271
262/17
Allerbester, wehrtester Freund!
18
Schelten Sie nur nicht, ehe Sie mich
gehöret
haben: warum ich so spät
19
schreibe. Ich verließ mich auf unser letztes Wort, bei Ihrer Abreise, daß Ich
20
zuerst einen Brief erhalten sollte, der mir Fragen zu meiner Antwort
21
enthalten sollte; bisher aber habe ich noch keinen erhalten. Im Anfange
erst
22
M. Lindners
Johann Gotthelf Lindner
besuchte ich Dero HErn Papa etliche mal, u. brachte auch M. Lindners Brief
23
an ihn; da schrieben Sie aber noch nicht. Ich reiste aufs Land: Sie vergaßen
24
mich: jezzo habe ich nach ein paar malen eine Gelegenheit aufgefischet, mit
25
meinem Brittischen Lehrer u. Deutschen Freunde sprechen zu können: u. wo
26
soll ich anfangen zu schreiben? was soll ich, da mir Ihr Brief fehlt: jezt muß
27
ich ein Rhapsodist in Kabbalistischer Prose seyn, da ich sonst auf ein
28
Amtsdiplom von Ihrer Hand ein systematischer Briefsteller hätte seyn können.
29
Sie
wissen
, wie das Zeitungscommercium
mit
bey
Ihrer Abreise blieb.
30
Hartknoch
Johann Friedrich Hartknoch
als Mitverleger der
Königsbergischen Gelehrten und Politischen Zeitungen
HE. Lauson
Johann Friedrich Lauson
Hartknoch wurde
bei
mir abgewiesen: u. HE. Lauson füllte also noch ein paar
31
Denkwürdigkeiten der Westminsterkirche
Rezension von
Johann Friedrich Lauson
zu Karl Heinrich Langer,
Denkwürdigkeiten der Stiftskirche zu St. Peter in Westmünster, nebst einigen hieher gehörigen Nachrichten von dem Leben merkwürdiger englischer Dichter
(Lübeck 1763), in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
38. St. vom 11.6.1764.
Stücke: er schrieb die Denkwürdigkeiten der Westminsterkirche elend ab;
32
Rigischen Zeitungsnachrichten
Vorstellung und Inhaltsangabe des Rigaer Intelligenzblattes
Rigische Anzeigen von allerhand Sachen, deren Bekanntmachung dem gemeinen Wesen nöthig und nützlich ist
, in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 39. St. vom 2.6.1764, fortgesetzt im 40. St. vom 18.6.1764.
Werners andres Gedicht auf den Sommer
Johann Gottfried v. Werner
,
Iam calor increscit, provectior aestuat annus,
in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 41. St. vom 22.6.1764.
darauf folgten die Rigischen Zeitungsnachrichten; denn Werners
andres
Gedicht
33
Schulzens Gedichtlein auf die M. Karschin
Johann Schultz,
Ueber die Gesänge der Madame Karschin,
zu
Karsch,
Auserlesene Gedichte
, in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 39. St. vom 15.6.1764.
Gleims Gespräche
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
,
Gespräche mit der deutschen Muse
(Berlin 1764), in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
41. St. vom 30.3.1763.
auf den Sommer: Schulzens Gedichtlein auf die M. Karschin; u. Gleims
34
Gespräche
mit
der Deutschen Muse mit dem Dichter. Jezt wurde es Licht:
S. 263
HE. Kanter
Johann Jakob Kanter
denn HE. Kanter, der Geistreiche HE. Verleger, u. jetziger Zeit
2
Geschmackvoller Aufseher
Kanter kündigt im 42. St. vom 25.6.1764 der
Königsbergischen Gelehrten und Politischen Zeitungen
an, von nun selbst die Aufsicht über die Zeitung zu führen.
Geschmackvoller Aufseher erschien. Seine Ankunft u. sein allerhöchst-eigenes
3
Direktorium wurde so gleich bekandt gemacht „denen geöhrten Lesern, deren Wunsch
4
die vorigen Zeitungen nicht gnug gethan hätten.“ Jetzt wären die
5
Originalstücke einem auswärtigen
Gelehrten
, der sich der Welt durch ein (elendes)
6
Werk v. 5.
od
6. Theilen bekandt gemacht: (es ist der
vergreiste
Pazke) u.
