286
296/21
Königsberg den
21 Jänner 65.

22
Liebenswürdiger Freund,

23
h.
huius, d.i. diesen [Monats]
Ihr erstes Schreiben vom 8/19
Dec. pass.
habe erst den 7
h.
erhalten durch

24
HE
Fischer,
dem es am schwarzen Brett
notificirt
worden. Heut erhalte das

25
HE Steidel
August Wilhelm Steidel
, Ladendiener von
Johann Jakob Kanter
; übernahm 1769 mit die Mitauer Buchhandlung von
Johann Friedrich Hartknoch
zweyte vom 16
ten
h.
durch
HE
Steidel,
der 2mal bey mir gewesen und mich

26
nicht zu Hause gefunden. Ich bin gestern zum erstenmal nach einem kleinen

27
Flußfieber
„Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.“, vgl.
Krünitz
, Tl. 14, S. 420
HE Rect.
Johann Christoph Thack (gest. 1776), Rektor der Löbenichtschen Schule in Königsberg
Flußfieber ausgegangen, und zwar blos in Ihres
HE
Rect.

28
Angelegenheiten. Ohngeachtet meines Stillschweigens bin nicht saumseelig gewesen

29
Nachrichten von Ihrer dortigen Ankunft und Verfaßung einzuziehen, und ich rücke

30
mir selbst meine Eilfertigkeit vor, daß ich nicht ein drittes Schreiben

31
abgewartet. Warum aber HE
Fischer
noch nicht geantwortet weiß nicht. Die

32
Handschrift des HE Gerichtsvoigts
Johann Christoph Schwartz (1722–1804), der Scholarch der Domschule, vgl.
HKB 283 ( II 290/19 )
Handschrift des HE Gerichtsvoigts werden Sie schon erhalten haben; und

33
das verlangte Buch werd ich HE
Steidel
zu besorgen überlaßen, dem ich es

S. 297
eignen Msts
vgl.
HKB 283 ( II 290/21 )
so bald er zu mir kommt, einhändigen werde. Wegen Ihres eignen
Msts

2
haben Sie in Ihrem ersten Briefe gar nichts gemeldet; sonst hatte beydes

3
am liebsten HE Hartknoch anvertraut. Vielleicht nehm ich eine Abschrift

4
davon um die erste Anlage mit der künftigen Ausgabe vergleichen zu können.

5
Ich hatte gewünscht ein wenig mehr
detail
in Ansehung des alten

6
schwedischen Domgebrauchs und was zu Ihrer
Zu
Unzufriedenheit
darüber eigentl.

7
Anlaß gegeben; doch diesen
Detail
erwarte ich Zeit gnug aus der mündl.

8
Erzählung meines Freunds. Daß es Ihnen dort gefällt, aber nicht gar zu

9
sehr, ist mir beydes lieb. Es ist immer beßer mit Stöhnen als mit Prahlen

10
anzufangen.

11
eingerückten Stücks
„Ueber den Fleiß in mehreren gelehrten Sprachen“, in:
Gelehrte Beyträge zu den Rigischen Anzeigen
, 1764, XXIV. Stück, S. 185–190
Für Mittheilung Ihres eingerückten Stücks statte Ihnen meinen Dank ab,

12
und nehme an der guten Aufnahme Ihrer Erstlinge allen freundschaftl.

13
Antheil. Danken Sie Gott, daß Sie mäßige Arbeit haben, und wünschen Sie sich

14
keine Bekanntschaften noch Schaarwerk aus Lüsternheit. Laßen Sie die lieben

15
Alten Ihre Vertraute seyn und ziehen Sie immer den Umgang der Todten

16
vor; denn der Weg eines exemplarischen Schulmanns ist schmal und die

17
Pforte zur Nachwelt für einen Schriftsteller ist enge. Ein paar Stunden

18
unter einem Haufen junger Schüler zugebracht, die man nicht
s
als

19
Maschinen behandelt sondern mit der kalten Leidenschaft eines Zuschauers thätig

20
zu unterhalten sucht, sind auf einen gantzen Tag Zerstreuung gnug.

