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Den 8 Jänner 75.
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HöchstzuEhrender
Vielgeliebter Herr Gevatter und Freund!
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Heute an Ihnen, übermorgen an mir. D
ie
er
Gelegenheit
Anlaß dazu
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ist garnicht wie man im Sprichwort sagt, vom Zaune gebrochen; sondern
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folgender
leider! mehr als zu viel gegründet. Meine Hausmutter ist willens
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Montags frühe ihren Kirchengang zu halten und Mittags eine kleine Familie
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aus uns. Nachbarschaft zu bewirthen. Damit alles recht knapp abgemacht
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werden möge, will sie von ihrem Monats-Gelde Suppe, ein Gericht Fische
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und ein Bratchen bestreiten – Weil ich nicht als ein bloßer Gast mich über
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das
kleine
nüchterne Gelag satt lachen
will: so und hungrig vom Tisch
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aufstehen
will: so muß ich aus der Noth eine Tugend machen und als Wirth
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und Hausvater wenigstens einen Kuchen zum Besten geben, um
mich und
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meine Kinder wenigstens
auf allen Fall uns für die theure Zeit der drey
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ersten Schüßel schadlos
zu
halten zu können. Es muß aber nicht erst was
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von einem Kuchen seyn, sondern von derjenigen Art, die man der bunten
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Schichten wegen S
ch
peck Kuchen nennt, und von deßen Teige man auch
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die sogenannten Baumkuchen macht, und deßen übriggeblieben
d
e Brocken
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man auch ein paar Tage hernach mit Geschmack eßen kann. Nun
ist
komt
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die Frage an ob
der Koch
der würdige HE Schönborn,
der
Noel
Ihrer der
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gerechten und vollkommenen
Loge
zu den 3 Kronen,
welcher sich bereits den
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2
Xbr. p.
um das Kindelbier meiner kleinen Lehne Käthe so verdient gemacht,
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daß sein Ruhm in einer
relatione
epistola familiari
zwar prosaisch dem
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Buchstaben aber desto poetischer dem Geiste nach über hundert Meilen weit
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und breit
von
mir
dieser meiner Faust geschleudert worden – ob sage ich
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der Ihr
jener
Noel
unserer
der gerechten und vollkommenen
Loge
zu den
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3 Kronen,
mir
ihrem
treuen Nachbar
gerechten
und vollkommenen
31
Nachbar
und Groß
dem vollkommenen Kleinmeister von 3 verwünschten
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Federn, deren keine einzige mehr weder zum fliegen noch schmieren mehr
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taugt, einen obgemeldten sogenannten Speckkuchen für
1 fl
45 höchstens
S. 148
50 gl. Montags zu Mittage gar und fertig und schmackhaft zu liefern im
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Stande ist
;
?
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Haben Sie, Vielgeliebter HE Gevatter und Freund! mitten unter den
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Zerstreuungen des heutigen Tages, der keinem Postulat sondern einer Investitur
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scheint gewiedmet zu seyn, Muße zu diesem kleinen Auftrage: so sorgen Sie,
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daß die
Differentz
von 15 gl. grl. für meinen Beutel und zum größern Ruhm
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des verdienten
Noels
ausschlage. Ich weiß mein
Petitum
nicht dringender zu
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schlüßen als mit eben den Worten womit ich selbiges angefangen habe: heute
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an Ihnen, übermorgen an mir
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 74.
ZH zufolge liege der Entwurf hinter HKB 428 (dem Briefentwurf an Stockmar).
Bisherige Drucke
ZH III 147 f., Nr. 429.