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291/2
Geliebtester Freund,
3
Brief
nicht überliefert
Ich habe vorige Woche erstl. Ihren Brief erhalten. Sie werden die Absicht
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Abreise
nach Königsberg, auf Wunsch des Vaters
meiner schleunigen Abreise schon längst erfahren haben. Gott Lob! Mein
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geschwinder Gehorsam auf den Wink meines lieben Vaters ist dadurch belohnt
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worden, daß ich ihn über Vermuthen beßer gefunden. Er hat auch schon einen
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Versuch auszugehen gemacht, womit er aber einhalten müßen; heute mit
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Gottes Hülfe einen neuen, wo ich wie ein Pappelbaum ihm zur Seiten gehen
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muß. – So weit von meinen hiesigen Angelegenheiten; ich weiß daß Sie an
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dem Leben meines Alten Antheil nehmen und an meiner Zufriedenheit darüber.
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Ihre liebe Mama habe gleich bey meiner Ankunft besucht und bin gestern
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gleichfalls bey ihr gewesen. Sie befindet sich Gott Lob! munter. Hat ihr
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Die
Mutter Lindners
musste vmtl. einem Soldaten der russischen Truppen Quartier geben, die Königsberg seit dem 21. Januar 1758 besetzt hielten.
Hauskreutz an ihrem Gast, das sie mit viel Gedult träget. Sie ist sehr
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Dazu hatte auch Hamann geraten,
HKB 130 ( I 281/35 ) vergnügt über Ihren Entschluß zur
Theologie
zurückzukehren, schien aber etwas
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über die Heftigkeit, womit Sie sich auf die entgegengesetzte Seite Ihrer
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bisherigen Denkungsart zu werfen scheinen, besorgt zu seyn. Ich habe Sie
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deswegen so gut ich konnte beruhigt, und es war mir lieb, daß unsere Gedanken
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überein trafen. Erlauben Sie mir, Geliebtester Freund, noch eine kleine
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Erörterung derselben hinzuzufügen, weil dadurch ohnedem eine Beantwortung
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einiger Stellen in Ihrer werthen Zuschrift geschieht.
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Ich habe gehört, Sie wollen Ihre jetzige Stelle verlaßen, und sich nach Riga
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begeben pp. weil Sie glauben, daß die gegenwärtige Verfaßung Ihrem
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Entschluß zur Gottesgelahrtheit zurückzukehren im Wege stünde. Es ist eine
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Pflicht mit der Stellung zufrieden zu seyn, worinn wir uns finden; und je
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schwerer sie uns wird, desto größer der Sieg über uns selbst und der Beystand
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Gottes ihn zu erhalten. Ohne die wichtigsten Gründe verlaßen Sie also Ihren
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gegenwärtigen Posten nicht. Wenn Ihnen eine andere Verfaßung nöthig und
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nützlich seyn wird; so wird Sie Gott wohl darein versetzen, wie Sie an meiner
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jetzigen Verruckung ein Beispiel haben.
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…
Frau Consistorial Räthin, war schon für ein wenig Schwärmerey bey
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Ihnen besorgt
und
ich weiß an mir selbst, daß wir diese Klippe vorbey
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müßen, daß aber keine Gefahr dabey ist, so lange der Meister auf unserm
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Schifflein ist, gesetzt daß er auch wieder seine Gewohnheit – auf einem Polster –
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schlafen sollte. Laßen Sie ihn schwärmen, sagte ich, der liebe Gott wird es
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wohl seinem Feinde und Freunde verbieten einen Schwärmer aus ihm zu
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machen.
S. 292
Hier muß ich eine Lehre mir selbst so wohl als Ihnen sagen. Wir müßen
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uns des Menschensohnes und seines Bekenntnißes nicht schämen; aber auch
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nicht die Perlen seiner Lehre jedermann vorwerfen. Eylen Sie daher nicht
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Ihr Licht aufzudringen, bauen Sie nicht auf die Empfindung Ihres Glaubens
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denn die ist öfters ein Betrug uns. Fleisches und Blutes, und hat die
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Vergänglichkeit deßelben mit dem Grase und den Blumen des Feldes gemein –
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noch weniger beurtheilen Sie andere nach den ersten Erfahrungen, durch die
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Sie Gott geführt hat und führen wird.
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Sie haben mir erlaubt und mich zum Theil aufgemuntert ernsthafft an Sie
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zu schreiben; ich habe es daher gethan und Sie werden mir die Ihnen
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mitgetheilte Erinnerungen, so leicht und gering sie auch sind, als wohlgemeint
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zu gute halten.
