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S. 177
Adresse am Ende des Briefes:
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Herrn / Herrn Hamann / zu /
Königsberg
/ in
Preußen
/
am alten
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Graben
.
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Auf der Adressseite von Hamann:
Erst eingehändigt durch HE. / Hartknoch den 21 Junii /
75.
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Nun, m. l. H., Verstehn oder Mißverstehn – Sancho Panssa sagt: Gott
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versteht Uns. Das soll uns nicht irren! u. am Ende kommt der Zickzack oder
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die Curve mit edlerm Namen! doch zusammen. Mich freuts herzl. daß Ihnen
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meine Schwester also gefallen. Ihre Beschreibung ist uns, die wir ihr beide
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beinah gleich fremd sind, freundliche süße Salbe Aarons gewesen, die
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wenigstens aus Ihrem Bart u. Kleide uns herüber duftet. Vor ihren Schinken u.
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gelehrte
Unterhaltung soll sie auch gleich einige meiner
Operum
bekommen,
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nach denen sie so lange lüstern gewesen: wollte Gott, ich sähe sie u. meine
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Vaterstadt, die kleinste im dürren Lande, noch einmal wieder. Nehmen Sie
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uns nun, lieber H., allesamt in Ihr Bündlein ein: mich u. meine beide
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Weiber u. beide Söhne, bis uns Gott weiter oder näher bringt. Amen.
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Jetzt bin ich hier zugleich Superintendent, bei meinen vorigen Stellen u.
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Geschäften: ich bins mit Verdruß u. ohne Erhöhung des Gehalts, auch ohne
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u. fast wider meinen Willen geworden. Meine Arbeiten haben dabei sehr
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zugenommen u. meine erste soll seyn, Friede zu stiften, wo ich kann. Mein Neffe
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der dazu kommt u. mein Bube, der rüstig wächst, werden meine Stunden
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näher aneinander drängen u. mir dadurch die Muße zu so edlerm Golde
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machen. Uebrigens sehnen wir uns beide von hier herzl. weg: weiß Gott,
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wohin u. gewiß noch in größern Tumult u. Gewirre. Es ist eine Art
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unbegreifl. Wiederspruchs im Weben des Menschl. Schicksals, daß je mehr man
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sich mit seinem Bauch wohin gewöhnt,
sich
desto mehr die entfalteten
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Flügel fortwollen u. müssen. Wir träumen u. erwachen, wo’s seyn soll.
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Also will ich Ihnen auch noch die abnehmenden Reste meiner Autorschaft
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desto treuer senden: Die
Brüder Jesu
von meiner Hand angezeichnet u.
das
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andre
die
Magier
aus Morgenland ohne Glück u. Stern zu Ihrem
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χρηματισμω.
Sagen Sie drüber, was Ihrem Herzen gelüstet. Und theilen Sie mir
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Ihre hierophant. Br.
p
eben so treu u. gerade mit.
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Fast vor 2 Jahren träumte mein Weib hier einen wunderl. Traum, dessen
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Einfaßung „Superint., Bube aufm Arm u. an der Hand“, Abschied von der
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Gemeine mit einem
tiefen
Kompliment der Inhalt war, da ein ander statt
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meiner auf die Kanzel ging. Da die Einfaßung itzt so wunderlich
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zusammentrift, wird sich auch der Inhalt geben.
S. 178
Meine
opera
an Trescho zu schicken, ist mehr als Einmal mein Gedanke
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gewesen u. dachte mit den Provinz. Bl. anzufangen. Ich weiß nicht, wie ich
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aber immer die Hand wegzog, als ob ich eine Distel salben
wollte
. Vielleicht
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schicke ich auch etwas mit Hartknoch.
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Morgen erwarten wir meiner Fr. Bruder, der als Jäger vor dem HE. zum
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Herzoge von Oldenburg, dem Vater meines Prinzen geht u. Einen Tag
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zwischen den Posten hier weilet. Das wird meinem Weibe so wohl thun, als mir
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die Nachricht von meiner Schwester: wollts
S
sie wäre auch hier gewesen.
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Aber ich verzweifle auch fast Hartkn. hier zu sehen, der Ihren Brief aus
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Leipzig geschickt u. mit einem
Aber
versprochen hat, nach der Messe zu
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kommen. Gut indeß, daß ich den Neffen doch erwische.
