425
            
        136/2
 Der Brief enthält bis 
HKB 425 ( III 139/21 ) den Text von Hamanns 
Versuch einer Sibylle über die Ehe
 und hat wohl als Druckvorlage gedient. Auf seinem Handexemplar notierte Hamann später, wie man im 
Hamann-Nachlass in Münster, Bd. 81
 einsehen kann, hauptsächlich Korrekturen von Satzfehlern und einige Bibelstellen (wie sie hier im Kommentar auch annotiert sind). 
– – Primo auolso …
Verg. 
Aen.
, VI, 143–145: „Ist der erste Zweig gebrochen, wächst ein neuer nach, wieder aus Gold, und der Stengel treibt Blätter vom gleichen Metall. Suche also in der Höhe mit den Augen den Zweig und, hast du ihn gefunden, so pflück ihn, wie sich’s gehört, mit der Hand“. 
– – Primo auolso non defuit alter 
3
Aureus, et simili frondescit virga metallo. 
4
Ergo alte vestiga oculis et rite repertum 
5
Carpe manu – – – –
6
Verstopfen Sie nicht, empfind
seliges
 Brautpaar! Ihr für die Zauberkunst 
7
Sibylle
 mythische Prophetin 
der Harmonie geöffnetes Ohr, die Stimme einer Sibylle zu hören, die trefflich 
8
wahrsagen kann. Wundervoll, wie die Liebe, und geheimnisreich, wie die Ehe, 
9
sey mein Unterricht! 
10
Ich sehe in Ihren zärtlichen, vertraulichen Blicken den kleinen tiefsinnigen 
11
Gott der Liebe
2 Kor 13,11
 Gott der Liebe, der mit sich selbst zu Rath geht, über das Meisterstück seiner 
12
Werke, das er beym Ausgange aller Entwürfe, Eroberungen und blinden 
13
Laßt uns …
1 Mo 1,26
  Ebentheuer im Schilde führt und welches darauf hinausläuft: 
Laßt uns 
14
Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sey
 – – – 
15
Eine Welt von 
Kleinigkeiten
, die es aber nicht in den Augen der Verliebten 
16
sind, gehört immer zum voraus dazu, ehe es zur Ausführung jenes 
17
göttlichen Einfalls
 kommt, der 
aber
 ebenso wenigen zu gerathen scheint, als 
18
erste
1 Mo 4,1
 der erste ursprüngliche Versuch dieser Art. 
19
Der Mensch ist vorzüglich ein GOTT der Erde, durch seine Bestimmung 
20
Immer Vermehrer
1 Mo 1,28
. Im 
Korrekturexemplar
, S. iv ist dazu handschriftlich notiert: „Semper-Augustus“ – das ist seit Maximilian I. Teil des Kaiser-Titulars im Deutschen Reich. Zur Übersetzung als „allzeit Mehrer des Reiches“, abgeleitet von lat. augere = vermehren vgl. 
HKB 432 ( III 152/18 ). 
der 
Schöpfer
, 
Selbsterhalter
 und 
Immer Vermehrer
 seines Geschlechts 
21
zu seyn. 
Zwar ist doch kein einziges unserer Nebengeschöpfe
 Zwar ist dies 
22
Göttliche
 der ganzen sichtbaren Haushaltung 
einverleibt
, und scheint eine 
23
Seegens
1 Mo 1,22
 Entwickelung des 
am Anfange
 ausgesprochenen Seegens zu seyn; doch ist 
24
kein einziges unserer Nebengeschöpfe für einen 
überlegten
 u. freywilligen 
25
Rathschluß oder einen 
Bund
 und 
gesellschaftlichen Vergleich
 zu dieser 
26
Absicht gemacht: so wie keines einer größeren 
Ausbildung
 fähiger ist und 
27
selbige
 nöthiger hat als der Mensch. 
28
Woher kommt es nun, daß wir uns dieser 
Gleichheit
 mit GOTT als 
29
Raubes
Phil 2,6
  eines Diebstahls oder 
Raubes
 schämen? Ist nicht diese 
Schaam
 ein 
30
heimlicher Schandfleck unserer Natur, und zugleich ein stummer Vorwurf ihres 
31
herrlichen, allein weisen und hochgelobten Schöpfers? – – Ein angeborner, 
32
allgemeiner Instinct ist es nicht, wie aus dem Beyspiele der 
Kinder
, 
Wilden
33
cynischen
 Kyniker; antike, skeptizistische Philosophie der Bedürfnislosigkeit 
und 
cynischen Schulen
 zu ersehen; sondern eine 
angeerbte
 Sitte, und alle 
34
Sitten und Gebräuche sind bedeutende Zeichen u. Merkmale zur Erhaltung 
35
conventueller
 auf Übereinkunft gegründeter 
urkündlicher Begebenheiten und Fortpflanzung conventueller Gesinnungen 
36
eingesetzt. 
S. 137
Die Ehe ist also ein vermöge eines gefaßten Rathschlußes aufgerichtetes 
2
Bündnis, und auf 
Vernunft
 und 
Treue
 gegründet. Daher ist es Klugheit 
3
„um der gegenwärtigen Noth willen“
1 Kor 7,26
  und Ehrlichkeit, „um der gegenwärtigen Noth willen“ an ein
em
en 
4
solchen 
m
Rathschluß
 und 
Bund
niße
 gar nicht einmal zu denken. Am 
5
Codex
 Corpus juris Fridericani, die in Preußen gültige Gesetzessammlung 
güldener Coloß …
Dan 3,1
   allerwenigsten lohnt es der Mühe in einem Staate, wo der 
Codex
 ein güldener 
6
Coloß
 ist, sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit, und die 
Sanctio
 aller 
7
Gesetze ein 
glühender Schmelzofen
, siebenmal heißer für Seelen von altem 
8
kein Falsch
Joh 1,47
  Schroot und Korn, in denen kein Falsch ist. 
9
Weil der Ehstand der köstliche Grund- und Eckstein der ganzen Gesellschaft 
10
ist: so offenbart sich der menschenfeindliche Geist unsers Jahrhunderts am 
11
Ehgesetzen
 Im 
Korrekturexemplar
, S. vi ist dazu handschriftlich notiert: „Fecunda culpae secula nuptias / Primum inquinavere, et genus et domos: / Hoc fonte derivata clades / In patriam populumque fluxit. / Hor. III. Od. 6, 17-20.“ (Vgl. N III, S. 200) Dt.: Fruchtbar an Frevel, haben diese Zeiten die Ehen / zuerst befleckt und Geschlecht und Haus: / aus dieser Quelle hergeleitet, hat sich Verfall / auf Vaterland und Volk ergossen.  
allerstärksten in den Ehgesetzen. Wenn es aber Barmherzigkeit von Seiten der 
12
Verstockung
Mt 19,8
    Gesetzgeber ist, der Verstockung des menschlichen Herzens zu Gefallen, 
13
öffentliche Sünden und Laster zu privilegiren: so ist es die höchste Gerechtigkeit von 
14
Schänder seiner Majestät …
Röm 1,26
   Seiten des Weltrichters, die 
Schänder
 seiner 
Majestät
 einem paraphysischen 
15
Misbrauche ihrer eigenen Leiber zu übergeben – – – 
16
Es würde freylich! nichts wohlthätiger für das menschliche Geschlecht und 
17
die bürgerliche Gesellschaft seyn, als jenem 
Ideal
 der 
Heiligkeit
 für den 
18
Erfüller
Mt 5,17
    Ehstand nachzustreben, die der große Erfüller des mosaischen Rechts und der 
19
Propheten wiederhergestellt und als ein 
Reichsgesetz
 des Himmels und seiner 
20
„Wer ein Weib …
Mt 5,28/32
  neuen Erde auf jenem Berge der Seeligkeiten gepredigt hat: „
Wer ein Weib 
21
ansieht, ihr zu begehren, der hat die Ehe mit ihr gebrochen – und wer 
22
sich von seinem Weibe scheidet – und wer eine abgescheidete freyet, sind 
23
Ehebrecher
“ – Moses hatte nemlich „
geboten solche zu steinigen
“ und sein 
24
Schemen
1 Kor 7,31
 Gesetz konnte nicht wie der 
Schemen
 unserer zeitigen Moral und ihrer 
 aufgelöst, sondern muste erfüllt werden, als ein 
 – – 
27
„Das Geheimnis …
Eph 5,32
    GOTTes Ebenbild …
1 Kor 11,7
  „
Das Geheimnis ist groß
! – GOTTes 
Ebenbild
 und 
Ehre
, der 
Mann
, 
28
und deßen Ehre, das Weib“– Das heißt: Der 
Mann
 verhält sich zu GOTT, 
29
wie das 
Weib
 zum 
Manne
, und wo diese 
Drey Eins
 sind, wird „das 
Weib
30
Mann
Eph 5,23
  durch Kinderzeugen seelig
, und der 
Mann
 des 
Leibes Heiland
.“ 
31
Hymens
 gr. Jungfernhäutchen und Hochzeitsgott; 
Hippel, 
Ueber die Ehe
, S. 147 empfiehlt die Ehe mit einer Jungfrau.  
