377
10/18
Den 1. Aug. 772.
19
Drei Stücke liegen vor mir mein hochgeschätztester verehrtester alter Freund,
20
Ihr Brief
HKB 375
die ich, so ungleichartig, beantworten soll: Ihr Brief, Ihre beide Zeitungsstücke,
21
Edle Ritter St. Rosenkreuz
Hamann,
Ritter Rosencreuz
samt Zugabe und Gaukelspiel, u. denn der Edle Ritter St. Rosenkreuz, deßen
22
Seele Gott selige Amen!
23
Alles verstehe ich nicht: weiß auch nicht, wie Sie alles das geschrieben
24
haben, oder den Faden zu alle dem Drei führen; indeßen da mir Ihre Denkart
25
noch je aufschließbar zu seyn, noch niemals mein Sinn gewesen: so nehme
26
ich auch alle 3 Stücke an, wie aus dem blinden und goldenen Alter Saturns,
27
verstehe, so viel ich verstehen kann,
nutze,
so viel ich nutzen kann, u. – – – – –
28
Indeßen
ists
mir noch immer unbegreiflich, wie Scholastisch und
29
Bücherverstandweise zu reden, Ihre Sprachgabe von der meinigen abgehe. Daß Gott
30
durch Menschen die Sprache würke – wer zweifelt? hat?
könnte
durch alle
31
περιστασεις
Umstände
περιστασεις
zweiflen. Daß er aber nicht mystisch gewürkt, durch Natur,
32
Thiere, ein Pantheon von redenden Lauten, ein Dringniß menschlicher
33
angenommen …
vgl. zu Herders entschuldigendem Gestus hier die ganz gegenteiligen Ausführungen zu Hypothese und Beweis am Ende der
Abhandlung über den Ursprung der Sprache
, S. 810
Bedürfniße geredet – wer hat das mehr als ich
angenommen
. Ich sage
34
Kabbalist …
Hamann, nach dem Titel der
Aesthaetica
; in Hamanns anonym veröffentlichter Rezension der
Abhandlung über den Ursprung der Sprache
wird der ‚kabbalistische Philologe‘ zu einer Entgegnung zu Herders Thesen aufgefordert, vgl.
Hamann,
Zwo Recensionen
, N III,19/29.
angenommen
, denn das zu
beweisen
, war, (der Kabbalist und Göttersprecher
S. 11
σημαινειν
anzeigen, ankündigen
auf dem Dreyfuß, den Wind anwehet, mag sagen u. zeigen (
σημαινειν
) was
2
Kgl. Pr. Ak. der Wißenschaften
Die königlich-preußische Akademie der Wissenschaften stellte 1769 die Preisfrage für 1770: „En supposant les hommes abandonnés à leurs facultés naturelles, sont-ils en état d’inventer le langage? Et par quels moyens parviendront-ils d’eux mêmes à cette invention?“
er will) war vor E. Erlauchten Kgl. Pr. Ak. der Wißenschaften ja meine
3
Sache nicht.
4
Rätzel
vgl.
Hamann,
Zwo Recensionen
, N III,22/27f.: „Das ganze Rätzel, dessen Schlüssel ich noch für mich behalte, beruht auf ein Persiflage […]“
Haben Sie also das Rätzel wie Sies haben wollen, daß ich diese Schrift
5
= = =
In der Bedeutung von Auslassungsstrichen, nicht ermittelt; Herder war als Begleiter von
Peter Friedrich Wilhelm, Erbprinz von Holstein-Gottorp
in Strassburg.
nicht als Concurrente zum Preise, sondern als = = = zu Strasburg
6
geschrieben, da ich eben mit Sr. Durchl. den Prinzen von Holst., (zu dem
7
Jedermann mir
Jedermann
Wunder zutraute) nach Florenz, Paris, London,
etc.
8
gehen sollte, u. ging – Daß ich die Schrift gleich Anonymisch an Formei mit
9
„Schrift eines Witztölpels“…Yvetot
vgl.
Hamann,
Ritter Rosencreuz
, N III,33; zu der Diskussion, wie stichhaltig Herders nachträgliche Relativierung der
Abhandlung über den Ursprung der Sprache
ist, vgl.
