425
136/2
Der Brief enthält bis
HKB 425 ( III 139/21 ) den Text von Hamanns
Versuch einer Sibylle über die Ehe
und hat wohl als Druckvorlage gedient. Auf seinem Handexemplar notierte Hamann später, wie man im
Hamann-Nachlass in Münster, Bd. 81
einsehen kann, hauptsächlich Korrekturen von Satzfehlern und einige Bibelstellen (wie sie hier im Kommentar auch annotiert sind).
– – Primo auolso …
Verg.
Aen.
, VI, 143–145: „Ist der erste Zweig gebrochen, wächst ein neuer nach, wieder aus Gold, und der Stengel treibt Blätter vom gleichen Metall. Suche also in der Höhe mit den Augen den Zweig und, hast du ihn gefunden, so pflück ihn, wie sich’s gehört, mit der Hand“.
– – Primo auolso non defuit alter
3
Aureus, et simili frondescit virga metallo.
4
Ergo alte vestiga oculis et rite repertum
5
Carpe manu – – – –
6
Verstopfen Sie nicht, empfind
seliges
Brautpaar! Ihr für die Zauberkunst
7
Sibylle
mythische Prophetin
der Harmonie geöffnetes Ohr, die Stimme einer Sibylle zu hören, die trefflich
8
wahrsagen kann. Wundervoll, wie die Liebe, und geheimnisreich, wie die Ehe,
9
sey mein Unterricht!
10
Ich sehe in Ihren zärtlichen, vertraulichen Blicken den kleinen tiefsinnigen
11
Gott der Liebe
2 Kor 13,11
Gott der Liebe, der mit sich selbst zu Rath geht, über das Meisterstück seiner
12
Werke, das er beym Ausgange aller Entwürfe, Eroberungen und blinden
13
Laßt uns …
1 Mo 1,26
Ebentheuer im Schilde führt und welches darauf hinausläuft:
Laßt uns
14
Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sey
– – –
15
Eine Welt von
Kleinigkeiten
, die es aber nicht in den Augen der Verliebten
16
sind, gehört immer zum voraus dazu, ehe es zur Ausführung jenes
17
göttlichen Einfalls
kommt, der
aber
ebenso wenigen zu gerathen scheint, als
18
erste
1 Mo 4,1
der erste ursprüngliche Versuch dieser Art.
19
Der Mensch ist vorzüglich ein GOTT der Erde, durch seine Bestimmung
20
Immer Vermehrer
1 Mo 1,28
. Im
Korrekturexemplar
, S. iv ist dazu handschriftlich notiert: „Semper-Augustus“ – das ist seit Maximilian I. Teil des Kaiser-Titulars im Deutschen Reich. Zur Übersetzung als „allzeit Mehrer des Reiches“, abgeleitet von lat. augere = vermehren vgl.
HKB 432 ( III 152/18 ).
der
Schöpfer
,
Selbsterhalter
und
Immer Vermehrer
seines Geschlechts
21
zu seyn.
Zwar ist doch kein einziges unserer Nebengeschöpfe
Zwar ist dies
22
Göttliche
der ganzen sichtbaren Haushaltung
einverleibt
, und scheint eine
23
Seegens
1 Mo 1,22
Entwickelung des
am Anfange
ausgesprochenen Seegens zu seyn; doch ist
24
kein einziges unserer Nebengeschöpfe für einen
überlegten
u. freywilligen
25
Rathschluß oder einen
Bund
und
gesellschaftlichen Vergleich
zu dieser
26
Absicht gemacht: so wie keines einer größeren
Ausbildung
fähiger ist und
27
selbige
nöthiger hat als der Mensch.
28
Woher kommt es nun, daß wir uns dieser
Gleichheit
mit GOTT als
29
Raubes
Phil 2,6
eines Diebstahls oder
Raubes
schämen? Ist nicht diese
Schaam
ein
30
heimlicher Schandfleck unserer Natur, und zugleich ein stummer Vorwurf ihres
31
herrlichen, allein weisen und hochgelobten Schöpfers? – – Ein angeborner,
32
allgemeiner Instinct ist es nicht, wie aus dem Beyspiele der
Kinder
,
Wilden
33
cynischen
Kyniker; antike, skeptizistische Philosophie der Bedürfnislosigkeit
und
cynischen Schulen
zu ersehen; sondern eine
angeerbte
Sitte, und alle
34
Sitten und Gebräuche sind bedeutende Zeichen u. Merkmale zur Erhaltung
35
conventueller
auf Übereinkunft gegründeter
urkündlicher Begebenheiten und Fortpflanzung conventueller Gesinnungen
36
eingesetzt.