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Sie schreiben mir von ihrem Wege in Wüsteneyen. Der Psalmist aber sagt:
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Die Wohnungen in der Wüsten sind auch fett – daß sie triefen.
Ψ
65.
15
Ich freue mich herzlich über den Hunger und Durst, den Sie von sich
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bekennen. Die Unersättlichkeit aber ist der Genügsamkeit – wie in irrdischen also
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auch in himml. Dingen entgegen gesetzt. Nicht der Brodte wegen, nicht der
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Aufwallungen wegen, der guten Gedanken und Bewegungen wegen – Gott
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mag uns den Brodkorb so hoch hängen als er will, gesetzt daß er uns auch die
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Brosamen versagt – Derjenige, dem alle Macht im Himmel und auf der Erden
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gegeben, der bey seinem Abschiede versprochen allenthalben bey uns zu seyn,
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nicht nur allenthalben sondern auch keinen Tag unsers Lebens biß ans Ende
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deßelben ausgenommen, legt uns alles aus, wenn er uns allein, so allein
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daß wir uns selbst fehlen, antrift – wie ers mit seinen Jüngern machte. Sein
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Geist soll uns in alle Wahrheit leiten – und diese allein macht uns frey – und
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sollt ihr etwas anders oder sonst halten,
das laßet euch Gott offenbaren
Regel, darein wir kommen sind, wandeln und
Phil.
28
III.
15, 16.
29
Wenn Sie auch ohne Frucht arbeiten müßen, so fahren Sie nur getrost fort
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in Ihrem jetzigen Beruf. Entschlagen Sie sich aller Vereckelungen, die Sie
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anwandeln, und glauben Sie, daß Ihnen dasjenige von Gott befohlen
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worden, was Sie jetzt thun, weder in Betracht auf Ihr eigen Selbst, noch
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Kinder, noch Eltern, noch Freunde pp. Eine selbstgewählte Ordnung zu leben,
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die man sich mahlt, und die man sich zu erschwingen bemüht, ist wie ein
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selbstgewählter Gottesdienst dem Herrn ein Gräuel. Sie werden sehen wie
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viel Zeit Sie übrig behalten werden, wenn Sie sich aller Nebendinge – selbst
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in Ihrem jetzt erneuerten
studio Theol.
entschlagen werden. Wenn wir
S. 293
bitten: Gib uns heute unser tägl. Brodt; so bitten wir zugl. daß uns Gott jeden
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Tropfen Schweißes jeden Tag zuzählen soll, mit dem wir daßelbe eßen das
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heist, verdienen oder erwerben sollen nach der Weltsprache. Denn eigentl.
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zu reden weiß kein Christ etwas davon vom Brodte, das er verdient oder
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erwerben sollte; alles ist für ihn nur Gabe Gottes, die er mit Lob und Dank
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gegen den genüst, der es verdienen und erwerben muste, da er zitterte, zagte,
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und Blut schwitzte.
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Sie haben mir viele dunkle Betrachtungen gemeldet, die sich auf
facta
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zu gründen scheinen, davon ich nichts weiß. Was wollen sie sagen, daß es
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schwer sey die Unschuld zu retten. Wer hat Ihnen dies schwere Geschäfte
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aufgetragen; das gehört für irrende Ritter, wie mir ein guter Freund öfters
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vorgerückt hat. Weßen Unschuld meynen Sie? Ihre eigene? Sind Sie derselben
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so gewiß, oder ist Ihnen so viel daran gelegen unschuldig zu leiden. Sokrates
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Diog. Laert.
2,35
sagte zu seiner Frau: Wünschest Du lieber, daß ich schuldig leiden soll.
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Anderer Leute ihre Unschuld? Diese geht Sie noch weniger als Ihre eigene an.
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Sie wißen, daß mein Briefwechsel längst aufgehört hat. Warum fällt es
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Ihnen so spät ein, mich darum zu ersuchen? Zu was für Veranlaßungen hat
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er Ursache gegeben? Haben Sie etwa den Dienst schon aufgesagt, und meynt
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man daß ich Sie aufrührerisch gemacht? Gesetzt daß man mir auch dies
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aufbürdete, was wäre mir daran gelegen? Es wird mir lieb seyn etwas von
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Ihren Verlegenheiten und der jetzigen Stellung in Ihren Hause zu wißen,
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wenn es Ihnen gefällt mich zum Vertrauten darinn zu machen oder es der
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Mühe lohnt die Feder dazu anzusetzen.