HBGA
, Bd. 11, S. 344
einem Zettel begleitete, u. daß sie also eigentlich den Zweck hatte, als „Schrift
10
Königreich Yvetot
bis 1681 ein souveränes Fürstentum mit einem kleinen Landgebiet, dessen Fürsten den Titel ‚König‘ führten, vgl.
Hagedorn,
Oden und Lieder
, S. 161
eines
Witztölpels
“ zwar nicht noch „aus dem Königreich Yvetot“ aber eines
11
aus der allgemeinen Weltcharte, der etwa in Ragusa oder Cornwall sein Urtheil
12
hinc signa, notae lacrymae rerum
dt. diese Zeichen, bekannt als Tränen der Dinge; nach
Ter.
Andr.
, I,1,99
abgehört hätte, erscheinen wollte –
hinc signa, notae lacrymae rerum!!!
–
13
Leibniz-Aesthetische Hülle
zu Hamanns Abneigung gegenüber
Gottfried Wilhelm Leibniz
vgl.
HKB 286 ( II 299/7 ) Setzen Sie noch dazu, daß die Leibniz-Aesthetische Hülle ja die einzige
14
Masque
war, unter der ich erscheinen konnte – kurz Ham. hat jetzt gar nicht
15
Einer der rathen wollte
nach der Etymologie des Namens Aristobulus (‚bester Ratgeber‘), des fingierten Autors des dritten Texts von
Hamann,
Zwo Recensionen
geschrieben, als Einer der rathen wollte. Und zum Unglück kann ich also Ihre
16
Orakel
vgl. die Rezension von
Herder,
Abhandlung über den Ursprung der Sprache
in
Hamann,
Zwo Recensionen
, N III,19: „Wir hoffen, daß einer unserer Mitbürger, wenn er nicht ganz in seinem Vaterlande verweßt ist, irgend einen Funken noch aus der Asche seines kleinen Küchenheerds anfachen wird, um dabey seine Zweifel und Orakul über den Inhalt und die Richtung der akademischen Frage und ihrer Entscheidung aufzuwärmen.“
Orakel nicht Anders lesen als aus der Wüste.
17
Daß ich dies Alles, frei von allen Politischen Beziehungen schreibe, ist, ehe
18
Nik.
Friedrich Nicolai
Musen waren, der alte Vater aller Dinge mein Zeuge. Nik.
hats
mir Ihren
19
Ros. Kr.
Hamann,
Ritter Rosencreuz
Moses
Moses Mendelssohn
Ros. Kr. zugeschickt,
gesagt
daß
Er
u. Moses
es
ihn nicht verstanden Moses
20
in
Ihrer
Mei
nung
die Spr. für Menschl. Er für
G
Ot
t
lich halte. – Sie sehen
21
den edlen verstandbaren
Canal,
durch den Ihre Schrift zu mir gefloßen.
22
Preiß-Schrift
Herder,
Abhandlung über den Ursprung der Sprache
Auch versichere ich Ihnen, daß die Denkart dieser Preiß-Schrift auf mich so
23
wenig Einfluß hat, haben kann u. soll, als das Bild, das ich jetzt an die
24
erste Urkunde der Menschheit
Herder distanzierte sich unter dem Einfluss von Hamann in der
Aeltesten Urkunde
tatsächlich von seinen Thesen in der Preisschrift.
Wand nagle. Eine Schrift über die erste Urkunde der Menschheit, deren Erstes
25
caussae secundae
zweitrangige Ursachen im Unterschied zur Grundursache (causa prima)
Ex. zu Freund Ham. soll, (fliegen oder kriechen, wie
caussae secundae
es
26
wollen) wird gerade das Gegentheil zeigen. Und das soll meine
Erste
Schrift
27
„Namenlos“
Herders
Aelteste Urkunde
erschien anonym; die
Abhandlung über den Ursprung der Sprache
war die erste Schrift, die unter seinem Namen publiziert wurde.
seyn, die ich „Namenlos“ schreibe!
