Geschmier, das ich den 25
April
des Abends gelesen ohne Anfang und Ende,
7
weil der Titelbogen noch hier biß
dato
wegen der
Vignette
fehlt: Ich habe
8
8 Tage nicht Ruhe gehabt und ich redte mit jedermann wie
Fontaine
vom
9
Propheten Baruch. Gott vergelt es dem lieben
Assmus,
den ich den 4 May
10
zum Mittagsbrodt erhielt und auf der Stelle auffraß mit Haut und Haar.
11
Mein hypochondrischer Schmachtriemen schien von Stund an aufgelöset zu
12
seyn, und daher bin ich dem Büchlein so gut geworden. Künftigen
13
Weynachten wills Gott! soll ich zu Wandsbeck Gevatter stehen. Wenn meine
14
Umstände mir dieses Liebes-Werk erlauben, so sind die Frau Consistorialräthin
15
zu Bückeburg nicht für den Besuch einer
mai
eutischen Sibylle sicher, die auf
16
ihr Handwerk ausgeht – –
17
Ich erwarte durch Hartknoch so viel Neuigkeiten, als Sie nur im stande
18
sind mir mitzutheilen, und außer Ihren neuesten Schriften und Nachrichten
19
auch einige den Schweitzer Bauer betreffend. Hier habe ich einen geschickten
20
geistreichen Mann vom Schul
collegium
Nahmens
Creutzfeld
gefunden, der
21
ein eifriger Leser Ihrer Urkunde ist und den ich zu meinem Freunde – auch
22
vielleicht zum besten meines armen verwahrloseten Hänschen Michaels –
23
aussuchen möchte. Er hat außer der griechischen Litteratur viel Neigung zur
24
morgenländischen und einen
Nothanker
dazu nöthig. Gott sey mit
Ihnen
25
und
Ihrem gantzen Hause
, mein lieber Herder! Vergeßen Sie
mich nicht
26
armen verlaßenen Greis, dem der Kopf mit Grundeise geht und voller Sorgen
27
für sich und seine Landsleute lebt. Gott wird helfen Amen! Schreiben Sie
28
bald
und
mehr
als ich thun kann.
29
Adresse mit Siegel und Postvermerken:
30
Herrn / Herrn Consistorial-Rath / Herder / zu / Bückeburg. Gedruckte Sachen.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 123–124.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 143–145.
ZH III 187–189, Nr. 449.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
187/11 |
Non |
Geändert nach der Handschrift; ZH: non |
187/30 |
vor bey ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: bey |
187/32 |
Frage |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Frage |
187/33 |
erwünscht Der ]
|
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): lies erwünscht. Der Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): erwünscht. Der |
187/35 |
anzettelt ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: anzettelt. |
188/3 |
hernach |
Geändert nach der Handschrift; ZH: hernach |
188/16 |
be liebster ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: liebster |
188/35 |
wa der ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: der |
189/25 |
mich nicht ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht mich |
189/28 |
bald und mehr |
Geändert nach der Handschrift; ZH: bald und mehr |
189/30 |
Herrn […] Sachen.] |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herrn/Herrn Consistorial-Rath/Herder/zu/Bückeburg Gedruckte Sachen |