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227/2
Geliebtester Freund,

3
Eben bin mit einem schönen
Journal
zu Ende, das bey Klüter auskömt

4
und voriges Jahr den Anfang gemacht. Es heißt:
Melanges litteraires et

5
philosophiques. Ouvrage periodique par une societé de gens de lettres.

6
Omnibus aequi.
Die Wahl, das Urtheil und die Schreibart unterscheiden sich

7
darinn. Ich möchte es Ihnen wohl empfehlen; und Sie für ein anderes

8
Journal epistolaire
bey
Bourdeaux
warnen, das so elend als jenes vorzüglich

9
ist. Es sind gleichfalls
2 Tom.
davon heraus, die ich mit viel Eckel

10
durchgelaufen. In dem ersteren habe einen Auszug von den Briefen über die

11
Empfindungen gelesen, die hier nicht mehr zu haben. Der Beschluß davon ist

12
dieser:
Nos lecteurs seront peut-etre surpris d’apprendre qu’un auteur

13
aussi judicieux dans ses reflexions que poli dans l’expression est un jeune

14
homme d’un metier qui ne lui permet de donner aux muses que les heures

15
que d’autres emploient au sommeil et au repos et d’une Nation dont le

16
triste esclavage sous le quel elle gemit sembleroit devoir la rendre

17
incapable de travaux litteraires. C’est un phenomene digne de toute l’attention

18
Verteidigung
im ersten St. von
Lessing,
Theatralische Bibliothek
, S. 279:
Ueber das Lustspiel die Juden, im vierten Theile der Leßingschen Schrifften
(Berlin 1754)
du Public.
Er ist aber nicht genannt. Leßings Vertheidigung seines Lustspiels

19
ist also vielleicht von eben demselben und keine Erfindung, dafür Sie solche

20
sonst gehalten. Eben diese
Melanges litteraires
melden Pope ein Metaphysicker!

21
als eine Schrift Leßings an, die den Verfaßern damals noch ungelesen

22
gewesen seyn muß. Ich wünschte Ihre
Recens.
darüber zu sehen. Sie steht

23
noch nicht im 2ten Theil, der hier noch dazu
defect
im Buchladen angekommen.

24
Die Schrift habe selbst gelesen. Pope ein Metaphysiker! Dies
Signum

25
exclamandi
soll vermuthlich des Horatz sein
risum teneatis amici
ausdrücken.

26
In dem Vorbericht wird die Gelegenheit dazu angegeben. Die Akad. der

27
Aufgabe
Lessing/Mendelssohn,
Pope
: „On demande l’examen du système de Pope, contenu dans la proposition: Tout est bien. Il s’agit …“
Wißenschafften hat eine Aufgabe gemacht die Ihnen bekannt seyn wird. Es

28
angegeben
in der Vorrede von
Lessing/Mendelssohn,
Pope
werden zwey Verfaßer davon angegeben um keine Eyfersucht zwischen

29
Freunden zu erzeugen die zu ihrem Sinnspruch den Vers des Virgils

30
Compulerunt – – greges Corydon et Thyrsis in unum

31
hätten wählen müßen hat man diese Gedanken der Gefahr eine Preisschrift

32
zu werden nicht aussetzen wollen. Es sind einige sehr feine und zweydeutige

33
Züge auf die Akademie darinn, die dem critischen Geist des Leßings

34
vollkommen ähnlich sehen. Der letzte ist sehr beißend. Es wird eine Stelle des

