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389/11
Kgsberg den
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Febr.
1767.
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Liebster Herder,
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Ich habe Ihnen zum Neuen Jahr gewünscht oder mit dem Anfang deßelben
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geschrieben; erwarte aber wenigstens mit Ihrem Freund und Verleger eine
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Antwort, weil ich vermuth
lich
e daß Sie an Ihrem 4ten Theil oder der
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neuen Auflage der ersten Theile Ihrer Fragmente fleißig seyn werden. Es
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deucht mir daß ich unter Kummer und Elende dick und fett werde und ich habe
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nicht ermangeln wollen Sie davon zu
averti
ren. Unser
Directoire
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Provincial
wird sich diese Woche aus der Junkergasse in das
Billet
sche Haus am
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Schlosberge verlegen. Der
Chevalier de Mainvilliers
ist dieser Tage nach
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Mietau
durch gegangen
où sa mere l’a pondue
wie er sich gegen unsern
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Freund L. ausgedrückt hat. Ein halb wahnsinniger Bettler, aber von der
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unschädlichen Art wenigstens hier gewesen. Ich hab ihn gar nicht gesehen. Unsere
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Bühne hat hier aufgehört und HE
Lauson
hier zurückgelaßen der Hoffnung
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hat bey unsern
Bureaux de Plombage
anzukommen. HE. Cammer
advocat
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Hippel
hat ein neues Stück darauf geliefert das mit einer bittern Kritik an
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unsern Laternpfosten beehrt worden, die jetzt eben so witzig hier werden als
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die Klötze in Halle. Die neue
Castigatio
der Bibliothek der Schönen
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Wißenschaften wird dem
Lindner
schen Lehrbuch den Boden ausstoßen und hat die
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Bestimmung meiner längst phantasirten Aspasie entwickelt, die wenigstens auf
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die Beredsamkeit zufolge Platons Gesprächen losziehen wird. Eine
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Leichenrede auf diejenigen Schriftsteller die auf dem Schlachtfelde der deutschen
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Bibliothek geblieben sind und einige Maulschellen für den Sokrates des
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deutschen Phädons würde auch vielleicht angebracht werden können.
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Bestellen Sie durch HE Hartknoch oder irgend einen Unbekannten Einlage
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bestens. Ich schmeichele mir daß Sie vor der Abreise Ihres Verlegers oder
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nach derselben einige müßige Augenblicke haben werden. Laßen Sie sich den
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Hohn der Kunstrichter nicht abschrecken mein alter Freund zu bleiben. Schicken
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Sie mir doch durch Hartknoch worum ich Sie so lange gebeten ein Verzeichnis
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meiner Bücher mit. Haben Sie auch ein Werk von
der
Aegyptischen
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Historie
in 2 Theilen französisch von mir. Ich weiß nicht ob ich es Ihnen oder HE
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Arndt gegeben. Ich habe es sehr lieb gehabt und es fehlt mir jetzt unter den
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Büchern die ich unlängst aus Curl. bekommen. HE. M. Kant arbeitet an
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einer Metaphysik der Moral die im Contrast der bisherigen mehr
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untersuchen wird was der Mensch ist als was er seyn soll; wenn sich das erste
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fügl. ohne das
letzte im eigentl. Verstande
bestimmen läßt. Doch Sie
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werden mich so gut als Kant verstehen. Leben Sie vergnügt und zufrieden.
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Ich bin Ihr aufrichtig ergebener
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Hamann.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 53.
Bisherige Drucke
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 226–228.
ZH II 389 f., Nr. 339.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
389/11 |
Febr. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Febr. |
390/5 |
der |
Geändert nach der Handschrift; ZH: der |