21
Schränken Sie sich also lieber auf diejenigen Häuser und Familien ein, wo Sie

22
Privatunterricht geben müßen und ziehen auch hierinn eigenen und fremden

23
Nutzen Ihrem
privat
Geschmack vor, weil
Frü
chte
beßer als Blüthen sind.

24
Die
Gesner
sche Ausgabe von
Orpheus
besitze schon und erwarte sie tägl.

25
vom Buchbinder um meinem
Callimachus
eine würdige Hälfte zuzuführen.

26
Versuch über die pindarsche Oden
Pindar
, in
Garnier,
L’Homme de lettres
Weil der Versuch über die pindarsche Oden blos ein Außenwerk im
Garnier

27
ist, so weiß nicht ob der Auszug im
Journal
sich dabey aufgehalten haben

28
wird. Ich werde ihn wohl nicht vor Ostern bekommen. Lesen Sie etwas von

29
Histoire critique de la Poesie
nicht ermittelt
seiner
Histoire critique de la
Poesie:
so melden Sie mir, ob es lohnen wird

30
sich um dies Buch weitere Mühe zu geben. Es ist zu gleicher Zeit mit dem

31
Homme de lettres
ausgekommen.

32
Klopstockschen Stücke im Nordschen Zuschauer
Friedrich Gottlieb Klopstock
, „Beurtheilung der Winckelmannschen Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in den schönen Künsten“, in:
Cramer (Hg.),
Der Nordische Aufseher
, Bd. 3, St. 150; „Ode auf das Jubelfest der Souveränetät in Dänemark“, in: ebd., Bd. 3, St. 177.
Setzen Sie Ihre Anzeigen, liebster Freund, fort, die Klopstockschen Stücke

33
im Nordschen Zuschauer werde nicht ermangeln selbst zu lesen. Schaffen Sie

34
North-Briton
The North Briton
mir ja den
North-Briton,
abschriftl. wenigstens; aber noch mehr wär mir

35
Essay on Woman
Wilkes,
An essay on woman
an seiner
Paraphrase
und
Essay on Woman
gelegen.

36
Werden Sie nicht auch die Aufsicht Ihrer dortigen Bibliothek erhalten?

37
Melden Sie mir doch etwas davon und ob mein Bruder sein
Conting
ent

S. 298
schuldig geblieben. Daß ich Ihren Gruß nicht bestellen werde, hätten Sie

2
zum voraus wißen können. Sein Bestes kann weder durch vernünftige

3
Vorstellungen noch durch ein gantzes Capitel paulinischer Leutseeligkeit bewirkt

4
Psalmist
Ps 32,9
und befördert werden. Hier hat der Psalmist mehr Recht, der eigensinnigen

5
und faulen Geschöpfen Zaum und Gebiß ins Maul legt um ihnen Lust zu

6
heißt es …
Hebr 10
1. Zitat Vers 38; 2. Zitat Vers 39; 3. Zitat Vers 36
ihren Pflichten zu machen. Selbst vom Gerechten heist es leider!
εαν

7
υποστειληται, ουκ ευδοκει η ψυχη μου εν αυτω.
Um also der Familienseuche der

8
υποστολης εις απωλειαν
Ihrer
Collaborat
ur zu entgehen, lernen Sie bey

9
gegenwärtiger Muße und machen Sie sich bey Zeiten auf
υπομονης χρειαν

10
gefaßt.

11
Daß ich zu nichts auf der Welt Gottes mehr tauge, wißen Sie, und schicke

12
mich so gut ich kann in das kleine Unglück,
das
mir wenigstens darzu dienen

13
kann andere durch meinen Schaden zu warnen und wo es mögl. ist auf

14
Schwaben
weil diese angeblich erst mit 40 Jahren klug und lebensreif werden
Kleinigkeiten aufmerksam zu machen. Ich habe der armen Schwaben

15
gespottet und werde ihre
Epoque
vielleicht zu meiner eigenen
Crisi
erleben

16
sero
sero sapiunt Phryges, dt. die Phryger kommen spät zu Verstand (nach Livius Andronicus,
Equos Troianus
, überliefert bei
Cic.
fam.
, 7,16,1)
Kalendis graecis
im Sinne von: nie. Die Griechen kannten keinen Kalender, wie Sueton festhält.
müßen. Unterdeßen ist das
serò
der Phrygier den
Kalendis graecis
in diesem

