426
140/28
HöchstzuEhrender Herr und Freund!

29
Panegyricum
dt. Festrede
Statt eines Neujahrswunsches würde ich einen
Panegyricum
auf Sie

30
schreiben, wenn ich nur Zeit, Fibern und Adern zur Ausführung einer solchen

31
Löwen
lat. ex ungue leonem; an der Klaue den Löwen erkennen; sprichwörtl. bei
Sophron von Syrakus
Arbeit hätte. Doch machen Sie lieber auf den Löwen selbst aus seiner Tatze

32
den Schluß.

33
Neujahrsgeschenk
Hamann,
Prolegomena
, auf deren Drucklegung Hamann zuvor lange wartete.
Ja mein lieber Bode! Ein so angenehmes Neujahrsgeschenk als Sie dem

34
Magus in Norden gemacht, hat vielleicht kein einziger Autor in allen 4

S. 141
A. und N. Welt
Alten und Neuen Welt
Theilen und Jahreszeiten der A. und N. Welt erlebt. Das war gar nicht die

2
natürl. Freude eines ungedultigen lüsternen Weibes nach dem 9 Monate

3
lang verdeckten Gericht ihres Leibes; sondern ein
analogon
von dem

4
olympischen Schauer Jupiters
Nachdem Bacchus aus dem Leib der von Jupiters Blitz getroffenen Semele gerissen wurde, bleibt er bis zur Reife in Jupiters Schenkel genäht (
Ov.
met.
, III, 256ff).
olympischen Schauer Jupiters, als seinem starken Vaterarm aus der

5
hochgeschwollenden gleischenden Hüffte der gehörnte Gott des Weins vollendet

6
und fertig entgegentaumelte. –

7
Augur, kein Aruspex
Vogel- und Opferschauer zur Vorhersage der Zukunft
Kein Augur, kein
Aruspex
– hätte den entscheidenden Augenblick so

8
cunctando seines großen Dictators
das Zögern des römischen Konsuls Quintus Fabius Maximus Verrucosus Fabius (gest. 203 v. Chr.), Beiname Cunctator, bekannt für eine hinhaltende Kriegsführung
glücklich treffen können – kurz, was Rom dem
cunctando
seines großen
Dictators

9
Zacchaeus
der fingierte Autor von
Hamann,
Prolegomena
zu verdanken hatte, alles dies und noch mehr ist der kleine
Zacchaeus
seinem

10
Amanuensis
Handlanger im Sinne von Schreibgehilfe oder Sekretär, hier Verleger
großen
Amanuensis
Bode schuldig.

11
Sollte es einem Mann nicht wol gehen, der in seiner Unschuld, mit so

12
erhabener Einfalt des Herzens, so tiefer Unwißenheit sr. eigenen Verdienste,

13
die Zufriedenheit, den Wohlstand und d
as
ie Glückseeligkeit seines

14
Nächstens
in jenen Wüsten Nordens zu Herzen gezogen. Sollte es einem solchen

15
Mann anders als wohl gehen können in dem angetretenen 1775sten Jahr

16
durch und alle 12 Monate deßelben, deren jeder mit einem Wunderthier,

17
gleich den
XII
glänzenden Zeichen des Thierkreyses,
zu
schimmern

18
neo-mosaisch-herdersche
Johann Gottfried Herder
verdient
möge! Ja sollte ein solcher Mann nicht verdienen die neo-mosaisch-

19
Saeculi p. C. n.
Jahrhunderts post Christum natum
herdersche Morgenröthe des
XIX Saeculi p. C. n.
zu erleben!

20
Midas
griech. mythologischer König von Phrygien; was er anfasste, verwandelte sich in Gold
Unser ganzes güldenes Publicum mag, wie ein Midas, über ihn Zeter!

