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S. 261
Lübeck den
27″
Junii
64.
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Herzlich geliebtester Vater,
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Um meine Zeit nicht ganz zu verlieren, die ich weder angenehm noch nützlich
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verwenden kann, schreib ich Ihnen. Ich habe gleich bey meiner Ankunft mich
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Braunschw. und Frankf.
Braunschweig und Frankfurt
in Braunschw. und Frankf. angemeldet. So bald ich von dort Antwort
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HE. Karstens
Johann Nikolaus Karstens
erhalte, bin Willens in Gottes Namen weiter zu gehen. Bey HE. Karstens
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Schwiegervater, HE. Stack bin Sonntags zu Gaste gewesen, war aber
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froh zu Hause zu kommen, weil keine Gesellschaften lange aushalten kann.
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HE Roeck
Hermann Heinrich Roeck
Eben dies hat mich abgehalten bisher HE
Roeck
zu besuchen, der
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Vater
Ludwig Philipp Roeck
gleichfalls bereits verheyrathet ist und seinem Vater, jetzigen jüngsten
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Bürgermeister richtüber wohnt. Die Acht Tage, ehe ich von Königsberg Antwort
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erhalten kann, werden mir noch lang genug werden. Gott gebe mir erwünschte
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Nachrichten von Ihrem Wohlbefinden, und schenke mir Gedult meinen Lauf
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zu vollenden. Ich find hier überalle nichts als Galle, und selbst das Gute, das
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man mir
v
erweist, ist mir zur Last. Bey solchen Gesinnungen, die ich weder
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ergründen noch ihnen abhelfen kann, ist das Leben eine Folter. Unter allen
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Harre des Herren
Ps 27,14
Bekümmernißen giebt es noch Tröstungen, die meine Seele ergötzen. Harre
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des Herren, sey getrost und unverzagt und harre des Herren. Hiemit will ich
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heute schließen, und Sie Göttlicher Obhut empfehlen.
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den 7
Julii.
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Ich habe bisher nicht lust gehabt die Feder anzusetzen. Vorgestern erhielt
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erfreuliche Zuschrift
nicht überliefert
Ihre erfreuliche Zuschrift, die mich ein Paar Stunden aufgemuntert hat.
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Gott Lob! daß Sie sich wohl befinden und wieder im stande sind ein wenig
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auszugehen. Eben der gute Gott, der Ihnen bis hieher geholfen, vermehre
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Ihre Kräfte und stärke Ihre LebensGeister. Heute frühe besuchte mich Herr
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George Nuppenau
Johann Georg Nuppenau, vll. Feldscher in schwedischen Diensten
Vetter George Nuppenau aus Rhena und wollte mich mit sich nehmen. Ich
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werde aber keinen meiner Freunde auf dem Lande besuchen können, und bin
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fest Willens
nächsten Mittwoch
mit der Lüneburgschen Post nach
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Blutsfreunde
wohl die Familie Rosenkrantz
Braunschweig zu gehen. Herr
Roecks
und alle unsere Blutsfreunde in der
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Vettern Riese
nicht ermittelt
Mühlenstraße habe endlich besucht. In Vettern
Riese
Hause habe auch viele
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Freundschaft genoßen, wofür Sie nach Möglichkeit erkenntlich seyn werden. Er ist im
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Begrif heute oder morgen nach
Travemünde
zu gehen und bringt einen
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HE Ziegenspeck
Heinrich Ziegenspeck, Stallmeister
gewißen Stallmeister HE
Ziegenspeck
mit, in deßen Umgang ich viel Vergnügen
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HE Wagner
Friedrich David Wagner
gefunden, und Sie vielleicht gleichfalls besuchen wird. Dem HE
Wagner
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Mr. Schröder
Friedrich Ludwig Schröder (1744–1816), Schauspieler und Schauspieldirektor
melden Sie, daß
Mr. Schröder
sich in Hamburg aufhält und der Brief ihm
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überschickt worden. Aus
Braunschweig habe keine Antwort erhalten,
S. 262
HE. Geh. Rath von Moser
Friedrich Carl von Moser
worüber
ich mich wundere. Der HE. Geh. Rath von
Moser
hat mir
gleich
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gemeldet, daß er jetzt in
Cassel
sich in Geschäften aufhält, und eine entlegene
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Reise thun muß, gleichwol die
No.
seines Hauses in Frankf. angewiesen.
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Ich wundere mich daher nicht, daß es so dunkel in meinem Gemüthe, wie
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Brunnencur
Trinken von Heilquellwasser
um mich herum aussieht. Gott wird helfen. Amen. Daß die Brunnencur
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meinem Bruder beßer bekommen möge, als ich bisher Vortheile von meiner
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Reise absehen kann, wünsche und gönne ich ihm von Herzen. Da ich keinen
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Gruß von ihm erhalten, so weiß ich nicht, was für Bewegungsgründe Sie
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haben mir die Höflichkeit einzupredigen. Wenn er durch
Compliment
e seine
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Vetterinnen
nicht ermittelt
Gesundheit erhalten kann, so hab ich ihm 2 von meinen beyden Vetterinnen
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zu übermachen. Ich bin des eiteln Wandels und des Schreibens müde.
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HE
Karstens
hat mir versprochen alle Briefe zu übermachen, die ich aus
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Königsberg noch erhalten möchte. Ich empfehle Sie und Ihr gantzes Haus
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Göttlicher Gnade und ersterbe Ihr treugehorsamster Sohn
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Joh. George Ham.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (78).
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 296–298.
ZH II 261 f., Nr. 270.