17
Punct immer vorzuziehen.

18
Weil ich mit diesem neuen Jahr wills Gott! wieder mit der Feder in der

19
Hand zu lesen anfange: so will ich Ihnen auch einen kurzen Auszug meiner

20
Blätter mittheilen.
Raspe
hat mit Kästners Vorrede einige lateinische u

21
3 Alphab. in 4to
drei Druckbogen in Quart-Format
französiche Handschriften des
Leibnitz
ausgegeben die 3
Alphab.
in 4
to

22
Lockianer
Anhänger von
John Locke
betragen. Das erste und stärkste ist ein Gespräch zwischen einem
Lockia
ner

23
(Philalethe)
und
Leibnitz,
der sich den Namen
Theophile
giebt über

24
Lockens Werk vom menschl. Verstand
Locke,
An Essay concerning Humane Understanding
Lockens
Werk vom menschl. Verstand, unter folgender Aufschrift:

25
Nouveaux essais …
Leibniz,
Oeuvres Philosophiques latines et françoises
,
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, S. 1–496
Nouveaux essais sur l’entendement humain par l’auteur du Systeme de

26
l’Harmonie préetablie.
Bestehen aus einem weitläuftigen
Avant propos
und

27
4 Büchern 1.)
des Notions innées,
denen
L.
stark das Wort redt und den

28
perceptions insensibles
von denen er so voll ist als mancher
Doctor
von der

29
transpiratione insensibili
dt. von dem unbemerkbaren Schweiß
transpiratione insensibili
und ihnen in der Geisterlehre einen eben so großen

30
En negligeant ... progrès insensibles
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, S. 12
Nutzen zuschreibt als den
corpusculis
in der Physik.
En negligeant
το μικρον,

31
on manqueroit en Philosophie comme en Politique les progrès insensibles

32
La connoissance de l’existence réelle …
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, 4. Buch, Kap. 3, § 21, S. 352
Lib.
2.)
des idées
3.)
des mots
4.)
de la Connoissance. La connoissance de

33
l’existence
reelle
est la
quatrieme
sorte des connoissances et nous avons

34
une connoissance
intuitive
de notre existence, une
demonstrative
de

35
L’apperception …
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, 4. Buch, Kap. 9, § 2, S. 400f.
celle de Dieu et une
sensitive
des autres choses – L’apperception

36
immediate de notre existence et de nos pensées nous fournit les premieres

37
verités à posteriori ou de fait, c’ést à dire les premieres experiences,

S. 299
comme les propositions identiques contiennent les premières verités à priori

2
ou de raison, c’est à dire les
premieres lumieres
.
(die er nebst den

3
Instincten zu den
veritatibus innatis
rechnet)
Les unes et les autres sont

4
incapables d’etre prouvées et peuvent etre appellées immediates,
jene

5
parce-qu’il y immediation entre l’entendement et son
objet

6
diese – – – – –
le sujet et le predicat.

7
Kurz, dieser Schriftsteller zeigt sich hier in keinem andern
Lichte
als er mir

8
immer vorgekommen und seine
schol
astisches Geschwätz ist niemals recht nach

9
meinem Geschmack gewesen. Unterdeßen giebt es Stellen, die das Leere und

10
L’ame …
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, 1. Buch, Kap.1, § 1, S. 66
Wüste des Gantzen ersetzen. Ich will einige abschreiben:
L’ame est un petit

11
monde où les idées distinctes sont une representation de Dieu et où les

12
Il faut …
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, 2. Buch, Kap.20, § 6, S. 123
confuses sont une representation de l’univers. – Il faut parler quelque fois

13
quelque …
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, 2. Buch, Kap.20, § 13, S. 127
abusivement pour s’exprimer plus fortement.
– Vom Neide sagt er:
quelque

14
biens sont comme des tableaux peints à fresque qu’on peut detruire mais

15
qu’on ne peut point oter.
Es ist viel Schönheit in der
Idée
aber etwas

16
On a …
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, 2. Buch, Kap.21, § 14, S. 128
fehlerhaftes im Ausdruck dieses Gleichnißes.
On a grande raison de se recrier sur

