435
158/7
Hamburg, den 14ten
Febr.
1775.
8
HEn
.
Hamann
.
9
Um meinen, durch Glück und viele saure Arbeit erworbenen
Titre
nicht zu
10
verlieren, schreibe ich erst heute! Nicht wahr? so denken Sie! Aber der
11
nordische
Magus
kann sich irren. – Diese Jahrzeit ist überhaupt für einen armen
12
Teufel in Hamburg der Rechnungsgeschäfte hat, die Geschaftvollste, und
13
dazu ist noch eine Krankheit gekommen – verstimmte Schornsteine im ganzen
14
Hause, daß ich die meiste Zeit nur die Wahl unterm Erfrieren oder
15
Todtschmauchen gehabt – Kurz – ich schreibe erst heute! Und melde Ihnen:
16
daß
Kanter
durch zwey Briefe von mir 40
Tristrams
nebst andern Sachen
17
gefodert hat. Er spricht von Subscribenten, die ihn darum quälen, ob er mir
18
gleich keinen, weder für sich noch für Sie angezeigt hat. So ungerne ich nun
19
dem Herrn
Kanter
in die Hände gerathen wäre, so hätte ich doch, aus andern
20
Betrachtungen, sein Begehren längst erfüllt: allein ich wollte doch gerne erst
21
Nachricht haben, daß die 45 zu Waßer angelandet wären. Endlich hab’ich
22
doch, um ihn nicht zum Unwillen, und vielleicht zu etwas Schlimmern gegen
23
mich zu reitzen, mit der heutigen fahrenden Post 21 Stck. geschickt, und ihn auf
24
die übrigen 19 Stck. an S
ie
verwiesen. Ich hoffe, daß der Schiffer doch
25
wenigstens gegen die Zeit, da das Paket auf der Post anlangt, auch angekommen
26
seyn soll, und Sie also (eine große Ursach meines Säumens) eben so
27
geschwind Ihre Subscribenten befriedigen können.
28
In dem Packet zu Lande habe ich für S
ie
beygeschloßen
12 Mancherley
29
und 24
Prol.
wie auch ein Exempl. von Schmidlins
Chatolicon,
welches S
ie
30
alles schon vorher bey Herrn
Kanter
in Beschlag nehmen mögen. Herr
31
Schmidlin will, ich soll Ih
nen
allerley Gutes von ihm sagen, damit S
ie
ihm ja nicht
32
böse seyn oder bleiben möchten. Da ich aber von Ih
nen
weiß, daß S
ie
keinem
33
Menschen eigentlich böse seyn können (das fürcht ich, als rüstiger Uebersetzer
34
und langsamer Correspondent nicht einmal) und sich von Schmidlin mit
S. 159
Wahrheit wirklich viel Gutes sagen ließe: so will ichs nicht thun, und Sie
2
werden doch thun, was er wünscht.
3
Was S
ie
in Ihrem letzten Briefe von noch 45
Tristrams
sagen, muß ich,
4
meinem eingefrornen Kopfe zur Schande, bekennen, verstehe ich nicht.
5
brauchten Sie aber mehr Exemplare, so stehen so viele zu Dienste als Sie fodern
6
werden.
7
Was sagen Sie zu dem Einfalle, den jemand gehabt hat, ich soll mich an
8
den Launevater
Rabelais
wagen? Wenn Sie einmal eine müßige ¼ Stunde
9
haben, so sagen Sie mir es doch. Aber, was sagen Sie dazu, daß man Sie im
10
D. Merkur zum
Chef
einer Litterarischen Sekte gemacht, und mich, mich
11
unphilosophischen und unwitzigen Scribler hinter Ihnen, wie der Bauer hinter
12
dem Pabste, im Todtentanze, anwackeln läßt?
13
Wenn Sie wirklich der Mann wären, der, um ein Kind zu beniemsen nach
14
der Gegend reisen möchte: so sollte mich Abrahams Beyspiel reitzen, um zu
15
versuchen, diese Ehre für mein eignes Haus zu erbitten, weil es doch mit
16
Claudius
und der
Claudilla
etwas langsam zu gehen scheint.
17
Andere Namen auf der Schreibtafel erinnern mich an die Kürze der
18
flüchtigen Zeit, an einem Posttage. Also einen herzlichen deutschen Händedruck und
19
Adche! laßen Sie bald Nachricht wißen, daß Sie gesund und wohl sind, und
20
daß das Schiff angelangt sey Ihren
21
J J C Bode
22
Adresse mit rotem Lacksiegel:
a Monsieur / Monsieur Hammann /
23
Homme de lettres / à / Königsberg / franco /
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 29.
Bisherige Drucke
ZH III 158–159, Nr. 435.