28
Wichtiger ist mir also Alles Das blos als Liebesbrief gewesen, um die
29
res gestas Dei per H.
dt. Taten Gottes, durch Hamann ausgeführt
ferneren
res gestas Dei per H.
zu ersehen. Und da versichre ich Sie von
30
cantilenam …
dt. Liedchen von dem Ochsen und dem Esel und im Mutterschoß; aus den Weihnachtsliedern von Petrus Dresdensis († 1421). Anspielung auf
Hamann,
Zwo Recensionen
, N III,21f. und dessen dortige Hinweise auf seine Familienverhältnisse.
ganzen ungetheilten Herzen, daß ich Ihre
cantilenam de ancilla
u.
de bove et
31
asino et matris in gremio
eben am schönsten Frühlingsmorgen in Einem
32
meiner Gärten, (W. gegoldschaumten Spiegel in der Hand, der wahrl! nicht
33
alles zeigt) so vernommen, daß ich die Antiphonie mit vollem Munde bald
34
ceteris paribus …
dt. unter gleichen Umständen, sagen alle Lehrer, die hypothetisch folgern
dazu singen werde. (
ceteris paribus
sagen alle Lehrer,
qui hypothetice
35
concludunt
)
36
Sie sind, mein lieber H., Eine starke Mußkel des Herzens im großen
37
Körper
Gottes
die sehr stark u. innig, aber wen
n
Sie empfunden wird nichts als
S. 12
Unzer …
Unzer,
Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper
, von Herder zitiert nach der Rezension von
Albrecht v. Haller
in
Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen
, 65. St. vom 30.5.1772, S. 548–553
Erbrechen würkt, u. der Freund Unzer in seiner Unphysiologie der Menschl.
2
Seele also geradezu allen Zusammenhang mit dem Gehirn u. dem
3
Rückenmark
repraesentative
versagt: Ich bin nichts als ein elendes Büschel des
4
Gefühls, des Augenwinkels, laßen Sie mich also tasten! schielen! u. sie
5
arbeiten ihren starken, wurmförmigen Gang fort!
6
Und nun laßen Sie mich Ihnen, alter lieber Sokr. Einen Alcibiades
7
Claudius
Matthias Claudius
empfehlen, der Ich leider nicht bin. Heißt Freund
Claudius
, hat jetzt leider auch,
8
Mädchen
Anna Rebecca Claudius
ohne Brot u. mit Noth ein Mädchen geheirathet, die ich nicht gesehen, war
9
Wansbecker Bote
Claudius,
Der Wandsbecker Bothe
Hamb. AdreßComtoirschreiber, nachher Wansbecker Bote, gleich wie Sie, –
10
castus, probus ingenuus facie et animo
fromm, rechtschaffen, an Gestalt und Geist edel
der edelste Jüngling –
castus, probus ingenuus facie et animo
– der für
11
Schrittschuhlaufen
Schlittschuhlaufen; als Sport wurde es in den 1760ern durch den Kreis um
Friedrich Gottlieb Klopstock
populär.
seinen Ham. schon Einmal nach Curl. hatte Schrittschuhlaufen wollen – o Gott,
12
es war mit mein Zweck, daß ich ihn hie herbeihaben wollte! Wäre
Er
nur
13
Geistlicher
etc.
– kurz er ist der Einzige, mit dem ich von
Ihnen
geredet:
14
Wansbeck. Zeit.
Claudius,
Der Wandsbecker Bothe
wenn Ihnen die Wansbeck. Zeit. in die Hand gefallen sind, müßen Sie ihn
15
Mathem.
Aristippos (um 435 bis um 355 v. Chr.) soll als Schiffbrüchiger am Ufer von Rhodos geometrische Figuren im Sand gesehen haben, vgl.
Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers
, s.v. ‚beau‘.
kennen, wie Jener Mathem. die Menschen aus dem Sande.
16
mein Mädchen
Caroline Flachsland
Noch ein paar andre Menschen u. mein Mädchen sind meine
Einzige
17
Ausbeute von meinen Reisen – aber wo Ort? wo Zeit? sie zu empfangen? Sehen
18
l. H.
lieber Hamann
Syrte
vgl.
Krünitz
, s.v. Syrten: „werden in der See oder im Meere die gefährlichen Oerter, Steine, Klippen etc. genannt, welche in der Tiefe des Meeres verborgen liegen, woran die Schiffe scheitern und liegen bleiben.“
Sie nicht selbst, mein l. H., daß ich noch nichts als in einer elenden Syrte
19
schwimme, u. ankre!
20
Vt Canis e Nilo!
dt. wie ein Hund aus dem Nil; ägyptische Hunde sollen nach
Solinus,
Collectanea rerum memorabilium
, 15,12 nur im schnellen Laufen aus dem Nil lecken.
