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Herzlich geliebtester Freund,
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Meinen aufrichtigsten Dank zum voraus für die Erfüllung Ihres gütigen
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Versprechens. Ich nehme Ihre Treue in Besorgung des Abschiedes für
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meinen Bruder als ein Siegel zu allen den Beweisen der Freundschaft an, die ich
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bey allen Fällen so viele Jahre von Ihnen genoßen habe; und finde darinn
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zugleich eine Gewährleistung auf die Zukunft, daß kein
Contrast
der Umstände,
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kein Betrug von Vorurtheilen und Leidenschaften, unserm gemeinschaftlichen
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Wechsel Abbruch thun wird.
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Daß mein Wille stets geneigt gewesen die Schuld der Freundschaft in Rath
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so wohl als in
That
Ihnen abzutragen; das weiß ich, und versichere Sie
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davon auf das zuverläßigste, im fall Sie einige Zweifel darüber hegen möchten.
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Der das Herz hat jemanden zu
rathen,
wird die geringere Gefahr und den
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sinnlichen Beweis von Thätigkeit gern auf sich nehmen, falls er von seiner
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Ungeschicklichkeit im ersten nicht abgeschreckt würde. Wem meine Denkungsart
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nicht gefällt, wird sich gewis noch weniger meine Handlungen als Früchte
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dieser Wurzel gefallen laßen. Ich kann mich aber nicht ohne Grund schmeicheln,
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daß ein solches Misverständnis unter uns weder statt gefunden hat noch statt
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finden kann.
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Befreyung
von der Verpflichtung als Lehrer an der Rigaer Domschule
Da ich jetzt die Nachricht von der Befreyung meines Bruders habe; so ist
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der Zweck meiner Reise erfüllt. Ich bin daher reisefertig, ohngeachtet mein
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Archidiac. B.
Johann Christian Buchholtz
Vater und HE.
Archidiac. B.
mich anrathen wollen die Gesellschaft meines
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Bruders abzuwarten. Auf ihre Gründe habe so gut ich gekonnt, geantwortet;
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mein Bruder wird sich übrigens das Beyspiel meiner Eilfertigkeit nach
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Beschaffenheit der Umstände zu Nutze machen.
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Der Fuhrmann ist heute erwartet worden aber noch nicht angekommen. Ich
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verspreche mir das verlangte Geräth zu beßerer Beqwemlichkeit, und nehme
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in Hofnung, meinen Wagen morgen zu sehen und mit der Fracht kurz und gut
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einig zu werden, heute schon durch gegenwärtiges Abschied. Gott helfe Ihnen
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auch die Last künftiger Tage tragen, wie er Ihnen die verfloßene erleichtert,
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schenke
Ihnen Gedult, und
belohne
Sie reichlich für die Ausübung derselben.
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Ohne daß ich Sie bitten darf, weiß ich, daß Sie nichts versäumen werden was
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zum Besten meines Bruders während seines Aufenthalts und zur
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Beförderung seines Aufbruches gereichen kann. Meine Bücher wünschte wohl, wenn
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sie mit ihm gehen möchten – doch ich
überlaße dies Ihrer Verfügung
. Die
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Fracht derselben wird mein Vater tragen, und weil sie unterwegens geöfnet
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werden müßen, so würde meinem Bruder lieber als dem Fuhrmann den
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Schlüßel dazu anvertrauen.
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Was die
epitre au Cheval. des Cy
g
nes
betrift; so hätte es bey Ihnen
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gestanden, da ich es Ihnen gegeben, auf Ihr Recht zu bestehen. Weil
s
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Sie sich aber deßelben wieder begeben haben; so ist mir die Zurücklieferung
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deßen angenehm. Anfrage steht unter guten Freunden frey, wenn man sich
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ein Ja! eben so gut als ein Nein! gefallen läßt. Ich will mich mit den
detail
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der kleinen Bewegungsgründe an diese
epitre
zu denken nicht aufhalten.
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HE Doctor
Johann Ehregott Friedrich Lindner
HE
Doctor
hat erst gestern Gelegenheit gehabt an den jüngsten HE Bruder
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zu schreiben, der jetzt nicht einmal zu Hause seyn wird. Letzterer hat mir
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gestern auch geschrieben
nicht ermittelt
gestern auch geschrieben; ich bin aber wieder meinen Willen verhindert
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worden ihm ein Paar Zeilen zu antworten. Vielleicht sehe ich ihn noch vor meiner
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Abreise – der ältere läst sich alles gefallen, was Sie für recht erkennen. Ich
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werde ihn nochmals erinnern Sie nicht auf seine Antwort warten zu laßen.