17
la manière etrange des hommes qui se tourmentent en agitant des

18
questions mal conçues. Ils cherchent ce qu’ils savent et ne savent pas ce qu’ils

19
La grandeur …
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, 2. Buch, Kap.21, § 66, S. 165
cherchent. – La grandeur de la
Consequence
et celle du
Consequent

20
sont deux considerations heterogenes, qu’on ne sauroit comparer

21
ensemble.
Er vergleicht sie daher mit einem
Rectangulo,
deßen Innhalt

22
zusammengesetzt ist aus der zwiefachen
dimension
der Grundlinie und Höhe. –

23
L’art
de s’aviser
au besoin de ce qu’on sait seroit un des plus importans

24
s’il etoit inventé, mais je ne vois pas que les hommes ayent encore pensé

25
jusqu’ici à en former les elemens; car l’art de la Memoire, dont tant

26
Ius naturae …
Hamann bezieht sich auf § 13 des II. Kapitels des IV. Buches von
Nouveaux essais sur l’entendement humain
.
d’auteurs ont ecrit, est tout autre chose.
Ich habe immer das
Ius naturae et

27
gentium
im
corpore Iuris
gesucht und finde mit Vergnügen, daß nach dem

28
Laur. Valla
der
Leibnitz
eben so für die Pandecten eingenommen ist als ich

29
ihre Philosophie bewundert habe, er vergleicht sie mit
Euclides Archimedes
p

30
und schreibt den Römern in keiner andern Wißenschaft Erfindung zu als in

31
Iura
und den Waffen nach der alten Weißagung:
Tu regere imperio.
Die

32
Gewisheit der Mathematik findt er in einem
Parallelisme des raisons et des

33
experiences,
welcher in der Metaph.
u
Moral nicht statt haben kann und in

34
der Naturlehre zu mühsam und zu kostbar ist.

35
Il s’en …
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, 4. Buch, Kap.2, § 2, S. 333
Il s’en faut beaucoup qu’on soit parvenû à la perfection de l’Analyse

36
en Geometrie et en nombres comme plusieurs se sont imaginés sur les

37
Gasconnades de quelques hommes excellens d’ailleurs mais un peu trop

S. 300
Une certaine …
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, 4. Buch, Kap. 3, § 3, S. 342
promts ou trop ambitieux – Une certaine progression de Synthese devroit

2
etre melée avec notre Analyse pour y mieux reussir.
e
Et
je me souviens

3
d’avoir oui dire que Mr. le Pensionnaire de Wit avoit quelques Meditations

4
Comme Vieta …
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, 4. Buch, Kap. 7, § 6, S. 376
sur ce sujet. – Comme Vieta a substitué les lettres aux nombres pour avoir

5
plus de generalité, j’ai voulu reintroduire les Caracteres des Nombres

6
puis-qu’ils sont plus propres que les lettres dans la specieuse meme.
J’ai
trouvé

7
cela de beaucoup d’usage dans les grands calculs pour eviter les erreurs

8
et meme pour y appliquer des epreuves outre l’usage qu’il y à de voir des

9
liaisons et des ordres
, que les seules lettres ne sauroient toujours faire

10
L’invention …
Nouveaux essais sur l’entendement humain
, 4. Buch, Kap. 17, § 4, S. 446
si bien demeler à l’esprit – L’invention de la forme des Syllogismes est

11
une des plus belles de l’esprit humain et meme des plus considerables.

