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356/15
Mitau den
20 Febr. 766.
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Mein allerliebster Herder,
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Diese Einlage hab ich gestern erhalten, und giebt mir Anlaß Ihnen zu
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schreiben. Ich hoffe daß sie auch die
Memoires
des
Eon
werden bekommen und
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bereits abgegeben haben. Wie hält es mit dem Engl. Bier und der andern
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Commission,
die ich Ihnen u Fr. Hartm. aufgetragen. Sie können dafür
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sicher seyn, daß ich Sie künftig damit nicht beschweren werde, und wenn die
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Zeit zu Haselhünern vorbey seyn sollte, so melden Sie mirs nur. Es ist nichts
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daran gelegen. Das Engl. Bier aber hätt ich gern. Jetzt ist es gewiß, daß
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HE Hofr. abreisen wird; und dies wird in 14 Tagen wohl vor sich gehen.
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Den 20
Mart.
ist der
Termin
der
Relations
Ger.
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Ich habe die Zürchischen freymüthigen Nachrichten von neuen Büchern
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und andern zur Gelahrtheit gehörigen Sachen durchlaufen. Ein
Journal
von
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20 Qvartbänden, das 1744 angefangen und 63. aufgehört hat, oder vielmehr
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unter dem Titel: Wöchentl. Anzeigen zum Vortheil der Liebhaber der
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Wissenschaften und Künste fortgesetzt wird; aber in 8. Hier habe ich im vierten
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Jahrgang 1747. noch eine Schrift angeführt gefunden, und den Verfaßer davon
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den
berühmten
Emanuel Schwedenborg
genannt
Pars prima de cultu
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et amore Dei, ubi agitur de Telluris ortu, Paradiso et Viuario, tum de
S. 357
Primogeniti seu Adami natiuitate, infantia et amore. Lond.
1745. Das
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Beywort scheint anzuzeigen, daß damals schon Nachrichten von ihm den
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Gelehrten mitgetheilt worden.
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In Rammlers Ode auf den Granatäpfel wird d
er
ie
Ausdruck
5
Constructio:
o du, die
du
dich
krönst
, als ein
Latinismus
getadelt. Die Deutschen
6
müßen nach dem alten Redebrauch sagen: o du, die sich krönt. Dieser
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Latinismus
scheint durch das Vater Unser ziemlich allgemein geworden zu seyn.
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Ein Engl.
Anton Askew
hat 747. eine Ausgabe des
Aeschylus
angekündigt,
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und wirft in seinem
Specimine
dem
Paauw
seine Unwißenheit in den
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Gesetzen des Sylben und VersenMaaßes vor, nebst einer Zuneigung fremde
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Arbeiten für eigene Erfindungen auszugeben. 3
Quart
bände, die nur 2
12
Guinees
kosten sollen. Der Text aus 35 Handschr. verbeßert. Außer allen
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Anmerkungen der
Paauw
schen Ausgabe kommen noch von 11 großen
Philolog
en
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ungedruckte und neue Noten hinzu, nebst des Herausgebers eignen und einer
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Abhandl. vom griechischen tragischen
Metro.
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Abresch
Ausgabe von
Aristaeneti
Briefen ist zu Zwoll 1751. 8
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ausgekommen.
Schier
hat in Leipzig den
Mosch.
u
Bion
aufgelegt, und diese
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Ausgabe übertrifft meine
Venetiani
sche. HE. Hartknoch wird Ihnen daher selbige
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leicht mitbringen können.
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Noch hab ich eine lange Ode des Klopstocks an seine
Meta
gefunden,
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wenn sie Ihnen nicht bekannt ist und Sie Lust dazu haben, werde Ihnen
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selbige bey Gelegenheit abschreiben. Er wird zwar in einem Briefe nachher
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als der Autor davon wiederruffen; dies scheint aber eine bloße dichterische
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Wendung zu seyn. Sie ist als eine Hälfte von der Ode
an
Gott anzusehen.
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In ihrer Ausgabe des Horatz haben wir uns über die Einrichtung des
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Carm. Saecul.
verwundert. Sie stammt von
Sanadow
her, der selbige schon
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in sehr alten Ausgaben gefunden. Der dänische Justitz Raht
Andersen
hat
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noch eine weit neuere
Hypothese
darüber ausgeheckt, und aus dem
Sidonius
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Apollinaris Carm. IX. v.