Alle 
Mysterien
 des 
Hymens
 sind daher dunkle Träume, die sich auf jenen 
32
Schlaf
1 Mo 2,21-23
 tiefen Schlaf
 beziehen, worinn die 
erste Männin
 zur Welt kam, als ein 
33
Mutter
1 Mo 3,20
 beredtes Vorbild für die 
Mutter aller Lebendigen
. – – 
34
Nordbritte … spuckenden Ziffer
 Die spukende Ziffer ist die 45; gemeint ist die Ausgabe Nr. 45 des 
The North Briton
 (1763), die wegen John Wilkes’ Kritik am Monarchen verboten und verbrannt wurde. Kurze Zeit später wurde auch seine Parodie auf Popes 
Essay on Man
, 
Wilkes, 
An essay on woman
, wegen des obszönen Inhalts verboten.  Zu „spuckenden“ vgl. die Korrektur in 
HKB 432 ( III 152/24 ) Doch mein Versuch soll demjenigen nicht nachbulen, den jener Nordbritte 
35
mit der spuckenden Ziffer über mein Geschlecht, und ein gelehrter, witziger 
36
Kau
t
z seines Vaterlandes über meinen Gegenstand geschrieben haben. Ich 
37
Vestalin
 vestalische Jungfrau, römische Priesterin 
Baubo
 Griech. Göttin der weiblichen Fruchtbarkeit und des Lachens. Im 
Korrekturexemplar
, S.X ist dazu handschriftlich notiert: „Ouid Metam. – vertit Baubo artes et quam serio non quibat allicere, ludibriorum statuit exhilarare miraculis – pubi affigit oculos Diua et inauditi specie solaminis pascitur. Arnobius adu. gentes Lib. V. p. 174. 175.“ (Vgl. N III, S.201). Das meint Arnobius, 
Disputationes adversus gentes
. Buch 5. Die Episode erzählt, wie Baubo die trauernde Ceres dadurch erheitert, dass sie dieser ihr enthaartes Geschlecht zeigt. Dt., 
Des Afrikaner’s Arnobius sieben Bücher wider die Heiden
, übers. von Franz Anton von Besnard (Landshut 1842), S.153: „[...] so änderte Baubo die Kunstgriffe und was sie ernsthaft nicht anzulocken im Stande war, beschloß sie durch unfläthigen Spaß zu erheitern. [...] Unverzüglich heftete die Göttin die Augen auf die Scham und weidete sich an der unerhörten Beschaffenheit des Trostes.“ Der Hinweis auf Ovids 
Metamorphosen
 konnte nicht aufgeschlüsselt werden.  
bin auch eben so wenig eine geweihte Vestalin, als ich eine Vettel 
Baubo
S. 138
Grecourt
Jean-Baptiste de Grécourt
, Autor frivoler Literatur; gemeint ist hier Scheffners dichterische Nachahmung, 
Scheffner, 
 Gedichte im Geschmack des Grecourt
l’enseigne de Barby
 dt. Aushängeschild der Herrnhuter in Barby (Kleinstadt an der Elbe, wo die Herrnhuter seit 1749 ihren Hauptsitz hatten). Die Herrnhuter pflegten eine theologisch begründete Sexualkunde. 
seyn mag weder 
à la Grecourt,
 noch 
à l’enseigne de Barby – – 
 Was ist alle 
2
Fruchtbarkeit im Busen und Schooße eurer Allmutter, zum Genuß ihrer 
3
Früchte und ihres Staubes geborne und verdammte Seelen! Was ist die taube 
4
Freude
Pred 2,2
Freude eures Geschmacks und der laute Kützel eures Witzes? 
5
– Vermummte Traurigkeit und Verzweifelung, und all euer 
Gesuch
 eine 
6
Höllengotts … Ceres
 Proserpina, die Tochter der Ceres, der Göttin der Mutter Erde, wurde dem Mythos nach vom Gott der Unterwelt Pluto entführt und zu seiner Gemahlin gemacht. 
kluge Fabel
2 Petr 1,16
 Beute des schwarzen, reichen Höllengotts, wie die kluge Fabel der 
Ceres
 und 
7
ihrer Tochter erzählt. 