21
schreyen: so wird die dunkle Stimme eines
Christiani Zacchaei Telonarchae,

22
Abaelardi Virbii … Aristobuli … Mien-man-hoam … Hexe von Kadmonbor
die fingierten Autoren von
Hamann,
Chimärische Einfälle
, im dritten Text von
Hamann,
Zwo Recensionen
,
Hamann,
Selbstgespräch eines Autors
;
Hamann,
An die Hexe zu Kadmonbor
eines
Abaelardi Virbii,
eines
Aristobuli,
eines
Mien-man-hoam,
einer Hexe

23
Heinrich Schröter
Heinrich Schröder
, der fingierte Autor von
Hamann,
Neue Apologie des Buchstaben h
von Kadmonbor, eines Heinrich Schröter und des kleinen Buchstaben h

24
cetera, cetera, cetera
in das Ohr der Nachwelt dringen, und diese gerechte

25
DEA CVNCTATRIX
dt. verzögernde Göttin
und fromme
DEA CVNCTATRIX
wird mit lauter Stimme einst

26
verkündigen, daß kein
er
einziger Zeitverwandter so würdig gewesen des großen

27
polynomischer
dt. vielnamiger
Bode Panegyrist in Prose zu seyn als sein polynomischer Freund und sein

28
Matthias Claudius Aßmus
Matthias Claudius
Panegyrist in Knittelversen als Gevatter Matthias Claudius Aßmus,

29
Instmann
Arbeiter, der im Hofgesinde eine ausgezeichnete Stellung hat
bisheriger Instmann, daß sich Gott im Himmel erbarm! zu Wandsbeck.

30
cunctatorische
dt. verzögernde
Doch ohne Ihre
cunctato
rische Weisheit, dreymal seliger Bode! würde das

31
Kalendis Januarii
hier in einer glücklichen Minute der
heiligsten

32
feyerlichsten Mittagsstunde erschienene Neujahrsopfer und um 8–14 Tage zu

33
frühzeitig und blind eingelaufen seyn. Ohne Ihre
cunctato
rische Weisheit,

34
dreymal seel. Bode würde ich den ganzen verfloßnen Sommer
mich in ein

35
catilinarischer Verschwörung mit 20 Recensentensionen
Catilinarische Verschwörung: misslungener Umsturzversuch des Senators Lucius Sergius Catilina im Jahr 63 v. Chr.
Complot
von
catilinari
scher Verschwörung mit 20 Recensentensionen

36
Kirchenvätern
Hamanns Lektüre der Kirchenväter, vgl.
HKB 411 ( III 104/9 )
fruchtlos eingelaßen haben, unterdeßen den, welchen ich den Kirchenvätern der ersten

37
Jahrhunderte mit der Wonne eines Bräutigams und der unermüdeten

S. 142
Schnellkraft eines Helden habe widmen können, an einem fruchtlosen
Complot
von

2
sine adiecto
dt. ohne Beiwort
20 Recensionen verschwendet haben. Ohne Ihre Weisheit
sine adiecto,

3
Zacchaei in naturalibus
Hamann,
Prolegomena
dreymal seel. Bode würde das ganze
Mst
Ihres
des kleinen
Zacchaei in

4
naturalibus
dem HohePriester zu Bückeburg verrathen und verkauft werden,

5
welches eine ganze Welt kleiner Uebel dem leichtsinnigen Verräther hätte

6
zuziehen können.

7
Unter uns gesagt, höchstzuEhrender HE u Freund, Ich denke, daß diese

8
prima stamina
dt. Urstoff
prima stamina
meines
Panegyrici
auf Sie das
kleine
wenige Postgeld

9
reichlich ersetzen, was Sie für gegenwärtigen Neujahrswunsch haben

10
ex ungue leonem
dt. an der Klaue den Löwen erkennen; sprichwörtl. bei
Sophron von Syrakus
auslegen müßen und daß Sie gleichfalls mit einem:
ex ungue leonem
sich hier

11
ein wenig im Lesen erholen können.


12
mediis terminis
dt. Mittelbegriffe
Gegenwärtig fehlt es wohl nicht mehr an
mediis terminis
von selbst

13
einzusehen, daß Ihr gantzes an sich
rechtmäßiges
Vertrauen auf me Ehrlichkeit

14
45 Exempl.
Die Übersendung von 45 Exemplaren von
Bodes
Übersetzung des
Tristram Shandy
an Hamann und
Kanter
, vgl.
HKB 418 ( III 118/22 )
; zur Bedeutung der Zahl 45 für Hamann vgl. auch
HKB 424 ( III 131/7 )
und
HKB 425 ( III 137/34 )
in Ansehung meiner der 45
Exempl.
für mich ganz unbrauchbar ist, solange

15
ich nicht zuverläßige und genaue Kenntnis von Ihren
vorigen
älteren und

16
neuesten Verabredungen und Verbindungen, worinn Sie sich mit dem

17
Hiesigen Buchladen
Johann Jakob Kanter
Hiesigen Buchladen wirkl. eingelaßen oder dieser Ihnen zugemuthet hat. Die

18
meinigen mit demselben wißen Sie so genau als die Behutsamkeit eines ehrl.

