75
190/18
Grünhof den
28. April 756
19
Herzlich geliebter Bruder
20
heil. Abend
Karsamstag, 17. April
Ich habe am heil. Abend an
mi
Euch geschrieben, ich weiß nicht warum
21
Du nicht an diesen Brief gedacht hast. Ist er angekommen
von heil. Abend
22
Mietau
heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
dati
rt. Von einer Einlage, die ich an Dich allein nach Mietau geschickt einige
23
Tage vorher zweifle ich daß sie glücklich ankommen wird. Noch 2
24
Erinnerungen waren darinn die ich zum voraus nehme, auf daß ich selbige nicht vergeße.
25
den Ruhm ihrer Taten Setze das
Andenken
weil das Wort Ruhm hernach
26
sehr öfters vorkommt. Im Anfang des Fragments an statt unsere oder diese
27
Stadt wie dort steht, setz R – – g – – Hat euer Buchdrucker nicht längliche
28
Striche
Geviertstriche
Striche, wie die Engl. in ihren Büchern brauchen. Wenn es mögl. ist wollte
29
ich sie gern in meiner Beylage angebracht haben.
30
Nun antworten. Die erste Antwort geschieht mit einer Anerkennung für
31
Sonntags
25.4.1756
überschicktes, welches ich Sonntags erhalten. Mit Zachariä werde mir einen
32
rechten guten Tag machen; bisher habe mir nur noch am Anschauen ergötzt.
33
Hast Du das Gespräch nicht gelesen? Mich wundert. Es ist voller großer v
34
neuer Begriffe; wenn es die natürlichen sind, die zu unsern Zeiten sehr seltene
S. 191
Schriften unterscheiden. Aus der Vorrede hättest Du Deinen Irrthum oder
2
Ungewißheit dir heben können worinn der König Stanislaus als Verfaßer
3
davon genannt ist. Dem HE. M. habe alles richtig gestern zugeschickt. Ich habe
4
mich erst
geach
den Tag darauf besonnen, daß Young noch fehlte.
5
Unterdeßen ist Zeit genung. Mit dieser Woche so Gott will mache meinen Tausch
6
vll. schon
Kant,
Allgemeine Naturgeschichte
, im Mai 1756 erstmals von
Johann Friedrich Driest
in Königsberg angeboten, der den Verlag des Titels (wie auch den von
Hamann,
Beylage zu Dangeuil
) vom bankrott gegangenen
Johann Friedrich Petersen
übernommen hatte.
an Dir fertig. Kant ist ein fürtrefl. Kopf. Leg mir doch seine Arbeiten auf.
7
Kant,
Nova dilucidatio
, darin die erste „Sectio“ betitelt ist: „De principio contradictionis“, vgl.
HKB 76 ( I 196/15 ),
HKB 76 ( I 197/36 ),
HKB 153 ( I 377/20 ).
Seine erste
Dissert de principio contradictionis
fürneml. diese. Ich bitte
8
Dich recht sehr darum auf die Gelegenheit welche den ganzen Dangeuil
9
mitbringen wird.
10
Mit der Durchsicht deßelben bin fertig. Was soll ich sagen, mein lieber
11
Bruder. Ich kann Dich nichts mehr als entschuldigen. Die Durchsicht deßelben
12
von mir ist mit Fleiß nur flüchtig geschehen um mich nicht zu vertiefen. Ich
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bin Dir für den Verdruß Dank schuldig, den Du meiner Arbeit wegen
14
übernommen hast. Du schreibst ungern, so hätte ich wenigstens auf einige Dinge
15
vorbereitet seyn können. Ich habe gebeten das Papier nicht zu schonen. Die
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Hauptabschnitte abzusondern. Es ist alles in einem Stück v auf einer Schnur
17
gefädelt. Auf Puncte v andere Zeichen gar nicht gesehen. Unterdeßen dies
18
mögen Kleinigkeiten seyn. Offenbare Sprachfehler, v solche die den Verstand
19
verwirren sind bloß mein Augenmerk gewesen; und dazu wird ein Verzeichnis
20
von Druckfehlern unumgänglich seyn. An einigen bin selbst Schuld. Ich habe
21
Dich um einige Dinge Erörterung gebeten, Dich über andern furchtsam
22
gemacht v ungewiß, damit Du desto aufmerksamer v genauer seyn möchtest.
