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GeEhrtester Freund,
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das Fest
Ostern
in Fried und Freud
Mit Fried und Freud ich fahr dahin
, Kirchenlied von Martin Luther auf Lk 2,29–32 (EG 519)
Gott gebe, daß Sie das Fest in Fried und Freud zurück gelegt haben. Bey
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gegenwärtigen Läuften
der Siebenjährige Krieg
gegenwärtigen Läuften ist uns das Andenken jenes Krieges lebhafter als sonst
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da ein Tod den andern fraß
Christ lag in Todes Banden
, Osterlied von Martin Luther (EG 101), 4. Str.: „Es war ein wunderlich Krieg, / da Tod und Leben ’rungen; / das Leben behielt den Sieg, / es hat den Tod verschlungen. / Die Schrift hat verkündet das, / wie ein Tod den andern fraß, / ein Spott aus dem Tod ist worden.“
gewesen, des wunderbaren, da ein Tod den andern fraß, und ein Spott aus
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dem Tode, nämlich dem rechten, ward.
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Ich bin mit Arbeiten bisher so überhäuft gewesen, zu denen jetzt ein
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Zuwachs von neuen komt, daß mir alle meine Zeit beynahe beschnitten ist. Es
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wird Ihnen daran auch nicht fehlen, GeEhrtester Freund, und wenn man
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ei
Gelehrten predigt, so darf man nicht dafür sorgen verstanden zu werden.
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Alle bisherige kleine
Commissio
nen habe nach Möglichkeit besorgt und
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werde für alles übrige künftig gleichfalls thun. Mit dem Fuhrmann hatte
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wieder harten Verdruß, weil Sie ihm keinen Frachtzedel mitgegeben und er
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hier noch einmal bezahlt haben wollte, ich stopfte ihm aber mit Ihrem Briefe
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das Maul, und frug ihn: ob er lesen konnte? worauf der Kerl dreist Nein!
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sagte, das mir herzlich verdroß.
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Wagner
Friedrich David Wagner
HE
Wagner
ist bisher unpäßlich gewesen, hat erst diese Woche ausgehen
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Sachen
hauptsächlich wohl aus London importierte Bücher, vgl.
HKB 110 ( I 243/29 ),
HKB 116 ( I 253/7 ) u.
HKB 144 ( I 331/17 ) können. An alles wird gedacht werden, jetzt sind die Sachen erst angekommen,
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die so lange in Lübek gelegen. Künftige Woche möchte aber erst etwas
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abgehen oder vielmehr nächstfolgende. Er meldete mir daß es wegen eines
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Paupers
lat. pauper, dt. arm. Armer Schüler, hier vll. als Packhilfe.
HE. Freytag
Theodor Michael Freytag
Paupers
Mühe kosten würde, daß ihn HE.
Freytag
mit sn.
Propositionen
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Cretlow
Daniel Wilhelm Cretlau
ausgelacht, und
Cantor Cretlow
ein Mann wäre mit dem nichts recht
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anzufangen. Mehr wird er Ihnen selbst melden. Dies habe nur so im Vorbeygehen
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auf
W.
Ersuchen vor der Hand
communici
ren wollen. Stricknadeln sind
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sorgfältig eingepackt gewesen, wie ich auch ersuchen laßen durch meinen
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Bruder unter den Papieren darauf Achtung zu geben. Der Käse ist noch hier. Die
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Räthin
Auguste Angelica Lindner
Frau
Consistorial
Räthin habe das letzte mal nicht zu sprechen bekommen
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können, ob ich gleich 2 mal bey ihr gewesen, weil ihr Geld von dem damals
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bettlägerichten
W.
auszuzahlen hatte.
S. 19
Da ich den ganzen Morgen lauter Frachtbriefe schreiben müßen; so habe
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ich es auch für meine Schuldigkeit erachtet Sie um eine Gefälligkeit zu
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ersuchen, die Sie mir ohne mein Bitten würden eingeräumt haben. Wenn näml.
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mein Bruder meine zurück gelaßene Bücher in seine Verwahrung
bekommen
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sollte
; werden Sie diese verwaysten
Exulant
en gern unter ihr Dach
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aufnehmen und ihnen einen sichern Ort in meines Bruders Stube oder wo es
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Harpax
griech.-lat. Lehnwort: an sich reißend, räuberisch; vmtl. hier auch bez. auf die geizige Figur in Plautus’
Pseudolus
am besten wäre anweisen. Für meine Bücher sorg ich wie ein alter Harpax für
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Interessen
Zinsen
seine harten Thaler. Die Interessen davon werden Sie durch einen Gebrauch
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derselben abziehen.
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liebe Hälfte
Marianne Lindner
Grüßen Sie herzlich Ihre liebste Hälfte. Gott gebe Ihnen allerseits
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Gesundheit. Ich bin unverändert Ihr aufrichtiger Freund
Hamann
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Königsb. den
12 April. 1760
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In gröster Eyle.
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Alle verlangte Bücher werden bestens besorgt werden. Der Artzt ist jetzt erst
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angekommen. Diese Woche ist aber noch nichts zu thun im Buchladen, wegen
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der Meße.
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Adresse quergeschrieben:
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An des / HErrn
Rector Lindner
/ HochEdelgeboren /
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (48).
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 20–22.
ZH II 18 f., Nr. 181.