19
in alienam messem
Joh 4,38
, mit Anspielung auf die Buchmesse
Manns
in alienam messem
Eingriffe zu thun.

20
Weil ich aus Ihrem Stillschweigen über einen so wesentl. Punct leider

21
skoliodoxe Χsten
dt. krumm, vgl.
Lk 3,5
ersehen muß daß sie alle Preußen für skoliodoxe
Χ
sten halten und ein heiml.

22
Schlötzers
Schlözer erfand den Begriff der Skoliodoxie als Alternative zu Heterodoxie und warf sie
Johann Gottfried Herder
vor,
Schlözer,
Vorstellung einer Universalhistorie
, Bd. 2, S. 399. Gemeint ist Herders (der die Stellung eines Pfarrers hat) polemische Aggression und theologische Eigenwilligkeit, aber Schlözer bemerkt auch allgemeiner bei den preußischen Geistlichen einen Hang dazu. Hamann persifliert diese Zuschreibung in seiner Besprechung von Schlözers Text in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 7. St., 24.1.1774 (N IV, S. 381f.).
Anhänger des berühmten Schlötzers sind: so will ich die Schmach meines

23
Vaterlandes willig auf mich nehmen.

24
Vigor ... uteri
Vitalität der Gebärmutter
Um Ihnen zugl. über den
Vigor
meiner Muse und ihres
uteri
zu Zwillingen

25
keinen Zweifel übrig zu laßen, muß ich Ihnen noch die
prima stamina
oder

26
vielmehr das Chaos eines Projects mittheilen, daß mir die Morgenröthe des

27
heutigen 3ten Jänners eingegeben, eines Projects, deßen tiefsinnigen Plan

28
Sie, dreymal weiser Bode! allein zu übersehen im Stande sind.

29
Mit einem Seufzer zu Dir Freundschaft! die du unter allen heroischen und

30
politischen Tugenden unsers kleinen unfruchtbaren vermaledeiten Erdballs

31
pragmatischen Kenners vtriusque
David nach
2 Sam 1,26
den Preiß behauptest – die du nach dem Zeugnis eines pragmatischen Kenners

32
vtriusque
sonderlicher bist denn Frauenliebe – erhebt sich der obige Panegyrist

33
des dreymal weisen Bode, – deßen Herz Du beßer kennst als er vielleicht dein

34
dunkles Heiligtum, – zum unaussprechlichen
Epos
eines Projects, aus deßen

35
Tatzen
lat. ex ungue leonem; an der Klaue den Löwen erkennen; sprichwörtl. bei
Sophron von Syrakus
Tatzen einer er abermal den Löwen selbst wahrschauen möge.

36
Well roared Lion!

S. 143
Mr. Bottom, the Dreamer! … Snug the joiner
Schauspielernde Handwerker aus
Shakespeare,
A Midsummer Night’s Dream
; „Bottom“ i.S.v. ‚Grund, Boden‘ ist wohl ein Übersetzungswortspiel mit dem Namen Bodes (vgl.
unten
„It shall be called ‚Bottom’s Dream‘, because it hath no bottom“).
Nun
Mr. Bottom, the Dreamer!
wenn ich nicht
Snug the joiner
bin: so

2
Consultator Christian
Christianus Zacchaeus
erkennt mich wenigstens für einen kleinen
Consultator
Christian.

3
Was
denken
Sie wol im Herzen von meinem Gevatter, ihrem

4
Wandsbecker Boten. Sollte sich der Mann nicht zu Ihrem Geschäftsträger der hieher

5
bestimmten 45
Exemplaren
der Shandyschen Uebersetzung schicken, um allem

6
Telonarcham
nach
Hamann,
Prolegomena
Ihrem Mistrauen gegen die hiesigen Buchhändler und
Telonarcham
ein Ende

7
zu machen. Was meynen Sie wohl, wenn Sie ihn nebst
Claudia
und

8
nolens volens
dt. nichtwollend wollend
Claudilla
zum
als
Factor
der dortigen Fracht mit Hack und Pack
nolens volens

9
Coge intrare
dt. nötige sie hereinzukommen (
Lk 14,23
)
vermöge eines
Coge intrare
eineisen
ließen
, und das
mare
liberum

10
clausum … liberum
die zugefrorene und dann eisfreie Ostsee
clausum
kennen lernen und
liberum
abwarten ließen.

