337
387/11
Ich wollte Ihren Brief unbeantwortet laßen, da er nichts merkwürdiges

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enthält, was nicht durch Steidel von mir mündlich könnte beantwortet

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werden; allein weil ich einer melancholischen Laune bin, wo mir die ganze Welt

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dunkel vorkommt, so kann ich doch nichts beßers thun, als einen Brief

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schreiben, wie ohngefähr der Ihrige ist.

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Daß Sie über die Fragmente mir gar nichts geschrieben, ist unverzeilich. –

17
Ich habe einen sehr höflichen Brief von Nikolai bekommen, in welchem er

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mich zum Mitarb. der Allg. D. Bibl. einladet, Schmeicheleyen und

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Entschuldigungen schreibt u. mir
Hamannischen Cant
vorwirft. Den Brief

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können Sie selbst sehen, wenn Sie herkommen.

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Ihr Ex. auf Schreibpap. bekommen Sie; für Tottin nehmen Sie ein andres

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aus Mit. ich habe keine mehr. Auch hier machen sie, die lieben F., mehr

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Aufsehen, da ein ungütiger Zufall, die Nachricht hieher gebracht, daß ich der Verf.

24
sey: welches ich aber ganz leugne. Der Ueberbringer dieser Nachricht hat
S

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sie aus Kön. u. ich möchte, allen d
ie
en müßigen Marklosen Schwäzzern,

26
Lindn. Scheffn. Hipp. ppp
alle
insonderheit Kantern ein großes Kellerschloß

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an den Mund wünschen.

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Bei solcher Lage entgeht mir der Muth zu schreiben, da mir Verborgenheit

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u. Freiheit fehlt: auf Ostern kommt blos das 3te Fragm. heraus, u. wer weiß

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schreibe ich das 4. 5. u. 6. je. Im 3ten sind meine vornehmsten Stücke:

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1) unsre Erziehung u. Gelehrs. hat zu viel lateinischen Geist:

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2) Kritik über unsre Horaze,
Raml
.
Klopst., Uz u. Lange

33
3) vom Lukrez. Lehrgedicht: Plan zu einem Gedicht über die Seele (zu dem

34
ich lange Versuche gemacht)

35
4) von der horazischen Satyre: Fragen über eine gegebne Theor. d Litt. Br.

S. 388
5) haben wir Cicerone:
sollen
wir
sie
auf der Kanzel haben (dies St. werde

2
ich auslaßen müßen).

3
6) von der Gallikomanie in den
Comödien
(
:
werden wir je eine komische

4
Bühne
bekommen

5
7) vom brittischen Geschmack in Trauerspielen

6
8) vom Lehrgedichte des Youngs u. Pope unter uns (dies ist noch nicht
fertig

7
Im 4ten sollte
ein
die Aesthetik 5) Philos. 6.) Geschichte seyn: das sind

8
aber noch böhmische Dorfer in der Ferne.

9
Kennen Sie den dreusten, kühnen Marcell nicht, den der langsame Fabius

10
nicht bändigen konnte der stolze Triumpfirer in Rom, der Belagerer

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u. Erober. zu Archimedes Zeiten, den keiner als Hannibal überwinden konnte. Syrakus.

12
Moser hat an ihn gedacht, blos von einer Nebenseite seines Karakters, daß er sehr

13
aufmerksam auf Zeichen u. Wunder, auf
nomina
u.
omina
gewesen. Plutarch

14
hat sein Leben geschrieben, u. wo ich nicht irre, ihn mit Pelopidas verglichen.

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Kommen Sie nach Riga, ich erwarte Sie mit offnen Armen, ich bin jetzt

16
häuslicher, als vor dem Jahr, u. also mit Ihnen
compatibl
er. Aber wenn

17
Sie nach Preußen zurückflüchten: so lassen Sie mir doch
die
einige

18
Engländer noch hier z. E. Shaftesburi, Shakesp. pp ich will Ihnen alsdenn ein

19
ordentl. Verzeichn. u. Handschrift geben daß ich sie habe, die ich schon hier

20
habe, mitbegriffen. – Ich
erinnre
mich daß Sie ein Brownisches Selbstgespr.

21
übersezt haben, lassen Sie mich doch dies nutzen. Haben Sie Brownes Bemerk.

22
über die
Characteristiks
so geschieht mir ein Hoher Gefalle, weil Browne

23
seinen Grundsaz vom Lächerl. beleuchtet hat. –

24
Wenn Berens kommen wird, weiß ich nicht; zurückgeruffen ist er vor

25
3. Wochen. Sie werden Ihn nicht treffen, wie es scheint, u. ich habe wenig

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Muth zu ihm. Wünschen Sie Paz in meinem Namen von Herzen
Glück

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Herder

Provenienz

Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 51.

Bisherige Drucke

Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 34–36.

ZH II 387 f., Nr. 337.

HBGA I 68–70, Nr. 30.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
387/32
Raml
.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Raml.
388/1
sie
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
sie
388/3
Comödien
(
:
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Comödien:
388/4
bekommen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
bekommen?
388/6
fertig
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
fertig)
388/20
erinnre
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
erinnere
388/26
Glück
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Glück.