8
Vielleicht hören Sie, empfindseliges Brautpaar! eben so gern ein kurzes 
9
Einem unter Tausenden
Pred 7,28
   mythisches Mährchen meines eigenen Falls, durch den ich 
, 
von Taubeneinfalt
 und 
Schlangenlist
 die 
geheime 
11
Weisheit
 einer Sibylle zu verdanken habe – Sein erster Kunstgriff war, sich selbst 
12
in meinen Augen abscheulich zu machen, und hierinn gelung es ihm so gut, 
13
daß 
er sein
 ganzes Geschlecht mir bald verächtlich und eckelhaft vorkam. 
14
Wie wurde ich aber für meine undankbare Eitelkeit und übermüthige 
15
Schadenfreude auf Kosten meines Verführers 
altklug
 geworden zu seyn, 
16
abgestraft, als der Spiegel seiner Aufrichtigkeit einen Widerschein auf mein 
17
in naturalibus
 dt. im natürlichen Zustand 
eigenes Herz zurückwarf, und ich darinn die Hemisphäre meines Geschlechts 
in
18
naturalibus
 zu erkennen anfieng. Durch diesen Feuerstrahl der 
19
Selbsterkenntnis wurden alle 
schöne
 Beywörter kohlschwarz, gleich den 
Farben
, vom 
20
Schwamme der Nacht ausgelöscht. – – Ueberführt, daß ein 
vernünftiges 
21
rauche
 rauh, bspw. behaart 
Thier
, nach der Analogie des gantzen animalischen Reichs, die 
rauche Seite
22
seines Fells von Rechts wegen 
auswendig
 tragen sollte, hielt ich nunmehr 
23
alle ehrbare, schmachtende, entzückte Liebhaber für Wehrwölfe, kriechende 
24
Milch und Honig
5 Mo 11,9
 Widersacher und geistliche Ungeheuer, die Milch und Honig auf der Spitze der 
25
Schatzkammern
Mt 12,35
 Zunge, aber Gift und Galle in den Schatzkammern des Herzens führen. 
26
Diese Katastrophe meiner ganzen Denkungsart wurde die 
Grundlage
27
einer 
Sympathie
, die schnell zur 
Identität
 ihres Gegenstandes 
erwuchs
28
sich erhub. Alle Stärke einer männlichen Seele schien in die meinige 
29
überzugehen, unterdeßen durch die 
Gegenwirkung
 meiner 
Leidenschaft
 seine Seele 
30
nichts als kindische und weibische Lüsternheit zu athmen schien – – 
31
Todter und unfruchtbarer 
Wohlstand
, scheinheiliger Pharisäer unsers 
32
Jahrhunderts! Deine moralische und bürgerliche Vorurtheile, und der 
hohe 
33
Geschmack
 oder Tand ihrer Verdienste ist nichts als 
der
 ein 
Caviar
 des 
34
Leviathans
, der hoch in den Wellen des Luftkreises herrscht – und die 
35
Schaamröthe eurer Jungferschaft, ihr schönen Geister! ist gallicanische 
36
Schminke, Kreide und Insektendotter; aber kein adlich angeborner Purpur 
37
eines gesunden, vom Himmel geschenkten und belebten Fleisches und Blutes – 
S. 139
Ohne ein 
Schlachtopfer
 der 
Unschuld
 bleibt das 
Kleinod
 und 
2
Heiligtum
 der 
Keuschheit
 unbekannt, und der Eingang dieser himmlischen Tugend 
3
undurchdringlich – – 
4
Mitten im Weyrauch eines Schlummers sah ich jene 
Ribbe
 – – und rief 
5
voll 
Innbrunst
begeisterter habseliger Zueignung
 begeisterter habseliger 
6
„Das ist …
1 Mo 2,23
. Im 
Korrekturexemplar
, S.XV ist zu „Knochen“ handschriftlich notiert: „Michaelis Übersetzung“ (Vgl. N III, S.202), das ist: 
Michaelis, 
Deutsche Übersetzung des Alten Testaments
. 
