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Kgsberg den 18 April 75.
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Eben hat mich Ihre liebe Frau Schwester mit Ihrem künftigen
Pensionnair
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besucht. Die Bekanntschaft der ersten hat mir viel Freude gemacht und ich
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versprech mir noch mehr vom Umgang des letzten, der sich noch bis Sonntag
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bey uns aufhalten wird. Hartknoch überraschte mich am grünen Donnerstage,
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und hat mir jeden Tag wenigstens 1 wo nicht 2mal
Cour
gemacht; denn wir
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armen Autoren am alten Graben leben übrigens auf dem höchsten Fuß, trotz
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der
Philosophen
ohne Sorgen. Ich habe 8 Tage zu Hause, Gott weiß wie?
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zugebracht, ohne einmal Ostern öffentl. gefeyert zu haben.
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Sie erwarten von mir einen langen Brief, den es mir nicht mögl. ist Ihnen,
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liebster Herder zu
schreiben;
der Ueberbringer mag den
Laconismum
meiner
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Augenblicke ersetzen.
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Ihr Vorwurf einer
fremden Sprache
hat mich ohne das ein wenig
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abgeschreckt, da ich wie Sie wißen, unter die lichtscheue Geschöpfe gehöre. Daß
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mich
Ihre liebe Caroline
beßer verstanden, ist viel Zufriedenheit für mich –
S. 173
Daß Sie mich bisweilen gar nicht, bisweilen gantz unrecht verstanden, ersehe
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ich wirklich aus einigen Stellen. Ich will mich aber darüber nicht rechtfertigen,
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um nicht zu mehr Misverständnis Anlaß zu geben. Bey aller Verschiedenheit
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unserer Lage mag es eine
gleichf
geheime
Gleichförmigkeit unter unsern Umständen
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geben, durch die es sehr natürlich zugehen mag, daß wir uns einander
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verwechseln, und der eine seine eigene Vorurtheile dem andern beymißt – welches
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mir mit den optischen Gesetzen unserer Seele und ihrer Urtheilskraft
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übereinzustimmen scheint.
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Im Plan meiner Autorschaft denke ich vollkommen wie Sie – wenn ich
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mehr Beruff und Muße als jetzt dazu haben werde – aber die Ausführung
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hängt vom Glück ab, das ich uns beyden wünsche.
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Ihre
Schwester ist eine
sehr
liebe
Frau, die mir sehr gefällt und durch ihr
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Misgeschick noch liebenswürdiger wird. Ihre Caroline hat Recht Sie als
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Ihres Mannes und eigene Schwester hoch zu schätzen. Kurz sie hat mich ein
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paar Stunden beynahe, recht
gelehrt
unterhalten, weil es für meinen
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eigensinnigen Geschmack keine Schönheit ohne
Wahrheit
,
Güte
und
Größe
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– und sich meine überspannte Einbildungskraft unter jeder
Schminke
des
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Witzes
und
guten Tons
eine sieche, gelbe, eckle Haut denkt, die mein gantzes
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Gefühl empört.
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Den 20. Mittags.
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Anstatt Ihrer Schwester einige Höflichkeiten erzeigen zu können, hat sie
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mir, Gott verzeyhe Ihr! alle ihre Wegkost zugeschickt, einen geräucherten
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Schinken, ein langes Brodt und einen Buttertopf, – und so bin für mein Lob
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folio verso
wie ein Kaplan für eine Abdankung bezahlt worden. Ich habe Sie
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noch gestern Mittags im weißen Roß vor Ihrer Abreise gesprochen – und
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einen Gruß an unsern alten Freund und Landsmann T. mitgegeben nebst
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den jüngsten
opusculis
meiner Autorschaft – aus leidiger Eitelkeit und
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ohngeachtet unsere Verbindung seit undenkl. Jahren gänzl. aufgehört.
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Dom. Quasimodogeniti
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Die Abschrift der hierophantischen Briefe hat mich bis Nachmittag
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aufgehalten ohne daß ich selbige selbst einmal habe durchgehen können.
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Eine Zerstreuung nach der andern – ein häusliches Wirrwarr nach dem
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andern hat mich hingerißen und mir ist Angst, daß Ihr Joh. Christoph
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Neumann seinen Reise Engel versäumt –
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Es scheint mir, daß Sie ein doppeltes gutes Werk an dem Knaben und
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Ihrem eignen Hause thun. Gott gebe, daß alle meine Wünsche und Ihre
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guten Absichten reichlich erfüllt werden mögen.
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Gott sey mit Ihnen, Ihrer lieben Caroline und dem Säugling. Amen.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 122.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 137–139.
ZH III 172–174, Nr. 442.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
172/30 |
schreiben; ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: schreiben, |
173/4 |
gleichf geheime ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: geheime |
173/12 |
Ihre ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihr |
173/12 |
sehr |
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehr |