434
155/24
den 13
Februarii
75.
25
Wenn Sie so ein aufmerksamer Ehmann sind: so hat
Mad
e
Hartknochin so
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viel Ursache zufrieden zu seyn als die Sibylle Adelgunde mit Ihrem HE
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Verleger. So sehr ich für das heute erhaltene
Exemplar
danke: eben so gern
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möchte das mir zugedachte größere Fäßchen
Caviar
für dies Jahr verbitten,
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doch unter der Bedingung, es aufs künftige zu versparen, aus physischen und
30
moralischen Gründen, die für gegenwärtigen Brief nicht Raum haben.
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Das unserm Freunde Herder zugedachte
Exemplar
ist den 1
huj.
an
M
e
32
Claudius
abgegangen mit der Bitte die Bestellung deßelben auf das
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geschwindeste u. sicherste zu besorgen 1.) weil es sich nicht recht für mich schickte
34
es
immediate
nach Bückeburg zu bestellen 2.) weil Gevatter
Claudius
mir sehr
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feyerlich in seinem letzten Briefe versichert hat, daß dieser Ort Wandsbeck
S. 156
näher läge als Kgsberg 3.) weil ich höchst nöthig hatte an
Me Claudius
ein
2
Sapphi
sches
Billet doux
im Namen der Sib. Adelgunde zu schreiben 4) weil
3
ihr Mann auf einen schnellen Abdruck des
Opusculi
sehr erpicht war 5) weil
4
ich dem
Cunctatori Bode
eine kleine Schaamröthe durch die entgegengesetzte
5
Extremität
Ihres guten Beyspiels abjagen wollte. – – Ich glaube aber, daß
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an dem lieben Mann Hopfen und Maltz verloren ist und ich habe ihm zum
7
neuen Jahr einen
Panegyricum
geschrieben, der vielleicht zum
Eloge funebre
8
unserer Freundschaft dienen kann. Wenigstens haben
Bode
u
Comp.
dies Jahr
9
noch nicht gemuc
h
kst.
10
Mein liebster Freund Hartknoch! „Sie machen sich zu noch größerem
11
Verlage von mir gefaßt, aber nicht anders unter keiner andern Bedingung, als
12
Sie mir schon gesagt, daß und wie mir die ganze Sache
conveni
ren wird.
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Ich soll dies auch nicht übel nehmen, da Sie wider Ihren Vortheil nicht
14
handeln dürfen.“
15
Um so züchtig als mögl. von diesem
passu
Ihres Briefes
zu reden
16
erlauben Sie mir denselben als den Nabel Ihres kleinen Briefes anzusehen
17
und
ad iactationem et modum vatis Horatii
zu
praeludi
ren.
18
1. daß der Bär erst gefangen seyn muß. Ich lese jetzt des
Juliani
und
19
Cyrilli opera
und denke erst mit
Fastnacht
meiner Arbeit den Anfang
20
mit Fastnacht zu machen.
21
2. Ist es mir ein gutes
omen,
daß Sie als ein ehrlicher Preuße das
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Principe de convenance
zum Grunde legen. Da ich als
Autor
gleiches
23
Glaubens bin, so schmeichle mir desto eher mit einem
amanuensi
von
24
gleichen patriotischen Grundsätzen
desto eher
einig u. fertig zu
25
werden.
Aequa potestas
von beyden Seiten zum vorausgesetzt – –
hanc
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veniam petimusque damusque vicissim.
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3. Der T‥ verlangt Ihren Schaden; aber ich nicht, weder als Freund noch
28
als
Autor
Schriftsteller, da dies mein Handwerk niemals gewesen ist
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noch werden wird, wie Sie
selbst
wißen. Allso Ihrem
Vortheil
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gemäß zu handeln, ist gänzlich Ihre eigene Sache, von der ich nichts
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verstehe, noch verstehen will, um kein
Allotrioepiscop
zu seyn oder
32
polypragmaticus,
wie meine Halbbrüder und Landsleute. Siehe das
33
Gelehrten
Lexicon Art.
Funeicus
.