35
Pope angeführt wo er über den philosophischen Bart in einem Briefe an

36
Swift scherzt, den er sich in dem Versuch über den Menschen angemast. Pope

S. 228
würde sich also sehr wundern, schlüst der Autor, wenn er das Schicksal erlebt

2
hätte, daß eine berühmte Akademie diesen seinen falschen Bart für werth

3
erkannt hätte ernsthaffte Untersuchungen darüber anzustellen. Diese ganze

4
Schrift ist lesenswürdig. Sie fängt mit einer Vergleichung eines Systems

5
und Gedichts, eines Poeten und Metaphysikers an; und theilt sich hierauf in

6
3 Abschnitte der akademischen Aufgabe gemäs. Man sucht ein
analogon
eines

7
Systems
aus Popens Gedicht herauszubringen; das in 13 Sätzen besteht.

8
Die Schlußfolge davon heißt nach Pope:
what ever is, is right.

9
Zweydeutigkeit der franzoischen Uebersetzung,
tout ce qui est, est bien,
welche die

10
Akademie angenommen. Pope hat nicht sagen wollen ist gut, sondern ist recht,

11
ist so wie es seyn soll, hat diejenige Stelle die ihm zukommt. Nun kommt eine

12
Vergleichung des Pope mit Leibnitz in ihren Lehrsätzen. Der erste versteht den

13
Zusammenhang des gantzen anders als der letzte. Pope in der
gradation
in

14
der Leiter der Geschöpfe, Leibnitz in der Verbindung der Dinge vermöge des

15
zureichenden Grundes. Pope schlüst
à priori,
Gott hat Menschen schaffen

16
müßen weil sonst eine Stelle v Stuffe in der Reyhe der Wesen leer gewesen.

17
Leibnitz
à posteriori,
weil Menschen sind so müßen sie zur besten Welt gehören.

18
Beyde haben eben so verschiedene Begriffe der besten Welt. Pope ist dem

19
Malebranche gefolgt. Der dritte Abschnitt ist eine Prüfung der Popischen Sätze,

20
die in nichts weniger als eine Wiederlegung des Leibnitz ausfallen kann. Die

21
Gottschede sagen, sie werde denn ganz was anders seyn, als die Akademie

22
verlangt. Doch was geht es
ihn was
die Gottschede sagen; er will sie

23
demohngeachtet unternehmen. In dieser Prüfung werden die Wiedersprüche, die

24
Pfauenfedern v die Schwäche der Popischen Lehrsätze entdeckt. Hierauf ein

25
Anhang, in dem gewiesen, daß Pope aus allen
mögl.
Systemen das

26
Es ist nicht eindeutig zu klären, wann Hamann seine Übers. aus
Shaftesbury,
Characteristicks of Men
anfertigte. Vll. hat ihn die Lektüre von
Lessing,
Pope ein Metaphysiker!
dazu angeregt. J. Nadler geht von einem Entstehungszeitraum um 1755 aus (N IV S. 474).
sinnlich-schöne geborgt, den Malebranche, vornehml. den Shaftesbury, welchen

27
Leibnitz beßer verstanden.
        
nächstdem des Kings Buch

28
Cynegeticon
vll. des Grattius oder Oppian, vll.
Logau,
Cynegetia
de origine
mali
      
Cynegeticon
oder Gedicht von der Jagd

29
ist übersetzt ich habe es aber nur gesehen;
it.
ein Anfang einer prächtigen

30
Uebersetzung vom Horatz, die einen Staatsmann zum Urheber haben soll.

31
1756 erschienen von
Gleim
Fabeln
und
Romanzen
separat, waren aber vll. zus. gebunden.
Das latein. richt über. Romanzen v Fabeln, die man dem Gleim zuschreibt,

32
aber nicht werth zu lesen seyn. Bocks Gedichte mit einem Sendschreiben von

33
HE. Hgr. R. Ohlius, Eine
Vignette
auf der die Dichtkunst in der Gestalt

34
Bock,
Gedichte
, S. 662
seiner Jungf. Tochter erscheint. Man lobt ein Sinngedicht Die Anstalten der

35
Melinde, die in ihrer Küche Lerm gemacht, als wenn sie einen Kayser

36
bewirthen sollte und dem HE. Verfaßer ein halbgewärmtes Bier aufgetragen.

