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weil ich den 14.
daß er sn Schwieger Eltern Gerechtigkeit wiederfahren

35
laßen sollte, die ihr Wort
beßer gehalten
reichlich erfüllt hatten, indem Sie

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ihm eine
reiche
Ausstattung nach sm Wunsch bewirkt und ein Haus oben

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ein geschenkt, aber sich zum voraus bedungen hätten,
ihn
daß er an baarem

2
Gelde nichts erwarten sollte; daß er hierauf selbst
resigni
rt und sich mit einer

3
Beysteuer seiner leiblichen Eltern geschmeichelt hätte, und von jenen nicht

4
mehr
so viel als jene Vertrauen fodern könnte, wenn der Erfolg zu zeigen

5
schien, daß ihn Vater und Mutter verließen. Ich muste es lediglich dem

6
Einfluß der Gestirne zuschreiben, daß ich unter dem 14
Mart.
einen Brief erhalten,

7
deßen Innhalt ich mich
fürchtete
eben so sehr scheute ihm mitzutheilen als

8
darauf zu antworten, weil ich nicht nur Paulisch, sondern auch gut kephisch

9
wäre, der Ananiam samt seinem Weibe Sapphira auf der Stelle
exequi
rte.

10
Daß ich ohngeachtet der Verwickelung meiner eignen Angelegenheiten das

11
erste Drittel der ihm
stipuli
rten Summe zusammengebracht hatte und Tag

12
v Nacht für die Ausmittelung der noch übrigen ⅔ sorgen und wachen würde.

13
Ich habe
HochwolEhrwürdiger Herr, meinen Muth gekühlt,
und

14
wiederhole
gegenwärtig
komme zur Entwickelung uns. Mißverständnißes vom

15
14 März das wie ein Stein meinen schwachen Magen gedrückt meine

16
friedfertige Vorschläge, deren Erfüllung ich unter göttl. Hülfe redlich zu halten

17
denke. Da
Donationes
immer in
fraudem legis
geschehen, v man seinem

18
Vaterlande und sr Familie Pflichten schuldig ist; da in der Erwartung

19
männl. Erben ein künfftiger
Fonds
zu ihrer Erziehung immer sehr zustatten

20
käme, und die Gesetze des Königs
theils
den Ausgang des Goldes theils

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verbieten, theils schmälern: so bin ich immer meinem Freunde anräthig

22
gewesen auf die Erhaltung seines spät zu erwartenden ganzes Erbes in seinem

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Vaterlande sein Augenmerk zu richten. Da man ferner mit einem Darlehn

24
beßer wirtschafften le
h
rnt als mit erschlichnem Geschenk, und meinem

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Freunde bey sn jetzigen Verlegenheiten wirklich an einem
Capital
gelegen ist

26
zu einer nothdürfftigen Einrichtung.
Ich
so erwarte
also
von Ew.

27
HochwolEhrwürden Freundschafft nichts als eine hinlängl.
Caution
oder

28
Obligation
auf die unter meinem Montag nach Sexages.
stipuli
rte Summe, und

29
Sie haben weiter keine Sorge weder für Zinsen noch Geld nöthig; weil ich

30
meine Sicherheit blos auf einen solchen Fall verlange, der mir eben so

31
schmertzhafft als der Verlust
meines
Cap
Gelde
von dem kleinen Vermögens seyn

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würde. Mein Freund zahlt mir die jährl.
Interessen,
und nach Gemächlichkeit

33
seiner künfftigen Wirthschafft v Umstände das
Capital,
wenn ihn Gott erhält.

34
Sollte Gott mi
r
ch eher aus dieser Welt winken, so würde in diesem Fall

35
auch
als ein Freund
da für
ihn
sorgen, daß ihn seine Freundschafft

36
nicht
im Grabe so wenig als gegenwärtig über demselben gereuen sollte.

37
Da in Curland keine
Capitale
als zu Johannis zu haben sind, weil dies der

S. 393
allgemeine Zahl
Termin
ist v man außer demselben sehr nachtheiligen

2
Bedingungen ausgesetzt ist; da gewiße Umstände und Verwickelung, deren

3
Umfang
Beschaffenheit ich nicht beurtheilen kann, ihn dem Verdacht v

4
Mistrauen seiner Schwiegereltern ausgesetzt haben: so ist seine Verlegenheit,

5
die durch eine fruchtbare Einbildungskrafft vielleicht vergrößert seyn mag,

6
sehr natürl. und es geschieht ihm durch ein ehrliches Darlehn ein
reell
erer

7
Dienst als durch ein
illegiti
nicht gar zu rechtmäßige Verschenkung, die ihm

8
künfftig höher angerechnet, zur Last gelegt werden v zum Zankapfel dienen

9
könnte. Durch meine Vermittelung bleibt das
Capital eventualiter
im Lande,

10
und ich genieße aus sr. Hand die Zinsen davon. Blos auf einen solchen Fall

11
für den mein Freund besorgt ist, und den ich gleichfalls als Mensch und

12
Freund befürchten muß, habe ich eine
Caution
nöthig, die mich

13
gewißermaaßen schadlos hält für meinen guten Willen. Ew. HochwolEhrwürden

14
können übrigens versichert seyn, daß von Ihrer
Obligation
niemals weder

15
von mir noch sonst jemand irgend ein Gebrauch gemacht werden soll, als im

16
obgedachten Fall, der blos von der Vorsehung abhängt. Sie werden hiedurch

17
aller Sorgen so wol, selbst Geld zu verschaffen, als die Zinsen dafür zu

18
bezahlen, überhoben; und werden die unter uns abzumachende Bedingungen

19
immer den Gesetzen der Billigkeit v Freundschafft gemäs zum voraus setzen.

20
Zu Ihrer mehrigen Beruhigung kann noch hinzufügen, daß unser gewesene

21
Lehrmeister und bisheriger Beichtvater HE Kirchenrath Buchholtz unser

22
Curator
ist, ohne deßen Bewußtseyn nichts geschehen kann noch soll.

23
In der guten Hofnung, daß Sie kein weiteres Bedenken tragen werden sich

24
durch
die
eine väterl. Herunterlaßung zu den Vorschlägen und

25
Verlegenheiten
Ihres Herrn Sohn
meines Freundes sich zugleich um die

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Zufriedenheit
Ihrer guten Schwiegertochter, und um das Vertrauen ihrer

27
ehrlichen Eltern verdient zu machen, zur
Legitimation
meiner Unterhandlungen,

28
ohne Ihren Schaden, verdient zu machen
zu meiner und meines Freundes

29
Beruhigung ohne die geringste Gefährde
und
noch Mühe von Ihrer Seite,

30
wünsche ich von Herzen, daß Gott Ihre Gesundheit zur Feyer des

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bevorstehenden Festes stärken, und Sie mit dem geistl. und leibl. Seegen deßelben

32
als ein reicher Vergelter des Glaubens v der guten Werke besonders solcher

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die ohne Verlautbarung und
Ingrossation
unter Christen und Freunden

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abgemacht werden können, beseeligen wolle, der ich nach kindlichster Ergebenheit

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an unsere liebe Martha, mit herzlicher Ehrerbietung ersterbe Ew

36
HochwolEhrwürden hellenistischer Sohn und Diener

37
Johann Georg Hamann.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 60.

Bisherige Drucke

ZH II 391–393, Nr. 341.