23
Ich glaube daß ich Dir mehr Dank hierinn schuldig bin als ich selbst weiß,
24
weil mein Gedächtnis mir nicht eine so strenge Vergleichung deßelben erlaubt
25
was Du gethan hast als der Augenschein mir dasjenige weist was unterlaßen
26
worden. Z. E. warum ist man von meiner Handschrift wenigstens
27
abgegangen, da selbige mit meinem Exemplar zugl. übereinkommt v hat besondere
28
Abtheilungen von den Vortheilen Frankreichs gemacht, die doch im
Context
29
bey mir zusammenhängen. Sind sie in Deiner Auflage so unterschieden?
30
melde mir doch. Ferner ich sollte fast glauben daß man im spanischen die
31
Zeichen ═ ═ ═ ausließe bisweilen, an denen doch viel gelegen. Weil der Leser
32
sonst einen Zusammenhang suchen möchte, wo keiner wäre. Ich wiederhole
33
noch einmal mein lieber Bruder die Erinnerung, daß in meiner Beylage
34
grobe — Striche
Geviertstriche
grobe — Striche kommen sie sind in deutschen Büchern schon häufig genug. Die
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kurzen feinen Strichen wirken nicht auf das Auge v sind beßer eine Zerreißung
36
oder Trennung als Stillstand auszudrücken. Ist mir auch nicht lieb, daß die
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Einleitung mit großen Buchstaben gedruckt worden. Dies wird eine
S. 192
Misverhältnis in Ansehung des zweiten Theils verursachen; welcher es jetzt zu
2
spät seyn wird abzuhelfen. Man könnte dem Register der Druckfehler einen
3
kleinen Anstrich geben, wenn man vorn etwas vorsetzte. Ungefähr so.
4
Der Verfaßer dürfte vielleicht mehr als einige seiner Leser über die Menge
5
der Druckfehler
geärgert
aufgebracht werden.
Er hat sich
Ich sehe ihn
6
aber selbst
auf
v die letzteren auf den Verdruß darüber zubereitet. Meine
7
Umstände
verboten
haben mir nicht alle die Zeit erlaubt, welche seine
8
unleserl. Handschrift forderte. Ich glaube mein Unrecht einigermaßen durch
9
gegenwärtiges Verzeichnis ersetzen zu können, das ich
nicht eher als erst
10
nur nach geschehenem Abdruck
aufzusetzen
nachzuholen Zeit gehabt. Oben
11
könnte
Erinnerung des Herausgebers
kommen v dies wäre das letzte
12
Blatt des Buchs.
13
pag:
12.
Stan
ließ Standes
mäßige
gemäße Gründe. Die Wörter
14
v Zeilen mein lieber Bruder magst Du aufsuchen. Es steht im franzöischen
15
de convenance d’etat.
16
pag:
14. überhaupt betrachten
deleatur
ausgestrichen. Der Augenschein v
17
die Vergleichung mit dem franzoischen giebt es daß dies ein Schreibfehler.
18
Du hättest das franzoische mehr zu Rath ziehen sollen. An diesen Stellen bist
19
du einigermaßen mehr unschuldig als an den folgenden. Das falsche Wort
20
wird immer hingesetzt v nach dem
ließ
das rechte. Ich habe 2 Wörter öfters
21
geschrieben um das beste hernach auslesen zu können v nicht zu vergeßen; das
22
Ausstreichen des rechten aber bisweilen vergeßen.
pag:
24.
linea
3.
ließ
der.
23
ib:
die eine Stelle: es sollten ihrer daher so wenig als mögl. seyn.
pag:
26.
24
bedacht
ist
gewesen
ausgelaßen. Man kann lieber so setzen. Man
hat
darauf
25
gedacht
26
pag:
27. nützlicheren. 31.
Endlich
hat man. Steht: mit einem Wort ist meine
27
Schuld. 34. soll heißen
eigene
. Sonst kein Verstand.
pag:
39. seiner.