7
die
Beurteilungen
auswärtigen
Federn
aufgetragen: die sich nach dem
8
Preußischen u Kurischen Geschmack richten,
u
das übrige Deutschl. völlig unsern
9
Gegenden nachsezen werden. Ueberhaupt versichert
er
, daß er nichts werde
10
mangeln
laßen
, dieser Zeitung nach
seiner
besten Einsicht alle
11
Vollkommenheit zu geben; um aber die Freunde des bisherigen gelehrten
Verfaßers
nicht
12
zu sehr zu erschrecken
, meldet man ihnen zugleich (aus hoher
13
Reformatorgnade) daß derselbe nicht gänzl.
ausgeschlossen
bleibt: sondern noch
14
zuweilen
„
Ihrem
Geschmack ein Gnüge leisten wird.“ In demselben Stück
15
eingeschickte Schreiben
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 42. St. vom 25.6.1764:
An die Herren Verfasser der Königsberger Gelehrten Zeitung
und
An den Herrn Verfasser der gelehrten Artikel
, beide gezeichnet „Vincenz Urban“.
kamen 3. eingeschickte Schreiben vor: das erste ist dumm; das zweite rasend:
16
Exstat Philureae librorum
dt. Im Schreiberwesen zeigt sich ein Zuchtmeister der Bücher, oder vielmehr ein Scharfrichter, Böhme von Geburt, bäurisch-roh im Benehmen, von der Anlage her halsstarrig, anmaßend, geizig: wenn man seine Geistesart betrachtet, dürfte sie nicht der Anmut ganz entbehren, wenn man aber seine Urteilsfähigkeit anschaut, dann müßte man sie auf einen böotischen Ursprung zurückführen etc.
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 42. St. vom 25.6.1764
worauf
d
ein
Charakter folgte:
Exstat Philureae librorum castigator, seu
17
potius carnifex, natione Bohemus, moribus agrestis, indole peruicax,
18
arrogans, auarus: cuius si ingenium spectes, non omnino lepore caret, sin
19
judicium, ex Boeotia natum iures:
pp. Die Verbindung in der es stand, machte,
20
daß ganz Kön. auf Sie rieth; nur der einzige Lateinische HE. Aufseher
21
wunderte sich über diesen dummen Argwohn: da doch
natione Bohemus
stünde,
22
Profeßor Böhm
Johann Gottlob Böhme (1717–1780), Prof. der Geschichte in Leipzig
woraus man wohl sehen könnte, daß der Profeßor Böhm in Leipzig damit
23
gemeint wäre; u. es wäre auch wirklich vom Leipz. Zeitungschreiber
24
eingeschickt:
credat Bohemus Apella!
– Nach dem alten Spiel heißt
es:
alles,
25
was Federn hat, fleugt: u. da unsere Königsbergische Zeitungen (sie heißen
26
blos Kön., weil sie nach dem Kön. Gout, nicht v. Königsbergern geschrieben
27
sind)
Federn
anvertraut sind: so hieß
es: ⸂doch:⸃
Fledermäuse
fliegen: u.
28
Gedanken über die Gedanken
Sebastian Friedrich Trescho
,
Ueber das Denken der Seele vor der Geburt,
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 53. St. vom 3.8.1764
HE. Tr. (
vermutlich
Trescho) ließ Gedanken über die Gedanken der Kinder
29
vor der Geburt ausfliegen: ein
jammerl
. Stück, ohne Philosophie, mit viel
30
genothzicht
genothzüchtichter
Theologie, ja oft ohne
Bon-sens,
davon
den
31
R. Pere – – Chauve-souris
Révérend Pere – – Chauve souris; dt. ehrwürdiger Vater – – Fledermaus. Vgl.