12
C’est une espèce de
Mathematique universelle,
dont l’importance n’est

13
pas assez connue et l’on peut dire qu’un art
d’infaillibilité
y est contenu

14
pourvu qu’on sache et qu’on puisse s’en bien servir, cequi n’est pas

15
toujours permis.
Die folgenden Stücke sind fast lauter Bogen und enthalten:

16
Examen …
Leibniz,
Oeuvres Philosophiques latines et françoises
,
Remarques sur le sentiment du P. Malebranche, que nous voyons tout en Dieu, concernans l’examen que Mr. Locke en a fait
, S. 498–504
Examen du sentiment
du P. Malebranche que nous voyons tout en

17
Dieu, concernant l’Examen que Mr Locke en a fait
in seinen
posthumous

18
Dialogus …
Leibniz,
Oeuvres Philosophiques latines et françoises
,
Dialogus de connexione inter res et verba
, S. 505–512
Works.
Dialogus de connexione
inter res et verba et veritatis realitate,

19
Difficultates …
Leibniz,
Oeuvres Philosophiques latines et françoises
,
Difficultates quaedam logicae
, S. 513–520
Scriptus
1677.
Difficultates quaedam
Logicae,
davon ich nichts verstehe

20
Discours …
Leibniz,
Oeuvres Philosophiques latines et françoises
,
Discours touchant la methode de la certitude et l’art d’inventer
, S. 521–532
noch verstehen will.
Discours touchant la methode
de la
certitude et

21
de l’art d’inventer pour finir des disputes et pour faire en peu de tems

22
des grands progres.
Ist eine Einleitung seines Werks
de la science generale

23
ou de Augmentis et instauratione scientiarum,
davon man die Fragmente

24
Inventaire …
ebd., S. 531
auch noch im Druck erwarten kann. Alles bezieht sich auf ein
Inventaire

25
Une longue …
ebd., S. 532.
general de toutes les
connoissances,
und schl. mit diesen Worten:
Une longue

26
experience et des reflexions sur toute sorte de matieres accompagnée d’un

27
succès considerable dans les inventions et dans les decouvertes m’a fait

28
connoitre qu’il y a des
Secrets
dans l’art de penser comme dans les autres

29
arts. Et c’est l’objet de la Science generale que j’entreprends de traiter.

30
Historia …
Leibniz,
Oeuvres Philosophiques latines et françoises
,
Historia et commendatio linguae charactericae universalis
, S. 533–540
Das sechste und letzte Stück in dieser Samml. ist
Historia et Commendatio

31
Characteristicae
universalis,
quae simul sit ars inueniendi et iudicandi.
Er

32
Duo mihi …
ebd., S. 535f.
hat diese Grillen schon als ein Kind gehabt –
Duo mihi profuere mirifice

33
quae tamen alioqui ambigua et pluribus noxia esse solent.
1.)
quod fere

34
essem
αυτοδιδακτος
2.)
quod quaererem noua in vnaquaquam scientia –

35
quum saepe ne vulgaria quidem satis percepissem.
Bey einem Versuch die

36
Praedicamenta terminorum complexorum
zu erfinden geräth er auf den

37
quoddam …
ebd., S. 536
Einfall
quoddam Alphabetum cogitationum humanarum
auszusinnen
quod

S. 301
literarum huius Alphabeti combinatione et vocabulorum ex ipsis factorum

2
Tres viros …
Leibniz,
Oeuvres Philosophiques latines et françoises
,
Historia et commendatio linguae charactericae universalis
, S. 537
Analysi omnia et inueniri et diiudicari possent. – Tres viros maxime miror

