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19/20
Mein Lieber Bruder,
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Vetters
Heinrich Liborius Nuppenau
Heute ist Jahrmarkt und gestern Gott Lob! die Hochzeit unsers Vetters
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glücklich überstanden. Deine neue
Cousine
ist eine sehr erwünschte Hälfte für
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ihn und unserer Freundschaft werth. An ihrer Bildung ist nichts auszusetzen
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und das Gemüth wiederspricht derselben nicht. Sie hat eine sehr brave Mutter,
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die ich recht schätze, versteht polnisch und allerhand Arbeiten, mit denen sie sich
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selbst forthelfen kann und in ihres Liebsten Hanthierung vielen Einfluß haben.
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Sie wird als eine Blumenmacherinn auf den besten Hochzeiten hier
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bekannt; wer also das eine braucht, wird das Zuckerwerk bey ihrem Mann
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auch mitnehmen. Gott erfülle den Seegen, der gestern auf sie gelegt worden.
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Aus der großen Kindergesellschaft, die hier gewesen, sollte man auf eine große
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Fruchtbarkeit dieses Paares schlüßen. Von allen den Kleinigkeiten die auf
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dieser Hochzeit vorgegangen ist meine Sache nicht Dir einen Bericht zu geben,
S. 20
der dich ohnedem nichts angeht. Bey den großen Zwischenfällen ist alles
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gleichwol ordentlicher zugegangen als man hatte denken sollen. Wir sind alle recht
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HE Buchholtz
Johann Christian Buchholtz
HE Rentzen
Johann Laurenz Rentzen
sehr froh darüber. HE Buchholtz und HE
Rentzen
beehrten uns mit ihrer
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Gegenwart. Des letzten Familie und eine andere von der Braut Seite haben
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sich eine lustige Hochzeit ausdrücklich bestellt, die man nicht willens war zu
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machen, und wozu unser Vater auch nicht sein Haus würde gegeben haben.
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Diese beyden Häuser sind aber ausgeblieben. Wenn sie es werth gewesen
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wären, daß man auf sie in der Anlage der Hochzeit
reflecti
rt hätte; so dächte ich,
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hätten
wären sie auch gekommen und hätten das Gute zu genüßen gehabt,
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das für sie bereitet war. Koch und
Conditor
haben viel Ehre eingelegt und
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war nichts am Gesicht und Geschmack der Tafeln auszusetzen. Zwey Stuben
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waren für die großen Gäste und die dritte für die Kinder
fourni
rt. Wir hatten
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aber alle an unsere beyde Stuben genung und der dritte Tisch in der
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Gesellenstube gieng ein. Ich war Wirth in meinem Zimmer und recht vergnügt
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mit meiner kleinen Gesellschaft. Zu Fuß lief in vollem Putz hin und führte
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in Gesellschaft der Schwester in unser Haus ein, die Braut fuhr vor uns, die
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Mutter hinter uns. So bald die Musikanten erschienen, verschloß mich auf der
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Jungfer Degnerinn
NN. Degner
Jungfer Degnerinn Zimmer und habe daselbst eine sehr ruhige Nacht gehabt,
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die ich meinem Vater gern gegönnt hätte, dem aber damit nicht gedient war
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und im vorderhause in seinem Bette biß 4 Uhr hat wachen müßen. Der
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Bräutigam kennt Dich und Du kennst ihn, Du kannst also des
Ceremoniels
mit ihm
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überhoben seyn; der Braut möchtest Du aber wohl schuldig seyn ein Merkmal
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Deiner guten Gesinnungen gegen alte und neue Blutsfreunde zu geben und
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Wirths
Johann Gotthelf Lindner
; vll. Anspielung auf dessen Brief zur Hochzeit seiner Schwester mit
George Steinkopf
, vgl.
HKB 163 ( I 425/1 ) die Aufführung Deines Wirths bey der Hochzeit seiner Schwester zum
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löblichen Muster nehmen. Auf das gestrige Vergnügen liegt uns heute ein
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Hauskreutz auf dem Halse. Unser Gesell muß das Bett hüten und seine ganze
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Kundschaft wird es der Hochzeit zuschreiben, auf der er aber nicht gewesen, sondern
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gestern ganz krank des Abends zu Hause gekommen, nachdem er einige Tage
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vorher geklagt hatte.
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Meine Sachen sind hier sehr gut und auf den
rechten Augenblick
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angekommen, wofür ich der Vorsehung und meiner Freunde Betriebsamkeit
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recht sehr im Herzen gedankt. Mich hat es gewundert, daß ich damals kein
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Wort von dir erhalten, und die Kosten der Fracht für uns zeitig genung
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gekommen wären, die mein Vater mit Freuden bezahlt, wenn sie auch noch einmal
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so hoch sich belaufen. Der Fuhrmann war der billigste, den ich jemals gesehen.
