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227/2
Geliebtester Freund,
3
Eben bin mit einem schönen
Journal
zu Ende, das bey Klüter auskömt
4
und voriges Jahr den Anfang gemacht. Es heißt:
Melanges litteraires et
5
philosophiques. Ouvrage periodique par une societé de gens de lettres.
6
Omnibus aequi.
Die Wahl, das Urtheil und die Schreibart unterscheiden sich
7
darinn. Ich möchte es Ihnen wohl empfehlen; und Sie für ein anderes
8
Journal epistolaire
bey
Bourdeaux
warnen, das so elend als jenes vorzüglich
9
ist. Es sind gleichfalls
2 Tom.
davon heraus, die ich mit viel Eckel
10
durchgelaufen. In dem ersteren habe einen Auszug von den Briefen über die
11
Empfindungen gelesen, die hier nicht mehr zu haben. Der Beschluß davon ist
12
Mélanges littéraires et philosophiques
, Bd. 1, S. 48
dieser:
Nos lecteurs seront peut-etre surpris d’apprendre qu’un auteur
13
aussi judicieux dans ses reflexions que poli dans l’expression est un jeune
14
homme d’un metier qui ne lui permet de donner aux muses que les heures
15
que d’autres emploient au sommeil et au repos et d’une Nation dont le
16
triste esclavage sous le quel elle gemit sembleroit devoir la rendre
17
incapable de travaux litteraires. C’est un phenomene digne de toute l’attention
18
Verteidigung
im ersten St. von
Lessing,
Theatralische Bibliothek
, S. 279:
Ueber das Lustspiel die Juden, im vierten Theile der Leßingschen Schrifften
(Berlin 1754)
du Public.
Er ist aber nicht genannt. Leßings Vertheidigung seines Lustspiels
19
ist also vielleicht von eben demselben und keine Erfindung, dafür Sie solche
20
Mélanges littéraires et philosophiques
, Bd. 1, S. 228
sonst gehalten. Eben diese
Melanges litteraires
melden Pope ein Metaphysicker!
21
als eine Schrift Leßings an, die den Verfaßern damals noch ungelesen
22
gewesen seyn muß. Ich wünschte Ihre
Recens.
darüber zu sehen. Sie steht
23
noch nicht im 2ten Theil, der hier noch dazu
defect
im Buchladen angekommen.
24
Die Schrift habe selbst gelesen. Pope ein Metaphysiker! Dies
Signum
25
exclamandi
soll vermuthlich des Horatz sein
risum teneatis amici
ausdrücken.
26
In dem Vorbericht wird die Gelegenheit dazu angegeben. Die Akad. der
27
Aufgabe
Lessing/Mendelssohn,
Pope
: „On demande l’examen du système de Pope, contenu dans la proposition: Tout est bien. Il s’agit …“
Wißenschafften hat eine Aufgabe gemacht die Ihnen bekannt seyn wird. Es
28
werden zwey Verfaßer davon angegeben um keine Eyfersucht zwischen
29
Freunden zu erzeugen die zu ihrem Sinnspruch den Vers des Virgils
30
Verg.
ecl.
7,2
Compulerunt – – greges Corydon et Thyrsis in unum
31
hätten wählen müßen hat man diese Gedanken der Gefahr eine Preisschrift
32
zu werden nicht aussetzen wollen. Es sind einige sehr feine und zweydeutige
33
Züge auf die Akademie darinn, die dem critischen Geist des Leßings
34
vollkommen ähnlich sehen. Der letzte ist sehr beißend. Es wird eine Stelle des
35
Lessing/Mendelssohn,
Pope
, S. 59
Pope angeführt wo er über den philosophischen Bart in einem Briefe an
36
Swift scherzt, den er sich in dem Versuch über den Menschen angemast. Pope
S. 228
würde sich also sehr wundern, schlüst der Autor, wenn er das Schicksal erlebt
2
hätte, daß eine berühmte Akademie diesen seinen falschen Bart für werth
3
erkannt hätte ernsthaffte Untersuchungen darüber anzustellen. Diese ganze
4
Schrift ist lesenswürdig. Sie fängt mit einer Vergleichung eines Systems
5
und Gedichts, eines Poeten und Metaphysikers an; und theilt sich hierauf in
6
3 Abschnitte der akademischen Aufgabe gemäs. Man sucht ein
analogon
eines
7
Systems
aus Popens Gedicht herauszubringen; das in 13 Sätzen besteht.