11
Um das Geschäfte für Sie beyderseits! ein wenig wichtiger zu machen,

12
vertrauen Sie meiner Gevatterin
Claudia
noch 45
Exempl.
an, mit dem

13
Tyrolerin
Hausiererin, Figur in Komödien und Singspielen des 18. Jahrhunderts
Auftrage damit als eine verkleidete Tyrolerin in
Norden
den Wüsten Nordens

14
Apollonio Philosopho
Immanuel Kant
nach
Hamann,
Prolegomena
hausieren zu gehen. Das dem
Apollonio Philosopho
und
Christiano Zacchaeo

15
Cavent
Bürge
zugedachte
wird nunmehr baar Geld, und ich
Cavent
für meinen Gevatter

16
Louis oder Federic’s d’or
Frz. Goldmünze, entspricht ca. 5 Talern bzw. 9 Gulden. oder Friedrich d’or, Goldmünze benannt nach
Friedrich II.
; entspricht 5 Reichstalern (eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze).
Claudius
auf die
Valuta von
45
Louis
oder
Federic’s d’or.

17
Christiane Zacchaee!
Du rasest! Deine magische Kabbala macht dich

18
rasend. Ich aber sage: Dreymal
seliger
weiser Bode! ich rase nicht sondern

19
schreibe wahre Pläne mit nüchterner Feder.

20
Soll ich die Schlangenfreundschaft eures Busens aufdecken? Hab ich einen

21
von euch darum zu meinem
amanuensem
und den andern zu meinem

22
Gevatter erwählt um die Rolle eines Ehteufels zwischen euch spielen und ein

23
Pactum illicitum
dt. unerlaubtes Bündnis
Pactum illicitum
spalten zu können – Dein Wille geschehe auf Erden wie im

24
sed vivat Veritas …
dt. aber es lebe die Wahrheit, damit sie nicht beide zugrunde gehen
Himmel.
Amicus Matthias Claudius, amicus Bodius Magnus: sed vivat

25
Veritas, ne ambo pereant.

26
Cor TIBI rite salit
dt. hüpft dir nicht richtig das Herz? (
Per.
saturae
, 3,111)
Cor TIBI rite salit
Guter Bode! Trinken Sie noch eine
Bouteille

27
Wein um Ihr armes Herz gegen einen
ganzen Armee
Wi
rb
el von

28
SchnickSchnack
mglw. Anspielung auf Claudius’ Rezension von
Schlözer,
Vorstellung einer Universalhistorie
im
Wandsbecker Boten
, St. 5, 8.1.1774, S. 4: „[Der Rezensent] giebt seinen Schnickschnack für nichts mehr aus als für Schnickschnack, für eine kleine Uebereilung, die aber heilsam und fast unentbehrlich war, bis Hr. Prof. S.[chlözer] den 2. Theil seiner Vorstellung für eine grosse Uebereilung erklährt, ihn mit Stumpf und Stiel ausrottet, und den Boden bei einer zwoten Auflage mit historischem Salz bestreut.“
SchnickSchnack zu stärken, d
ie
en ich
im stande wäre auf die Beine zu

29
bringen
diesen Augenblick über ihr schlummerndes Haupt zu erwecken im

30
Stande wäre. Du
schlafender
träumender Spötter
dieser meiner

31
Hamadryade
Die Hamadryaden sind Baumnymphen des griechischen Altertums, Seelen des Baumes. Spitzname für
Anna Regina Schumacher
.
lakonischen Früchte
meiner Hamadryade, weh Deiner Nase, wenn
die Eicheln