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Auf Dein Stillschweigen fand es daher für gut durch ein gegenseitiges
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Stillschweigen zu antworten. Weil Du aber ersteres durch einen recht
S. 21
verliebten Brief, den Du zuletzt an mir geschrieben hast gut machen wollen; so habe
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ich einen Posttag länger meine Erklärung auf selbigen abkühlen laßen müßen.
3
Weil ich …
Wohl bzgl. des Streits mit dem Hause Berens, zuletzt der (nicht überlieferte) Brief an
Catharina Berens
, vgl.
HKB 175 ( II 2/26 ),
HKB 176 ( II 4/11 ),
HKB 177 ( II 6/31 ).
Weil ich im Grunde vieles nicht verstehe, was du mir sagen willst, und ich
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alles was aus Freundschaft flüßt, lieber über seinen Werth schätze als
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heruntersetzen mag; so werde nichts nach Gerechtigkeit und Weisheit beurtheilen.
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Du kannst glauben, daß ich Gott für alles danke und in meiner
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gegenwärtigen Verfaßung nichts das geringste zu ändern wünsche, weder durch
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Hinzuthun noch Hinwegnehmen. Ich untersage mir so viel ich kann die Erkenntnis
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des Guten und Bösen als eine verbotene Frucht. Was ich und andere für die
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beste Seite ansehen, kann es vielleicht nicht seyn. Ist etwas guts geschehen, so
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muß es das Auge des Richters und nicht der Partheyen dafür erkennen, und
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die Ehre des Urhebers kommt nicht dem Werkzeug zu, als in so fern es in
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seinen Händen gewesen und noch ist. Ist etwas böses geschehen; so thut mirs
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leyd von Herzen, und eben derselbe der Richter ist, giebt den Sachwalter ab,
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den wir für einen mitleidigen Hohenpriester erkennen.
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Was ich …
Joh 19,22
Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben und Dein Rath in Ansehung
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Ich werde …
Gal 2,18
der Schreibart kommt nach geschehener That. Ich werde das nicht
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Unsere Seele …
Ps 124,7f.
wiederaufbauen, was ich selbst niedergerißen Gal.
II.
18. Unsere Seele ist entrunnen
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wie ein Vogel dem Strick des Voglers, der Strick ist zerrißen und wir sind loß.
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Unsere Hülfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
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Wie die Träumende …
Ps 126,1–3
Wie die Träumende, ist unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll
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Rühmens. Der Herr hat großes an uns gethan; des sind wir fröhlich.
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Ich sehe mich
noch
genöthigt Dir noch eine alte Schuld im Buchladen
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vorrücken zu laßen; von der ich keinen rechten Begrif habe. Sie betrift ein
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französisch Buch, das Du für einen guten Freund verschreiben laßen, und das der
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Hartung
Johann Heinrich Hartung
seel. Hartung selbst mitgebracht, und Dir für den kleinsten Preis überlaßen.
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Wenn gute Freunde bezahlen sollen, muß man nicht aus Höflichkeit stum
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seyn sondern den Mund nach Beschaffenheit ihrer Ohren weit und weiter
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aufthun. Wenn man zu gutherzig ist zu reden, so muß man auch so gutherzig seyn
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den Schaden unsers Stillschweigens, der unserm Nächsten zuwächst, gedultig
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HE. W.
Friedrich David Wagner
zu ertragen und auf Dich zu nehmen. HE. W. beschuldigte Deinen Vater Dich
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so kurz gehalten zu haben und glaubte bey Beßerung Deiner Glücksumstände
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zu einer Erinnerung verpflichtet zu seyn. Ich muste meinen Vater
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entschuldigen in diesem Stück, der schon einige große Rechnungen hier bezahlt, ohne die
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Handreichung von mir zu haben, die er an Dir gehabt. Die Rechnung lautet
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aus dem Ladenbuche wie folget
S. 22
HE
Hamann Junior
1753 den 19
Junii
2
Cleveland
Cleveland,
Le philosophe anglois
fl.
Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
Cleveland philosophe anglois
12
0
– – 12 fl.
3
HE. Rector
Johann Gotthelf Lindner
Du wirst HE Wagner durch HE. Rector bey erster guter Gelegenheit, wenn
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er etwas im Laden zu bezahlen hat, zugl. mit zu befriedigen suchen; oder falls
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Deine Umstände kümmerlicher sind als wir es
hier
immer meynen, mir
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davon Nachricht geben. Mein Alter würde sich gern verstehen diese Kleinigkeit
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abzumachen, ich wollte ihn aber damit nicht gern verdrüslich fallen, da Du
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güldenen Achthalber
Brandenburgische Zwölfteltaler wurden durch ein Edikt von 1722 das Stück auf achteinhalb preußische Groschen gesetzt.
ihn kennst. Soll ich es thun, so würde meinen letzten güldenen Achthalber dazu
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Buch
nicht ermittelt
auswechseln laßen. Das Buch, das ich dir zum Andenken geschickt, ist von
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mir sogl. bezahlt worden, und mit dem Gelde, das ich mein eigenes nennen
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Chrysostomus
Johannes Chrysostomus
kann. Den Chrysostomus aber hat mein Vater auf meinen Vorschlag gekauft.
