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386/12
Mitau
den
22
Xber
66.

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Herzlich geliebtester Freund,

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Ueberbringer dieses giebt mir seinen Pult, um Ihnen ein Paar Worte

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darauf zu schreiben. Erwarte mit ihm das mir zugedachte Exemplar Ihrer

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Fragmente, und wünschte wenn Sie zugleich eins für meinen Wirth beylegen

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könnten. Ich zweifele nicht, daß Sie mir im Grund des Herzens recht geben

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wenn ich mich jetzt weder zu denken noch zu urtheilen noch zu schreiben

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unterstehe. Vielleicht wird Ihr Period mit meiner
Crisi
einen gleichen
Termin
haben.

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Eine Kleinigkeit fällt mir ein, worüber ich mir einiges Licht wünsche. Sie und

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Moser denken an einen
Marcellus
,
den ich gar nicht kenne. Erklären Sie mir

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doch diesen Namen, wo er zu Hause gehört. Alles ist noch beym Alten mit mir.

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Ich erwarte des HE Hofraths Ankunft um eine Nothfahrt nach Preußen zu

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thun, werde
aber mich
noch vorher mit Ihnen in Riga letzen. Sie und unser

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Hartknoch werden die Last unter sich theilen, wenn ich an statt Tage Wochen

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lang bleiben sollte. Unser Freund Patz, mit dem es auch schon auf das äußerste

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kommen war, und der aus Verzweifelung Gott weiß nicht was werden wollte,

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ist jetzt nicht nur geborgen sondern auch im Begriff sehr glücklich zu werden,

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und beynahe glücklicher als es seine
Constitutio
n aushalten kann. Ein

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erwünschtes
Pastorat
und die reichste Erbin in
Mitau,
ein stilles, sittsam

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erzogenes und musicalisches Mädchen, die einzige Tochter sehr gutgesinnter Eltern,

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die in ihren künftigen Schwiegersohn eben so verliebt sind, als er in sie.

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Ich habe vor Ihrer Antwort und Erklärung die Thorheit meines neul.

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Antrages an Sie erkannt. – – –

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HE
Prof. L.
hat mir neulich geschrieben, daß Ihre Samml. in Berlin viel

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Aufsehen machte. Ich wuste damals noch nicht, daß selbige die Preße bereits

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verlaßen hätte. Werden die übrige Theile auf Ostern oder später erscheinen?

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Alles übrige mündlich. Vergnügte Feyertage und Glück zum Neujahr. Ich

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bin Ihr
Hamann.


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Schicken Sie doch wenigstens den Pygmalion zurück. Meine Bücher sind

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schon eingepackt. Wird HE
Berens
bald aus Petersburg erwartet?


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Adresse mit Mundlackrest:

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à Monsieur / Monsieur Herder / Candidat du St. Ministere / et Collegue

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vicaire du College / Cathedral / à /
Riga
.
par ami

Provenienz

Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 49–50.

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 368.

Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 214 f.

ZH II 386 f., Nr. 336.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
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aber mich
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
mich aber