8
Die Schlußfolge davon heißt nach Pope:
what ever is, is right.
9
Zweydeutigkeit der franzoischen Uebersetzung,
tout ce qui est, est bien,
welche die
10
Akademie angenommen. Pope hat nicht sagen wollen ist gut, sondern ist recht,
11
ist so wie es seyn soll, hat diejenige Stelle die ihm zukommt. Nun kommt eine
12
Vergleichung des Pope mit Leibnitz in ihren Lehrsätzen. Der erste versteht den
13
Zusammenhang des gantzen anders als der letzte. Pope in der
gradation
in
14
der Leiter der Geschöpfe, Leibnitz in der Verbindung der Dinge vermöge des
15
zureichenden Grundes. Pope schlüst
à priori,
Gott hat Menschen schaffen
16
müßen weil sonst eine Stelle v Stuffe in der Reyhe der Wesen leer gewesen.
17
Leibnitz
à posteriori,
weil Menschen sind so müßen sie zur besten Welt gehören.
18
Beyde haben eben so verschiedene Begriffe der besten Welt. Pope ist dem
19
Malebranche gefolgt. Der dritte Abschnitt ist eine Prüfung der Popischen Sätze,
20
die in nichts weniger als eine Wiederlegung des Leibnitz ausfallen kann. Die
21
Gottschede sagen, sie werde denn ganz was anders seyn, als die Akademie
22
verlangt. Doch was geht es
ihn was
die Gottschede sagen; er will sie
23
demohngeachtet unternehmen. In dieser Prüfung werden die Wiedersprüche, die
24
Pfauenfedern v die Schwäche der Popischen Lehrsätze entdeckt. Hierauf ein
25
Anhang, in dem gewiesen, daß Pope aus allen
mögl.
Systemen das
26
Es ist nicht eindeutig zu klären, wann Hamann seine Übers. aus
Shaftesbury,
Characteristicks of Men
anfertigte. Vll. hat ihn die Lektüre von
Lessing,
Pope ein Metaphysiker!
dazu angeregt. J. Nadler geht von einem Entstehungszeitraum um 1755 aus (N IV S. 474).
sinnlich-schöne geborgt, den Malebranche, vornehml. den Shaftesbury, welchen
27
Leibnitz beßer verstanden.
nächstdem des Kings Buch
28
de origine
mali
Cynegeticon
oder Gedicht von der Jagd
29
ist übersetzt ich habe es aber nur gesehen;
it.
ein Anfang einer prächtigen
30
Uebersetzung vom Horatz, die einen Staatsmann zum Urheber haben soll.
31
Das latein. richt über. Romanzen v Fabeln, die man dem Gleim zuschreibt,
32
aber nicht werth zu lesen seyn. Bocks Gedichte mit einem Sendschreiben von
33
HE. Hgr. R. Ohlius, Eine
Vignette
auf der die Dichtkunst in der Gestalt
34
Bock,
Gedichte
, S. 662
seiner Jungf. Tochter erscheint. Man lobt ein Sinngedicht Die Anstalten der
35
Melinde, die in ihrer Küche Lerm gemacht, als wenn sie einen Kayser
36
bewirthen sollte und dem HE. Verfaßer ein halbgewärmtes Bier aufgetragen.