Zueignung: „
Das ist Knochen von meinen Knochen und Fleisch von 
7
meinem Fleische
 –
“
8
Wie sich ein Gemächte mit seinem Ursprung vereinigt, gieng er ein, wo er 
9
einst hergekommen war als des Leibes Heiland, und gleich einem treuen 
10
Schöpfer in guten Werken
1 Petr 4,19
 – im 
Korrekturexemplar
, S.XV, der Hinweis: „Michaelis und Luther“ (also beider Bibel-Übersetzung). 
Lücke der Stätte
1 Mo 2,21
  Schöpfer in guten Werken schloß er die Lücke der Stätte zu mit Fleisch, um 
11
älteste Maculatur
 verdorbener Druck; Anspielung auf 
Herder, 
Aelteste Urkunde
, vmtl. gemischt mit 
Hippel, [mit 
Jakob Friedrich Hinz
] Makulatur zum bewußten Gebrauch
; vgl. Herders Wiederaufnahme der Formulierung in 
HKB 441 ( III 171/29 ) die älteste 
Maculatur
 des menschlichen Geschlechts fernerweit zu erfüllen – – 
12
Ja, heute übers Jahr versprech ich Ihnen, gähnendträumendes Brautpaar! 
13
Postscript
 vgl. Hippels Belustigung über die Geschwätzigkeit der Frauen in 
Ueber die Ehe
, S. 141: „Kein Frauenzimmer kann einen Brief ohne Postscript schreiben.“ 
das Ende meines Mährchens, ohne durch ein 
Postscript
 von Glückwünschen 
14
das Wahrzeichen meines Geschlechts zu bemänteln. Sie werden wol 
à priori
15
errathen, daß mein gantzer Versuch ein 
Gericht Irrlichter
 ist, die ich aus 
16
dem faulen Graben meiner benachbarten Wiesen
 Anspielung auf verschiedene Königsberger Lokalitäten: Neben Hamanns Wohnhaus Am alten Graben, Nr. 758 befanden sich Wiesen; auch die 
Dreikronenloge
 befand sich zu diesem Zeitpunkt offenbar in der Nachbarschaft (vgl. 
HKB 429 ( III 147/30 )); „Irrlichter“ meint die Freimaurer. 
dem faulen Graben meiner benachbarten Wiesen 
gefischt
 habe. 
17
Wenn ein 
Schaugericht gefischter Irrlichter
, die gleich 
Abendsternen
18
Galimafree
 Schnittfleisch aus Überresten; gemeint ist eine Sammlung von anzüglichen Hochzeitsgedichten von Hippel und 
Jakob Friedrich Hinz
: 
Galimafreen nach dem heutigen Geschmack
. 
tantzen, sich wie ein 
Galimafree
 genießen und verdauen ließe; so wäre meine 
19
Medusenbild … Minerve
 Medusa, mythische Gorgone. Ihre Haare wurden von Minerva in Schlangen verwandelt. Minerva setzte den abgetrennten Kopf der Medusa auf ihren Brustpanzer, um dadurch die Gegner zu schrecken. 
Muse keine Sibylle, die ihr 
Medusenbild
 dem Busen einer 
Minerve
 weyht! 
20
– – ni docta …
Verg. 
Aen.
, VI, 292f.: „… wenn die Führerin nicht ihn kundig belehrte, dass ohne / Körper im hohlen Gebilde der Form Scheinleben nur flattre [, / Stürzt’ er hinein und zerschlug umsonst mit dem Eisen die Schatten.]“ 
– – ni docta comes tenuis sine corpore vitas 
21
Admoneat volitare cava sub imagine formae
22
Da haben Sie, mein lieber Freund und Verleger Hartknoch! das gantze 
23
Mstchen
 Manuskriptchen 
Mst
chen, das ich heute am 2
4
5 
Xbre
 74. abgeschrieben, weil ich leider! die 
24
Feyertage zu Hause zubringen muß. Der Titel dazu ist folgender und wird 
25
nach gegenwärtiger Vorschrift abgedruckt: 
26
Versuch
27
einer
28
Sibylle
Bitte die 
ein
- und
29
über
zwey
mal unterstrichene Wörter
30
die
und 
locos
 gehörig in Druck
31
E
he.
unterscheiden zu laßen.
32
33
Komm ich als …
Gleim, 
Versuch in Scherzhaften Liedern
, „An Doris“, S. xiv: Das lyrische Ich prophezeit Doris, ihr, nachdem die Sehnsucht nach ihr im Leben unerfüllt blieb, nach dem Tode als Geist in der Nacht zu erscheinen. 
Komm ich als ein Geist zu Dir, 
34
So erschrick nur nicht vor mir. 