3
ad tantam rem non accessisse, Aristotelem,
Ioach. Iungium
et

4
Nil aliud …
ebd., S. 538
Cartesium – Nil aliud opus est quam vt condatur
cursus philos
. et
mathem
.

5
Aliquot …
ebd., S. 538
noua quadam Methodo, quam
praescribere possum
– Aliquot selectos

6
homines rem intra quinquennium absoluere posse
puto;
intra biennium

7
autem Moralem et Metaphysicam irrefragabili calculo exhibebunt –

8
Numeris …
ebd., S. 538
Numeris autem characteristicis plerumque notionum semel constitutis,

9
habebit genus humanum Organi genus nouum plus multo mentis

10
potentiam aucturum quam vitra optica oculos iuuerunt, tantoque superius

11
Rationem …
ebd., S. 538
Microscopiis aut Telescopiis, quanto praestantior est ratio visu –

12
Rationem rectam tum demum fore quis dubitet, quam aeque clara certaque

13
Res liquida …
ebd., S. 538
ubique erit atque in Arithmetica hactenus fuit. – Res liquida, id est, ad

14
Nunc vero …
ebd., S. 538
numeros reuocata – Nunc vero Characteristica nostra cuncta ad numeros

15
reuocabit et vt ponderari etiam rationes queant, velut quoddam Staticae

16
genus dabit.
Genug von
diesem
Geschwätz. Ob die Herausgabe dieser

17
Schriften dem Andenken des Verf. zum Nachruhm gereichen wird, zweifele sehr.

18
Ein gewißes marktschreyerisches und pralerisches Wesen leuchtet an einigen

19
Stellen gar zu sehr hervor. Der
Tabulae rasae
womit
Lock
die Seele

20
vergleicht, setzt er die Adern des Marmors entgegen, und bestreitet besonders die

21
vorausgesetzte Klarheit und Faßlichkeit der angeborenen Begriffe. Es möchte

22
hier freylich sich so
mit
wie
mit dem Magen verhalten, den ein Gesunder nicht so

23
gut fühlt als ein Kranker der sich denselben überladen hat. Ich will meinen

24
verdrüslichen Auszug noch mit folgender Anmerkung beschlüßen, die zieml.

25
practisch
ist:
Après avoir assez medité sur l’ancien et sur le nouveau j’ai

26
trouvé que la plupart des doctrines reçuës peuvent souffrir un bon sens –

27
et je souhaiterois qu’on ressemblât plutot aux Romains qui faisoient de

28
beaux ouvrages publics qu’à ce Roi Vandale à qui sa Mere recommenda

29
que ne pouvont pas esperer la gloire d’égaler ces grands batimens il en

30
cherchât à les detruire.
Mit mehr Antheil und Vergnügen habe des Pfarrers

31
Keils vier Theile von Luthers merkwürdigen Lebensumständen
Keil,
Des seel. Zeugen Gottes, D. Martin Luthers, merkwürdige Lebens-Umstände
Keils
vier Theile von Luthers merkwürdigen Lebensumständen gelesen bey

32
seiner medicinalischen Leibesconstitution, Krankheiten geistl. und leibl.

33
Anfechtungen u. andern Zufällen gelesen. Die Idee dazu ist aus
Löschers

34
evangelischem Jahre der gottgeheiligten Amtssorgen entlehnt. Der Verf. hat

35
bereits die
Lebensumstände der Nachkommen Lutheri
herausgegeben und

36
Catharina von Bora
Katharina Luther, geb. v. Bora (1499–1552)
Vaters
David Keil (1680–1747), Pfarrer
verspricht noch eine Handschrift seines Vaters über das Leben der Catharina

37
von Bora. Vor dem 1. Theil von 1483-520 steht Luther wie ein Mönch. Vor

S. 302
Ritter Georg
Hl. Georg, Schutzpatron der Ritter. Hamann beschreibt die Kupferstiche, die zu Beginn der Bände von Keils
Luthers merkwürdige Lebens-Umstände
stehen.
dem 2ten Theil von 1521-29 wie der Ritter Georg zu Warteburg. Vor dem

2
D. Theol.
Doktor der Theologie
3ten von 1530-41 wie ein
D. Theol.
mit einem spanischen Hut. Vor dem

3
letzten von 1542-46 wie er nach seinem Tode in Wachs abgenommen worden

4
und sitzend bey seiner Arbeit zu Halle auf der Bibliothek abgemahlt ist. Sein

5
Wappen ist ein roth Herz gewesen mit einem schwartzen Kreutz in einer weißen

6
Rose. Weil die Nativitätsteller seinen
Horoscopum
sehr willkührl. angesetzt:

7
so hat er ihn selbst gestellt. Er ist 1509 und 1511. also 2mal in Rom gewesen.