218. folgende Ordnung der Horazischen Schriften
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angegeben:
1.)
Briefe. 2. Satyren.
3.)
Das Buch Epoden. 4. die Oden
5.)
die
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Poetik.
6.)
Laudes Phoebi et Dianae.
Seine Abhandl. ist 1754. zu
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Coppenhagen in 8. auf 10 Bogen ausgekommen und heist:
Pars sexta Operum
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Horatii, ipsi et Sidonio Apollinari, Laudes Phoebi et Dianae, dicta, ex
34
antiquissima recensione Sidonii nunc primum
edita,
argumentis et noua
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Paraphrasi collustrata, auctore I. P. Andersen. &
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In
Lochers
Ausgabe von 1498. sind bereits 3
Carm. Saecularia
angegeben,
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Anch. hat noch 5 dazu gefunden in folgender Ordnung:
S. 358
1.)
Lib.
1.
Od.
32.
2
2.)
Lib. IV. Od.
6. welche auf dem Marsfelde am ersten Tage der
3
secularischen Spiele gesungen.
4
3.)
Lib.
III.
Od.
1.
am 2
ten
Tage im
Capitolio.
5
4.)
– –
Od.
22. }
6
5.)
Lib. I. Od.
21. }
des Nachts vor dem dritten Tage im
Dianen
tempel.
7
6.)
Lib.
1.
Od.
31. }
8
7. das eigentl.
Carmen Saeculare
}
am dritten Tage im Tempel Apolls.
9
8.)
Lib. III. Od.
30. welche Horatz entweder selbst zu Ende auf dem
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Marsfelde abgesungen oder von einem Chor von 27 Knaben u eben so viel
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Mädchen aufführen laßen. Aus dem
Zosimus
scheinen diese Nachrichten
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entlehnt zu seyn.
13
Der Autor hat diese
Hypothese
in 5
Diss.
weitläuftiger abgehandelt.
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Vergeßen Sie auch nicht die alte
Brochure de spectris
u.s.w. dem HE Hartknoch
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wieder zu geben. Grüßen Sie ihn und alle guten Freunde; nehmen Sie sich
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des engl. Biers an HE Georg Berens um Bestellung deßelben zu ersuchen,
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dem ich unmögl. schreiben kann, aber
so bald
ich im stande seyn werde, nicht
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unterlaßen will. Leben Sie wohl und lieben Sie den Ihrigen. Wie geht es mit
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Ihren Arbeiten. Ich hoffe daß Sie Hartknoch das Geleit bis hieher geben,
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und mein
Imprimatur
Ihren Erstlingen ihm mitgeben werden. Bald mehr.
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a Dieu, mon petit coeur gauche.
22
Mein allerliebstes Herderchen!
23
Es ist mir noch eingefallen
beyliegenden Brief Ihnen zu getreuer
24
Bestellung
zu empfehlen. Ich habe wohl geschrieben daß mein lieber
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Hauswirth erst in 14 Tagen abgehen wird. Es könnte aber wohl eher, und noch
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vor 8 geschehen. Wenn HE Hartknoch das Geld für das Bier auslegen will,
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kann ich es hier so gleich bezahlen. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr treuer
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Freund.
Den 21.
Febr.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 25–26.
Bisherige Drucke
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 114–118.
ZH II 356–358, Nr. 315.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
357/5 |
du |
Geändert nach der Handschrift; ZH: du |
357/5 |
krönst |
Geändert nach der Handschrift; ZH: krönst |
357/24 |
an ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: von |
357/30 |
1.) ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1. |
357/30 |
5.) ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 5. |
357/30 |
3.) ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3. |
357/31 |
6.) ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 6. |
357/34 |
edita, |
Geändert nach der Handschrift; ZH: edita |
358/1 |
1.) ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1. |
358/2 |
2.) ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2. |
358/4 |
III. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: III. |
358/4 |
3.) ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3. |
358/4 |
1. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1. |
358/5 |
4.) ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 4. |
358/6 |
5.) ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 5. |
358/7 |
6.) ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 6. |
358/9 |
8.) ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 8. |
358/17 |
so bald ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: sobald |