S. 137
Die Ehe ist also ein vermöge eines gefaßten Rathschlußes aufgerichtetes
2
Bündnis, und auf
Vernunft
und
Treue
gegründet. Daher ist es Klugheit
3
„um der gegenwärtigen Noth willen“
1 Kor 7,26
und Ehrlichkeit, „um der gegenwärtigen Noth willen“ an ein
em
en
4
solchen
m
Rathschluß
und
Bund
niße
gar nicht einmal zu denken. Am
5
Codex
Corpus juris Fridericani, die in Preußen gültige Gesetzessammlung
güldener Coloß …
Dan 3,1
allerwenigsten lohnt es der Mühe in einem Staate, wo der
Codex
ein güldener
6
Coloß
ist, sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit, und die
Sanctio
aller
7
Gesetze ein
glühender Schmelzofen
, siebenmal heißer für Seelen von altem
8
kein Falsch
Joh 1,47
Schroot und Korn, in denen kein Falsch ist.
9
Weil der Ehstand der köstliche Grund- und Eckstein der ganzen Gesellschaft
10
ist: so offenbart sich der menschenfeindliche Geist unsers Jahrhunderts am
11
Ehgesetzen
Im
Korrekturexemplar
, S. vi ist dazu handschriftlich notiert: „Fecunda culpae secula nuptias / Primum inquinavere, et genus et domos: / Hoc fonte derivata clades / In patriam populumque fluxit. / Hor. III. Od. 6, 17-20.“ (Vgl. N III, S. 200) Dt.: Fruchtbar an Frevel, haben diese Zeiten die Ehen / zuerst befleckt und Geschlecht und Haus: / aus dieser Quelle hergeleitet, hat sich Verfall / auf Vaterland und Volk ergossen.
allerstärksten in den Ehgesetzen. Wenn es aber Barmherzigkeit von Seiten der
12
Verstockung
Mt 19,8
Gesetzgeber ist, der Verstockung des menschlichen Herzens zu Gefallen,
13
öffentliche Sünden und Laster zu privilegiren: so ist es die höchste Gerechtigkeit von
14
Schänder seiner Majestät …
Röm 1,26
Seiten des Weltrichters, die
Schänder
seiner
Majestät
einem paraphysischen
15
Misbrauche ihrer eigenen Leiber zu übergeben – – –
16
Es würde freylich! nichts wohlthätiger für das menschliche Geschlecht und
17
die bürgerliche Gesellschaft seyn, als jenem
Ideal
der
Heiligkeit
für den
18
Erfüller
Mt 5,17
Ehstand nachzustreben, die der große Erfüller des mosaischen Rechts und der
19
Propheten wiederhergestellt und als ein
Reichsgesetz
des Himmels und seiner
20
„Wer ein Weib …
Mt 5,28/32
neuen Erde auf jenem Berge der Seeligkeiten gepredigt hat: „
Wer ein Weib
21
ansieht, ihr zu begehren, der hat die Ehe mit ihr gebrochen – und wer
22
sich von seinem Weibe scheidet – und wer eine abgescheidete freyet, sind
23
Ehebrecher
“ – Moses hatte nemlich „
geboten solche zu steinigen
“ und sein
24
Schemen
1 Kor 7,31
Gesetz konnte nicht wie der
Schemen
unserer zeitigen Moral und ihrer
aufgelöst, sondern muste erfüllt werden, als ein
– –
27
„Das Geheimnis …
Eph 5,32
GOTTes Ebenbild …
1 Kor 11,7
„
Das Geheimnis ist groß
! – GOTTes
Ebenbild
und
Ehre
, der
Mann
,
28
und deßen Ehre, das Weib“– Das heißt: Der
Mann
verhält sich zu GOTT,
29
wie das
Weib
zum
Manne
, und wo diese
Drey Eins
sind, wird „das
Weib
30
Mann
Eph 5,23
durch Kinderzeugen seelig
, und der
Mann
des
Leibes Heiland
.“
31
Hymens
gr. Jungfernhäutchen und Hochzeitsgott;
Hippel,
Ueber die Ehe
, S. 147 empfiehlt die Ehe mit einer Jungfrau.
