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Mein liebster Freund,
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Endlich breche ich mir einige Augenblicke ab, mich in Ihre Armen
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zurückzuzaubern. Wie stehts, mein guter Hypochondrist mit Ihnen; mir war im
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Anfange
die Einsamkeit
nach ihnen so bange, als wenn ein Gatte sein
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liebes Weib bei Tisch u. Bett mißt. Nachher hab ich gearbeitet, den ersten
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Theil ganz umgeschmolzen, u. bin im zweiten
Theil halb;
dieser soll von unsrer
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Orient.
Orientalen, vgl.
Herder,
Fragmente über die neuere Deutsche Literatur
, 2. Sammlung, S. 277–295
Poet. Litterat. handeln
:
;
so fern wir die Orient. nachgeahmt hier von
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Klopstock
Friedrich Gottlieb Klopstock
Michaelis
Johann David Michaelis
Cramer
Johann Andreas Cramer
Breitenbauch
Georg August v. Breitenbauch
Klopstock, Michaelis, Cramer u. Breitenbauch; so fern wir die Griechen
studirt
,
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übersezzt
, hier von Steinbrüchel,
Bitaube,
p u. nachgebildet: von Geßner,
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Willamov
Johann Gottlieb Willamovius
Willamov, dem Schweizer. Theatergeschmack p; wiefern wir
Originalzüge
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die Römer, von Ramler Lange p Originale sind: Gleim p Frzos. u. Engländer
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Imprimatur mit 3
für die 3. Sammlung von
Herder,
Fragmente über die neuere Deutsche Literatur
; Imprimatur im Sinne von placet, vgl.
HKB 315 ( II 358/20 ) copi
rt. – Sie sollen Ihr
Imprimatur
mit 3!!! geben.
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Von den Kön. Zeit. habe mich getrennt. Sch., der einen elenden Roman
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Recens. schon eingerückt
Scheffners Rezension von „Scherzhafte Erzählungen kleiner Satyren“ in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 8. St. vom 27.1.1766
nett genannt, u. seine Recens. schon eingerückt, fand sich durch meine ihm
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wiedersprechende Critik
wohl eine Rezension desselben Werkes, die Herder einschickte, und zurückgewiesen wurde; Manuskript nicht überliefert (ebenso wenig Scheffners Zettel an Kanter im Hofmeisterton)
wiedersprechende Critik die unwißend ankam, aufgebracht, u. beantwortete sie
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an K. mit einem groben Hofmeisterton. K. schickte sie
bei
an mich u. ich
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Kant.
Johann Jakob Kanter
antwortete noch gröber. Den folgenden Posttag schickte ich an Kant. die
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Kantische Recension
Herders Rezension von
Kant,
Träume eines Geistersehers erläutert durch Träume der Metaphysik
, gedruckt in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 18. St. vom 3.3.1766
durch Sie
Kantische Recension, u. trat sehr höflich ab. Von L. bekam ich durch Sie einen
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lärmende Ode
Karl Gottlieb Bocks Ode
Auf den Geburtstag des Königs, bey Wiedereröffnung der Königl. deutschen Gesellschaft,
in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 13. und 14. St. vom 14. und 17.2.1766
Brief, der uns zu vereinigen suchte, u. schrieb. Da Sch. eine lärmende Ode
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Zeit. lächerlich gemacht
Johann George Scheffner
, „Parodie einer Ode“, in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 13. u. 14. St. vom 14. u. 17.2.1766
Osterode
Herders „Ostergesang“, in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 24. St. vom 23.4.1764
Schand- u. Liebespfal
in
KGPZ
, 42. St. vom 25.6.1764 ergriff der Verleger
Kanter
selbst das Wort: „nachdem er wahrgenommen hat, daß verschiedne der bisherigen [gelehrten Ausarbeitungen] dem Wunsche der Leser nicht völlig genug zu thun geschienen“, habe er als neue Feder einen auswärtigen Gelehrten engagiert. – „Um aber die Freunde des bisherigen gelehrten Verfassers [also Hamanns] nicht zu sehr zu erschrecken, meldet man ihnen zugleich, daß derselbe nicht gänzlich ausgeschlossen bleibt; sondern noch zuweilen, so viel ihm seine Geschäfte erlauben, Beyträge einsenden, und dadurch ihrem Geschmacke Gnuge leisten wird“.
in den Zeit. lächerl. gemacht: so hätte er meine Osterode, zu ihrer Zeit
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geliefert, compromittiren wollen: Dies bewegte mich zum sanften Abschied;
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u. es scheint, ich werde so einen Schand- u. Liebespfal
gesezt
bekommen, als
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Sie bei Ihrem Abzuge von den Zeit. – Ich erwarte, weil Sch. nicht
das Maul
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hält
schweigen wird, vielleicht eine noch unhöflichere Antwort; alsdenn
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fertige ich ihn erhaben ab u. – – Ein artiges Vorspiel meiner Autorschaft.