28
42. Ausschweifung darinn. 43. diesen
deleatur
44. könnten; es steht könnte. Verfall
29
ist kein Verstand
evenement
Vorfall 61.
linea
3. bloß steht am unrechten Ort
30
soll heißen,
bloß
suchen dürfen. 66. ein weit größeres Aufkommen. 68. den
31
Ueberfluß daran 77. an statt Waare ließ
Gattung
oder
Productes
.
32
85. ebenfalls. 91. Raleigh. 97.
die
deleatur
Ich konnte nicht eher verstehen
33
laß hin v zurück biß ich das franzoische zu Hülfe nehmen mußte 109. in ihren
34
Schooß. 120. Wo kommen die Einkünfte her? ließ Producte.
wäre
ließ
35
wären
.
36
121. Derselben ließ demselben. 141.
li
ihrer ließ ihren.
37
146. der Königl. Herrschaft ließ eines Königlichen Vorzug
s
rechtes
S. 193
149. ihr ließ sie. 167. gewaltigen ließ gewaltthätigen.
2
174. Eintheilung ließ Vertheilung.
3
176. ließ
welche
pp Vertheilung den Menschen ihrer Gesundheit und
4
ihrem Leben am zuträglichsten sey.
5
182.
dafür
an statt dadurch sonst kein Verstand. 186 sich durch seine
6
Arbeit zu unterhalten, dadurch, daß man der pp.
7
187. wiewohl unser Fleiß pp.
8
214. der
ließ
durch daß ließ wie möchte ließ könnte.
9
pag:
223. ließ unsers niedrigen Geldwechsels. 234 Text v Note heist Civiliste
10
nicht Livilliste.
11
235. Wie fehlt hier vom 25 Dec. 1750 v vom 25. Dec. 1757. Es
12
gehören beyde Jahre. Das folgende erklärt es. Sollte es in deiner Ausgabe
13
ausgelaßen oder geändert seyn.
14
245. von dem außerordentlich aufschlagenden Preise. Sonst kein Sinn;
15
ein offenbarer Schreib oder Druckfehler, den der Leser aber nicht einsehen kann.
16
247. Deker nicht Decker.
17
249. zu beklagen ließ beklagen kann.
18
281. Note kommt einige mahl
e. g.
fünfeinhalb. Wer redt im Deutschen?
19
Denn müßen Zahlen seyn 26½. So ein Fehler kommt noch einmal vor.
20
283. den ausländischen – – und den spanischen.
mihi oportet.
21
Ich werfe mir öfters diese Ungewißheit in meiner Muttersprache besonders
22
was die
praepos.
betrift als eine unverantwortl. Ungewißenheit vor; v man
23
muß dergl. Fehler auch niemanden als dem gemeinen Mann oder Ausländer
24
übersehen. Neue Mühe mein lieber Bruder, die bald geendigt seyn wird. Treibe
25
doch mit so viel Eyfer als möglich auf hurtigen Abdruck, daß die Sache einmal
26
zu Ende kommt. Auf Deine Anfragen will zuerst antworten.
pag.
27.
27
Tucker,
Essay on the Advantages and Disadvantages
; in
Hamann,
Beylage zu Dangeuil
, ED S. 398 (Nadler hat diese Stelle in N IV S. 241 ausgelassen), weist Hamann darauf hin, dass es ihm nicht gelungen war, Tuckers Werk zu besorgen und damit zu prüfen, inwieweit sich Dangueil auf dessen Beschreibungen und Argumente stützte. Dangeuil wiederum schreibt im ‚Preface‘ von
Dangeuil,
Remarques sur les avantages
, S. IV f. von seiner Bezugnahme auf Tucker, in Hamanns Übers.: „Der Herr Josiah Tucker, ein ehrwürdiger Geistlicher zu Bristoll, der zugleich ein fürtreflicher Bürger ist, wird, wie ich hoffe, ohne Unwillen einige von seinen Gedanken unter den meinigen finden. Ich habe von seinem Versuch über den Handel die Aufschrift entliehen, welche ich diesen Anmerkungen gegeben, und bis auf die Worte fast, meine sieben ersten Abschnitte aus ihm genommen, als eine Einleitung, die zu meinem Werk nöthig war;“
versteht sich am Rande, daß
nicht
ausgelaßen. Ich habe Tuckers wegen nach
28
Holl. v Engl. schreiben laßen. Wegen der Note habe schon im vorigen
29
geschrieben. Sie wird mit einem kleinen Buchstaben empfangen; weil sie als
30
eine Fortsetzung des Textes anzusehen, den man nicht hat unterbrechen wollen
31
ergäntzt
32
*mit dem
VIII.