Vt Canis e Nilo!
ist freilich dieser Brief! aber liebster, treu
st
er, ewiger Fr.,
21
deßen Wort u. Sinn Ja u. Amen zu seyn pflegen, fürchten Sie nichts. Ich kan
22
auch noch anders schreiben! Mein Gott! u. wenn Ihre Br. mir manchmal Orakel
23
Parze mit Horn u. Klaue
Atropos, Schicksalsgöttin in der griech. Mythologie, eine der drei Moiren
seyn könnten, da sonst ja die Parze mit Horn u. Klaue
uns
zu
so weit schon trennt
24
Prs.
Preußen
Lindners Aesth.
Lindner,
Inbegriff der Aesthetik
oder –
vermuthl.
trennen wird. Mir
komt
zu
aus
Prs.
nichts als
Etwa
Lindners
25
Konsist. R. Arnold Kirchenhist.
Arnoldt,
Kirchengeschichte des Königreichs Preußen
Aesth. u. etwa dem hochwürd.
Konsist.
R. Arnold Kirchenhist. zu Hände. Und im
26
Ubrigen
schmachte u. darbe ich – Morgen mehr! Es ist Nacht 2. Uhr.
27
Da es kaum lohnt, an den vorigen Brief anzuknüpfen, so erlauben Sie,
28
daß ich blos beilege.
29
Was Sie auch sagen mögen, so ist Ihr Br. mit einer Art
30
Unausdrücklichkeit geschrieben, an der ich vielleicht – vielleicht auch nicht Schuld habe,
31
So sehr Sie mir zutrauen, daß ich von Ihnen entfernt geworden seyn könne:
32
so wenig würde es seyn, wenn Sie mich etwa nach Jahr und Tag näher
33
kennen werden u. das hoffe u. wünsche ich noch.
34
Von meinem hiesigen Leben weder
publice
noch
privatim
kann ich Ihnen
35
etwas schreiben; jenes ist zum Glück für nichts zu rechnen; dabei aber auch
36
dies zum Unglück noch so leer daß ichs kaum für mich zu bringen wage. Hilft
37
mir der HE. nicht, wer soll mir helfen? von der Tenne oder Kelter? –
S. 13
großen Bilde von der Urkunde
Herder,
Aelteste Urkunde
; erste Entwürfe für die Schrift stammen von 1768/69, konzipiert wurde sie im Herbst 1770, publiziert 1774.
Selbst zu meinem so großen
Bilde
von der Urkunde, mit dem ich mich jetzt
2
fast 3. Jahr trage, fehlt mir meistens Kraft, so sehr mir der Genius oft
3
einflüstert, daß die Sache nach dem Maasstabe der Eitelkeit gezeichnet,
4
Entdeckung, mit Demuth u. Wahrheit gesagt aber, Göttliche Bothschaft seyn
5
könne. Ich arbeite, lese u. sammle mit einer Treue dazu, deren ich in Ihren
6
Gegenden vielleicht nie fähig geworden wäre, aber wie gesagt, mir fehlt noch
7
Gurt
– – u.
Ruf
Gottes
.
8
Da Sie Ihre Stelle, Ihre Armuth u. Ihre Lebensart vielleicht von den
9
Üppigkeiten der Muse entwöhnt haben: darf ich fragen, ob Ihnen manche
10
Dinge unter Augen gekommen, die mir als Merkwürdigkeiten
einleuchten
11
Perron d’Anquetil
Abraham Hyacinthe Anquetil-Duperron
vorkommen? Die 3.
Quart.
von Zoroasters Werken, auf die
Perron
12
d’Anquetil
so viel Jahre ein Narrenpilgrimm u. Märtrer geworden – ob sie gleich
13
Gauren-Liturgien
religiöse Sekte in Persien, Feueranbeter; muslimische Bezeichnung für Ungläubige
Schuking
Guignes,
Le Chou-King
nichts als späte Gauren-Liturgien mich dünken – der
Schuking
der Sineser,
14
den Deguign. ausgegeben, u. an dem ich
gegenwärtig mich
wahrhaftig in
15
Jones on oriental Poetry
Der
Traité sur la poésie orientale
wurde im Anhang von
Jones
, Histoire de Nader Chah
publiziert.
den ältsten
despotischen
Staat versetze –
Jones on oriental Poetry
hinter
16
George Alphab. Tibet.