37
Ich rathe Ihnen eben so wenig sich selbige anzuschaffen als die Uebersetzung
S. 229
1756 erschienen die ersten zwei Bände der von Johann Heinrich Waser übers. Schriften Swifts,
Swift,
Satyrische und ernsthafte Schriften
; zu Hamanns Swift-Lektüren:
Knoll (1999)
.
der satyrischen v ernsthaften Schrifften des Schwifts, davon der erste Band
2
Horribilicribrifax Teutsch
ist eine Komödie von Andreas Gryphius betitelt.
ein Horribilicribrifax vom Schwätzer ausgegeben. Weil die Geschichte des
3
Bulls v die Briefe des Tuchhändlers darinn, so sind sie mir als ein Geschenk
4
Fable des abeilles
Mandeville, The Fable of the Bees
l’art d’aimer
Bernard,
L’Art d’aimer
angenehm genung gewesen. Die
Fable des abeilles
v
l’art d’aimer
wird Ihnen
5
Gedicht
Voltaire,
La Religion naturelle
mein Bruder besorgen auch ein Gedicht des V. über die natürl. Religion, das
6
nach 2 Handschriften abgedruckt worden. Ich habe eine andere Ausgabe davon
7
gelesen, die hier im Buchladen. An die Werke des Arnauld dachte neul. Sie
8
kennen noch gar nicht die Stärke dieses Dichters. Meine Ausgabe war zu
9
Berl. von 751. in 3
Duodez
Bänden. Seine Elegien sind schön; in zärtl.
10
Stücken verdient er mit
Gresset Chaulieu
v
Bernis
ein Nebenbuler zu seyn.
11
Gedichte die mich entzückt haben, zu viel und in allen Arten. Dies ist der einzige
12
Fehler den man ihm vorrücken kann. Ein Haufen Klaglieder die er in der
13
Bastille
gemacht. Schäfergedichte, Hirtenlieder, Gelegenheitsgedichte, eine
14
Tragedie
die den Anfang macht
Coligny.
Der erste Theil benimmt einem den
15
Muth anfangs die übrigen zu lesen. Man wiederrufft sich selbst, je weiter man
16
Le Mauvais riche
wurde 1750 erfolgreich aufgeführt; Publikation nicht ermittelt.
komt. Er führt öfters eine
Comedie
von sich an:
le mauvais riche
die aber
17
nicht dareinsteht. Die neuste Auflage wird gewaltige Veränderungen gelitten
18
haben, die man versprochen. Der Autor wird wenigstens mit den Lobsprüchen
19
François-Thomas-Marie de Baculard d’Arnaud
hatte zwei Texte über das Werk von Voltaire publiziert.
auf
Volt.
wie das Volk zu Athen mit des Tyrannen v Sophisten‥
20
vll.
Demetrios von Phalero
, dessen Bildsäulen nach seinem Sturz von den Athenern zerstört wurden, vgl.
Strabon
Geogr. 9, I, 20
Bildsäulen umgegangen seyn. Wars Phalereus? Noch ein
Roman
in gantz neuen
21
Geschmack.
La nuit et le moment ou les Matines de Cythere. Dialogue.
22
Ein junger HE. tritt in Schlafrock bey einer Dame im Schlafzimmer.
23
Dies ist die Auszierung des Schauplatz. Sie reden alle mögl. Sprachen. Dies
24
ist die Handlung. Die Episoden sind so mannigfaltig als
die
es
25
Mittelfarben zwischen schwarz und weiß giebt. Mit einem Wort, ein kleines
26
Zyklopie
Meisterstück in der monströsen Art; das dem
Cyclopriapo
sehr ähnlich ist, von dem
27
ich heute gelesen habe. Eller hat eine Beschreibung eines
Monstri
in der
28
Akademie der Wißenschafften zu Berl. vorgelesen, worüber eine artige
29
Mélanges littéraires et philosophiques
, Bd. 2, S. 3ff.
