412
105/23
10
Sptb.
774.
24
Ihr Brief
Ihr Brief, mein Herzens Ham. kommt mir eben an dem Tage, da der
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Wilhelm Christian Gottfried
Wilhelm Christian Gottfried Herder
meinige mit der Nachricht abgehn sollte, daß ich nun auch einen
Wilhelm
26
Christian Gottfried
habe! Den 25. Aug. legte ich mein 30. J. zurück: Sie den
27
27. ihr 44tes den 28. drängte er sich zur Welt – Die
3.
Tage laßt uns nun
28
zusammen feyren! Es ist ein braver, starker, schwarzköpficher Junge, ganz bis
29
auf Haut und Haar mein Ebenbild! Er hat sich früher als wirs dachten u. mit
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gesunden Kräften ans Licht der Welt
gewagt
gemacht
: Abend vor
8.
Uhr war er da u.
31
halb 5. waren wir noch zum Besuche. Mutter ohne Milchfieber u. die mindste
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Wolke – Denken Sie sich unsre Freude, die
ευδοκιαν εν εικονι, εν αγαπητω του
33
κολπου
zu fühlen u. fühlen Sie sie mit. Das Knäblein hat mich u. soll
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mich wiedergebähren zu neuer Hofnung meines
Beruffs
!
35
D. d. i.
Doktor das ist
Pegelow ist ein fauler
D.
d. i. Dreschflegel! So gar einen Brief an meine
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Schwester
Catharina Dorothea Güldenhorn
Schwester hat er so lange behalten, an dem Vieles lag. Laßen Sie doch
S. 106
Inlage nicht säumen, lieber H., u. nicht wie den Pumpernickel alt werden:
an
auf
2
der Ersten Post fort!
3
hab ihm schon gesagt
Herder verwendete das Wortspiel von Asmus für Claudius (nach
Claudius,
Asmus omnia sua secum portans
) und asinus (lat. Esel) auch in einem Brief an denselben, wie man aus dessen Antwort („nennt mir nicht noch einmal Asinus!“) schließen kann; vgl. Claudius an Herder (1774), in:
Jessen (Hg.):
Claudius: Briefe an Freunde
,
, S. 96.
Claud.
ist ein
hinkender
Bote u. ich hab ihm schon gesagt, daß statt
Asmus
4
ein · auf dem Ersten Strich des m
In der Handschrift des Briefs befindet sich ein Punkt über der ersten Hälfte des „m“, wodurch es eine Tendenz hin zu „in“ bekommt: Herder wandelt so durch einen Punkt Asmus in Esel um.
ein · auf dem Ersten Strich des
ṁ
seyn Name seyn sollte. Weder Mancherlei
5
noch Etwas noch
προλεγ.
noch Postlegom. hab ich gesehen: wie oft u. sehr ich drum
6
lettre perdue
Hamann,
Lettre perdue d’un sauvage du nord
gebeten. Die
lettre perdue
habe wie ein Luchs oder Adler in einem
Catal.
7
aufgespürt u. beinah durch Curier kommen laßen. Brächte
S
sie Ihnen
8
doch Frucht! u. haben Sie ja die
Treuherzigkeit
, mir Alles zu melden, was –
9
oder ob Nichts drauf folge?
10
O schickten Sie mir, lieber Fr., doch die Sachen selbst, oder besorgten
S
sie
11
ohne
Claudos
u.
Claudios!
Es ist doch nicht recht, daß ich kein Ein
z
iges
12
Ihrer Stücke von Ihnen, alles von u. aus
Catalogis
habe! Wüsten Sie, wie
13
ich dürste!
14
Rec.
die Rezension von
Herder,
Aelteste Urkunde
in
Staats- und gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten
, vgl.
HKB 411 ( III 102/30 ) Die Rec. kenne nicht, werde mich aber darnach bemühen. Die von Ihnen
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gerügte Stelle sollte Satyre seyn, ist aber so stumpf gerathen, daß sie jeder
16
für
Fehler ansehn wird u. so mag sie gehn. Wollt überhaupt, daß der ganze
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Michael. aus dem Werk wäre. Erlebts
2te
Aufl. wie Anders soll Alles
18
werden.
19
Erfurtern
Rezension von
Herder,
Aelteste Urkunde
in
Erfurtische Gelehrte Zeitungen
, 56. St. vom 14.7.1774, verfasst von
Johann Georg Meusel
Ich hab eine in den Erfurtern gelesen, wo nebst manchen Dolchstößen (sie
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Klotz
Christian Adolph Klotz
war von Meusel, einem Klotz. sel. Andenk.) ein sehr treuer Auszug war u.
21
wollte Gott, daß den Alle nur lieferten.
22
Mit der Urk. sollten 2. andere Stücke herauskommen, die (unserm Htkn. zu
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danken) noch nicht heraus sind! Ich will nichts davon vorschmecken: sie sollen
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Hartkn.