Hamann,
Lettre néologiques
, §7, wo die Fledermaus für die von Christian August Crusius angestoßene Modetheologie steht.
doch dieser
R. Pere
– –
Chauve-souris
sich zieml. hat einpropfen lassen: Es
32
trockne Poet. Phantasie
Sebastian Friedrich Trescho
, „Phantasie“,
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 53. St. vom 3.8.1764.
folgt eine trockne Poet. Phantasie drauf, eines nicht unbekandten Dichters,
33
vermutlich desselben
Versuchers
. Ohngefehr 2. Stück sind mit seinen
34
die Basedowsche
Rezension von
Johann Bernhard Basedow
,
Methodischer Unterricht in der überzeugenden Erkenntniß der biblischen Religion zur fortgesetzten Ausführung des in der Philalethie angegebenen Plans
(Altona 1764),
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 43. St. vom 29.6. und 44. St. vom 2.7.1764.
Recensionen angefüllt; –
a la mode;
die Basedowsche über den Methodischen
35
Unterricht, ist die frommste u. ärgste; – Ueberhaupt sind Originalstücke sehr
36
T. schrieb
Gedanken über die Ausbreitung der Wissenschaften, und einer verbesserten Erkäntniß,
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 46.–48. St. vom 9., 13. und 16.7.1764.
überflüßig; und doch ists Zeitung? Ein
T.
schrieb in 3. ewigen Blättern über die
37
Roußeau
Jean Jacques Rousseau
Ausbreitung der Erkenntniß eine eckelhafte Schulchrie, worinn er dem Roußeau
S. 264
weiß macht, er habe scherzen wollen, u. kindisch durchgeht, man müße,
2
Geographie, Historie pp lernen: Das hat vermutlich kein
Greis
geschrieben, der
3
Erkenntniß
u.
ausbreiten versteht
: Ein unnützes Stück in 2 Blättern über
4
Schneckenschalen aus dem Brem. Magaz.
Von der Art, wie die Schalen der Schnecken entstehen,
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 50. und 51. St. vom 23. und 27.7.1764.
die Entstehung der Schneckenschalen aus dem Brem. Magaz. eingerückt. Eine
5
Abhandlung über die Handlung
Von der Handlung,
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
im 45. St. vom 6.7.1764.
Morgenl. Geschichte
Das Gesicht des Einsiedlers Abdallah. Eine morgenländische Erzählung,
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 55. St. vom 10.8.1764.
Abhandlung über die
Handlung
, u. im lezten Stück eine Morgenl. Geschichte
6
mit
K.
unterzeichnet, scheinen Kant zu verrathen, haben Spuren seines
7
Geistes; aber sind wahrhaftig ausgeschüttet. Auf solchen Misthaufen sind sie auch
8
wahrhaftig
immer gut. – Die Recensionen sind wenig, alle 3. Zoll lang, von
9
Gellius
Johann Gottfried Gellius
schlechten Büchern, u. nach Gellius Modell, ohne allen Geist: – Aus den
10
Lausons
Johann Friedrich Lauson
meisten blickt der Unsterbliche Geist Lausons heraus. Ausserdem sind auch
11
HE. Hippels Rhapsodie
Theodor Gottlieb Hippel
,
Nehmt Klüfte – nehmt einen Jüngling auf,
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 44. St. vom 2.7.1764.
Nachteulen
befittigt: u. also werden oft Gedichtchens eingerückt: des HE.
12
Hippels Rhapsodie
gelobt
, u.
L
Dorfempfindungen
von ihm eingerückt:
13
Willamovius Sammlung
Johann Friedrich Lauson
,
Willamovius,
Sammlung
,
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 46. St. vom 9.7.1764.
Willamovius Sammlung v. Einfällen nach der Mode v. HErn Lauson durch ein
14
ganzes Stück
excerp.
u jämmerlich getadelt, u.
rasend
bis zum Bespeien
15
DithyrambenSänger
Willamovius,
Dithyramben
schön, gelobt: dem DithyrambenSänger zu gut hätte man diese Mißgeburt
16
seiner Jugend verschweigen sollen. Unsere Zeitungen sind also bis zum
17
Seufzen prächtig; das heißt nach unsrer Königsberg. Sprache: sie beßern sich! ja
18
wahrhaftig! wie fett sie schon werden. Dies Quartal: u. ich stehe sie nicht
19
länger aus. Indessen macht Kanter infamen Wind: er hätte einen Stoß
20
Arbeiten darinn vorläufig mitgebracht, von den
Säulen
allerbesten
21
Hartknoch
Johann Friedrich Hartknoch
Gänsfedern Deutschlands geschrieben. Ich lag Hartknoch an, sie zu zeigen, u.