37
Ich rathe Ihnen eben so wenig sich selbige anzuschaffen als die Uebersetzung

S. 229
1756 erschienen die ersten zwei Bände der von Johann Heinrich Waser übers. Schriften Swifts,
Swift,
Satyrische und ernsthafte Schriften
; zu Hamanns Swift-Lektüren:
Knoll (1999)
.
der satyrischen v ernsthaften Schrifften des Schwifts, davon der erste Band

2
Horribilicribrifax Teutsch
ist eine Komödie von Andreas Gryphius betitelt.
ein Horribilicribrifax vom Schwätzer ausgegeben. Weil die Geschichte des

3
Bulls v die Briefe des Tuchhändlers darinn, so sind sie mir als ein Geschenk

4
l’art d’aimer
Bernard,
L’Art d’aimer
angenehm genung gewesen. Die
Fable des abeilles
v
l’art d’aimer
wird Ihnen

5
mein Bruder besorgen auch ein Gedicht des V. über die natürl. Religion, das

6
andere Ausgabe
ebenfalls 1756 erschien ein Druck von
Voltaire,
La Religion naturelle
nach 2 Handschriften abgedruckt worden. Ich habe eine andere Ausgabe davon

7
gelesen, die hier im Buchladen. An die Werke des Arnauld dachte neul. Sie

8
kennen noch gar nicht die Stärke dieses Dichters. Meine Ausgabe war zu

9
Arnaud,
Oeuvres Diverses
, Bd. 1:
Coligny, ou la St. Barthelemi
Berl. von 751. in 3
Duodez
Bänden. Seine Elegien sind schön; in zärtl.

10
Stücken verdient er mit
Gresset Chaulieu
v
Bernis
ein Nebenbuler zu seyn.

11
Gedichte die mich entzückt haben, zu viel und in allen Arten. Dies ist der einzige

12
Fehler den man ihm vorrücken kann. Ein Haufen Klaglieder die er in der

13
Bastille
gemacht. Schäfergedichte, Hirtenlieder, Gelegenheitsgedichte, eine

14
Tragedie
die den Anfang macht
Coligny.
Der erste Theil benimmt einem den

15
Muth anfangs die übrigen zu lesen. Man wiederrufft sich selbst, je weiter man

16
Le Mauvais riche
wurde 1750 erfolgreich aufgeführt; Publikation nicht ermittelt.
komt. Er führt öfters eine
Comedie
von sich an:
le mauvais riche
die aber

17
nicht dareinsteht. Die neuste Auflage wird gewaltige Veränderungen gelitten

18
haben, die man versprochen. Der Autor wird wenigstens mit den Lobsprüchen

19
François-Thomas-Marie de Baculard d’Arnaud
hatte zwei Texte über das Werk von Voltaire publiziert.
auf
Volt.
wie das Volk zu Athen mit des Tyrannen v Sophisten‥

20
vll.
Demetrios von Phalero
, dessen Bildsäulen nach seinem Sturz von den Athenern zerstört wurden, vgl.
Strabon
Geogr. 9, I, 20
Bildsäulen umgegangen seyn. Wars Phalereus? Noch ein
Roman
in gantz neuen

21
Geschmack.
La nuit et le moment ou les Matines de Cythere. Dialogue.

22
Ein junger HE. tritt in Schlafrock bey einer Dame im Schlafzimmer.

23
Dies ist die Auszierung des Schauplatz. Sie reden alle mögl. Sprachen. Dies

24
ist die Handlung. Die Episoden sind so mannigfaltig als
die
es

25
Mittelfarben zwischen schwarz und weiß giebt. Mit einem Wort, ein kleines

26
Zyklopie
Meisterstück in der monströsen Art; das dem
Cyclopriapo
sehr ähnlich ist, von dem

27
ich heute gelesen habe. Eller hat eine Beschreibung eines
Monstri
in der

28
Akademie der Wißenschafften zu Berl. vorgelesen, worüber eine artige

29
Abhandlung in den gedachten
Melanges
steht. Eine Zegeunerin hat ein Kind zur Welt

30
gebracht, das ein Auge mitten im Kopf, keine Nase und über den Augen einen

31
priapum
männl. Glied
priapum
gehabt Der Autor nimmt daher Gelegenheit über die vortheilhaffte