Alle
Mysterien
des
Hymens
sind daher dunkle Träume, die sich auf jenen
32
Schlaf
1 Mo 2,21-23
tiefen Schlaf
beziehen, worinn die
erste Männin
zur Welt kam, als ein
33
Mutter
1 Mo 3,20
beredtes Vorbild für die
Mutter aller Lebendigen
. – –
34
Nordbritte … spuckenden Ziffer
Die spukende Ziffer ist die 45; gemeint ist die Ausgabe Nr. 45 des
The North Briton
(1763), die wegen John Wilkes’ Kritik am Monarchen verboten und verbrannt wurde. Kurze Zeit später wurde auch seine Parodie auf Popes
Essay on Man
,
Wilkes,
An essay on woman
, wegen des obszönen Inhalts verboten. Zu „spuckenden“ vgl. die Korrektur in
HKB 432 ( III 152/24 ) Doch mein Versuch soll demjenigen nicht nachbulen, den jener Nordbritte
35
mit der spuckenden Ziffer über mein Geschlecht, und ein gelehrter, witziger
36
Kau
t
z seines Vaterlandes über meinen Gegenstand geschrieben haben. Ich
37
Vestalin
vestalische Jungfrau, römische Priesterin
Baubo
Griech. Göttin der weiblichen Fruchtbarkeit und des Lachens. Im
Korrekturexemplar
, S.X ist dazu handschriftlich notiert: „Ouid Metam. – vertit Baubo artes et quam serio non quibat allicere, ludibriorum statuit exhilarare miraculis – pubi affigit oculos Diua et inauditi specie solaminis pascitur. Arnobius adu. gentes Lib. V. p. 174. 175.“ (Vgl. N III, S.201). Das meint Arnobius,
Disputationes adversus gentes
. Buch 5. Die Episode erzählt, wie Baubo die trauernde Ceres dadurch erheitert, dass sie dieser ihr enthaartes Geschlecht zeigt. Dt.,
Des Afrikaner’s Arnobius sieben Bücher wider die Heiden
, übers. von Franz Anton von Besnard (Landshut 1842), S.153: „[...] so änderte Baubo die Kunstgriffe und was sie ernsthaft nicht anzulocken im Stande war, beschloß sie durch unfläthigen Spaß zu erheitern. [...] Unverzüglich heftete die Göttin die Augen auf die Scham und weidete sich an der unerhörten Beschaffenheit des Trostes.“ Der Hinweis auf Ovids
Metamorphosen
konnte nicht aufgeschlüsselt werden.
bin auch eben so wenig eine geweihte Vestalin, als ich eine Vettel
Baubo
S. 138
Grecourt
Jean-Baptiste de Grécourt
, Autor frivoler Literatur; gemeint ist hier Scheffners dichterische Nachahmung,
Scheffner,
Gedichte im Geschmack des Grecourt
l’enseigne de Barby
dt. Aushängeschild der Herrnhuter in Barby (Kleinstadt an der Elbe, wo die Herrnhuter seit 1749 ihren Hauptsitz hatten). Die Herrnhuter pflegten eine theologisch begründete Sexualkunde.
seyn mag weder
à la Grecourt,
noch
à l’enseigne de Barby – –
Was ist alle
2
Fruchtbarkeit im Busen und Schooße eurer Allmutter, zum Genuß ihrer
3
Früchte und ihres Staubes geborne und verdammte Seelen! Was ist die taube
4
Freude
Pred 2,2
Freude eures Geschmacks und der laute Kützel eures Witzes?
5
– Vermummte Traurigkeit und Verzweifelung, und all euer
Gesuch
eine
6
Höllengotts … Ceres
Proserpina, die Tochter der Ceres, der Göttin der Mutter Erde, wurde dem Mythos nach vom Gott der Unterwelt Pluto entführt und zu seiner Gemahlin gemacht.
kluge Fabel
2 Petr 1,16
Beute des schwarzen, reichen Höllengotts, wie die kluge Fabel der
Ceres
und
7
ihrer Tochter erzählt.