Vortheil;
welcher desto größer ist, weil er in dem
33
Nationalcharakter des Volks v einem herrschenden Vorurtheil für die
34
Ueberlegenheit seines Geschmacks liegt. – – Geschmiedigkeit * die dem Franzosen natürl.
35
ist
v seinen Manufacturen günstig ist pp. So kann diese Anmerkung kommen.
36
Wegen der andern Stelle hast Du ganz recht, Sie muß so abgebrochen
37
werden wie Du meldest: wie viele Vortheile – –
S. 194
Der Innhalt betrift das ganze Buch mein Bruder v nicht den Dangeuil
2
allein. Das hab ich schon genung erklärt.
Dangeuil Ulloa
Beylage v alles.
3
Dies sind die 3 Haupttheile des ganzen Werks; von jedem kommt der
4
Innhalt; v ich möchte meiner Arbeit auch wohl die Ehre gönnen, damit man sehen
5
könnte, daß ich wenigstens nicht ohne Plan geschrieben.
6
* frag Wolson Geschmiedigkeit oder Geschmeidigkeit.
7
Inhalt der Beylage.
8
Beylage.
9
Allgemeine Betrachtungen
des Verfaßers
über vermischte Gegenstände…
10
Aussichten des Handels…
11
Nothwendigkeit
den
Kaufmann
selbst zu
bilden
…
12
Vom
Stande
deßelben…
13
Von den
Sitten
deßelben…
14
Vom
Familiengeist
wie er auf das gemeine Beste überhaupt und den
15
Handel insbesondere angewendet werden sollte…
16
Fragment…
17
Anmerkungen Gedanken über die beyden Werke beyde Schriften, darin
18
das eine Uebersetzung des einen und den Auszug des anderen Werkes zur
19
Uebersetzung des ersten und zum Auszug des andern zweiten Werks.
20
Anmerkungen zur
Uebersetzung
des ersteren und zum
Auszug
des
21
zweiten Werks…
22
Rede des Herrn
von Dangeuils
pp‥‥
23
Die Seiten davon werden Dir leicht zu finden seyn. Man könnte dieser
24
Eintheilung zufolge die Abschnitte der §. die zu jeder Materie gehören oder womit
25
sich jede Materie anfängt ein wenig tiefer abrücken. z. E. wie ich jetzt
26
anfangen werde.
27
Auf Dein Urtheil von meiner Abhandlung zu kommen, mein Lieber
28
Bruder; so dank ich Dir erstlich dafür. Ich wünschte wenn Du Deine
29
Erinnerungen ernsthafter abgefaßt hättest, oder daß ich wenigstens ernsthafter darauf
30
antworten könnte. Was die Gleichgiltigkeit des Anfangs betrift; so bin ich
31
dafür unbesorgt. Ich rede von der Freundschaft. Dies ist vielleicht nur ein
32
gleichgiltiger Gegenstand für jemand, der seiner Freunde beraubt ist oder der
33
abwesend sich nicht gegenwärtig durch einen angenehmen Betrug seines
34
Herzens zu machen weiß. Ich rede wenigstens von der Freundschaft mit etwas
35
Empfindung, die nicht bloß nachgeahmt ist. Ist es nicht eben so gleichgiltig,
36
wenn Milton seiner Blindheit eine große Elegie hält? oder gewißen lesern
S. 195
ist die Gestalt des Zuschauers eben so gleichgiltig gewesen v andern was
2
Montigue
Michel Eyquem de Montaigne
Montigue von sich selbst sagt. Du wirst übrigens einer gewißen Art allgemeine
3
Wahrheiten
individuel
vorzutragen um sie desto sinnlicher v lebhafter zu
4
machen nicht ungewohnt seyn. Ich sollte fast einen Theil Deiner Critik dem
5
Wolson beylegen.