Abhandlung in den gedachten
Melanges
steht. Eine Zegeunerin hat ein Kind zur Welt
30
gebracht, das ein Auge mitten im Kopf, keine Nase und über den Augen einen
31
priapum
männl. Glied
priapum
gehabt Der Autor nimmt daher Gelegenheit über die vortheilhaffte
32
Lage dieses Gliedes zu
legen
reden, weil das
sensorium
des Vergnügens
33
dem Gebiet der vernünftigen Seele so nahe gelegen. Er hält dafür dies
34
Werkzeug bezeuge sich der Vernunft so wiederspenstig indem es sich in den
35
Vortheilen einer Provinz befände, die dem Hauptsitz der Regierung sich durch
36
ihre Entfernung gewißermaßen aus dem Gesicht verlöre v dergl mehr. Man
37
sollte ein Hospital für die Misgeburten unter der Aufsicht eines Philosophen
S. 230
gründen wegen der nützl. Entdeckungen die man dadurch machen würde v sie
2
der Grausamkeit der Eltern zu entziehen, die solche Kinder verabscheuen v mit
3
Fleiß öfters ums Leben bringen. Bey einer andern Misgeburt von 2 Köpfen
4
läst sich der Autor über die Unbeqvemlichkeiten eines solchen Zufalls aus;
5
v glaubt daß es angenehmer wäre für einen Kopf 2 Leiber zu haben. Die
6
Brüder … nebst
Young,
The brothers
, nicht ermittelt, ob es sich um einen oder zwei Bde. des Trauerspiels handelt.
Brüder, ein Trauerspiel des Youngs nebst der Uebersetzung seiner Satyren
7
Johann Arnold Ebert
, Übersetzer der in Braunschweig publizierten Werke Youngs
welche die Ruhmbegierde zum Gegenstand haben, die aber keinen Ebert
8
gefunden, werden Sie vermuthlich selbst besitzen. Mein Dangeuil ist hier mit
9
einem Haus Arrest belegt; sonst würden Sie schon ein Exemplar erhalten.
10
Ich habe mit genauer Noth einige Sünden ausgewunden; unterdeßen wird
11
Ihnen das Ihrige auch werden. Wenn Sie das eine was nach Riga schicken
12
können gelesen, so melden Sie mir zugl. Ihr unpartheyisch Urtheil. Dies
13
wird einen Anlaß geben mich weiter zu erklären. Ich habe an P. geschrieben,
14
daß er
von sich geben soll. Er antwortet
der
15
Orphelin de la Chine
ist von mir nicht gesehen worden nachdem ich ihn dem
16
HE Bruder mitgeteilt. Er hat ihn sich auf einen Tag ausgebeten. Ich werde
17
an HE.
D.
deswegen schreiben. Er hat von mir gleichfalls einige Bücher
18
bekommen die er suchen sollte loßzuschlagen. Diese hat er gleichfalls an Ihren
19
HE. Bruder ausgeliehen v einen andern angegeben, von dem er sie hätte.
20
Daß er also selbst nicht weis was ihm noch andern gehört. Mir ist es damals
21
nicht mit gewesen, daß er dies Stück bekommen. Wäre es da, so hätte ich es
22
durch Baßa nebst den andern Sachen bestellen laßen. HE. P. Gerike wird den
23
Jacobi
v
Brown christian Morals
durch diesen Freund vermuthl. erhalten
24
haben, dem ich alles übrige anvertraut, was mir nicht gehörte. Von meinem
25
Hamann,
Denkmal
, zum Andenken an seine Mutter
Denkmal
liegt Ihr Exemplar längst fertig um mit erster Gelegenheit
26
abzugehen. Einige Gedanken darinn sind das
Facit
von einer ganzen Reyhe
27
Betrachtungen, die mir im Sinn gewesen v die ich habe auslaßen müßen. Es hat
28
mir nicht geglückt einige Dinge auszudrücken, auf die meine Hauptabsicht
29
gegangen; das außerordentl. das wunderbare das göttl. in einer alltägl.