8
Vielleicht hören Sie, empfindseliges Brautpaar! eben so gern ein kurzes
9
Einem unter Tausenden
Pred 7,28
mythisches Mährchen meines eigenen Falls, durch den ich
,
von Taubeneinfalt
und
Schlangenlist
die
geheime
11
Weisheit
einer Sibylle zu verdanken habe – Sein erster Kunstgriff war, sich selbst
12
in meinen Augen abscheulich zu machen, und hierinn gelung es ihm so gut,
13
daß
er sein
ganzes Geschlecht mir bald verächtlich und eckelhaft vorkam.
14
Wie wurde ich aber für meine undankbare Eitelkeit und übermüthige
15
Schadenfreude auf Kosten meines Verführers
altklug
geworden zu seyn,
16
abgestraft, als der Spiegel seiner Aufrichtigkeit einen Widerschein auf mein
17
in naturalibus
dt. im natürlichen Zustand
eigenes Herz zurückwarf, und ich darinn die Hemisphäre meines Geschlechts
in
18
naturalibus
zu erkennen anfieng. Durch diesen Feuerstrahl der
19
Selbsterkenntnis wurden alle
schöne
Beywörter kohlschwarz, gleich den
Farben
, vom
20
Schwamme der Nacht ausgelöscht. – – Ueberführt, daß ein
vernünftiges
21
rauche
rauh, bspw. behaart
Thier
, nach der Analogie des gantzen animalischen Reichs, die
rauche Seite
22
seines Fells von Rechts wegen
auswendig
tragen sollte, hielt ich nunmehr
23
alle ehrbare, schmachtende, entzückte Liebhaber für Wehrwölfe, kriechende
24
Milch und Honig
5 Mo 11,9
Widersacher und geistliche Ungeheuer, die Milch und Honig auf der Spitze der
25
Schatzkammern
Mt 12,35
Zunge, aber Gift und Galle in den Schatzkammern des Herzens führen.
26
Diese Katastrophe meiner ganzen Denkungsart wurde die
Grundlage
27
einer
Sympathie
, die schnell zur
Identität
ihres Gegenstandes
erwuchs
28
sich erhub. Alle Stärke einer männlichen Seele schien in die meinige
29
überzugehen, unterdeßen durch die
Gegenwirkung
meiner
Leidenschaft
seine Seele
30
nichts als kindische und weibische Lüsternheit zu athmen schien – –
31
Todter und unfruchtbarer
Wohlstand
, scheinheiliger Pharisäer unsers
32
Jahrhunderts! Deine moralische und bürgerliche Vorurtheile, und der
hohe
33
Geschmack
oder Tand ihrer Verdienste ist nichts als
der
ein
Caviar
des
34
Leviathans
, der hoch in den Wellen des Luftkreises herrscht – und die
35
Schaamröthe eurer Jungferschaft, ihr schönen Geister! ist gallicanische
36
Schminke, Kreide und Insektendotter; aber kein adlich angeborner Purpur
37
eines gesunden, vom Himmel geschenkten und belebten Fleisches und Blutes –
S. 139
Ohne ein
Schlachtopfer
der
Unschuld
bleibt das
Kleinod
und
2
Heiligtum
der
Keuschheit
unbekannt, und der Eingang dieser himmlischen Tugend
3
undurchdringlich – –
4
Mitten im Weyrauch eines Schlummers sah ich jene
Ribbe
– – und rief
5
voll
Innbrunst
begeisterter habseliger Zueignung
begeisterter habseliger
6
„Das ist …
1 Mo 2,23
. Im
Korrekturexemplar
, S.XV ist zu „Knochen“ handschriftlich notiert: „Michaelis Übersetzung“ (Vgl. N III, S.202), das ist:
Michaelis,
Deutsche Übersetzung des Alten Testaments
.