6
2. Der Spott über einen Beruf, den man sich fehlt, das Frolocken über eine
7
fehlgeschlagene Hofnung sollte mich rühren. Wer frohlockt über ehrl.
8
Hofnungen, wie ich meine bestimmt habe. Du hast die Hofnung bey meinem
9
Beruf mit weniger Antheil gelesen als ich sie ausgedruckt. Wirst Du Dich
10
Deines Mantels v Kragens schämen weil man lange genug darüber gespottet
11
hat v vielleicht mit mehr Grund. Der besoffene Bauer frolockt auch bisweilen
12
am Sonntag über seines Priesters Eyfer für seine Beßerung v sein Glück.
13
3. Wer ist der Censor, den die Familiensucht treffen sollte. Vergiß die
14
Correctiones
nicht die ich Dir darüber gemeldet trotz ihrer Dummheit. Ich
15
beziehe mich auf meinen vorigen Brief.
16
4. Die veraltete Blume im Bregenzer Walde kannst Du bey HEn
Diac.
17
Buchholtz
aufsuchen der den Keysler hat. Die
Naiveté
des Bauern hat mir
18
gefallen. Bey solchen Leuten muß man die Originale der Menschl. Natur suchen.
19
Der Wohlstand hat mir verboten mich anders als durch Anführung des
20
Geschichtsschreibers zu erklären.
Sapienti sat.
21
5. Ich gestehe es daß es nicht an Lesern fehlen wird, die fragen können:
22
wer ist dies Muster? v denen es nicht mögl. seyn wird darauf zu antworten.
23
Davon ist die Rede aber nicht; sondern was hat er gethan v dies ist von mir
24
erklärt. Das Fragment ist nicht romanhaft; es ist durch wenige Züge nur
25
etwas mit Fleiß unkenntl. gemacht. So wenig ein ehrl. Mann ein
26
romanhafter Begrif ist so wenig ist es eine solche Familie. Ich kenne sie v wenn ich
27
nicht vom Handel hätte reden sollen, deßen Umfang ich nicht einsehe: so hätte
28
ich ganz anders geschrieben. Es ist das Berenssche Haus. Deine Neugierde
29
werde künftig näher befriedigen auch noch in anderen Stücken. Wenn die Welt
30
einige haben sollte; so wäre es desto besser. Vielleicht würde ihr auch Genüge
31
geschehen. Von künftigen Dingen mehr. Sollte mein erster Versuch gut
32
aufgenommen werden, wiewohl mir dies noch mißlich scheint; sehr mislich: so
33
könnte ich vielleicht etwas Muth bekommen öffentl. zu arbeiten. Gott geb mir
34
nur Gesundheit. Ich bin nichts weniger als ein Projectmacher, nichts weniger
35
als ein Menschenfreund. Man ist mit sich unzufrieden wenn man sich liebt;
36
v so geht es mit andern auch; Gott v seinen Nächsten zu lieben. Was für
37
eine einfältige Sittenlehre; v was für große Begriffe liegen in diesen 2
S. 196
Gegenständen derselben;
wovon
die sich
der eine
beide auf unsern
2
gegenwärtigen v künfftigen Zustand beziehen. Nicht umsonst gelebt; das ist der einzige
3
Beruf, der ächt ist. Die Art v Weise gründet sich auf die Freyheit uns. Natur;
4
so wie diese auf jenes Gesetz. Denn ohne Gesetze giebt es keine. Ließ Hervey,
5
mein lieber Bruder. Ich wünsch mir auch den 3. Theil zu lesen. Vertreib
6
unsern lieben alten Vater des Abends mit diesem Buche die Zeit. Es handelt
7
von dem Grunde unsers Glaubens. Gott erfreue uns alle bald mit der
8
völligen Gesundheit unserer lieben Mutter. Ich umarme Dich herzlich als Dein
9
treuer Freund v aufrichtig ergebener Bruder.
10
Am Rand der zweiten Seite:
11
Antworte mit ersten; Dein langes Stillschweigen hat mich sehr beunruhigt.
12
Grüße den ehrl. Wolson ich werde ihn auch schreiben mit nächsten.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (42).
Bisherige Drucke
ZH I 190–196, Nr. 75.