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Von Hamanns Hand:
Erhalten den 27 Febr. 775
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Ich kanns Ihnen nicht bergen, liebster H., daß es
es
diesmal nicht Sie
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gelten sollte, sondern Inlagen die Sie bestens u. baldigst auf beide Posten
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geben werden: denn ihr Inhalt ist dringend. An Sie mich auszuschütten,
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habe noch nicht Zeit u. Muth – wollte Gott, ich könnts bald!
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Also nur summarische Antwort auf Ihren Brief, der mir
d.
1. Jan. u.
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also
recta
am N. Jahr kam u. ein gut Omen war zum N. Jahre, so furchtsam
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ich ihn in die Hand
nahm
. Mein Wahlspruch zu diesem N. J. wird wohl
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heißen: Sünde büßen, verstummen u. vest werden in der Wahrheit. Alles scheints
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mir bisher zu bestärken.
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Glück Ihnen zu Ihrer Tochter u. auch mein Weib sagt Amen! Unser Bube
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ist bei einer hier herrschenden Kinder Krankheit mit dran gewesen, hat sich
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aber wie ein Löwe gewehret u. ist frei u. munter.
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Claud. hat mir noch
2.
Ex. der Proleg. gesandt die ich an die Darmstädter
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senden soll. – Wer sind die Darmst.? Ists etwa Moser? Denn Merk ist
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eher mein Verräther, wie ich zu glauben Ursach habe, als mein Freund.
S. 155
Sp. Briefw. sollen Sie bekommen, wenn die Wunde zugeheilt ist. Jetzt ist
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sie noch zu frisch u. da kratzt man nicht gern an der Narbe. Ich mag auch
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dafür von allen
Apolloniis
noch nichts hören, bis mir Gott hilft.
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Stockmars Familie rühmt meine Frau, so viel sie dem Gerücht nach sie
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kennet. Sein Bruder ist
Lieuten.
in Pirmasenz, ein stiller, bescheidner,
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vortreflicher Jüngling, der mit seinen Schwestern friedlich hausgehalten u. im
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besten Ruf ist. Das ist Alles, was sie weiß will aber nach mehr schreiben –
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Sei er Ihnen zu vielem Guten.
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Ich habe ein Buch, das ich heut absende, mit Kleister u. Schere fertig.
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Wollte Gott, daß es das letzte wäre, das ich schriebe. Die Volkslieder nehme
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ich zurück: an Fortsetz. der Prov. Bl. denke ich nicht: ich will u. muß
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schweigen. Urkunde ist etwa das Einzige, das ich liefere, u. auch das soll mich nicht
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halten.
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Ich hoffe Hartkn. zu sehn, durch Ihn viel von Ihnen zu hören u. zu lesen.
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Er bringt mir meinen Neffen mit, daß ich mich zur Erziehung meines Buben
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gewöhne.
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Um uns ist Nacht, mein
lieber
H. bittet Gott, daß er die Nacht ende, u. was er
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gewiß thun wird, in Licht aufkläre. – Wird mein Auge Licht seyn, wirds auch
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mein Styl werden: er ist von Nichts, als meiner ungelenken, unebnen,
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trägen, handlungslosen u. bildervollen
/
(
velut aegri somnia
in Platos Höle)
/
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Denkart Zeuge! Helfe mir Gott! Lebt wohl, treuer trauter Silen, Pan u.
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Orpheus.
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Dat. den 11. Febr. in tiefer Höle
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 117.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 127 f.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 92 f.
ZH III 154 f., Nr. 433.
Zusätze fremder Hand
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Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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d. ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: den |
154/27 |
nahm ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: nehme |
154/33 |
2. ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: 2 |
155/3 |
Apolloniis |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Apolloniis |
155/5 |
Lieuten. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lieuten. |
155/17 |
lieber ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: l. |
155/20 |
/ ]
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Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel. |
155/20 |
/ ]
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Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel. |