Zueignung: „
Das ist Knochen von meinen Knochen und Fleisch von
7
meinem Fleische
–
“
8
Wie sich ein Gemächte mit seinem Ursprung vereinigt, gieng er ein, wo er
9
einst hergekommen war als des Leibes Heiland, und gleich einem treuen
10
Schöpfer in guten Werken
1 Petr 4,19
– im
Korrekturexemplar
, S.XV, der Hinweis: „Michaelis und Luther“ (also beider Bibel-Übersetzung).
Lücke der Stätte
1 Mo 2,21
Schöpfer in guten Werken schloß er die Lücke der Stätte zu mit Fleisch, um
11
älteste Maculatur
verdorbener Druck; Anspielung auf
Herder,
Aelteste Urkunde
, vmtl. gemischt mit
Hippel, [mit
Jakob Friedrich Hinz
] Makulatur zum bewußten Gebrauch
; vgl. Herders Wiederaufnahme der Formulierung in
HKB 441 ( III 171/29 ) die älteste
Maculatur
des menschlichen Geschlechts fernerweit zu erfüllen – –
12
Ja, heute übers Jahr versprech ich Ihnen, gähnendträumendes Brautpaar!
13
Postscript
vgl. Hippels Belustigung über die Geschwätzigkeit der Frauen in
Ueber die Ehe
, S. 141: „Kein Frauenzimmer kann einen Brief ohne Postscript schreiben.“
das Ende meines Mährchens, ohne durch ein
Postscript
von Glückwünschen
14
das Wahrzeichen meines Geschlechts zu bemänteln. Sie werden wol
à priori
15
errathen, daß mein gantzer Versuch ein
Gericht Irrlichter
ist, die ich aus
16
dem faulen Graben meiner benachbarten Wiesen
Anspielung auf verschiedene Königsberger Lokalitäten: Neben Hamanns Wohnhaus Am alten Graben, Nr. 758 befanden sich Wiesen; auch die
Dreikronenloge
befand sich zu diesem Zeitpunkt offenbar in der Nachbarschaft (vgl.
HKB 429 ( III 147/30 )); „Irrlichter“ meint die Freimaurer.
dem faulen Graben meiner benachbarten Wiesen
gefischt
habe.
17
Wenn ein
Schaugericht gefischter Irrlichter
, die gleich
Abendsternen
18
Galimafree
Schnittfleisch aus Überresten; gemeint ist eine Sammlung von anzüglichen Hochzeitsgedichten von Hippel und
Jakob Friedrich Hinz
:
Galimafreen nach dem heutigen Geschmack
.
tantzen, sich wie ein
Galimafree
genießen und verdauen ließe; so wäre meine
19
Medusenbild … Minerve
Medusa, mythische Gorgone. Ihre Haare wurden von Minerva in Schlangen verwandelt. Minerva setzte den abgetrennten Kopf der Medusa auf ihren Brustpanzer, um dadurch die Gegner zu schrecken.
Muse keine Sibylle, die ihr
Medusenbild
dem Busen einer
Minerve
weyht!
20
– – ni docta …
Verg.
Aen.
, VI, 292f.: „… wenn die Führerin nicht ihn kundig belehrte, dass ohne / Körper im hohlen Gebilde der Form Scheinleben nur flattre [, / Stürzt’ er hinein und zerschlug umsonst mit dem Eisen die Schatten.]“
– – ni docta comes tenuis sine corpore vitas
21
Admoneat volitare cava sub imagine formae
22
Da haben Sie, mein lieber Freund und Verleger Hartknoch! das gantze
23
Mstchen
Manuskriptchen
Mst
chen, das ich heute am 2
4
5
Xbre
74. abgeschrieben, weil ich leider! die
24
Feyertage zu Hause zubringen muß. Der Titel dazu ist folgender und wird
25
nach gegenwärtiger Vorschrift abgedruckt:
26
Versuch
27
einer
28
Sibylle
Bitte die
ein
- und
29
über
zwey
mal unterstrichene Wörter
30
die
und
locos
gehörig in Druck
31
E
he.
unterscheiden zu laßen.
32
33
Komm ich als …
Gleim,
Versuch in Scherzhaften Liedern
, „An Doris“, S. xiv: Das lyrische Ich prophezeit Doris, ihr, nachdem die Sehnsucht nach ihr im Leben unerfüllt blieb, nach dem Tode als Geist in der Nacht zu erscheinen.