32
Lage dieses Gliedes zu
legen
reden, weil das
sensorium
des Vergnügens

33
dem Gebiet der vernünftigen Seele so nahe gelegen. Er hält dafür dies

34
Werkzeug bezeuge sich der Vernunft so wiederspenstig indem es sich in den

35
Vortheilen einer Provinz befände, die dem Hauptsitz der Regierung sich durch

36
ihre Entfernung gewißermaßen aus dem Gesicht verlöre v dergl mehr. Man

37
sollte ein Hospital für die Misgeburten unter der Aufsicht eines Philosophen

S. 230
gründen wegen der nützl. Entdeckungen die man dadurch machen würde v sie

2
der Grausamkeit der Eltern zu entziehen, die solche Kinder verabscheuen v mit

3
Fleiß öfters ums Leben bringen. Bey einer andern Misgeburt von 2 Köpfen

4
läst sich der Autor über die Unbeqvemlichkeiten eines solchen Zufalls aus;

5
v glaubt daß es angenehmer wäre für einen Kopf 2 Leiber zu haben. Die

6
Brüder … nebst
Young,
The brothers
, nicht ermittelt, ob es sich um einen oder zwei Bde. des Trauerspiels handelt.
Brüder, ein Trauerspiel des Youngs nebst der Uebersetzung seiner Satyren

7
Johann Arnold Ebert
, Übersetzer der in Braunschweig publizierten Werke Youngs
welche die Ruhmbegierde zum Gegenstand haben, die aber keinen Ebert

8
gefunden, werden Sie vermuthlich selbst besitzen. Mein Dangeuil ist hier mit

9
einem Haus Arrest belegt; sonst würden Sie schon ein Exemplar erhalten.

10
Ich habe mit genauer Noth einige Sünden ausgewunden; unterdeßen wird

11
nach Riga
vmtl. an
Johann Christoph Berens
Ihnen das Ihrige auch werden. Wenn Sie das eine was nach Riga schicken

12
können gelesen, so melden Sie mir zugl. Ihr unpartheyisch Urtheil. Dies

13
wird einen Anlaß geben mich weiter zu erklären. Ich habe an P. geschrieben,

14
daß er
      
von sich geben soll. Er antwortet
   
der

15
Orphelin de la Chine
ist von mir nicht gesehen worden nachdem ich ihn dem

16
HE Bruder mitgeteilt. Er hat ihn sich auf einen Tag ausgebeten. Ich werde

17
an HE.
D.
deswegen schreiben. Er hat von mir gleichfalls einige Bücher

18
bekommen die er suchen sollte loßzuschlagen. Diese hat er gleichfalls an Ihren

19
HE. Bruder ausgeliehen v einen andern angegeben, von dem er sie hätte.

20
Daß er also selbst nicht weis was ihm noch andern gehört. Mir ist es damals

21
nicht mit gewesen, daß er dies Stück bekommen. Wäre es da, so hätte ich es

22
durch Baßa nebst den andern Sachen bestellen laßen. HE. P. Gerike wird den

23
Jacobi
v
Brown christian Morals
durch diesen Freund vermuthl. erhalten

24
haben, dem ich alles übrige anvertraut, was mir nicht gehörte. Von meinem

25
Hamann,
Denkmal
, zum Andenken an seine Mutter
Denkmal
liegt Ihr Exemplar längst fertig um mit erster Gelegenheit

26
abzugehen. Einige Gedanken darinn sind das
Facit
von einer ganzen Reyhe

27
Betrachtungen, die mir im Sinn gewesen v die ich habe auslaßen müßen. Es hat

28
mir nicht geglückt einige Dinge auszudrücken, auf die meine Hauptabsicht

29
gegangen; das außerordentl. das wunderbare das göttl. in einer alltägl.

