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        117/25
Hamburg, den 9ten 
Nov.
 1774
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Das heiß’ ich spät, in später Jahrzeit schreiben! Soll ich Ihnen, mein 
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unendlich hochgeschatzter Freund, die Hindernisse alle erzählen? oder wollen Sie 
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mir, ohne eine lange und langweilige Erzählung glauben, daß ich nicht 
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gekonnt habe? oder wollen Sie noch lieber ohne alle Gründe verzeihen? Was 
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Sie wollen! nur unwillig müßen Sie auf mich nicht seyn; das würde mir 
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auch alsdann zu wehe thun, wenn ichs verdient hätte. 
S. 118
Beylage
Hamann, 
  Prolegomena
Ueber die Beylage wird Freund 
Claudius
 das Nöthige gesagt zu haben – doch – 
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er ist auch ein Dichter – also – Wenn Sie noch Aenderungen oder Correkturen 
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zu machen finden, so senden Sie ein, und zugleich eine Disposition über die 
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Anzahl der Exempl. und wohin sie vertheilt, oder zusammen geschickt werden 
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sollen? Ich warte so lange mit dem Abdruck. 
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Wenn ich nun die Runzeln, über den langsamen Gang des lieben Zachei, 
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von Ihrer Stirne hätte sich schlichten gesehen: so stünden mir denn nun noch 
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ganz andre zu befürchten vor – über meine Dollmetschung des 
Tristrams!!!
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Sie ist auf dem Wege, über Lübeck und die Ostsee. Ich muß freylich itzt 
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guten Advokaten sagen quod …
 vgl. „quod scripsi, scripsi“ am Schluß von 
Hamann, 
Prolegomena
, N III,133. Dt. Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben. 
mit einem bösen Richter und einem sehr guten Advokaten sagen 
quod scripsi, 
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scripsi,
 weil es für diesen Druck nicht mehr zu andern ist. Allein, da es doch 
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möglich ist, daß es ein zweyter Druck gemacht werden könnte; so wünschte ich, 
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daß 
Sie
 Ihr Exempl. durchschießen ließen, und gleich bey der ersten flüchtigen 
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Lektüre das anzeichneten, woran S
ie
 sich stießen, und wenn S
ie,
 mehr zu 
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thun, weder Lust noch Zeit hätten, mir nur dieses bunte Exempl. überschickten. 
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Es würde mir ein sehr lieber Fingerzeig seyn. – Von Komplimenten weiß ich 
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nichts! – 
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Folgen ein Paar Bitten: 
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Kanter
Johann Jakob Kanter
 Herr 
Kanter
 hat auf der Meße 30 Exempl. vom 
Tristram
 verlangt. Recht 
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gut! Aber der Mann ist mit der Bezahlung, wenigstens nicht der 
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zuverläßigste
. Sie kennen ihn beßer. Auf Sie laße ichs ankommen, ob Sie 
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glauben, daß er mir Zahlung leisten wird. Ich habe in Ihr Packet 45 Stck gepackt. 
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15 für Sie und Ihre Subscribenten, deren Namen hinten folgen, (wenn Sie 
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solche etwa nicht aufgezeichnet hatten) und 30 für 
Kanter,
 (wenn S
ie
 es für 
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gut finden.) Im letzten Falle sagen Sie ihm, daß sie unterwegs sind; daß das 
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Rtl. […] ggl.
 Guter Groschen; Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Silbergroschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch). 
Exempl. 
ordinair
 3 Rtl. 12 ggl. kostet und daß er mir den Belauf 
bis 
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künftige Ostermesse
 zu gute schreibe. Wenn Sie ihm auch nur einen Theil davon 
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anvertrauen wollen: so machen S
ie
 es wie es Ihnen gefällt, und sagen ihm 
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in meinem Namen, was Ihnen gefällt, es soll gesagt seyn. 
30
Kant
Immanuel Kant
 Dem Herrn Profeßor 
Kant
 wünsche ich durch S
ie
 empfohlen zu 
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werden. 
32
HE. Prof. Starck
Johann August Starck
 In dem Packen befindet sich ein Brief an den HE. Prof. 
Starck,
 welchen 
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ich zu besorgen bitte. – Sollte der HE. Stark aber eben abwesend seyn: so 
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Bruder durch 3+3
 Freimaurer 
bitte ich sich nach einem Bruder durch 3+3 zu erkundigen, der 
NB NB
 zu der 
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Loge zu den drey Kronen
Freimaurerloge zu den Drei Kronen in Königsberg
 Loge
zu den drey Kronen
 gehört, dem den Brief zu geben, und ihn in 
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meinem Namen zu bitten, daß er den Brief erbreche. Am liebsten wäre mirs, S
ie
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könnten ihn 
in dieser Qualität
selbst
 erbrechen. 
S. 119
Ihre Subscribenten
 heißen.
2
HE. Kriegsrath. Hennings
Samuel Gotthelf Hennings
 1) HE. 
Krieg
srath. 
Hennings
3
2 –    
Jacobi
4
3 – – 
Bertram
5
le Cocq.
 wohl Peter Paul Le Cocq (gest. 1781), Direktor der Tabakadministration 
Lindner
Johann Gotthelf Lindner
 Gosche
Johann Julius Göschen
  Hippel
Theodor Gottlieb Hippel
 von Polenz
 vll. Adam Samuel Wilhelm Polenz 
4 – – 
le Cocq. 5) Lindner 6) Gosche 7) Hippel 8) von Polenz. 
6
von Korff
Friedrich Alexander v. Korff
 Rappold
Christian Samuel Rappolt
 Kade
Melchior Kade
 Kriting
Peter Heinrich Kriting
 Laval
Jean Claude Laval
 9) von Korff. 10) Stolterfoth 11) Rappold 12) Kade 13) Kriting 14) Laval 
7
Ohlius
Jacob Heinrich Ohlius
 15) Ohlius –
 und eben itzt sehe ich, daß ich in dem Packgewirr S
ie
 selbst unter 
8
die 15 mitgezählt habe! thut aber nichts. HE 
Kanter
kann also nur
 29 
9
bekommen. Leben Sie recht herzlich wohl, und seyn S
ie
 nur in dem Grade mein 
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Freund, als ich das wünsche! 
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Ihr Bode
Provenienz
 Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 29.
 Zu dem von ZH im Anhang gebrachten Brief von Hamann an Matthias Claudius vgl. 417a. 
Bisherige Drucke
 ZH III 117–119, Nr. 418.