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jemals an, ob man mir Recht oder Unrecht thut. Ich hänge
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ja nicht mehr von ihnen ab; und ich danke Gott daß ich weder über das Recht
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noch Unrecht meiner Handlungen mehr wie ehemals grübele und mich darüber
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ohne Noth beunruhige. Handle ich Recht; was habe ich mich darauf
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einzubilden oder das zu verfechten. Handle ich Unrecht; so geht das Gott allein
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an, und ich glaube einen Gott der nicht mit uns ins Gericht gehen wird,
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gesetzt daß uns Menschen, und unser eigen Herz verdammen –
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Wie viel kostet es uns Menschen nicht von der gesetzlichen Furcht loß zu
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werden, und zu der Freymüthigkeit und Freude zu gelangen, die uns in Christo
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gegeben ist, und die eine Wirkung seines Geistes ist.
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Was wollen Sie für große Anstalten zu Ihrem neuen
studio
haben. Drey
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Leibbücher wären für mich hinlänglich, das erste lesen Sie und schmecken Sie
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schon, und wenn Sie solches als ein Christ lesen, so wird Sie Ihnen als
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einem Gottesgelahrten mehr zu statten kommen als ein Auszug der besten
S. 294
Ausleger. Das zweyte Buch wäre Rogalls und Schultzens Gesangbuch; Sie
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kennen noch zu wenig unsere KirchenPoesie, dieser Schatz liegt auf einem
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offenen Felde – demohngeachtet wenigen entdeckt und noch von wenigern wird
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ein Besitz davon gemacht und ein rechter Gebrauch. Da Sie ein Dichter sind,
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so sey dies Ihr klaßischer. Das dritte ist die Sammlung von Luthers kleinen
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Schrifften, die Rambach herausgegeben. Ich werde selbige ehstens meinem
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Bruder mitschicken. In diesem Buch finden Sie über die Hauptlehren unsers
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Glaubens dieses Vaters uns. Kirchen, außerlesenste und körnichste Gedanken
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und Erklärungen, die zugl. polemisch und praktisch sind. Was für eine
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Schande für unsere Zeiten, daß der Geist dieses Mannes, der uns. Kirche gegründet,
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so unter der Asche liegt. Was für eine Gewalt in der Beredsamkeit und
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Ausdruck – was für ein Geist der Auslegung – was für ein Prophet – Wie gut
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wird Ihnen der alte Wein schmecken, und wie sollten wir uns. verdorbenen
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Geschmacks schämen. Was sind
Montaigne
und
Baco,
diese 2 Abgötter des
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witzigen Frankreichs und tiefsinnigen Engl. gegen ihn.
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Carpzov Critica Sacra
ist in Ihres Nachbars
Bibliothec.
Verbinden Sie
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die Lesung deßelben mit einem guten
System
und
oder
Compendio
der
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Kirchengeschichte und besonders der
Reformation. Mosheim
und
Seckendorf
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etwa. Wenn Sie eine Stunde des Tages hiezu verwenden, so ist es überflüßig.
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Das Ebräische und griechische möchte Ihnen gern so viel ich kan
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empfehlen aber in beyden Sprachen nicht weiter zu gehen als man nöthig hat die
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Bibel fertig genung lesen zu können. Rauens Grammatick mit Kypke
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Anmerkungen sind die beste und hinlängl. Anweisung zum hebräischen; ich
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glaube nicht daß Sie selbige einmal werden nöthig haben zu wiederholen –
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Diese kann Ihnen der HE. Bruder in Riga mittheilen, hebräische
Lexica
hat
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Nachbar
Johann Christoph Ruprecht
Ihr alter Nachbar. Zum neuen Testament wird Ihnen eben derselbe Kypke
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Annotationes
oder
Obseruationes
mittheilen.
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Wenn Sie 2 höchstens 4 Stunden die Woche zu diesen Sprachen wiedmen,
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so werden Sie spielend bey einem anhaltenden Fleiße derselben stärker
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werden, als Sie gedacht. Er fördert das Werk unserer Hände, ja das Werk
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unserer Hände fördert Er, wenn wir in Seinen Namen daran gehen und nicht
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unsere Namen zum Endzweck uns. Mühe machen –
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Ueberlegen Sie selbst wie viel Stunden Sie außer Ihrem Unterricht zur
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Zubereitung und Schaarwerk deßelben, zu Spatziergängen, Besuchen und
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griech. epoché, Unterbrechung
Epoquen
übrig behalten.
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Ich habe mich unterstanden Ihnen diesen kindischen
Plan
mitzutheilen.