12
Furcht des Herrn
Ps 111,10
Nicht Müßigkeit und Sparsamkeit, sondern die
Furcht des HErrn
ist einer
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weisen Wirthlichkeit Anfang. Ich bin geitziger wie Du, und Du kannst
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zum besten dienen
Röm 8,28
freygebiger als ich seyn. Es liegt mir daran, daß
uns alles zum besten dienen
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muß
, wenn wir es redlich mit dem meynen, in deßen Händen so wohl die
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Sünde als die Gnade unsers Lebens steht; zu rechter Zeit mit ihm zu rechten
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wißen, und zu anderer wieder schweigen unsern Mund nicht aufthun und
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seiner Hülfe harren. Ein bloßer Wink in deinem Briefe wird hinreichen mich zu
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bestimmen, ob Du selbst diese Kleinigkeit abmachen willst, oder ob ich es thun
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soll. Weil ich nichts brauche, so habe ich immer überflüßig, und mein Vater
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unterhält mich reich und milde, wird noch durch leiblichen Seegen erfreut und
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dadurch desto mehr aufgemuntert auszustreuen.
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Gott laße gleichfalls Deine Pfingstarbeit geseegnet seyn und gebe Dir
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Kräfte und Willigkeit dazu solche zu brauchen. Genüße des Sommers, so gut
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Du kannst, mein lieber Bruder und laß Dein Gemüth wie die Natur im
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Feyerkleide prangen, im festlichen in heiliger Freude und Heiterkeit. Was für
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ein geheimnisvolles glückliches Leben giebt uns die Weisheit von erster Hand.
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wie ein Rad …
Hes 1,15f.
Spiel in der Arbeit, Arbeit im Spiel wie ein Rad im andern Rade nach dem
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Gesichte Ezechiels.
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HE. Rector
Johann Gotthelf Lindner
Baßa
George Bassa
Ich möchte noch gern an HE
Rector
schreiben und meinen Baßa auch
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danken für seine treue Besorgung; muß daher eher abbrechen. Du hast
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ohnedem nicht Zeit lange Briefe zu lesen, da sie Dir zu kurz ist ein paar Zeilen
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öfters zu schreiben. Ich habe bisweilen mehr nöthig zum Lesen als zum
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Prof. Meyer
Georg Friedrich Meier
Schreiben, was Briefe anlangt. Von
Prof. Meyer
habe aus Halle endl. eine
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Antwort erhalten, mit der ich sehr zufrieden bin, weil er wenigstens die
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masquirten Wagners Gesuch
Friedrich David Wagner
; vll. bzg. auf den Versuch, in Halle die Zensur für die
Sokratischen Denkwürdigkeiten
zu erlangen, vgl.
HKB 174 ( II 2/7 ) Achtsamkeit gehabt auf des
masqui
rten Wagners Gesuch zu
reflecti
ren. Vorgestern
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Versuch
Hamann,
Akademische Frage
wie hier die Tische gedeckt wurden, brachte einen kleinen Versuch zu Ende, der
S. 23
Intelligenz Werk
Wochentliche Königsbergische Frag- und Anzeigungsnachrichten
in das hies.
Intelligenz
Werk kommen soll; woran ich noch sehr zweifle. Wenn
2
hier nicht, soll er weiter gehen. Diese Arbeit ist mir eben so unvermuthet
3
gerathen, als sie von mir
entrepreni
rt worden. Vom Einfluß der Sprachen und
4
Aristobulus
Aristobulus
Meynungen ein Bogen voll auf Briefpapier von Aristobulus, Königs
5
Ptolemäi
König Ptolemaios VI. (180–145 v. Chr.)
2 Macc. I.
2 Makk 1,10
Ptolemäi abgedankten Schulmeister. (2
Macc.
1.) Ist eigentl. gegen Michaelis
6
Beurtheilung
Michaelis,
Beurteilung der Mittel
gerichtet. Wenn ihr die Beurtheilung der Hülfsmittel zur hebr. Sprache werdet
7
Brief
Vgl.