22
erfuhr schon halb den Wind. Jetzt zeigt er sich ganz, in dem dummen Zeug, was
23
sie vollfüllt. – Trescho war die Woche nach Ihrer Abreise hier: sprach in
24
ziemlich großem Ton von dem Zeitungsblatt u. Ihnen: hätte aber, um Sie noch
25
zu sprechen, seine Reise vergebens beschleunigt: hielt tägl. zweimal mit
26
Zeisen
Johann Daniel Zeise
Kantern u. Zeisen Autorconferenz, u. man sieht zum Unglück einer Menge neuer
27
Pastoralschmierereien entgegen. Mir ist der Mann unleidl.; (auch Ihnen wäre
28
ers gewesen) ob er
mir
gleich noch
Wohlthaten
mir einem völlig undankbaren
29
erweisen will, u. mich bei Wegners zur Information des Kornmans im Stil
30
K. R. Buchholz
Johann Christian Buchholtz
angefeilscht hat. Durch Vermittelung des K. R. Buchholz habe ichs endl.
31
zwangvoll eingegangen. Der Klotz, aus dem kein Sokrat eine Grazie bilden
32
Simon
Schuhmacher in Athen, dessen Werkstatt Sokrates oft besucht haben soll. Vgl.
Hamann,
Sokratische Denkwürdigkeiten
, ED S. 27.
konnte; was wird der vor Simon, den Lederschneider seyn? Kurz einen
33
Monat! u. ich folge Ihnen; u. danke ab. – – Kanter pralte sich ja mit dem
34
Sokratischen Ringe vor Sie, gegen mich u. Ihren Papa; hat er Ihnen ihn
35
Rubel
Da Königsberg mit minderwertigen Münzen preußischer Provinienz überschwemmt war, wurde seit 1759 in mehreren Schritten die Umrechnungskurse neu zu bestimmen versucht.
geschickt? Der edelmüthige! – Mir hat er 2. Rubel nach 3. maligen groben
36
Weigerungen, grob aufgedrungen: ich nahm
ihm
sie; u. warte, bis die
37
Rubels aufs tiefste gefallen sind, um sie ihm gegen ein elend Buch mit treuen
S. 265
Händen zurückzubringen. Der Niederträchtige! meint
er
: ich rede u. dichte
2
fl
Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen oder weniger.
vor 2. fl? Nun habe ich mich auch, bester H., vor dem heiligsten Gott des
3
Poeten,
s
vor meinem
Genie
, verschworen, in Königsberg
vor mich
nie
4
Autor zu werden. Ich schwindle noch von dem Geruch meiner Verwesung:
5
aut Caesar, aut nihil
dt. „entweder Cäsar oder nichts“; wird Cesare Borgia (1475–1507) zugeschrieben.
Böotisches dickluftiges Thebe
Wegen der nebligen Luft Böotiens galten seine Bewohner als begriffsstutzig (
Hor.
epist.
, II, 1, 244).
aut Caesar, aut nihil;
ich bin zu gut, oder zu schlecht vor unser Böotisches
6
dickluftiges Thebe. – Hartknochs Pope lehnte ich noch einmal ab, u. er blieb
7
Steidel
August Wilhelm Steidel
, Ladendiener von
Johann Jakob Kanter
; übernahm 1769 mit die Mitauer Buchhandlung von
Johann Friedrich Hartknoch
aus: ich kreuze ihm nach! × × ×! Gestern ist Steidel aus Curland
8
zurückgekommen, den Hartknoch abgelöst: Kanter hat 6. Wochen allein in seinem Laden
9
schwitzen müßen: mir hatte ers nochmals durch H. angetragen, sein
10
unterthäniger Knecht zu werden; hernach einem andern vom Kollegio Fr., der es
11
aber auch ausschlug: u. ich Unschuldiger scheine auch die Schuld hievon zu
12
tragen. Kurz Kanter ist mir nicht
grün!