Komm ich als ein Geist zu Dir,
34
So erschrick nur nicht vor mir.
35
36
1775.
S. 140
Mein
Resultat
aus Ihren
datis
ist Dies: Das kleine Ding wird in
Mitau
2
gedruckt, ohne alle Zierrath und Tändeley. Wenn Sie wollen einen rothen
3
Titel machen und ein
simples
aus geraden Linien bestehendes Rahmchen,
4
steht es bey Ihnen. Das
Format
muß aber schlechterdings nach dem
5
Opusculo homonymo
Dt. kleines, gleichnamiges Werk. Vgl.
HKB 421 ( III 126/3 ); gemeint ist
Hippel,
Ueber die Ehe
, verlegt in der Vossischen Buchhandlung; Hamann vermutete wohl Hippels Autorschaft, gab sich aber unwissend.
Selbstgespräch
Hamann,
Selbstgespräch eines Autors
Voßischen
Opusculo homonymo
seyn. In
Mitau
muß es wie das
Selbstgespräch
6
gedruckt werden, damit ich, wie von jenem, die
Correctur
selbst haben
7
kann
. So viel Exemplarien müßen Sie wenigstens abdrucken laßen, daß Sie
8
zu allen Ihren Kosten,
Spesen Porto p
kommen und daß Sie Ihren
Caviar
9
diesen Winter umsonst haben, wovon mir auch bey guter Gelegenheit und bey
10
Remise
Übergabe
einer etwanigen
Remise
Ein Fäßchen
ausbitte, weil ich selbigen unter meine
11
Shakespear im Hamlet
Shakespeare,
Hamlet
II,2: „for the play, I remember, pleased not the million; ’twas caviary to the general.“
wenigen Leckerbißen rechne und
selbigen
ihn hier so schön als
Shakespear
12
im
Hamlet
angebracht habe. Dafür wünsch ich Ihnen auch ein fröliches
13
geseegnetes Neujahr, wenn Sie mich bald mit der
Correctur
erfreuen, will ich
14
noch ein
Postscript
zu meinen Wünschen machen, das Sie behagen soll.
15
Ihre Einlage an Herder
vmtl. Hartknoch an
Johann Gottfried Herder
, 14.12.1774, vgl.
(Düntzer [Hg.],
Ungedruckte Briefe aus Herders Nachlaß
. Leipzig 1761, Bd. II, S. 69f.
Ihre Einlage an Herder kam eben an, wie ich meinen Brief an ihn
16
zumachen wollte; ich habe selbige gerade über Post gehen laßen; welches ich aus
17
andern Ursachen gethan ohn zu wißen von der Trauer in Ihrer geehrten
18
Mann
nicht ermittelt
Familie, die ich erst nach der Hand erfuhr. Gottlob! daß der alte würdige Mann
19
Lehnchen
Magdalena Catharina Hamann
zur Ruhe gekommen – für mein Lehnchen habe auch schon gezittert. Gott hat
20
mir selbige noch bisher erhalten und wird es auch thun, wenn es sein gnädiger
21
Kanter
Johann Jakob Kanter
guter Wille ist. Unser Freund Kanter hat, an statt eine Mühle in Westpreußen
22
zu bauen, sich die Trutenauische gekauft, und weil der sich darauf beziehende
23
Einfall zu Waßer geworden, lohnt es nicht ihn zu erläutern. Das umgekehrte
24
D bezieht sich auf eine Beylage zu meiner 3 köpfigen Uebersetzung Hinzischen
25
Verlages, die bey Bode unter dem Titel:
Mancherley und Etwas
26
Vale
Leb wohl
Zacchaeum
Hamann,
Prolegomena
ausgekommen.
Vale
und hiemit Gott empfohlen.
Zacchaeum
habe noch
nicht
.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Der erste Teil des Briefes enthält den Text von „Versuch einer Sibylle über die Ehe“ (vgl. Johann Georg Hamann: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von Josef Nadler. 6 Bde. Wien 1949–57, III 197–203).
Bisherige Drucke
ZH III 136–140, Nr. 425.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
138/13 |
er sein ]
|
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): er und sein |