30
Begebenheit aufzuschlüßen, bey der die Gewohnheit die Menschen zum
31
Erstaunen gleichgiltig v leichtsinnig macht; ferner das physische von dem
32
moralischen bey dieser wichtigen Erscheinung gehörig auseinander zu setzen. Was
33
Büffon über den Tod sagt würde kaum für einen Menschen hinlängl. seyn
34
der sich einen Zahn ausreißen laßen wollte. Gesetzt liebster Freund der Genuß
35
des Lebens machte uns selbiges lieb; wie viel Fälle wo er uns daßelbe
36
vereckelt? v vielleicht sind deren mehr als der ersteren. – – HE. Lauson hat mich
37
besucht, und bittet Sie um Ihre Antrittsrede v die von Ihnen in Riga
S. 231
ausgegebenen Gedichte. Jetzt komme ich auf den wichtigsten Punct in Ihrem
2
Briefe
nicht überliefert
letzten Briefe, der mir ein unbeschreiblich Vergnügen gemacht. Ich habe auf
3
frischer That die Nachricht davon an HE. Gen. geschrieben. Danken Sie dem
4
HE. Bruder für den Dienst den er mir erzeigt in meine Stelle zu treten. Ich
5
glaube nicht, daß ihn dieser Tausch gereuen wird; und habe ihm schon zuvor
6
bedungen in alle meine Rechte zu treten, das heist so viel Gehalt als ich zu
7
jungen HE.
v. Witten
bekommen und die Hoffnung die jungen HE. in ein Paar Jahren außer
8
außer Landes
auf Bildungsreise
Landes zu bringen. Man wird ihm vermuthlich beydes mit Vergnügen
9
einräumen. Nichts als die lange Zeit bis Weynachten ist nur noch ein kleiner
10
Anstoß. Wäre es nicht möglich eher los zu kommen. Ersuchen Sie ihn über
11
meine Absichten dort so viel möglich ein tiefes Stillschweigen oder
12
Unwißenheit anzunehmen. Ich denke bald von hier abzugehen und vorher noch selbst
13
an ihn alles zu schreiben was er zu wißen verlangt. Vor der Hand aufs beste
14
empfohlen. Vielleicht hat er schon jetzt einen Brief von dort erhalten. Mein
15
Gesuch darum ist dringend gewesen. Mein Vater ist auf gutem Wege mich
16
bald ziehen zu laßen. Sie können sich die Versuchungen leicht vorstellen, und
17
wie viel Anfälle er auf mich gewagt. Nehmen Sie die Grillen und Pralereyen
18
anderer hinzu, die sich um fremde Angelegenheiten bekümmern, die sie nichts
19
angehen. Hievon läst sich nichts schreiben, desto mehr erzählen. Ich habe hier
20
keinen vertrauten Freund, nein, niemanden, den ich zu Rath ziehen kann; und
21
brauche die meiste Zeit um meinen alten Vater zu seyn, der sich jetzt ein wenig
22
erholt, wenn ihn die Haushaltungs Sorgen nicht so viel Verdruß machten.
23
Um 10 zu Hause sondern auch zu Bett. Sie können leicht denken, daß dieser
24
Zwang meinem Vergnügen so wohl als meinen Arbeiten großen Abbruch
25
thut. Es kann aber nicht anders seyn; und ihm zu Liebe breche ich beyde ab.
26
Den ganzen Tag zerstreut oder gestört. Wenn das gar zu lange währt, so
27
würde ich in eine gänzl. Unordnung oder Schläfrichkeit kommen. Kgsb ist
28
ge
todt für mich. Unser Fr. Hs ist
v
Secr.
Sie wißen wo?
29
Sie wißen die jetzige Umstände ungefehr. Wie oft wir uns sehen, können Sie
30
also leicht erachten. Er hat immer zu thun v ich fürchte mich ihn zu stören.
31
Geschäfte geben der Freundschaft eine gewiße Kälte im äußerl. die zwar auf das
32
Herz keine Wirkung hat davon unterdeßen die Vergleichung der
33
Einbildungskraft nicht gefällt.
34
Ich bin jetzt übrigens ziemlich in guter Verfaßung des Gemüths wieder
35
und fast zu einer Reise beßer aufgelegt wie ich gedacht. Die Witterung wird
36
ein wenig zu frühe rauh. Ich wünschte wenn ich schon unter Weges wäre.