32
dieser Hamadryade
die lakonischen Früchte
die
meiner Waldmuse
gar

33
das
volumen
jener Melonen
hätten
da Deine Seele Lust an hat
die du

34
Wache auf der du schläfst …
Eph 5,14
dir zum tägl. Brodt wünschest. Wache auf der du schläfst und hör, wer dein

35
Freund und Bote Claudius ist.

36
Stehe auf und lies
vgl.
Lk 4,17
Stehe auf und lies
Mr Bottom!
wie
der
hellenistisch gl. Beseßen deine

37
Onesimo
entflohener Sklave in
Phlm 9n19
cunctatori
sche Weisheit lästert. Wiß, daß er gleich einem andern
Onesimo

S. 144
seinem Brodtherren Philemon diesen Sommer entlaufen wird und daß seine

2
Claudia,
die du mit ihrer
Claudilla
nicht mit Ehre zu ernähren im stande bist,

3
mit Zwillingen schwanger geht, zu denen dein kleiner Freund
Zacchaeus
und

4
Hohe Priester
Johann Gottfried Herder
der Hohe Priester zu Bückeburg bereits als Gevatter besprochen sind,

5
V. R. W.
Von rechts wegen
und die all das Mark deiner
Industrie
vollends aussaugen werden V. R. W.

6
Fr d’or
Friedrich d’or, Goldmünze benannt nach
Friedrich II.
; entspricht 5 Reichstalern (eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze).
Laßen Sie sich theuerster Bode! die Valuta von 45 Fr d’or nicht gereuen.

7
Nabal
nach u.a.
1 Sam 25,3
egoistisch und geizig; gemeint ist
Friedrich Nicolai
Böhmisch Breda
Addressat von
Hamann,
Neue Apologie des Buchstaben h
, abgeleitet von
Grimm,
Le petit prophète
Seyn Sie kein Nabal, wie Ihr Vetter zu Böhmisch Breda eines Mannes und

8
seiner Familie mit Ehre loszuwerden oder einen Versuch zu seiner Genesung

9
zu machen, weil in beyden Fällen der Gewinn nicht anders als zu Ihrem

10
Besten ausschlagen kann.

11
Wenn Sie nicht Herz gnug
gehabt
haben ihn den Umarmungen der

12
schwarzen Kuh
Von einer schwarzen Kuh getreten zu werden, also Unglück zu haben, war ein besonders in Preußen gängiges Sprichwort, vgl.
Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freien Künste, Bd. 6 (Leipzig 1748), S. 449–458
.
schwarzen Kuh
aufzuopfern; so verweisen Sie ihn wenigstens in die Fluren

13
weißen Stiers
Wohl Anspielung auf Voltaires Parodie auf die Geschichte des Nepukadnezar, der in einen Stier verwandelt wird, nach
Dan 4,13
:
Voltaire,
Le taureau blanc
.
des
weißen Stiers
, wo er eben so gut lernen soll mit einem kleinen

14
Stückbrodt zum Amt als mit einem Bauermädchen zum Weibe für lieb zu nehmen.

15
Kurz sehen Sie meine Bürgschaft für die
Valuta
von 45 Fr d’or für kein

16
magisches Wortspiel an.

17
Ich nehme theuerster Freund Bode! das mir zugedachte
Dutzend
von

18
Exemplarien mit dem ergebensten Dank an und gerathe in die Versuchung

19
eines
da Capo
über die Genauigkeit Ihres
Calculi.
So sehr ich über den

20
grand comble
Gipfel der Glückseligkeit
Confucius
Konfuzius
grand comble
mit dem heil.
Confucius
zu reden in Verlegenheit gerieth: so

21
sehr bin ich nunmehr überführt, daß Sie eben so richtig die Verhältnis mit

22
Zacchaeus Telonarcha
Hamann,
Prolegomena
dem Recensenten trauriger Gestalt als mit dem
Zacchaeus Telonarcha

23
getroffen,
nicht
weder ein Haar mehr noch weniger als ich wirklich nöthig

24
gehabt habe. Nehmen Sie mit diesem kleinen Anhange Ihres
Panegyrici
für

25
lieb, ohne sich an die abermalige Lästerung unserer Freunde zu kehren, die ihn

26
Augustus seinen Horatz
Horaz
als Hofpoet
wie Augustus seinen Horatz übersetzen werden, welches sich im hochdeutschen

27
gar nicht ziemt.