8
Brentius
Johann Brenz (1499–1570), Reformator
Aber mein …
„Vorrede Ueber Joh. Brentii Auslegung des Propheten Amos“, in:
Sowol in Deutscher als Lateinischer Sprache verfertigte und aus der letztern in die erstere übersetzte Sämtliche Schriften
(Halle 1744), Bd. 14, Sp. 189f.
In sr. Vorrede zu
Brentius
über Amos sagt er: Aber mein Geist über das,

9
daß er in den freyen Künsten unerfahren und unpolirt ist, thut nichts denn

10
daß er einen großen Wald und Haufen der Worte ausspeyet. So hat er auch

11
das Glück daß er rumorisch und stürmisch ist und also ein Kämpfer und mit

12
unzähl. ungeheuren Thieren immerdar sich schlagen muß, und so man große

13
Dinge mit kleinen vergleichen möchte, so hab ich den vierfachen Geist Eliä –

14
Melanchton
Philipp Melanchthon
Ich bin …
ebd. Sp. 199f.; vgl.
WA
 30, 2. Abt., S. 68
In der Vorrede zu Melanchton über die Coloßer hat er gesagt: Ich bin dazu

15
geboren daß ich mit den Rotten und Teufeln muß kriegen und zu Felde

16
liegen, darum meine Bücher viel stürmisch und kriegerisch sind. Ich muß die

17
Klötzer und Steine ausrotten, Dornen und Hecken weghauen, die Pfützen

18
ausfüllen und bin der grobe Waldrechter der Bahn machen und zurichten

19
Scheblimini
Transkription und Komposition von hebr. שֵׁב לִימִינִי (
Ps 110,1
): ‚sitze zu meiner Rechten‘. Gemeint ist der Schutzgeist (oder Spiritu familiari)
Luthers
in den Disputationen mit seinen Widersachern; dieser sei laut
Keil,
Des seel. Zeugen Gottes, D. Martin Luthers, merkwürdige Lebens-Umstände
, S. 69 nicht, wie von jenen behauptet, der Teufel gewesen, sondern „sein Scheblimini der Sohn Gottes, der da sitzet zur rechten Hand Gottes“. Hamann nahm diese Personifikation später für eine geplante (vgl.
HKB 634 ( IV 343/18 )
) und eine tatsächliche Titelgebung (vgl.
Hamann,
Golgatha und Scheblimini
).
muß. Wie gefällt Ihnen dieses Manns
Scheblimini,
so nannte man seinen

20
spiritum familiarem,
den seine Feinde ihm andichteten. 2 Tag vor seinem

21
Ende ließ er einen Zedel auf den Tisch liegen mit folgenden Einfällen:

22
Virgilium in …
dt. „Den Vergil der Bucolica kann niemand verstehen, außer er war fünf Jahre lang Hirt. Den Vergil der Georgica kann niemand verstehen, der nicht fünf Jahre lang Bauer war. Den Cicero in seinen Briefen, so mein Rat, versteht niemand ganz, der nicht in einem besonders trefflichen Staat sich aufgehalten hat.“ Vgl.
Martin Luther
,
WA
 48, 241.
Virgilium in Bucolicis nemo potest intelligere nisi fuerit quinque annis

23
Pastor. Virgilium in Georgicis nemo potest intelligere nisi fuerit quinque

24
annis agricola. Ciceronem in Epistolis (sic praecipio) nemo integre

25
intelligit nisi 20 annis sit versatus in republica aliqua insigni. &. &.
Ja im

26
vorbeygehen, sollten Sie des Jesuiten
Riccii
3 Bücher
de imitatione
finden: so

27
erwarten Sie von selbigen nichts mehr als die Verbindlichkeit zu einer

28
Mihi …
Operum Bartholomaei Riccii
, 1748, Bd. 3, S. 87. – dt. „Der Stil des
Cicero
scheint mir aufs genaueste mit der Werkstatt eines wohlhabenden Schusters verglichen werden zu können; denn weil sich darin für alle Füße, in allen Formen die passendsten Fußbekleidungen finden, so kann leicht von dem einzigen Cicero die literarische Darstellung aller mit passender Redeweise ausgestatteten Themen, samt allen Formen des Stils bezogen werden.“
Ciceroniani
schen Schreibart.
Mihi Ciceronis oratio cum locupletissimi sutoris