30
Begebenheit aufzuschlüßen, bey der die Gewohnheit die Menschen zum

31
Erstaunen gleichgiltig v leichtsinnig macht; ferner das physische von dem

32
moralischen bey dieser wichtigen Erscheinung gehörig auseinander zu setzen. Was

33
Büffon über den Tod sagt würde kaum für einen Menschen hinlängl. seyn

34
der sich einen Zahn ausreißen laßen wollte. Gesetzt liebster Freund der Genuß

35
des Lebens machte uns selbiges lieb; wie viel Fälle wo er uns daßelbe

36
vereckelt? v vielleicht sind deren mehr als der ersteren. – – HE. Lauson hat mich

37
Antrittsrede … Gedichte
Lindner,
Gedächtnisfeier
, zum „Schulactus“ 1756
besucht, und bittet Sie um Ihre Antrittsrede v die von Ihnen in Riga

S. 231
ausgegebenen Gedichte. Jetzt komme ich auf den wichtigsten Punct in Ihrem

2
Briefe
nicht überliefert
letzten Briefe, der mir ein unbeschreiblich Vergnügen gemacht. Ich habe auf

3
frischer That die Nachricht davon an HE. Gen. geschrieben. Danken Sie dem

4
HE. Bruder für den Dienst den er mir erzeigt in meine Stelle zu treten. Ich

5
glaube nicht, daß ihn dieser Tausch gereuen wird; und habe ihm schon zuvor

6
bedungen in alle meine Rechte zu treten, das heist so viel Gehalt als ich zu

7
jungen HE.
v. Witten
bekommen und die Hoffnung die jungen HE. in ein Paar Jahren außer

8
außer Landes
auf Bildungsreise
Landes zu bringen. Man wird ihm vermuthlich beydes mit Vergnügen

9
einräumen. Nichts als die lange Zeit bis Weynachten ist nur noch ein kleiner

10
Anstoß. Wäre es nicht möglich eher los zu kommen. Ersuchen Sie ihn über

11
meine Absichten dort so viel möglich ein tiefes Stillschweigen oder

12
Unwißenheit anzunehmen. Ich denke bald von hier abzugehen und vorher noch selbst

13
an ihn alles zu schreiben was er zu wißen verlangt. Vor der Hand aufs beste

14
empfohlen. Vielleicht hat er schon jetzt einen Brief von dort erhalten. Mein

15
Gesuch darum ist dringend gewesen. Mein Vater ist auf gutem Wege mich

16
bald ziehen zu laßen. Sie können sich die Versuchungen leicht vorstellen, und

17
wie viel Anfälle er auf mich gewagt. Nehmen Sie die Grillen und Pralereyen

18
anderer hinzu, die sich um fremde Angelegenheiten bekümmern, die sie nichts

19
angehen. Hievon läst sich nichts schreiben, desto mehr erzählen. Ich habe hier

20
keinen vertrauten Freund, nein, niemanden, den ich zu Rath ziehen kann; und

21
brauche die meiste Zeit um meinen alten Vater zu seyn, der sich jetzt ein wenig

22
erholt, wenn ihn die Haushaltungs Sorgen nicht so viel Verdruß machten.

23
Um 10 zu Hause sondern auch zu Bett. Sie können leicht denken, daß dieser

24
Zwang meinem Vergnügen so wohl als meinen Arbeiten großen Abbruch

25
thut. Es kann aber nicht anders seyn; und ihm zu Liebe breche ich beyde ab.

26
Den ganzen Tag zerstreut oder gestört. Wenn das gar zu lange währt, so

27
würde ich in eine gänzl. Unordnung oder Schläfrichkeit kommen. Kgsb ist

28
ge
   
todt für mich. Unser Fr. Hs ist
   
v
Secr.
Sie wißen wo?

29
Sie wißen die jetzige Umstände ungefehr. Wie oft wir uns sehen, können Sie

30
also leicht erachten. Er hat immer zu thun v ich fürchte mich ihn zu stören.

31
Geschäfte geben der Freundschaft eine gewiße Kälte im äußerl. die zwar auf das

32
Herz keine Wirkung hat davon unterdeßen die Vergleichung der

33
Einbildungskraft nicht gefällt.

34
Ich bin jetzt übrigens ziemlich in guter Verfaßung des Gemüths wieder

35
und fast zu einer Reise beßer aufgelegt wie ich gedacht. Die Witterung wird

36
ein wenig zu frühe rauh. Ich wünschte wenn ich schon unter Weges wäre.

