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Mitau
den
21
/
10
Novbr
66.

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Liebster Herder,

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Ich habe eben so öfters Ihre freundschaftl. Zuschrift in Gedanken

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beantwortet als Sie an mich in Gedanken geschrieben. Da ein gewißer
Impulsus

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zu meiner Thätigkeit gehört: so erhalt ich diesen Augenblick Kraft dazu. Ich

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nehme an Ihren Klagen Antheil und
Patz
ist Zeuge davon, daß ich Ihren

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Brief mit aller Sympathie, die Freundschaft und Schicksal geben können,

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gelesen habe. Jetzt findt sich unvermuthet ein Vorfall, wo ich mich Ihrer

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erinnert habe, wie Pharaos Mundschenk seines Mitgefangnen Josephs. Ich

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werde unverdienter Weise in eins der besten Häuser von Curland für einen

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Hofmeister – zu dieser Stelle aufgefordert. Wenn es möglich ist, so entschließen

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Sie sich aus Liebe für mich und Sich selbst. Herr von
Szoege
von

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Blanckenfeld,
wo
Lindner
gestanden bey seinem Bruder, deßen Hofmeister er gewesen,

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ist der Mann, der alles mögl. thun will meinen Einfall Ihnen angenehm zu

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machen. Da Ihre Gesundheit und Gemüthsruhe bey Ihrem gegenwärtigen

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Posten leiden, und ich eine Aenderung als das einzige Hülfsmittel für Sie für

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nöthig halte: so melden Sie mir, ob es Ihnen möglich seyn wird dort

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loszukommen. Der junge Herr ist von 13 Jahren und hat einen jüngern Bruder,

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der den Anfang unter Ihrer Aufsicht machen soll. Eine Verbindung wo Sie

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Ihre Absichten zu reisen erfüllen können ist also hier abzusehen; und soviel ich

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von der
Physiognomie
und der Genealogie des Hauses verstehe, haben Sie

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keinen undankbaren Grund und Boden. Herr von
Szoege
ist ein Mann der

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seinem Hofmeister beßer als seinem Sohn und Bruder begegnet, und beyde

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der erstern Verhältnis aufzuopfern im Stande ist. Sollte es Zeit kosten zur

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Ausführung Ihres Entschlußes; so wird es wohl der Mühe lohnen auf Sie

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zu warten – wenn Ihr Wille nur genehmicht. Das Landleben, die Muße

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deßelben, und andere Vortheile, deren Sie bey Ihrer gegenwärtigen

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Verfaßung entbehren müßen, werden allen Ihren gegenwärtigen Bedürfnißen

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abhelfen. Gesundheit und Muse wird dabey gewinnen. Kurz ich würde diesen

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Antrag gar nicht wagen, wenn ich nicht hoffen könnte, damit bey Ihnen so gut

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zu bestehen als in Ansehung des Hauses, wo man mir eine Stelle einräumen

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und aufdringen wollen. Es kommt blos auf die Entschließung an, ob Sie eine

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vorteilhafte Veränderung Ihrer gegenwärtigen Umstände unternehmen

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können
und
wollen
. So bald ich – und dies in aller mögl. Eilfertigkeit – Ihre

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Antwort und männl. Erklärung darauf erhalte: so überlaßen Sie mir das

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übrige, und wenn Sie in Ansehung des Gehalts ppp. Bedingung

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vorzuschlagen haben: so melden Sie mir Ihre völlige Neigung darüber – als ein

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Freund ins Gesicht des andern Freundes.

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Hierauf erwarte Ja Ja oder Nein – wie Hans zu Grethe und sie zum
Hans

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– Herr Pastor
Ruprecht
ersucht mich Seiner gleichfalls im Brief zu gedenken

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und seine Wünsche Sie zum Nachbarn seiner Selbst und seiner Freunde zu

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haben mitanzuführen. Daß es Ihnen in Curland leichter werden möchte mit

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Ihren Absichten die Landessprache zu erlernen und ein festeres
Etablisse
ment

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zu erhalten, will ich nicht erwähnen. Ich umarme Sie und bitte um eine

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promte
Abfertigung. Muß schließen, weil ich HE von
Szoege
selbst erwarte,

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ohngeachtet ich Seinen Besuch verbeten habe. Meine gantze Anfrage gründet

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sich auf die Freundschaft, mit der ich der Ihrige bin.

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Hamann.

Provenienz

Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 45–47.

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 363 f.

Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 208–210.

ZH II 383 f., Nr. 334.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
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Hans
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Hans.