Georgi,
Alphabetum Tibetanum missionum apostolicarum commodo editum
seiner
Hist.
von
Nadir-Schah, Dow, Holwell – – George Alphab. Tibet.
17
4tant
Quartant, Buch im Quartformat
ein 4tant, den ich nicht heben kann. Wir sind auch so weit von einander, daß
18
Percy Reliq. of ancient Poetry
Percy,
Reliques
ich Sie noch nach
Mac phersons
Ossian,
Percy Reliq. of ancient Poetry etc.
19
fragen möchte. Aber in meinen Gegenden
Etwas
von den Barden vor Karl
20
Karl M.
Karl der Große
M. aufzutreiben, ist mir noch ganz
mißlungen …
Ich
nenne
Ihnen alle diese
21
Sachen, von denen ich aber selbst Nichts als die
Reliques
besitze, das andre
22
muß ich mir kümmerlich, verstohlen u. spät aus der Nachbarschaft erbetteln:
23
in penu
bezüglich des Mundvorrats
weil ich selbst
in penu
leide
durch
die Unordnungen meiner Reise viell. leidender
24
bin,
als Sie.
25
Eben bekomme ich von einem Fr., der mich 20 Meilen entfernt mit Engl.
26
Essai on Song-writing
Aikin,
Essays on song-writing
Büchern besorgt
Essai on Song-writing,
daran aber wenig mehr, als
Preface
27
für eine Samml. Engl. Mode-Lieder, die
unter
die Klaßen von
Ballads and
28
Pastor. Songs, 2.) passionate and descriptive Songs 3) ingenious and witty
29
comic and Satyric. Songs …
Stevens,
Songs, Comic and Satyrical
Songs
gebracht sind, seyn möchte. Noch schlechter sind die
comic and Satyric.
30
Songs,
die
Stevens
der Verf.
of lectures on the heads,
ordtl. als Oxford.
31
Bursche herausgegeben; mehr aber erwarte ich doch noch von des
32
Persischen Ged.
Jones,
Poems, consisting chiefly of translations
Obengenannten
Jones
versprochn. Persischen Ged., der überhaupt ein vortreffl.
33
Ferguson, Millar etc.
Ferguson,
Institutes of Moral Philosophy
,
Millar,
On the Origin of the Distinction of Ranks
, vgl. Herders Rezension in
Frankfurter gelehrte Anzeigen
, SWS, V, S. 452–456
feiner Kopf ist. An die neuern Arbeiten der Ferguson, Millar etc. brauche
34
Beattie
James Beattie
, vgl. Herders Rezension in den
Frankfurter gelehrten Anzeigen
, SWS, V, S. 456–462
ich Ihnen
um so
noch weniger zu denken.
Beattie
ist ohnstr. der gröste
35
unter ihnen 3en: aber der gute Mann hat in einem ganzen Buch wenger
36
Einen Seite von Sokrates
Am Ende seiner Beattie-Rezension in den
Frankfurter gelehrten Anzeigen
, SWS, V, S. 462 schreibt Herder: „Zum Beschluß ist hier eine Stelle aus einem unsrer Landesleute, (sokrat. Denkwürd. S. 49. 50.) die den Hauptinhalt des Buchs angiebt und mit ein paar feinen Zügen vielleicht mehr als das ganze Buch saget: ‚Unser eigen Daseyn und die Existenz aller Dinge ausser uns muß geglaubt und kann auf keine Weise ausgemacht werden. […]“; vgl.
Hamann,
Sokratische Denkwürdigkeiten
, SD 32f.
gesagt, als Sie auf der Einen Seite von Sokrates Glauben u.
37
Nichtswißen.
S. 14
genannten Buch
Herder,
Aelteste Urkunde
Wenn ich nur erst mit meinem genannten Buch Etwas am Feuer bin, so
2
werde ich mit mehrerem Entschluß an eine andere Arbeit von – doch ich müßte
3
sub Rosa
unter der Rose, verschwiegen zu behandeln
nun wieder Räthsel reden, und lieber H. auch Was ich gesagt, sei
sub Rosa.
4
Kant.