Diese Schürze von
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Feigen
flechten
blättern habe
nolens volens
flechten müßen um die
pudenda
meiner
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Autorschaft und Ihrer Äußerung zu bedecken.
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Da ich nichts als die
Correctur
bogen des letzten Bodischen Verlags in
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meinen Händen habe: so kann Ihnen bloß die Aufschrift mittheilen:
S. 157
Christiani Zacchaei Telonarchae
Προλεγομενα
über die neueste Auslegung der
2
ältesten Urkunde des menschl. Geschlechts. In zweyen Antwort Schreiben an
3
Apollonium Philosophum.
Mit einem Motto aus dem lieben
Persius
auf den
4
sokratischen Jünger Alcibiades, das mit dem Hamb. Nachrichter zu reden,
5
gar zu langweilig abzuschreiben ist. 1
1
/
2
Bogen in 4. An statt 45 Scholien ist
6
hier
e
Eine
einzige Anmerkung
des Herausgebers zum besten des
7
Verfaßers in deßelben eigener besondern Mundart, mit dem Verfaßer des
8
Hartungschen Meß-
Catalogi
zu reden.
9
Daß Sie die kleine Adelgunde, Ihr eigen Verlagsbuch nicht verstehen, das
10
ist Waßer auf meine Mühle mit unserm alten Freunde, dem Papiermacher in
11
und von Trutenau zu reden. Sie sind Gott Lob! mein 6
ter
Amanuensis,
der
12
mir die Ehre anthut mich für einen Autor zu erkennen, der eben dadurch daß
13
er kein Schriftsteller seyn will, verdient einer geworden zu seyn. Ihre eigene
14
Schuld ist, daß Sie nicht auf unsere Gespräche über die Erscheinung der
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Irrlichter im alten Graben, über Galimafristen
Nasonis Icon,
der freylich – aber
16
nicht dem Hausherrn zum Verdrus auf den Busen – gehangen zu werden
17
verdient noch auf meine Gesichter die ich schnitte, Achtung gaben, weil Sie
18
dort am Fensterkopf beym
Porcellan-
Schaffchen den ehrbaren,
19
schmachtenden, entzückten Liebhaber spielten.
20
Nunmehr hoffe ich, daß Ihnen die
posteriora
Ihres verlegten sibyllinischen
21
Versuchs über die E. so sonnenklar seyn werden, als der heutige Mond, der
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morgen eine
eclipsin
erleben soll, ohne es selbst zu wißen, weil er nichts als
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ein
Amanuensis,
aber kein Autor seines Glantzes ist, wie Ihr ergebener Diener
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Johann Georg – mit dem Lindwurm.
25
P. S.
Mein Namens Vetter des A. B. schrieb sich mit Einem
n finali,
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welches ich künftighin zu verdoppeln bitte, weil ich auch keinen
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müßigen Buchstaben meines guten Namens gern verlieren möchte.
28
P. S.
2. Ohne dem Verstande dieses Briefes Abbruch zu thun, sehe ich keine
29
Möglichkeit ab ihn zu verlacken und die Wahrheit zu sagen, fehlt es
30
mir an dieser spanischen Waare – ebensosehr als an Augenblicken
31
zu Antwortschreiben
– als zu solchen eines fernerweitigen größern
32
Verlages.
33
P. S.
3. Wegen der kleinen Schreibfehler mag es bey Ihrem guten Vorsatz
34
bleiben. Minerva laßen Sie aber man stehen. Der Name der Aspasie
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möchte eine gar zu große
mouche
seyn für die Schläfe Ihrer
36
ergebenen Dienerinn
37
Sibylla Adelgunda.
mpp
S. 158
Eilen Sie zur Meße, um das Fell des Bären in Augenschein zu nehmen,
2
weil man kein Katzen- geschweige ein Bärenfell im Sack handelt, wenn von
3
Handels Sachen zwischen uns die Rede wäre, wofür mich mein guter
4
Daemon
behüten wird.
Vale et festina.
5
Adresse:
Postscript
/ an / meinen Freund Hartknoch / zu /
Riga
.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 128–130.
ZH III 155–158, Nr. 434.