28
Hammonia
Hamburg
Weh! weh! weh! Dir armes Hammonia! wenn Dein Bode sein Ohr für

29
Zwanzig Legionen Holländer
Anspielung auf
Hamann,
Neue Apologie des Buchstaben h
, N III,99,21ff
die Stimme des Beschwörers in Norden verstopft. Zwanzig Legionen

30
Ulubraner
wohl Anhänger von
Matthias Claudius
nach
Hor.
epist.
, 1,11,29f., vgl.
HKB 408 ( III 96/28 )
Holländer werden sich mit der kleinen Heerde der Ulubraner vereinigen und

31
Hamburg nebst Altona in Karthago verwandeln, auf deßen
Trümmern

32
Marius
Konsul Gaius Marius’ (158 v. Chr. bis 86 v. Chr.) Trauer auf den Ruinen Karthagos war ein beliebtes literarisches Motiv
Scheiterhaufen
Marius
Bode
gleich dem Gespenst eines Marius
nicht wie sein

33
Nabal ... Metatarsi
Metatarsus: alchemistische Verwandlung von Stoffen. Hier: Nabals Versteinerung des Herzens, als Abigajil ihm offenbart, dass sie gegen seinen Willen David um Vergebung gebeten habe;
1 Sam 25,37
. Mit Nabal wird auf
Friedrich Nicolai
angespielt.
Vetter Nabal über den Brandschaden seines
Metatarsi
sondern gleich dem

34
Gespenst des Marius heulen
wird mit
und 45
Louis d’or
Botengeld dem

35
Christiani Zacchaei Telonarchae
Hamann,
Prolegomena
Gevatter
Claudius
Vater
Zacchaeus
im Schooß seines
Christiani Zacchaei

36
Telonarchae
versetzten umsonst anbieten wird.

37
Göthe
Johann Wolfgang Goethe
und
Gotthold Ephraim Lessing
schrieben beide, Gerüchten nach, an einem
Faust
.
D
Göthe zu Frankfurt am Main wird der Dramaturg der Fabel und D.

S. 145
Fust zu Wolfenbüttel des
Historiograph der merkwürdigen Katastrophe

2
des
gantzen
Romans
Projects werden, der weil er ächt deutsch geschrieben,

3
keinen Uebersetzer mit der eisernen Hand
Anspielung auf
Goethe,
Götz von Berlichingen
keinen Uebersetzer mit der eisernen Hand nöthig haben wird.

4
Wolkenbezwinger
homerischer Name von Zeus
Du
Wolkenbezwinger des hohen Olymps und du dreyzackichter

5
dreyzackichter Mamamuschi
statt Poseidons Dreizacks als Mamamuschi (erfundener gesellschaftlicher Stand in
Molière,
Le bourgeois gentilhomme
) mit drei Schwanzfedern, vgl. Zweytes Antwortschreiben von
Hamann,
Prolegomena
Mamamuschi des alten tiefen Grabens zwischen Lübek und Königsberg und o

6
holtzerner Delphin
statt des Schiffes in
Hor.
carm.
, 1,3,5–8
holtzerner Delphin

7
qui tibi creditum …
dt. [Schiff], das du den dir anvertrauten / schuldest, Vergil. Dem Gestade Attikas / bringe ihn unversehrt, so bete ich, / und behüte die Hälfte meiner Seele! (
Hor.
carm.
, 1,3,5-8)
  
qui tibi creditum

8
Debes Virgilium finibus Atticis

9
Reddas incolumem precor

10
Et serves animae dimidium meae,

11
et Claudiam et Claudillam
und
ihre
unsers Bodens Fracht von 2mal 45,

12
sub hypotheca bonorum …
dt. unter Pfandschaft alles meines Hab und Guts
für deren
Valuta
ich nochmals Bürgschaft
thue so bald
leiste
sub

13
hypotheca bonorum meorum omnium.

14
So viel zum Neuen Jahr mein Freund Bode shandysirt, der sein Bestes

15
thun wird dem geneigten Leser alberne Einfälle verständlich und schmackhaft

16
Ballet
Hamanns Verwendung von „Ballet“ anstelle von „Ballade“ in Bottoms berühmtem Monolog ist kurios: „Ballet“ aus dem Erstdruck
Q1 (1600)
bzw. „ballet“ aus F, was zu Shakespeares Zeiten wohl beides bedeuten konnte (vgl. OED, s.v. ‚ballad‘ und ‚ballet‘), war in der Ausgabe von
Johnson
längst zu „ballad“ (Ballade) vereindeutigt worden (
Wieland, Bd. 1, S. 102
übersetzt „Gesang“). Wie an „I shall sing it at her Death“ ersichtlich – Johnson konjiziert hier
„I shall sing it after death“
– zitiert Hamann jedoch nicht seine Ausgabe von Johnson. – Welche Ausgabe Hamann verwendete (offensichtlich eine zeitgenössische, wie man an ‚has/hath‘ sehen kann) oder wie es zu dem kuriosen Zitat des Erstdrucks kam, konnte nicht ermittelt werden. Vmtl. meinte er zum Abschluss seines ironischen Panegyricus auf Bode das Zitat aus dem Sommernachtstraum charakteristisch zu ändern und landete, ohne es zu wissen, beim Erstdruck.
zu machen und
von
den ich ersuche den gantzen Termin in ein Ballet zu