29
officina rectissime comparari posse
videtur;
nam quemadmodum in ea

30
omnium pedum, omnium formarum aptissima sunt
calceamenta.
sic ad omnes

31
res oratione apte conuestiendas locutio atque dicendi formae omnes ab

32
vno Cicerone facile sumi poterunt.
Im ersten Buch redt er von den Mustern

33
die nachgeahmt werden
müßen
im 2ten von der Art nachzuahmen in der

34
Ius …
Operum Bartholomaei Riccii
, 1748, Bd. 3, S. 91. – dt. „Das Recht, sich eine fremde Sentenz als billigen Besitz anzueignen, erlangen wir leicht durch Veränderung, Hinzufügung, Auslassung.“
Erfindung und
Anordnung
im 3ten im Ausdruck und der
Elocution. Ius

35
acquirendae alienae sententiae possessionem aequam
commutatione
,

36
additione
, detractione facile consequemur.
Um zu beweisen daß ein

37
Catuls Gedicht
Catull,
carmina
, Nr. 64
Nachahmer sein Original übertreffen könne vergleicht er
Catuls
Gedicht auf des

S. 303
Virgils Dido
Verg.
Aen.
Pelei
Hochzeit und die Ariadne darinn mit Virgils
Dido.
Er fängt mit einigen

2
Nil tam …
Operum Bartholomaei Riccii
, 1748, Bd. 3, S. 11f. – dt. „Nichts so Geringes, nichts so Niedriges finden wir im gesamtem Haushalt der Natur, dem sie selbst nicht etwas zuteilen würde, zu dessen Lebensgesetz und Handlungsplan sie den Verstand anleitete und anspannte. Wie auch immer es sich verhält, damit etwas geschieht, ob dies entweder nach irgendeinem anderen Plan der Natur oder ihres oder eines fremden überhaupt zu bewirken wäre, da könnten wir schon ersehen, ob wir einer gänzlich fremden oder unserer eigenen Natur bei der künstlerischen Nachahmung zu folgen hätten.“
allgemeinen Betrachtungen an, die aber nicht weit gehen:
Nil tam humile,

3
nil tam abiectum in naturae opere vniuerso reperiemus, cui Natura ipsa

4
non aliquid attribuerit, ad cuius quasi regulam aut viuendi aut agendi

5
rationem dirigat atque contendat. Quae quum ita sint vt quicquid agatur,

6
id ad aliamque naturae aut
suae
aut
alienae
rationem omnino agendum

7
sit, iam videamus, vtrum alienam tantum an
nostram propriam

8
naturam sequi debeamus imitando.
Die
Argumenta
der letztern Meynung sind:

9
quod imitando … quod naturae…
dt. „weil man durch Nachahmung nicht hoffen könne zu siegen“; „weil keine Naturkraft jemals zu erschöpfen sei“.
quod imitando nulla spes sit vincendi
2)
quod naturae vis nulla vnquam

10
sit atterenda.

Provenienz

Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 6–8.

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 323–328.

Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 6–19.

ZH II 296–303, Nr. 286.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
296/25
HE
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
HE.
296/27
HE
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
HE.
297/6
Zu
Unzufriedenheit
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Unzufriedenheit
297/23
Frü
chte
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Früchte
297/29
Poesie:
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Poesie;
297/35
Paraphrase
]
Geändert nach Handschrift; ZH:
Paraphase
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988):
Paraphrase
298/12
das
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
was
298/16
serò
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
sero
298/26
Avant propos
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Avant-propos
298/33
reelle
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
réelle
299/5
objet
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
objet –
     diese
299/6
diese […] predicat.]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
le sujet et le predicat.
299/7
Lichte
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Licht
299/23
de s’aviser
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
de s’aviser
299/29
p
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
p.
299/33
u
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
u.
300/2
e
Et
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Et
300/6
J’ai
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Geändert nach der Handschrift; ZH:
I’ai
300/20
de la
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
de la
300/25
connoissances,
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
connoissances
300/28
Secrets
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Secrets
300/31
universalis,
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
universalis
301/6
puto;
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
puto,
301/16
diesem
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
diesem
301/22
mit
wie
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
wie
301/25
ist:
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ist.
302/29
videtur;
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
videtur,
302/30
calceamenta.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
calceamenta,
302/33
müßen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
müßen,
302/34
Anordnung
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Anordnung,
303/6
aut
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
aut