HKB 184 ( II 27/5 ); vll. ein Entwurf der Kritik, die im
Kleeblatt hellenistischer Briefe
enthalten ist, im dritten Brief, N II S.179f., ED S. 124f.
gelesen haben, so werde einen kritischen Brief über dies Buch schicken, den ich
8
ehmals aufgesetzt, der in vollem Fluge geschrieben worinn Du aber noch hie
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und da ein gut Körnchen finden möchtest. Ungeachtet ich sehr gern das Lied
10
singe, worinn vorkommt:
11
Die falschen Götzen macht zu Spott
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und die Ironie, die in den Kindern des Unglaubens herrscht, mir sehr schwach
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gegen den Gebrauch den die Propheten von dieser Figur machen, vorkommt;
14
so kann ich doch nicht leugnen, daß mir meine Schreibart selbst manchen
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Podagrist
An Gicht Leidender
Angstschweiß und glühend Gesicht macht und wie ein Podagrist d
en
iesen Wein
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eben so sehr liebe als fürchte. Auch ein Sohn des Donners lag an Seiner
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Brust und wurde von ihm geliebt.
18
Ich bin übrigens Gott Lob! gesund mein lieber Bruder und fülle täglich
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wie ein Schnitter
Ps 129,7
wie ein Schnitter meine Hand oder wie ein Garbenbinder meinen Arm. Ich
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habe heute die Geschichte Bileams dieses großen syrischen Dichters im
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Grundtext gelesen und werde das 4. Buch Mose mit aller Gemächlichkeit vor dem
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Fest schlüßen können, auch Gelegenheit gehabt den Propheten Joel dazwischen
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zu schieben, um des hällischen
Richters
Uebersetzung dann beurtheilen zu
24
Vier hebräische Grammaticken
Vmtl.
Kypke,
Anfangsgründe der Ebräischen Grammatic
,
Simonis,
Lexicon manuale Hebraicum et Chaldaicum
und
Simonis,
Arcanum formarum nominum Hebraeae linguae
und vll.
Schultens,
Origines Hebraeae
(vgl.
HKB 197 ( II 49/13 )).
können. Vier hebräische Grammaticken warten auf mich, in denen ich den Anfang
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gemacht, und die ich bloß lesen will um alle Schulgerechtigkeit zu erfüllen und
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Schultens
Albert Schultens
ein wenig zubereitet den Vater
Schultens
brauchen zu können.
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Aristophanes
Aristophanes
Mit
Aristophanes
bin auch acht Tage ehe fertig geworden, als ich meine
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Schild des Hercules
Schild des Herakles
; Hesiod zugeschriebenes griech. Epos, bspw. in Schrevels
Hesiod-Ausgabe
enthalten
pensa
überrechnet. Der Hesiod läuft mir wie Waßer. Der Schild des
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Hercules und seine
Mythologie
ist mir noch übrig, mit dem ich gleichfalls vor
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dem Fest reinen Tisch zu machen denke. Er verhält sich zum Homer wie Jacob
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zum Esau. Das Recht der Erstgeburt zwischen diesen beyden Erzvätern der
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griech. Dichtkunst ist eben so schwer zu entscheiden. Er hat eine Einfalt und
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Unschuld, die ihn
antiquer
macht als den Heldendichter, in dieser Einfalt aber
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schimmert zugleich eine Cultur, die ihn um ein Jahrhundert zu verjüngen
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scheint. Seine Werke und Tage haben einen größeren Entwurf, als ich bisher
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gewust. Ein ungerathener Bruder hat ihm die Feder dazu geschnitten; den er
37
auch in den feurigsten Stellen nicht anders als
seinen sehr albernen
Persa
S. 24
nennt. Ich finde in diesem Beywort so viel Zärtlichkeit als
Boileau
durch den
2
Schimpf-Namen eines Hofmanns erhielt der seine Bewunderung über eine
3
glückl. Stelle durch Schmähworte sehr lebhaft ausdrückte. Sein System
4
begreift Ackerbau und Schiffart in sich; Sittenlehre und Aberglauben. Ein
5
Glaubens-Sitten-Buch und ein Kalender: was für ein zusammengesetzt
6
Compendium!
und was für eine Bauart gegen unser Cellen- und
7
Fächerwerk! – – Genung auf heute. Das junge Paar erwartet mich.
8
Ich wünsche Dir nochmals allen Seegen zum bevorstehenden Feste, und die
9
Gemeinschaft des Geistes, den uns Gott gegeben, der nicht ein Geist der
10
Furcht, als der Grundtrieb anderer Religionen angegeben wird, sondern uns
11
mächtig […] macht
1 Kor 4,10
mächtig, liebreich und klug macht zu jedem guten Werk in Jesu Christo
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unserm Herrn. Amen.
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Ich umarme Dich mein lieber Bruder und ersterbe
14
Dein treuer Freund JGH.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (73).
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 22–24.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 281–284.
ZH II 19–24, Nr. 182.