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Sie werden mich des wegen nicht auslachen. Ein Auge zugemacht, wenn wir
S. 295
scharf sehen und treffen wollen, mit Einfalt, das heist mit einem einzelnen
2
Auge gearbeitet, das auf den gerichtet ist, welcher der überaus große Lohn
3
derselben seyn wird, und von dem der Seegen, der Frühe und Spatregen
4
abhängt. Ihm nicht die Zeit der Früchte vorgeschrieben, auch nicht den Leib, die
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giebt er Seinem Saamen und dem unsrigen wie er will. Unsere Blätter sollen
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nicht verwelken. Gottes Brünnlein, so verächtlich es aussieht, hat Waßers die
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Fülle, unterdeßen der sich weitergießende Nil versiegt und die auf den Wegen
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Thema und auf den Pfaden im Reich Arabiens sehen – und warten – wenn
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sie am sichersten sind einen Strom zu finden sich und ihre Heerden zu tränken;
10
aber zu schanden werden und sich schämen, wenn sie dahin kommen. Hiob.
VI.
11
Sie verlangen von mir einen Aufsatz von französchen Redensarten – Soll
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ich Ihnen
Collectanea
geben, die hab ich nicht und nützen nicht daher will ich
13
auch keine machen. Das müßen Sie selbst durch eine kleine Aufmerksamkeit
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im Lesen; und daran wird es Ihnen nicht fehlen, sobald Sie weniger lesen
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werden. Ich glaube daß es Ihnen noch mehr an den Grundsätzen und
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Geschmack der franzosischen Sprache als an Redensarten fehlt. Ich habe einen
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Sprachlehre
Hamann,
Deutsch-Französische Sprachlehre
N IV S. 247f., vgl.
HKB 214 ( II 112/4 ) ,
HKB 145 ( I 336/20 ) Anfang einer Sprachlehre in Riga gemacht, worinn aber nur biß auf die
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Lehre von den
Pronoms
gekommen und ich hätte wohl Lust diese Arbeit zu
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Ende zu bringen. Wenn Sie einmal nach Riga kommen, kann Ihnen mein
20
Bruder selbige zu lesen
gegeben
, ich habe solche dem jüngeren HE. Berens
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zum Gebrauch mitgetheilt.
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Suchen Sie bey Gelegenheit
Mauvillon
und
Girard Synonimes
zu lesen
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und lernen Sie etwas beßer die
Grammaire des Dames
kennen, wo Sie
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Stellen den Kindern vor
zu
geben und aussuchen können, bey denen Sie selbst
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lernen.
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Mein Bruder wird Ihnen gern die Gefälligkeit in Ansehung des
Vernets
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erweisen. An dem Buch ist mir viel gelegen, weil selbige hier nicht zu haben,
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sonst hätte ich es von dem andern zu ihrem Gebrauch losreißen laßen, daß Sie
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es behalten könnten. Ich will ihm selbst deswegen schreiben.
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Halten Sie mir meine Geschwätzigkeit zu gut, und glauben Sie, daß die
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Qvelle davon eine wahre und herzliche Freundschaft ist. Ihre Briefe werden
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mir sehr angenehm seyn; die Nachläßigkeit darinn die Sie sowohl als mein
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unartiger Bruder gegen Ihre Freunde haben, ist immer ein Fehler gewesen,
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worüber ich mich aufgehalten und ein Zeichen, daß Sie beyde, Meine Herren,
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in andern Dingen eben so zerstreut unordentl. und saumseelig sind. Beßern Sie
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sich also auch darinn. Wir wollen uns nicht auf Einfälle oder große und
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seltene Empfindungen in unsern Briefen einander zu Gaste bitten; sondern
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uns Scherz und Ernst einander gerade heraus schreiben, wie uns die Feder
2
denselben eingiebt. Ich umarme Sie und empfehle Sie der Obhut und
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Regierung des guten Gottes und Seines Geistes. Grüßen Sie, wo Sie es für gut
4
befinden – wenigstens meinen ehrl. Baßa, wenn ich ihm nicht jetzt antworten
5
könnte. Ich bin Ihr treuer Freund.
6
H.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4 (7).
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 339–345.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 154 f.
Paul Konschel: Der junge Hamann. Königsberg 1915, 93–98.
ZH I 291–296, Nr. 136.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
292/26 –27
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Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies das laßet euch Gott offenbaren; doch soferne, daß wir nach derselben Regel, darein wir kommen sind, wandeln und gleich gesinnt seyen. |
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295/20 |
gegeben ]
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Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies geben |