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107/15
Kgsberg den 23
Sept.
74.
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Mein lieber Freund und Landsmann Hartknoch!
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Hier haben Sie eine Einlage von einem vergnügten und zufriednen Vater
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Schwager Rappolt
Christian Samuel Rappolt
in Bückeburg, die ich gestern erhalten. – Ihr Herr Schwager Rappolt, der
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mich heute beym Heimgehen begegnete, da ich meines Lebens satt mehr
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taumelte als gieng, hat mir die Nachricht Ihrer glücklichen Ankunft mitgetheilt.
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Ich wünsche Ihnen und Ihrer empfindseeligen Hälfte den Genuß der Ruhe –
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nach so viel Unruhe, woran es auf der gemächlichsten Reise und in der
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ordentlichsten Haushaltung niemals fehlt, nach meinen kleinen Erfahrungen von
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beyden zu urtheilen.
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Herr Reichard
Johann Friedrich Reichardt
Herr Reichard ist während Ihres Hierseyns angekommen, aber sogl. auf
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jüngste Schwester
Sophie Dorow
das Land gegangen seine jüngste Schwester zu besuchen, von da er den Tag
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Ihrer beyderseitigen Abfahrt angekommen. Er hat mich vorige Woche
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Claudius
Matthias Claudius
besucht, um mir einen Gruß u Wink von
Claudius
aus Wandsbeck einzureichen.
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Seine Absicht ist nach einigen Monathen erst zu seiner Bestimmung nach
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Petersburg abzugehen. Aber, wie ich gestern gehört, liegt er an einem Fieber
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gefährlich krank. Seine Bestimmung geht auf kein Instrument, sondern blos
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auf die
Composition
–
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Auf unsern alten Freund, Autor und jungen Vater in der Wüste zu
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Bückeburg zu kommen: so schreibt er mir unter andern: „Die
lettre perdue
habe
S. 108
wie ein
Luchs
oder
Adler
in einem
Catalogo
aufgespürt und beynahe durch
2
Courier
kommen laßen – Es ist doch nicht recht, daß ich kein Einziges Ihrer
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Stücke von Ihnen alles von und aus
Catalogen
habe.“ Sorgen Sie doch
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Hintz
Jakob Friedrich Hinz
liebster Freund, daß
Hintz
mit der neuen vermehrten Ausgabe alle
5
Courier
kosten zuvorkommt.
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Item:
„Wegen der 2 andern Stücke, die mit der Urkunde hätten
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herauskommen sollen und (unserm Htkn. zu danken!) noch nicht heraus sind,
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halten Sie sich an
I
ihn – Er hatte sie ihnen schon vor ½ Jahr schaffen
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können. Von hier ists zu theuer und habe für mich selbst kein Ex.“
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Vestigia me terrent!
lieber Herr Verleger! möchte ich wie der Fuchs zu des
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Löwen Majestät sagen. Steigen doch nichts als Autor-Seufzer nach dem
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Madame Hartknoch
Albertine Hartknoch
Olymp! Ach
Madame Hartknoch
sagen Sie mir im Vertrauen, woran man
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am sichersten unsere
respectiven
Herrn Verleger bey seinem Wort halten
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Rolle eines Autors
Autor im Sinne von Erzeuger (von Kindern)
kann. Laßen Sie ihn auch die Rolle eines Autors spielen und rächen Sie unser
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ganzes Volk an ihm als seine Frau Verlegerinn.
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Auf meine Kleinigkeit zu kommen; so ist meine Hand über die
Essais
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litteraires
ziemlich erkaltet, woran der frühzeitige Herbst und Vorsprung des
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Ueber die Ehe
Hamann,
Versuch einer Sibylle über die Ehe
Winters schuld seyn mag. Ueber die Ehe hab ich auch noch keine Zeile weiter
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schreiben können, als ich vor Ihrer Abreise gekommen bin. Es wird dem
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Essay on Woman
Wilkes,
An essay on woman
Essay on Woman
des berühmten
Wilkes
nichts nachgeben; und der Text ist
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schloß die Stätte zu mit Fleisch
1 Mo 2,21
Gen. II.
– und er
schloß die Stätte zu mit Fleisch
. Womit Ihnen eine gute
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Nacht wünsche, und das Wort dem jungen Ehpaar nicht umsonst gesagt
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haben will – zu einer guten Nacht und
geseegneten
Ruh zum
Gratias.
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Reise Gefährtinn
Johanna Christiana Hummius
Hamann.
Grüßen Sie Ihre Reise Gefährtinn aufs ergebenste u. s. w.
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Adresse:
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à Monsieur / Monsieur Hartknoch / Marchand-Libraire très celèbre / à /
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Riga
. / par
fav
.
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Empf. d. 17 Sept. 1774.
vmtl. ein Lesefehler in ZH III, 107: der Brief ist wohl 27. September 1774 in Riga eingetroffen
Vermerk von Hartknoch:
HE Haman in Königsberg. Empf.
d.
17
Sept.
1774.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 91 f.
ZH III 107 f., Nr. 413.
Zusätze fremder Hand
108/28 |
Johann Friedrich Hartknoch |