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341/7
den 23 8
br
81.
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Liebwerthester Freund,
9
Den 26
pr.
übersandte mir HE
Toussaint
den
gerechten Momus
und
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den Tag drauf als am Geburtstage meines lieben Mich. HE Post
Dir.
Kurow
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eine Ladung
The
aus China zur eignen
Consumtion
u weitern
Expedition.
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Muß wenigstens, weil ich nichts mehr kann, den richtigen Empfang und herzl.
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Dank bescheinigen – wiewol ich dort nichts als Herders Namen gefunden,
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aber gar nicht, was ich vermuthete oder besorgte. Desto beßer! HE
Courtan
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hat den
Christiani
schen
Catalogum
besorgt, u mir auch ein Exempl. – aber
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auch nicht so viel gefunden, als ich erwartet, wiewol ich immer Appetit hätte
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ein hundert Thaler zu verzehren, wenn man könnte, was man wollte. Nun
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muß mans wie der äsopische Fuchs machen mit jener Traube, die ihm zu
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hoch hieng, sagend: ich will nicht, was ich nicht kann.
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Vorigen Sonnabend hab ich auch den Meßkatalog endlich zu lesen bekommen,
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aber nichts draus behalten, als daß Hume’s Dialogen wirklich
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herausgekommen u
D.
Plattner der Uebersetzer ist, daß Sie ein Verleger von zwey schönen
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Werken geworden, nach denen mir der Mund auch schon wäßert, das eine
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ist von Kleuker, der so an mich denken wird und Sie für ihn und das andere
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von der Religion der Perser. Ist es doch Ihr Verlag, und die
carta blanca
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darauf noch meines Wißens nicht
cassi
rt. Zwey Bücher stehen aus Mitau,
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aber in
Commission,
vermuthlich eine Unternehmung der neuen
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Handlung in
petto.
Penzel hat sich auch mit 2 Werken für die Ostermeße
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angemeldt.
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Wie hält es mit Kantens Schrift? Ist das
Mst
schon fertig und in der
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Mache? Einige sagen, und er selbst, es wäre ein Auszug der Kritik; andere
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hingegen behaupten daß es ein Lesebuch über die Metaph. seyn soll, auch aus
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seinem Munde. Bitte mir soviel Sie wißen, mitzutheilen, und wenn es heraus
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ist, und Exemplare herkommen, auch an mich zu denken.
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So bald Hume ankommt, wird es mir ein Fest seyn die Uebersetzungen zu
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vergleichen, und denn an meine eigene Arbeit zu gehen – an der ich sammle.
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Bin gestern mit dem ersten Bande der
Bibliothecae Fratrum Polonorum
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welche die Werke des
Socini
enthält fertig geworden, mit dem ich in Ansehung
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der natürl. Religion gleich denke. Eberhard sagt, in seiner Vorbereitung, daß
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er von seinen Glaubensbrüdern gründlich widerlegt worden. Ich muß selbige
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daher auch kennen lernen. Philosophie ohne Geschichte sind Grillen und
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Wortkram. Aus Exempeln werden Regeln abgesondert, und
die Probe
der Regeln
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sind wiederum Exempel. Also Exempel hinten und vorn, oben und unten
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und die Regeln in der Mitte. Die Geschichte unsers protestantischen
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Lehrbegriffs ist von Plank, ich habe sie
vor Freuden
gekauft, und seitdem noch
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nicht weiter gelesen. Wer mag doch Verf. vom
Geist der deutschen
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Geschichte
seyn?
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Gute Nachrichten aus der Schweitz? Mit meinem Hans bin jetzt auf einem
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Scheidewege zum pollnischen oder französischen. Findt sich Gelegenheit zum
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ersten, so ziehen wir es beyde vor – vielleicht aus Eitelkeit. Gott hat mein
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Haus väterlich vor Krankheit bewahrt. Was machen Sie und die lieben
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Ihrigen? Habe lange nichts erfahren noch gehört. Erfreuen Sie mich bald
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mit guten Nachrichten und dem 2ten Theil – u vielleicht dem Seerecht von
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unserm Landsmann, an den ich Einl. bey Gelegenheit zu befördern bitte. Wie
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geht es Sydow? Ich komme fast gar nicht aus, und habe sogar die Sonntage
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zur Erbauung mit der polnischen Brüderschaft ausgesetzt. HE v Auerswald
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ist auf eine Hochzeit gefahren, und hat mir vor der Hand aufgetragen mich
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nach einer Ausgabe eines engl.
Shakespear
zu erkundigen, ob Sie eine haben,
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welche? und wie viel sie kostet? Er nimmt in dieser Sprache mit
Dängel
bey
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Prof.