17
Bottom’s Dream
Monolog von Bottom in
Shakespeare,
A Midsummer Night’s Dream
, IV,1,212–216.
übersetzen;
it shall be call’d
Bottom’s Dream
because it has no bottom

18
and – peradventure to make it the more gracious, I shall sing it at her Death.

19
Exit.

20
Einschluß empfehle gütiger Bestellung.

Ein Entwurf. Provenienz: Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 73:

429/5
A. A. G… den 3 Jänner 75.

6
HöchstzuEhrender Herr und Freund

7
Statt eines Neujahrswunsch möchte ich einen
Panegyricum
auf Sie

8
schreiben, wenn ich nur Zeit,
und
Fibern und Adern zur

9
Ausführung einer solchen Arbeit hätte.
Schließen Sie Selbst
Machen Sie

10
nur auf
s
den
flaminibus
auf die Fülle des Gantzen
Löwen selbst

11
aus sr. Tatze den Schlus.

12
Ja mein lieber Bode! Ein so angenehmes Neujahrsgeschenk als

13
Sie
mir
dem Magus in Norden gemacht, hat kein Autor in allen

14
vier Theilen und
Altern
Jahreszeiten der alten und neuen Welt

15
erlebt. Das war gar nicht die Freude eines ungedultigen lüsternen

16
Weibes
wegen überstandener Wehen über das aufgedeckte Räthsel

17
von nach neun Monaten
das 9 Monate verdeckte Gericht
der

18
endlich anstaunen zu können: sondern gl.
ein
dem olympischen Schauer

19
Jupiters, als
ihm
sein Vertrauen aus
seiner
der hoch geschwollenen

20
gleischenden Hüffte der gehörnte Gott fertig und vollendet
in seine

21
Vaterarme
entgegentaumelte.

22
Kein Augur, kein Aruspex hätte
den Tag, die Stunde und
den

23
entscheidenden Augenblick so glückl. treffen können – kurz was Rom dem

24
cunctando
seines großen
Dictat
ors zu verdanken hatte, alles das

25
hat
und noch mehr ist der kleine
Zacchaeus
seinem Verleger Bode

26
schuldig.