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Ändern wir unsern Ort, so reise ich zuerst nach Darmstadt, daß sich mein
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Weib mit ihrem Knaben da letze: u. dann, wohin es seyn soll – die ganze
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Gegend hier ringsum, spricht „nach Göttingen!“ ich bin aber der Letzte, ders
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weiß – das auch gut ist. Komme ich hin, so will ich mich sogleich durch Fleiß,
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Stille u. Verträgl. von der ganzen gelehrten Zunft sondern. Freilich
aber
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wirds meinem äußern Menschen da noch immer sehr angehen: aber man
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kommt doch in
Weg
, in
Bahn
, in
Handlung
.
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Sähe ich Sie Einmal wieder in Ihrem alten Neste! – Kaum! – Claudius
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krankt, u. Göthe geht mit Heirathsgedanken: sie sind nebst Lavater u. etwa
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Zimmermann, die Einzigen, an die ich, auch sehr läßig schreibe. Es ist, als ob
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die Bande welk wären, um vielleicht Einmal sich desto mehr zu krümmen u.
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fortzustreben. Wenigstens der Geschichte
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des großen Nikolai
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u. des Todfeinds Mardochai
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Dieser hat ein Gefolg gleich dem Großvezier
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jener blieb kaum noch ein Unterofficier –
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ihretwegen wenigstens müßen sie Prometheus lesen. Er ist rüstig, wie der
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Prolog zu Bahrdts Offenb. u. die Götter, Helden u. Wieland.
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Ein paar langgeschriebne Mscr. bring ich Michael zu Markt u. denn ruh
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ich u. studire hebräisch, an dem ich jetzt noch buchstabire. Hartkn. versorgt
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mich mit einer hübschen Samml. Bücher.
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Schreiben Sie mir bald, lieber H., daß ich Ihren Brief zum Desert beym
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Pyrmonter habe. Die hieroph. Br. dazu – u. Ihr orphisches Ei! –
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Mein Weib ist fleißige Wirthin, Gärtnerin, die Fasten über auch Köchin
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gewesen, Mutter
p
aber zu meiner Muse will sie sich noch nicht fügen. An
S. 179
Ihren Briefen u. Schicksalen nimmt sie redl. Theil: wollt, daß
Htkn.
von
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diesen uns recht viel Guts brächte.
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Gott mit Ihnen, lieber H. u. mit Ihrem Hause u. Kindern.
Grüssen
Sie
4
Dokt
.
Lindner. Wenn der Artikel eines Legats hieselbst nicht gewesen wäre,
5
daß Superint. Dokt. theol., Licent.
p
seyn müste, oder sich durch Theol. Schr.
6
der Welt rühmlichst bekannt gemacht – wenn dieser Zusatz nicht gewesen wäre,
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hätte ich wie Er, das dumm machende D. mir erkaufen müssen. Gottlob, jetzt
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hab’ ich noch einen Hut auf
dem
Kopf, statt der Mütze oder des Filzes. –
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P.S.
Und da, lieber H., unsre Zusammenkunft so schwer hält, erlauben Sie
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nicht, daß Hartkn. von Ihrem Bilde bei Lindn. Kopie nehme?
Es
soll uns heil.
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Schatte von Ihnen seyn, zumal es mich an Riga
p
wo ichs gesehn, mit
12
erinnert. Schlagen Sie es nicht ab.
13
P.S.
11. HE.
D.
Lindner schickt mir eben unter Hartkn. Bücher seine
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Predigt, mit einem Sprüchgen von der Wiedergeburt. Viel Dank an ihn, u.
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Bezeugung, daß Schweigen nicht Vergessen, Abwesenheit nicht Tod, u.
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Aufgeschoben nicht
aufgehoben
heißt. Zur Antiphon. ihm Sprüchw. 30, 26.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 127–128.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 139–141.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 96–99.
ZH III 177–179, Nr. 445.
Zusätze fremder Hand
177/4 |
Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
177/4 |
75. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 75 |
177/28 |
Brüder Jesu |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Brüder Jesu |
177/31 |
p ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: p. |
178/1 |
opera |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Opera |
178/3 |
wollte ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: sollte |
178/10 |
Aber |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aber |
178/36 |
p ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: p. |
179/1 |
Htkn. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hartkn. |
179/3 |
Grüssen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Grüßen |
179/4 |
Dokt . ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dokt. |
179/5 |
p ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: p. |
179/8 |
dem ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: den |
179/10 |
Es ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Er |
179/11 |
p ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: p. |
179/16 |
aufgehoben ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Aufgehoben |