Kraus Unterricht. Dängel feyert auch diesen Monath eine Hochzeit im
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Oberlandschen wo er als Hofmeister gestanden. Wagner hat so wenig
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Rücksicht für unser theils verwöhntes theils – Publicum, weder einen Meßkatalog
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verschrieben noch hier gekauft zu haben. Hartungs Lampchen freut sich des
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neuen Oels, begünstigt in
Preisen
und
Neuigkeiten
. Dem ohngeachtet ist
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des jungen Moldenhawers Hiob u andere Hauptsachen mehr, nicht
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aufzutreiben. Von einer Seite Geld ohne Kopf, von der andern weder Geld noch
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Herz. Der eine kann nicht, was er will; der andere will nicht, was er kann.
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Das macht eben unsere Welt zur besten. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr
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alter treuer
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Joh. Ge. Hamann.
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P.S.
Bitte an HE Arndt die Aufschrift zu machen; weil ich seinen Titel
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nicht recht weiß: CabinetsAßeßor, oder CollegienAßeßor. Ich habe HE
S. 343
Kleuker geantwortet, von dem mir ein Päckchen verloren gegangen nebst
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seinem Briefe, an beyden ist mir viel gelegen. Meine Antwort war vom
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Julii.
Wünschte gern zu wißen, ob er selbige erhalten hätte. Da ich die
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letzte Einl. durch Ihre Güte erhalten; so erinnern Sie sich doch wegen dieser
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Antwort, wenn Sie an ihn bey Gelegenheit schreiben.
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Sollten Sie, liebster H.
Commissionen
haben auf den
Christiani
schen
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Katalog; so wird selbige HE
Courtan
besorgen; denn daß ich selbige nicht
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selbst abwarten kann, wißen Sie, und ich bin noch ungeschickter für andere
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zu kaufen, als für mich selbst.
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Voß hat HE Kr. R. Hippel versichert, das ganze
Mst.
der Lebensläufe
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nunmehr erhalten zu haben, und daß das Ende nächstens mit dem Namen
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des Verf. erscheinen würde. Auf die 2 Saml. der theol. Briefe von Semler
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bin sehr neugierig, weil selbige eins meiner liebsten Bücher betrift, neml. die
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Apologie der Apokalypse
, welche ich zwar nicht selbst habe, aber mit dem
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grösten Vergnügen gelesen und jedem empfohlen. Wißen Sie nicht den
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Verf. davon?
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Wie Sokrates mit seinem
Genius
scherzte: so unser liebe Vater Luther mit
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seinem
Schiblemini
als einem
spiritu familiari,
von dem Hilscher 730 an
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meinem Geburtsjahre eine kleine Abhandl. herausgegeben. Dieses
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kabbalistische Wort will ich zum Titel meines
libelli
machen. Es soll also heißen
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Schiblemini
oder
epistolische Nachlese eines Misologen
. Der 1. Brief
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betrift die
enthält Zweifel über die Existenz eines ägyptischen Priesters,
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der Hephästion geheißen. Der 2. betrift die
jesuitischen
Betrachtungen über
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das Christentum.
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3. Gedanken über eine neue Inschrift: Man kann was man will
pp.
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4. über die Uebersetzung der Humischen Dialogen. Die übrigen den
engl.
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u
preuß. Hume
besonders seine Kritik aller speculativischen Theologie.
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Werde froh seyn, wenn ich gegen Ihre Ankunft fertig bin. Gott schenke
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Ihnen und mir Gesundheit, daß wir uns einander vergnügt sehen. Wie leicht
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verläuft ein halb Jahrchen.
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Mein armer Kopf! Wenn mein Gehirn so aussieht wie mein Blut, das
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ich neul. gelaßen: so ist es nichts wie Eiter, statt Nervensafts. Lohnt es nicht
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der Mühe, was ich schreibe: so will es Ihnen nicht aufdringen. Ueber der
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Bothschaft, daß Humens Dialogen glückl. heraus sind, kaufte ich vor Freuden
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das abentheuerliche Büchlein vom
Geist der deutschen Geschichte
und
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Siegwarts
Fragmentum I. Cogito,
weil es von einem alten 70jährigen Knaben
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ist. Ich denke, was man vor Freuden thut, darf man eben nicht verantworten.
S. 344
Empfehlen Sie mich den Ihrigen, HE
p Parisius
u.
P.
Gerike. Ich Ihnen
2
mein ganzes Haus, nebst dem Ueberläufer Hänschen. Wenn Sie sich wol
3
befinden, so schreiben Sie es mir, so kurz Sie wollen u können.
Vale et faue.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 222–224.
ZH IV 341–344, Nr. 634.