35
36
1775.
S. 140
Mein 
Resultat
 aus Ihren 
datis
 ist Dies: Das kleine Ding wird in 
Mitau
2
gedruckt, ohne alle Zierrath und Tändeley. Wenn Sie wollen einen rothen 
3
Titel machen und ein 
simples
 aus geraden Linien bestehendes Rahmchen, 
4
steht es bey Ihnen. Das 
Format
 muß aber schlechterdings nach dem 
5
Opusculo homonymo
 Dt. kleines, gleichnamiges Werk. Vgl. 
HKB 421 ( III 126/3 ); gemeint ist 
Hippel, 
Ueber die Ehe
, verlegt in der Vossischen Buchhandlung; Hamann vermutete wohl Hippels Autorschaft, gab sich aber unwissend. 
Selbstgespräch
Hamann, 
 Selbstgespräch eines Autors
Voßischen 
Opusculo homonymo
 seyn. In 
Mitau
 muß es wie das 
Selbstgespräch
6
gedruckt werden, damit ich, wie von jenem, die 
Correctur
 selbst haben 
7
kann
. So viel Exemplarien müßen Sie wenigstens abdrucken laßen, daß Sie 
8
zu allen Ihren Kosten, 
Spesen Porto p
 kommen und daß Sie Ihren 
Caviar
9
diesen Winter umsonst haben, wovon mir auch bey guter Gelegenheit und bey 
10
Remise
 Übergabe 
einer etwanigen 
Remise
Ein Fäßchen
 ausbitte, weil ich selbigen unter meine 
11
Shakespear im Hamlet
Shakespeare, 
Hamlet
 II,2: „for the play, I remember, pleased not the million; ’twas caviary to the general.“ 
wenigen Leckerbißen rechne und 
selbigen
 ihn hier so schön als 
Shakespear
12
im 
Hamlet
 angebracht habe. Dafür wünsch ich Ihnen auch ein fröliches 
13
geseegnetes Neujahr, wenn Sie mich bald mit der 
Correctur
 erfreuen, will ich 
14
noch ein 
Postscript
 zu meinen Wünschen machen, das Sie behagen soll. 
15
Ihre Einlage an Herder
 vmtl. Hartknoch an 
Johann Gottfried Herder
, 14.12.1774, vgl. 
(Düntzer [Hg.], 
Ungedruckte Briefe aus Herders Nachlaß
. Leipzig 1761, Bd. II, S. 69f.
 Ihre Einlage an Herder kam eben an, wie ich meinen Brief an ihn 
16
zumachen wollte; ich habe selbige gerade über Post gehen laßen; welches ich aus 
17
andern Ursachen gethan ohn zu wißen von der Trauer in Ihrer geehrten 
18
Mann
 nicht ermittelt  
Familie, die ich erst nach der Hand erfuhr. Gottlob! daß der alte würdige Mann 
19
Lehnchen
Magdalena Catharina Hamann
  zur Ruhe gekommen – für mein Lehnchen habe auch schon gezittert. Gott hat 
20
mir selbige noch bisher erhalten und wird es auch thun, wenn es sein gnädiger 
21
Kanter
Johann Jakob Kanter
 guter Wille ist. Unser Freund Kanter hat, an statt eine Mühle in Westpreußen 
22
zu bauen, sich die Trutenauische gekauft, und weil der sich darauf beziehende 
23
Einfall zu Waßer geworden, lohnt es nicht ihn zu erläutern. Das umgekehrte 
24
D bezieht sich auf eine Beylage zu meiner 3 köpfigen Uebersetzung Hinzischen 
25
Verlages, die bey Bode unter dem Titel: 
Mancherley und Etwas
26
Vale
 Leb wohl 
Zacchaeum
Hamann, 
  Prolegomena
ausgekommen. 
Vale
 und hiemit Gott empfohlen. 
Zacchaeum
 habe noch 
nicht
. 
Provenienz
 Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
 Der erste Teil des Briefes enthält den Text von „Versuch einer Sibylle über die Ehe“ (vgl. Johann Georg Hamann: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von Josef Nadler. 6 Bde. Wien 1949–57, III 197–203). 
Bisherige Drucke
 ZH III 136–140, Nr. 425. 
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
                geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
                vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
                vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
                Quellen verifiziert werden konnten.
            | 
                                 138/13                              | 
                            
                                
                                     er sein ]
                                
                             | 
                            
                                    Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): er  und  sein     |