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Frankfurt den
27″ Aug. 64.
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Herzlich geliebtester Vater,
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Zu meiner großen Freude und Aufrichtung habe den 23″ d. Ihre Zuschrift
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Beylage
nicht ermittelt
erhalten und den Innhalt Beylage den folgenden Tag richtig empfangen.
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Gott vergelte Ihnen die Treue, womit Sie die Erfüllung meiner Bitte und
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Wünsche und Bedürfniße beschleunigt. Ich bin jetzt reisefertig und gehe mit
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Göttlicher Hülfe noch diese Woche, oder höchstens heute über acht Tage nach
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Leipzig, wo ich nur einen Tag auszuschlafen gedenke und darauf nach Berlin.
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So kurz auch mein Aufenthalt daselbst seyn möchte: so glaube ich doch noch
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einen Wechsel daselbst nöthig zu haben, höchstens auf die Hälfte des jetzt
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25 #
wohl Kreuzer
empfangenen, nemlich von 25 #.
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Meine Frucht
Spr 8,19
Meine Frucht, ruft die Weisheit, ist beßer denn Gold und fein Gold, und
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mein Einkommen beßer denn auserlesen Silber. – Sie haben Recht, mein
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lieber Vater, daß ich Lehrgeld gegeben. Ob ich mein Bischen Armuth wohl oder
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übel anwende, weiß Gott am besten, und ich erwarte von diesem Richter
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Haushalters
Lk 16
Vergebung, gesetzt daß ich mich auch in dem Fall des ungerechten Haushalters
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befinden sollte. Ich habe in Frankfurt eine strenge
Diät
gehalten, einmal
Coffee,
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Haberschleim
Haferschleim
das Mittagsmal ein Haberschleim, des Abends nichts als ein Butterbrodt bey
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etwas Wein. Sehr selten bin von dieser Ordnung abgegangen.
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Meinen ältesten englischen Rock, der bläulicht war, habe in Lübeck dem
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Rosincrantz
Johann Christoph Rosenkrantz
jungen Vetter
Rosincrantz
gegeben, und bringe an deßen Stelle ein neues
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Sommer- und Winter-kleid mit. Da ich mit einem einzigen Kleide und einem
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Schloßkorb hergekommen bin, so bin genöthigt mit einem kleinen
Coffre
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wieder zurück zu gehen.
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Daß Ihnen mein Bischen Armuth sauer geworden, fühl ich an dem
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Angstschweiß, womit ich es verzehre. – Mit wenig Lust und Geschmack, sondern im
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Schweiß meines Angesichts –
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Zwiebeln, die uns sollen dienen
Zitat aus dem Lied „Jesus lebt mein leben“, vgl.
Quandt,
Neue Sammlung Alter und Neuer Lieder
, S. 654
Zwiebeln, die uns sollen dienen,
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Auch der edeln Palmen Zier
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Arten aus dem Staub herfür.
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Geh. Rath v Moser
Friedrich Carl von Moser
Der Herr Geh. Rath
v.
Moser wird vermuthlich eben so bald nach meiner
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Abreise hier eintreffen, wie ich nach der seinigen angekommen bin. Da ich
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nicht das Glück gehabt ihn kennen zu lernen: so weiß ich zwar nicht, ob
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und wie viel ich durch diesen Lauf der Dinge gewinne oder verliere, aber
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ich
glaube
wenigstens, daß alles was hier geschieht,
gut
sey, wo nicht
mir
,
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dennoch
dir
.
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Ich feyre heute Gottlob! meinen Geburtstag – und erwarte ruhiglich
s
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Seiner Wege Ziel und Ende
Hamann kompiliert aus der ersten und letzten Strophe des Liedes „Jesus meine Zuversicht“, vgl.
Quandt,
Neue Sammlung Alter und Neuer Lieder
, S. 674f.
Seiner Wege Ziel und Ende, lieg fein stille, nackt und blos in des liebsten
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Vaters Schoos – bin gleichwie ein stilles Meer, voll von Gottes Preis und Ehr.
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Ich küße Ihnen die Hände mit der kindlichsten Zärtlichkeit und Ehrfurcht.
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HE Nuppenau
Joachim Anton Nuppenau
Empfehlen Sie mich HE
Nuppenau
und sämtl. Hausgenoßen. Grüßen Sie
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Herder
Johann Gottfried Herder
herzlich meinen Bruder und alle gute Freunde, namentlich HE. Herder, den
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ich bald statt der Antwort zu umarmen hoffe in Gesellschaft eines italienischen
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Dichters, deßen hundert Gesänge ich gelesen ohngeachtet ich seine Sprache
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Miltons Hölle
Milton,
Paradise Lost
weder verstanden noch behalten habe. Wenn er mit
Miltons
Hölle fertig ist,
4
Dante
Dante Alighieri
wollen wir gemeinschaftlich dem
Dante
ins Fegfeuer folgen.
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Gott segne Sie, mein alter lieber Vater und erfreue Sie mit Freuden Seines
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Antlitzes. Ich ersterbe Ihr treuergebenster und ewig verpflichtester Sohn.
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Johann George H.
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Mein schöner Stab ist auf der Reise von
Cassel
hieher verunglückt, und
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meine rothe Tabacksdose gleichfalls zerbrochen. Ich reise gantz entwafnet.
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HE Diac. Trescho
Sebastian Friedrich Trescho
Beten Sie für Ihren alten Knaben von 34 Jahren. Ist HE
Diac. Trescho
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nicht bey Ihnen gewesen? Melden Sie mir doch, ob er Sie nicht besucht hat.
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Leben Sie wohl. Gott empfohlen.
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Adresse:
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à Monsieur / Monsieur Hamann / Chirurgien bien renommé / à /
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Koenigsberg
/
en Prusse
. /
fr. Duderstadt
. /
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Von Hamanns Vater vermerkt:
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den 9. Sept. empfangen 64.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (80).
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 298.
ZH II 266–268, Nr. 272.
Zusätze fremder Hand
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Johann Christoph Hamann (Vater) |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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v. ]
|
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: v |