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In Ihren Kommißionen bin genauer gewesen, als Sie mir zutrauen. Die
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Hüner sind überschickt; das Engl. Bier, das ich an einen Ort noch
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G. Berens
Georg Berens
dienstbare Geister
Hebr 1,14
aufgetrieben, ist ganz sauer, ich u. G. Berens sind
deßwegen
dienstbare Geister gewesen.
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Glauben Sie sicherlich
.
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Daß Sie so aufmerksam auf meine Kommißionen sind, erfreuet mich; das
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H.
Hamann selbst; die Attribute vmtl. parodistisch auf
Kants Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen
gemäß Hamanns Rezension in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 26. St. vom 30.4.1764 (N IV,289–292).
mein lieber H. ist
schön
,
galant
,
vollk
.
artig
, u. den
guten Sitten
gemäß.
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Bleiben Sie in dieser guten
Lage
, bis ich Sie umarme, u. Ihnen davor danke.
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Htknoch
Johann Friedrich Hartknoch
Fast entschloßen, mit Htknoch nach Pr. zu reisen, um meine ehrl. Mutter
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zu besuchen, die ich seit 62. nicht gesehen; aber auch fast wiederruffen, wenn
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ich meine wenige Zeit hieselbst zugebracht, mein weniges Geld hieselbst
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gesamlet, u. meine wenige Verdienste um diesen Ort rechnet.
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Raillerie
Spott
Trescho hat an mich einen bis zur Raillerie oder Ekel höflichen Brief
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geschrieben; in jeder Zeile spöttisch
u.
oder
lächerlich.
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Eine Stunde jetzt, da die Tage wachsen, mehr in der Schule, v. 8–5. zu
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arbeiten, wenn ich nicht eccentrisch bin; außerdem ganz Autor – denken Sie
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meine Geschäftigkeit, die jetzt ganz von
I
ihrer Schwärmerei sich entwöhnt;
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A. Berens
Arend Berens
in 3. Wochen 2. mal bei A. Berens, sonst nirgends gewesen.
3
guten Frauen
Eva Maria Berens, geb. Zuckerbecker
Von dieser guten Frauen, einen Gruß: je mehr ich
S
sie kennen lerne,
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je mehr ist Sie auch bei Ihren Fehlern für mich liebenswürdig –
nil admirari
5
eo plus amare!
dt. um so mehr lieben!
bei Namenspersonen; aber bei Frauenzimmern
eo plus amare!
ist das nicht
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curieuse
Dt. merkwürdig, seltsam; scheint mündlich ein Lieblingsausdruck Hamanns gewesen zu sein, vgl.
HKB 326 ( II 369/33 ).
curieuse.
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C. Berens
Carl Berens
Hyp Hyp.
Hypochondrie
C. Berens ist an seiner Hyp Hyp. gefährlich krank gewesen; wenn anders
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eine Krankheit gefährlich seyn
kann
, die Jahreszeit, und Ordnung hält, u.
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also nicht nach
I
ihrem Bruder, dem Tode schlachtet.
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Noch mehr solche Briefe voll Auszüge, u. Bemerkungen, wo der Philolog
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gelesen, gedacht, beobachtet, u. treulich angeführt
Herder benutzte diese Termini als charakterisierende Überschriften in der Passage über Hamann in den
Fragmenten
, 1. Sammlung, 18. Fragment, S. 248f., davor bereits in der Apostille der
Dithyrambischen Rhapsodie
, S. 38f.
gelesen, gedacht, beobachtet, u. treulich angeführt hat, – alles beßer als Ihr
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Freund H.
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P.S.
Einen Brief über die
καλους, κ’ αγαθους,
u. die Bekanntschaft
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Homers
zu
Homer
und καλους καγαθους vgl.
Herder,
Fragmente über die neuere Deutsche Literatur
, 2. Sammlung, S. 314
Freundes
Christoph Anton Tottien
Homers, aus Ihres Freundes Bibliothek wünsche mir. Grüßen Sie das ganze
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Haus. Ihre Gedanken u. Einfälle, u. Zugaben u. Ratschläge über das Buch,
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das ich jetzt gebäre.
H.
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Adresse mit Siegelrest:
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à Monsieur / Monsieur
Hamann
/ homme de lettres / à /
Mitow
/ Franco /
19
bei
HE.
Hofrath Tottin
/ abzugeben.