37
Diese Woche der Anfang, wenn Gott hilft mit künftiger müßen alle

S. 232
Aufbruch
nach London
Reiseanstalten zum Aufbruch fertig seyn. Ob von hier oder Dantzig nach Amsterd.

2
Ich fürchte mich im letzteren Ort aufgehalten zu werden v auf einen Schiffer

3
lauren zu müßen.

4
Die Hofmeister haben sich verabredet sich mit mir zugl. hier einzufinden;

5
v alle als meinem Aeltermann unter ihnen die Ehre ihres Besuchs angethan.

6
Radke
nicht ermittelt
HE Reusch der bey der Gräf. von Fink ist HE. Hoyer und HE. Radke bey

7
einem HE. von Schlabberndorf in Insterburg. Sein Bruder ist aus Saltzburg

8
Emigranten
Protestanten aus Salzburg, die nach dem Emigrationspatent des Erzbischofs von Salzburg vom 31. Oktober 1731 nach Ostpreußen zogen.
Thrl.
Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Groschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
mit einer Summe von 24 000 Thrl. für die hiesigen Emigranten eingekommen

9
ausgezahlt
als Entschädigung für die unter Marktpreis während der Vertreibung aus Salzburg abgestoßenen Güter
die ihnen ausgezahlt werden sollen. Unsere ganze Stadt hat jetzt
numerirte

10
Häuser. Das unsere ist No. 172. in der Altstadt. Radke Schwester hat ein

11
Paarchen zur Welt gebracht, beyde zu früh v sie ist mit genauer Noth davon

12
gekommen. Der Diak. Buchholtz hat seine liebe Frau plötzl. an den Pocken

13
verloren. HE. Trescho kenne noch nicht; ich habe ihn bitten laßen mich zu

14
besuchen, er ist aber nicht gekommen. Weil ich wuste oder erfahren, daß er keine

15
Stelle außer Landes annehmen würde; so habe nicht weiter daran gedacht

16
ihn zu suchen. HE D. Funk hat mir am meisten Höflichkeiten erzeigt, die ich

17
wegen seiner verbindlichen und rechtschaffenen Begegnungen gegen mich nicht

18
Keller
nicht ermittelt
genung zu erkennen weiß. Heute vor 8 Tagen mit Keller v Hennings bey ihm

19
Punsch getrunken
gespeist, und sehr vergnügt gebischofft.

20
Entschuldigen Sie meinen alten Vater, daß er noch nicht geantwortet. Er

21
ist HE. B. noch eine schuldig; und ist voller Arbeit. Sie werden es nicht so

22
genau mit ihm nehmen. Sein Herz kennen Sie und das wird an Ihrer Freude

23
allemal so viel Antheil nehmen als Sie an seinem Leid genommen haben.

24
Er wird sich aber gewiß selbst entschuldigen. Grüßen Sie Ihr Schätzchen

25
tausendmal von mir und unserm ganzen Hause. Mein Bruder wird ehstens

26
selbst schreiben. Vernet ist nicht für Sie gewesen. Mit… werden Sie nicht

27
mehr auf dem Leiterwagen fahren und umwerfen können. Ich habe sie

28
bedauert, weil ich ihr gut gewesen. Sie war ein braves rasches Mädchen, die

29
parentirt
eine Trauerrede halten
beste Seele, das verdient hätte von Ihnen
parenti
rt zu werden. Vielleicht

30
ist es geschehen. Leben Sie wohl. Ich umarme Sie und werde Ihnen

31
wenigstens noch einmal schreiben. Antworten Sie bald. Für Bernis danke

32
unterdeßen. Schreiben Sie was er kostet; so können wir hier abrechnen. Ich bin

33
ewig Ihr ergebener Freund und aufrichtiger

34
Hamann.


35
Königsb. den 18. Aug. 756.
Verschonen Sie mich mit Ihrem
Scavant

36
très renommé. — homme de lettres, s’il Vous plait.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (31).

Bisherige Drucke

Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 38–42.

ZH I 227–232, Nr. 105.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
228/22
ihn was
]
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955):
lies
ihn
an
was

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ihn
an
was
228/28
mali […] Cynegeticon]
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955):
lies
mali
, des Oppianus
Cynegeticon

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988):
, des Oppianus