Wohl! ich bin ihm schwarz! Daher
13
Fingal
Hauptfigur der Ossianischen Dichtung.
habe ich noch weder Fingal, noch die Ital. Dichter gelesen. Auch Kant scheint
14
ganz
retiré
gegen mich zu
seyn
:
!
von Ihnen aber spricht er mit Achtung; nur
15
Poetische Stelle
die Professur
Kanter ich weiß nicht in welchem unleidl. freundschaftl. Ton. Die Poetische
16
Stelle ist unbesetzt, u. vor Schlegeln soll
Fürst
arbeiten. Unser armes Böotien.
17
Arnold
Daniel Heinrich Arnoldt
Vor die Kollegieninspektion arbeitet Arnold sehr vor seinen lieben Getreuen
18
Domsien
Christoph Samuel Domsien (1730–1789), Inspector am Collegium Fridericianum
Domsien! Man sagt sehr laut: Lindner böte Geld in Berl. es wäre aber ein
19
falscher Kanal; da die
Inspektor
stelle blos von der hiesigen
Regierung;
die
20
Direkt. aber vom Kabinette besetzt würde. – Lindner hat nicht an mich
21
geschrieben, wie er an Sie sich erbot. Ey an Sie?
22
Dithyrambenrecension
Herders
Rezension von
Willamovius,
Dithyramben
im 30. Stück von 14.5.1764 der
Königsbergischen Gelehrten und Politischen Zeitungen
.
Nach Kanters Bericht ist Tr. mit der Dithyrambenrecension so wenig
23
zufrieden (denn zum Unglück weiß K. daß ich der Verfaßer bin) daß er Will. zur
24
Verantwortung
auffodern
will. Er
schreibe
:
!
ich lerne entweder, oder
25
antworte: Aber bisher ist noch nichts paßirt: Will. muß nicht
wollen
: u. der
26
Oberländische Dechant
Sebastian Friedrich Trescho
Oberländische Dechant nicht können: der seine Griech
isch
en u. Lateiner
27
glückl. ausgeschwitzt hat: u.
blos
das Studentenliedchen höchstens noch
28
vnus est Oeconomus
lat. Travestie eines jüd. Osterliedes, das die zwölf heiligen Zahlen erklärt, zum Trinklied
wißen mag:
vnus est Oeconomus,
2.
tabulae Mosis,
3.
Patriarchae,
4.
29
Evangelistae
pp
– Mein Brief ist gleich einem Netze voll böser u. guter Fische: lesen
30
Merkurstab
Heroldstab
Sie aus, u. bestimmen Sie meinen Fang. – Ich lege jezzo meinen Merkurstab
31
nieder, um den Oelzweig des Freundes zu ergreifen, u. in Ihrer
32
Idealgesellschaft zu schwatzen. Sie sind in Göttingen u. Helmstadt u. Gießen gewesen:
33
Michaelis
Johann David Michaelis
wen haben Sie da gesprochen: was ist Michaelis vor ein Mann? – Sind Sie
34
auch vergnügt? ist ihr
Spleen
vorbei, worüber sie klagten? oder geht noch ihr
35
Schlange am Felsen
Spr 30,18f.
Herz, u. ihr Weg, u. die Schlange am Felsen, den unbegreiflichen Weg vor
36
den Salomo? – Nach Ihrer Abreise empfand ich noch einige Zeit Nachwehen;
37
sie gingen über, wie jede Trauer um einen Todten: nachher im heitersten
S. 266
Frülinge tödteten mich sehr viele Ursachen fast ganz u. gar moralisch: hier habe
2
ich Ihre Abwesenheit gefühlt, oft in Nachtstunden mich in Gedanken bei sie
3
versezt, mich mit einem Seufzer des Herzens an die Zeiten erinnert: da der
4
unbedachtsame Alcibiades an der Brust Sokrates lag: – Ihr Dodslei
5
erneuret mein Andenken an Sie, so oft ich ihn mit Begierde vornehme u. mit
6
Lust weglege: Noch enger aber vereinige ich mich mit Ihnen, wenn ich Ihre
7
Schriften lese: o wäre darüber mein Apoll in der Nähe! Sie erlaubten mir,
8
Fragen über Ihren Geist an Sie zu thun: wohl! erlauben Sie es mir jetzt:
9
da ichs mit größerer Einschmeichelung in mich selbst jetzt thue. Aber vor allem
10
einen Brief von Ihnen: ich verlange nicht nach einem
Frankfurtischen
:
11
sondern
Hamannischen
Brief: Die letzten Worte eines Sterbenden u.