Johann Friedrich Hartknoch
Sie überraschen: halten Sie sich an Hartkn., der hätte sie Ihnen schon vor
25
¼
J.
schaffen können. Von hier ists zu theuer u. ich habe für mich selbst
26
kein Ex. – – Ich werde u. muß über alle 3. viel leiden! Darauf mache ich mich
27
gefaßt u. zum Theil hab ichs verdient. Von jetzt an ziehe ich mich, hilfs Gott!
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Span. Schlößern
sprichtwörtlich für Luftschlösser, schwärmerische Vorstellungen; vgl. Hamanns Anspielungen auf
Cervantes,
Don Quijote
etwa in
HKB 402 ( III 74/17 ) aus allen Span. Schlößern zurück u. will in meiner Hütte wohnen: nur muß
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beichtende Lau
Theodor Ludwig Lau
; der Hintergrund dieser vmtl. in Königsberg lokal überlieferten Anekdote könnte ein Prozess Laus in Königsberg von 1727–29 sein: Neben anderen Dokumenten zu dem Prozess vor dem Samländischen Konsistorium in Königsberg druckte Lau in
Original-Rede […] (Altona 1736)
, S. 19–23 einige Beichten und Bekenntnisse ab, die aber nicht den von Herder zitierten Wortlaut enthalten.
ich, wie (wenn Ihnen die Gesch. aus Königsb. bekannt ist) der
beicht
ende Lau
30
sagen
„nur noch
Ein
Werk, HE. Dokt!“ Das hab’ ich jetzt unter 2ter Abschrift.
31
Wirds mir so gut, u. soll ich nach Mitau kommen – wohlan! vor jetzt habe
32
Hartmannische
Gottlob David Hartmann
nur noch Hartkn. u. Hartmannische
Winke
!
33
Meiners ist in Gött. u. hat die
Revision
geschr., auch eine
Psychol
. –
34
dem
darüber ich aber viel beßers ihm zutraue! K. u. W. S. 154. heißen
35
Künste
u.
Wißensch
. Wenn ich auch nichts bekomme: laßen Sie nur im
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großen, in That, Ihren Plan nicht untergehen. Mit Einem Wort treffen Sie dem
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Nagel auf den Kopf: „es ist alles
Geschwätz
! keine
Handlung
!
“
Auf Einer
S. 107
Ihrer Seiten steht mehr als hier auf Bogen! Helf’ indessen Gott! Durch
2
Fallen müssen wir gehn lernen! Ruhe, Einfalt, Handlung soll von jetzt an mein
3
tägliches Geschäft werden! Ich erliege unter Verwirrung, Bürde u. Worten! –
4
Meine Seele hat heute z. E. trüben Tag: das auch dieser Brief zeuget.
5
In den Ersten Tagen meines Gottgegebenen hab ich recht Freud’ u. Ruhe
6
u. Leichtigkeit geschmeckt! Warum kann ich nicht immer so seyn! Meine
7
Schwere ist blos Krankheit! – In Schrift u. Geist! –
8
Die 7. Augen in Stein habe noch nicht erhalten können. Es ist blos
9
Programm: Der seel. Faber in Jena hats
Weinahcht
vorm Jahr geschrieben!
10
Ich will Ihnen mehr davon sagen. Ich bin jetzt ganz in Zend-Avesta u. dem
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N. T. ... Teller
Teller,
Wörterbuch des Neuen Testaments
N. T. glauben Sie
mir,
ich hoffe Viel zu sagen, u. den Teller Jannes u.
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Jambres entgegen zu winken mit dem Finger der Kraft. Wenn ich Ihre
13
προλ.
erhalten, so weitläuftiger u. mehr! Empfehlen jetzt den 25. u. 29. Aug.
14
die Männin, die wahre Männin ist, droben
ein
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 109.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 89 f.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 85–87.
ZH III 105–107, Nr. 412.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
105/23 |
Sptb. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sept. |
105/27 |
3. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3 |
105/30 |
gewagt gemacht ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: gemacht |
105/30 |
8. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 8 |
105/34 |
Beruffs ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Berufs |
105/35 |
D. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: D. |
106/1 |
an auf ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf |
106/3 |
Asmus |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Asmus |
106/3 |
Claud. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Claud. |
106/4 |
ṁ ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: m |
106/6 |
Catal. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Catal. |
106/16 |
für ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: für |
106/17 |
2te |
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2te |
106/25 |
J. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jahr |
106/29 |
beicht ende Lau |
Geändert nach der Handschrift; ZH: beichtende Lau |
106/30 |
Ein ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein |
106/30 |
sagen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: sagen, |
107/9 |
Weinahcht ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weihnacht |
107/11 |
mir, ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir |
107/13 |
προλ. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: προλ |
107/14 |
ein ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein. |