37
Diese Woche der Anfang, wenn Gott hilft mit künftiger müßen alle
S. 232
Aufbruch
nach London
Reiseanstalten zum Aufbruch fertig seyn. Ob von hier oder Dantzig nach Amsterd.
2
Ich fürchte mich im letzteren Ort aufgehalten zu werden v auf einen Schiffer
3
lauren zu müßen.
4
Die Hofmeister haben sich verabredet sich mit mir zugl. hier einzufinden;
5
v alle als meinem Aeltermann unter ihnen die Ehre ihres Besuchs angethan.
6
HE Reusch der bey der Gräf. von Fink ist HE. Hoyer und HE. Radke bey
7
einem HE. von Schlabberndorf in Insterburg. Sein Bruder ist aus Saltzburg
8
Emigranten
Protestanten aus Salzburg, die nach dem Emigrationspatent des Erzbischofs von Salzburg vom 31. Oktober 1731 nach Ostpreußen zogen.
Thrl.
Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Groschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
mit einer Summe von 24 000 Thrl. für die hiesigen Emigranten eingekommen
9
ausgezahlt
als Entschädigung für die unter Marktpreis während der Vertreibung aus Salzburg abgestoßenen Güter
die ihnen ausgezahlt werden sollen. Unsere ganze Stadt hat jetzt
numerirte
10
Häuser. Das unsere ist No. 172. in der Altstadt. Radke Schwester hat ein
11
Paarchen zur Welt gebracht, beyde zu früh v sie ist mit genauer Noth davon
12
gekommen. Der Diak. Buchholtz hat seine liebe Frau plötzl. an den Pocken
13
verloren. HE. Trescho kenne noch nicht; ich habe ihn bitten laßen mich zu
14
besuchen, er ist aber nicht gekommen. Weil ich wuste oder erfahren, daß er keine
15
Stelle außer Landes annehmen würde; so habe nicht weiter daran gedacht
16
ihn zu suchen. HE D. Funk hat mir am meisten Höflichkeiten erzeigt, die ich
17
wegen seiner verbindlichen und rechtschaffenen Begegnungen gegen mich nicht
18
Keller
nicht ermittelt
genung zu erkennen weiß. Heute vor 8 Tagen mit Keller v Hennings bey ihm
19
Punsch getrunken
gespeist, und sehr vergnügt gebischofft.
20
Entschuldigen Sie meinen alten Vater, daß er noch nicht geantwortet. Er
21
ist HE. B. noch eine schuldig; und ist voller Arbeit. Sie werden es nicht so
22
genau mit ihm nehmen. Sein Herz kennen Sie und das wird an Ihrer Freude
23
allemal so viel Antheil nehmen als Sie an seinem Leid genommen haben.
24
Er wird sich aber gewiß selbst entschuldigen. Grüßen Sie Ihr Schätzchen
25
tausendmal von mir und unserm ganzen Hause. Mein Bruder wird ehstens
26
selbst schreiben. Vernet ist nicht für Sie gewesen. Mit… werden Sie nicht
27
mehr auf dem Leiterwagen fahren und umwerfen können. Ich habe sie
28
bedauert, weil ich ihr gut gewesen. Sie war ein braves rasches Mädchen, die
29
parentirt
eine Trauerrede halten
beste Seele, das verdient hätte von Ihnen
parenti
rt zu werden. Vielleicht
30
ist es geschehen. Leben Sie wohl. Ich umarme Sie und werde Ihnen
31
wenigstens noch einmal schreiben. Antworten Sie bald. Für Bernis danke
32
unterdeßen. Schreiben Sie was er kostet; so können wir hier abrechnen. Ich bin
33
ewig Ihr ergebener Freund und aufrichtiger
34
Hamann.
35
Königsb. den 18. Aug. 756.
Verschonen Sie mich mit Ihrem
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (31).
Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 38–42.
ZH I 227–232, Nr. 105.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
228/22 |
ihn was ]
|
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies ihn an was Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ihn an was |
228/28 |
mali […] Cynegeticon] |
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies mali , des Oppianus Cynegeticon Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): , des Oppianus |