12
Abreisenden sind Testamentsworte: heilig soll er mir seyn, u. genau beantwortet
13
werden. Ein Bote Ihres Herzens u. ein Siegel deßen seyn, daß Sie mich lieben:
14
o hätte ich Sie nur einmal zurück: nun würde ich das Gut doppelt schätzen,
15
was ich nach Ihrer Abwesenheit nirgends
fand
:
!
– Was wollen Sie in
16
Straßburg? Was macht M.
in Fr.
ihres Orts? – Vermehren Sie brav Ihre
17
Engelländer? – Meine Poetische Ader versiegt: die Schwalbe, die nicht mehr
18
singen konnte lernte bauen: Mir fehlen Musen äußerlich, die mich begeistern:
19
u. schon 7. Tage sitze ich im
Schw
Stillschweigen der Väter, wenn fahren
20
Worte geflügelt heraus? – Gehen Sie mit Gott, bester, schönster!
my blessing
21
St. Preux
vgl.
Rousseau,
Julie ou La nouvelle Héloise
, wo die literarische Figur an George Ansons Weltumsegelung teilnimmt.
with you!
St. Preux wohnte in Ruhe, da er um die Erdkugel gereiset war: –
22
klingende Schelle
1 Kor 13,1
Meine Umarmung ist stumm: meine Empfindung nicht eine klingende Schelle:
23
Leben Sie
wohl
24
Es ist doch ein Wort, siegelmäßig vor unsere Freundschaft, dort am Ufer
25
des Mains, hier am
Balthischen
Meer, daß ich einen Brief bekomme: wo Sie
26
mir hübsche Nachrichten sagen, mich vieles fragen, mir
darin
NB
getreu
27
das sagen, womit Sie nicht mit mir zufrieden waren, u. sind: u. worinn Sie
28
mir den schmeichelhaften Gedanken laßen: Sie sind mein Freund!!!
Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 1[a]).
Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 3–7.
ZH II 262–266, Nr. 271.
HBGA I 25–29, Nr. 4.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
262/18 |
gehöret ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: gehört |
262/29 |
wissen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: wißen |
262/29 |
mit bey ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei |
262/30 |
bei ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: bey |
262/32 |
andres ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: andres |
263/6 |
od ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: od. |
263/7 |
Beurteilungen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Beurtheilungen |
263/8 |
u ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: u. |
263/9 |
er |
Geändert nach der Handschrift; ZH: er |
263/10 |
laßen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: lassen |
263/11 |
Verfaßers ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verfassers |
263/14 |
„ Ihrem ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: „Ihrem |
263/16 |
d ein ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein |
263/24 |
es: ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: es; |
263/27 |
es: ⸂doch:⸃ ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: es doch: |
263/28 |
vermutlich ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: vermuthlich |
263/29 |
jammerl ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: jämmerl |
263/30 |
genothzüchtichter ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: genothzüchtigter |
264/12 |
gelobt ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelobt |
264/12 |
L Dorfempfindungen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dorfempfindungen |
264/28 |
Wohlthaten ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wohltaten |
265/12 |
grün! ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: grün: |
265/14 |
seyn : ! ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn! |
265/19 |
Regierung; ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Regierung, |
265/24 |
schreibe : ! ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: schreibe! |
265/24 |
auffodern ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: auffordern |
265/29 |
pp ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: pp. |
266/15 |
fand : ! ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: fand! |
266/23 |
wohl ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: wohl. |
266/25 |
Balthischen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Baltischen |