27
Sollt es so einem Mann nicht wol gehen, der in seiner Unschuld und

28
mit so einer erhabenen Einfalt des Herzens und so tiefen

29
Unwißenheit seiner eigenen Verdienste der Zufriedenheit, den Wohlstand und

30
das Glück seines Nächsten in den Wüsten Nordens zu befördern

31
weiß. Sollt es so einem Mann nicht nur in dem angetretenen 1775sten

32
Jahre durch alle 12 Monathe deßelben wohl gehen, und jeder deßelben

33
mit einem
glückl. Ebentheuer gleich als
gleich
den 12 glänzenden

34
Zeichen
Bildern
des des ganzen
Thier krey
ßes
s
seine
XII

S. 430
glänzende glänzenden Zeichen
Zeichen unterschieden werden. Ja sollt er

2
nicht verdienen die neo-mosaisch-Herdersche Morgenröthe des
XIX

3
Saeculi p. C. n.
zu erleben.

4
Unser ganzes güldenes Publicum mag
gleich
wie ein Midas über

5
ihn Zeter schreiben: so wird die Stimme eines
Christianus Zacchaeus

6
Telonarcha, Abaelardus Virbius, Aristobulus, Mien-manhoam,

7
Heinrich Schröter, und des kleinen Buchstaben h
cetera, cetera,

8
cetera
in das Ohr der Nachwelt dringen, und diese gerechte und

9
fromme
Dea cunctatrix
wird mit lauter Stimme einst ausruffen; daß

10
niemand
kein einziger Zeitverwandter so würdig gewesen des großen

11
Bode Panegyrist in Prosa zu seyn als sein polyno
ng
mischer Freund,

12
und sein Panegyrist in Poesie als
deßen
Gevatter
Herr
Matthias

13
Claudius Aßmus, gegenwärtiger Instmann daß sich Gott erbarm! zu

14
Wandsbeck.

15
Doch ohne Ihre
cunctator
ische Weisheit
in cunctando
,

16
dreymal seeliger Bode! würde das
Kalendis Januarii
hier in einer

17
glücklichen
Witta
Minute der heiligsten Mittagsstunde erschienene

18
Neujahrsopfer um 8 oder 14 Tage zu frühzeitig blind eingelaufen seyn.

19
Ohne Ihre
cunctato
rische Weisheit, dreymal seeliger Bode! würde

20
ich den gantzen verfloßenen Sommer mich an ein
Complot

21
von 20
Recension
en zu tode gearbeitet haben, unterdeßen ich die

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Kirchenväter der ersten Jahrhunderte mit der
Freude
ruhigen

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Wonne eines Bräutigams und der unerschöpfl. Schnellkraft eines

24
Helden durchlaufen können. Ohne Ihre Weisheit
sine adiecto,

25
würde der treuherzige
Bothe
Rath
Aßmus
der Versuchung nicht

26
haben
wiederst
ehen
anden
können
haben dem HohePriester zu

27
Bückeburg den kleinen
Zacchaeum in naturalibus
zu verrathen und

28
zu verkaufen, welches eine ganze Welt von kleinen Uebeln leichtlich

29
hätte nach sich ziehen.

30
Unter uns gesagt lieber Herr Bode! Ich denke daß diese
prima

31
stamina
meines
Panegyrici
Sie bereits für das Postgeld schadlos

32
halten können, was Sie für gegenwärtigen Neujahrswunsch

33
ausgelegt haben, und daß Sie mit
dem römischen
einem
ex vngue leonem!

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sich hier im Lesen ein wenig erholen können.

35
Ich hoffe, daß es Ihnen gegenwärtig an
mediis terminis
nicht

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mehr fehlen kann von selbst abzusehen, daß Ihr gantzes

S. 431
rechtmäßiges
Vertrauen auf meine Ehrlichkeit in Ansehung der meiner

2
Disposition
der 45
Exemplarien
für mich gantz unbrauchbar ist, solange

3
ich nicht weiß,
ob
in was
Sie
für Verabredungen und

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Verbindungen Sie mit dem hiesigen Buchladen stehen
wie alt
da Sie die

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meinigen so genau wißen und die Behutsamkeit eines ehrl. Manns

6
in alienam meßem
keine Eingriffe zu thun.

7
Weil ich aus Ihrem Stillschweigen über einen so wesentl. Punct,

8
den ich in einem genaueren und
reinern
unverfälschten Lichte sehen

9
muß, daß Sie
alle
Preußen für
skoliodoxe Christen
halten und

10
ein heiml. Anhänger des berühmten Schlözers sind: so will ich die

11
Schmach meines Vaterlandes
gerne tragen und aufbürden laßen

12
Um Ihnen
von
über den
Vigorem
meiner Muse zu
Zwillingen

13
keinen Zweifel übrig zu laßen, will ich Ihnen also annoch die
prima

14
stamina
oder vielmehr das
Chaos
eines
Projects
mittheilen,
eines

15
Projects
deßen Höhe und Tiefe Sie, dreymal weiser Bode! allein

16
zu übersehen im Stande sind.

17
Mit einem Seufzer zu dir Freundschaft! die du unter allen

18
heroischen
und
politischen
Tugenden unsers kleinen unfruchtbaren

19
verfluchten Erdballs den Preiß behauptest – die du nach dem Zeugnis

20
eines pragmatischen Schriftstellers
Juris vtriusque,
sonderlicher bist

21
denn
Frauenliebe
– erhebt sich der obige Panegyrist des großen

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Bode, deßen Herz du beßer kennst als er vielleicht Dein Heiligtum zum

23
unaussprechlichen
Epos
eines Projects, aus deßen Tatze er abermal

24
den Löwen selbst wahrschauen möge.

25
Mr. Bottom, the Dreamer
: Well roar’d, Lion!

26
Mr Bottom, the Dreamer!
wenn ich nicht
Snug the joiner
bin:

27
so erkennt mich wenigstens
den
für euren kleinen
Christian

28
Consultator Christian.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 73.

Bisherige Drucke

Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 62–67.

ZH III 140–145, Nr. 426.