Johann Jakob Kanter
Ihr Kant. z. E. ist ein so eckelhafter Plauderer auch auf voriger Meße
5
gewesen, u. Ihre beiden nördlichen Freunde scheinen schon so viel geschwatzt zu
6
haben daß ich mich wie ein Hypochondr. vor dem Schatten fürchte. Ich will
7
jetzt durchaus vergeßen seyn, u. in einer Höle liegen, bis ich herauskommen
8
werde.
9
Daß ich Liefl. verlaßen, grämt mich Privatfreundschaft halber aber sonst
10
in Nichts, ob ich gleich noch nicht weiß, wo? u. wozu ich da seyn werde?
11
Aber wenigstens der Uebermuth, von dem Sie so oft geredet u. der an mir
12
wie eine Blüthe schien, die doch schön lies, verliert sich in Einsamkeit,
13
Leidenschaft, ernsthaften Geschäften u. Mislingungen des Schicksals so, daß die
14
schöne Blüthe abfällt, u. wenn kein Wurm kommt, noch Einmal vielleicht
15
Frucht werden kann. Aber Ihr Sohn kann noch nicht mein Sohn seyn, denn
16
ich habe ja noch kein Weib, kein Bett, keine Stäte. Leben Sie wohl, lieber H.,
17
Kant
Immanuel Kant
Lindner
Johann Gotthelf Lindner
und grüßen Sie Kant, u. Lindner mit so verschiednen Neigungen, als ich
18
beiden schuldig bin. Erfreuen Sie mich bald mit einem vollen Briefe – u.
19
Kant. Zeit.
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
wenn Sie zu Kant. Zeit. in der Zeit beigetragen haben, so bitten Sie mir doch
20
von ihm, aus alter Landesfreundschaft die Stücke aus. Der ganze Gang
21
derselben von Anfang an, wäre mir ordentl. ein Geschenk. Ich bin mit ewger
22
Hochachtung (denn ich muß ins Armen
director.
)
23
Ihr H.
24
Fischer
Carl Gottlob Fischer
Wenn Sie was von Fischer wißen, oder erfahren könnten: so p.
25
Den 25. Aug. an meinem Geburtstage (der es durch Zufall u.
26
Kalenderspiel mehr als Einmal geworden!) Zum 3ten mal Heil Ihnen u. Segen!
27
Ich kann diesen Brief nicht abgehen laßen, ohne Sie noch einmal u. am
28
heutigen Tage, wenigstens im Schatten zu umarmen – Heil Ihnen!
29
Trübsal Geduld bringt …
Röm 5,3f.
Dieweil alle Trübsal Geduld bringt, Geduld aber bringt Erfahrung,
30
Erfahrung p so habe ich mir vorgenommen, meinen Geburtstag heut auch in
31
der Wüste mit aller Freudigkeit des Herzens
gelesen
zu feyern: habe also
32
Miltons paradise regain’d
Milton,
Paradise Regain’d
schon heut früh Miltons
paradise regain’d
gelesen – mit vieler Andacht, so
33
daß ich jetzt auch wie der Dichter, diese kleine unansehnliche Erscheinung vom
34
größern Riesenwerk
Milton,
Paradise Lost
Heldengedicht seinem größern Riesenwerk, wie die Hütte dem Pallaste der
35
Interkalarjahr
Schaltjahr
Feen vorziehe – – – habe viel Muth gefaßt, mein 29tes Interkalarjahr zu
36
beginnen u. da man ganz natürlich so dann in frühe u. spätere Scenen seines
37
m. l. Ham.
mein lieber Hamann
Lebens wandert, m. l.
Ham.,
so habe ich nicht umhingekonnt, noch an diesem
S. 15
Briefe zu schreiben, u. Ihnen zu sagen, daß da übermorgen der Ihrige
2
einfällt, ich mir die Freiheit nehmen werde, ihn noch einmal zu feiren!
3
Ritter Rosenkreuz
Hamann,
Ritter Rosencreuz
Der alte Ritter Rosenkreuz soll hoffentlich noch
Einmal
wieder aufwachen,
4
Palinodie …
Gegengesang; hier wohl Hoffnung auf einen Widerruf des Urteils über Herder, vgl.
HKB 378 ( III 18/11 ) segnen, statt zu fluchen
Röm 12,14
Palinodie singen, u. mit neuer Haut umgeben, segnen, statt zu fluchen.