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liebe Hälfte
Marianne Lindner
Ich empfehle Sie, Ihre liebe Hälfte und ganzes werthes Haus Göttlicher
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Obhut und Gnade; mich Selbst zu Ihrem treuen Andenken, als Ihren
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redlichen ewigen Freund.
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Hamann.
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HE Pastor Ruprecht
Johann Christoph Ruprecht
HE
Pastor Ruprecht
hält sich gleichfalls hier auf und bringt, wenn das
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Dobbeln
Vll. das heutige Dobele in Lettland [56° 37′ N, 23° 16′ O], knapp 30 Kilometer westlich von Mitau/Jelgava
Glück gut ist, nach
Dobbeln,
wo er morgen Amts wegen seyn muß. Ach! daß
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Heim weh wie ein Schweitzer
vgl. Adelung (Bd. 3, Sp. 1084, s.v.
Das Heimweh
): zuweilen wie Melancholie und Abzehrung, verwandt der alten Nostalgia; die an die reine Luft ihres Vaterlandes gewöhnten Schweizer litten unter der dicken und unreinen Luft anderer Länder.
der Fuhrmann da wäre. Ich bin überall Heim weh wie ein Schweitzer. Die
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verbindlichste Gegengrüße – –
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Mitau. den
22 Sept. 1760.
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Mein lieber Bruder,
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Mit Deinem letzten zugl. Briefe von meinem Vater erhalten. Gott Lob!
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schlechte Geld
Münzen mit geringem Edelmetallgehalt, die während des Siebenjährigen Krieges vor allem im preußischen Auftrag zum Zweck der Kriegsfinanzierung bes. in Polen in Umlauf gebracht wurden. Die russische Verwaltung verbot in Königsberg diese schlechten Münzen.
gesund, wenigstens leidlich. Meldet nichts
interessant
es, als daß das schlechte
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Geld dort abgesetzt ist. Die Nachricht von Deinem Abschiede und die Abschrift
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deßelben hat mich herzl. erfreut. Du bist jetzt
frey
und Dein
eigener Herr
.
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Mache Dir Deinen jetzigen Stand beßer zu Nutz, und halte Dich an Gott
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überlaßen Seiner heil. Führung, die wir freylich jeder Zeit Ursache haben den
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rauhen Wegen brüderl. Liebe und freundschaftlicher vorzuziehen. Ich glaube
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jetzt das Ziel meiner Reise erhalten zu haben, und stehe jetzt auf dem Sprung
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heimzugehen. Gott begleite mich und Dich und bringe uns glücklich
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zusammen.
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Parrhesie
griech. παρρησία, Offenbarkeit, Wahrsprechen, Freimütigkeit; neutestamentlich, hier vll.: Freudigkeit im Glauben
Ein Vertrauen auf Gott giebt uns
Parrhesie,
Lust und Muth und Glück
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alles zu unternehmen. Dem Glauben ist nichts unmöglich – nichts
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unbegreiflich, – nichts befremdend. Ich bin mir gewärtig das verlangte vor mir zu
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finden. Grüße Baßa und danke für gute oder schlechte Besorgung.
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Es wird dir hoffentlich nicht beschwerlich seyn meine Bücher mitzubringen.
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HE Mag. Lindner
Johann Gotthelf Lindner
HE
Mag.
Lindner wird deswegen mit Dir Abrede nehmen.
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Gott sey Dir gnädig und schenke Dir viel Freudigkeit des Geistes in
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Verlaßung zeitlicher Vortheile, die ohnedem unsichtbaren Verhältnißen immer
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zurückstehen müßen. Ich umarme Dich lieber Bruder und ersterbe mit
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herzlicher Zärtlichkeit Dein Freund und Diener.
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Hamann.
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Compliment
von HE
Pastor Ruprecht
an Euch alle. Gott empfohlen und
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Seiner Gnade. Lebe wohl und freue Dich der Zukunft – – Ach wenn mein
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Fuhrmann doch nur da wäre! Grüße alle gute Freunde schuldigst und
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verbindlichst von mir.
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Adresse mit rotem Lacksiegelrest:
4
à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre es Arts et Regent / du College
5
Cathedral de et / à / Riga. /
franco
.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (56).
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 33–35.
ZH II 41–44, Nr. 193.