5
Sie haben Recht, m.
lieber
H., alle Gelehrsamkeit ist vom T., wie Fleischeslust,
6
Augenlust u. hoffärt. Wesen. Aber wie tief kann man in alle das Zeug
7
descensus Averno und difficilis reditus!
dt. Abstieg zur Unterwelt und schwierige Rückkehr
hingerathen, ohne daß man weiß, wie? und dann
descensus Averno
und
8
difficilis reditus!
9
Fenelon in Kambrai
François Fénelon wurde 1697 von Louis IV infolge des Quietismusstreits nach Cambrai verbannt und verrichtete seine Amtspflichten dort vorbildlich.
Ich suche hier, wie Fenelon in Kambrai zu leben – weitgefehlt aber, daß ich
10
noch so leben kann. Ich bin für meine Gemeine Nichts u. habe fast keine
11
Gemeine; bin für die Armen Nichts u. kann wenig für sie seyn – im Consistorium
12
blos etwa Neuerung, Ärgerniß, Unheil abzuwenden, ist also auch sehr wenig!
13
Sonst keinen Freund! keine
wahre
Ehre, keinen Umgang – das ist mein
14
Leben! – Ich weiß, was Sie zu alle dem denken werden, aber zu denken m. l.
15
H. u. insonderheit hinterher zu denken, ist immer leichter, als im Taumel,
16
Stoose u. auf dem Waßerrade der Welt zu handeln.
17
Was dem Faß den Boden ausstößt ist völlige
uneasiness
von außen: Das
18
Einzige
Haus in dem ich speisen
kann
u. in dem mir nur 2 Kinder gefallen –
19
sic prandium, sic coena
dt. wie das Frühstück, so die Mahlzeit
sic prandium, sic coena.
Aber weg alles! heut fängt ja ein neues Jahr an,
20
Schmidt …
nach
Sterne,
Tristram Shandy
, 3. Buch, 21./22. Kapitel: „I wish the smith would give a peep at that confounded hinge.“
u. sollte kein Schmidt denn in Nähe seyn, der Shandys Thür schmiedet. Ich
21
hoffe Ihnen nächstens, wenn ich näml. einen Brief von Ihnen erhalten, mehr
22
davon schreiben zu können. So lange zerreißen Sie diesen Br. oder strafen
23
ihn seines Unzusammenhanges wegen mit Feuer u. gehaben Sie sich, alter
24
Faunus
,
Pan
u. Satyr an Ihrem Heerde, Bett u. Wiege wohl.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 77–80.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 7–15.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 65–71.
ZH III 10–15, Nr. 377.
HBGA II 209–213, Nr. 101.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
10/27 |
nutze, ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: nutze |
10/28 |
ists ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist’s |
11/7 |
etc. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: etc. |
11/14 |
Masque |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Masque |
11/18 |
hats ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: hat |
11/19 |
Er ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: er |
11/19 |
gesagt ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: gesagt, |
11/20 |
Ihrer ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihrer |
11/20 |
Mei nung ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Meinung |
11/21 |
Canal, ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Canal |
11/26 |
Erste ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: erste |
12/12 |
Er ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: er |
12/13 |
etc. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: etc. |
12/16 |
Einzige ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: einzige |
12/23 |
uns zu |
Geändert nach der Handschrift; ZH: uns |
12/24 |
komt zu |
Geändert nach der Handschrift; ZH: komt |
12/24 |
Prs. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pr. |
12/24 |
Etwa ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: etwa |
12/24 |
vermuthl. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: vermuthl. |
12/25 |
Konsist. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kons. |
12/26 |
Ubrigen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Uebrigen |
13/7 |
Gurt |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gurt |
13/7 |
Ruf |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ruf |
13/11 |
Quart. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Quart |
13/14 |
gegenwärtig mich ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich gegenwärtig |
13/16 |
Hist. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Historie |
13/19 |
Etwas ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: etwas |
13/20 |
mißlungen … ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: mißlungen – –. |
13/20 |
nenne ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: nenn |
13/23 |
leide durch ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: durch |
13/24 |
bin, ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin |
13/27 |
unter |
Geändert nach der Handschrift; ZH: unter |
14/37 |
Ham., ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: H. |
15/3 |
Einmal ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: einmal |
15/5 |
lieber ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: l. |
15/18 |
Einzige ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: einzige |