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Herzlich Geliebteste Eltern.
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Aus Grünhof; den 18 Dezember:)
gestern Mittags angekommen. Gott
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gebe, daß Alles gut und nach seinem Willen gehe. Ich habe heute nicht Zeit
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mehr zu schreiben; und wünsche mir mit erster Post die besten Nachrichten
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von Ihrem allerseitigen Wohlbefinden. Sind Sie mit meiner Entschlüßung
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zufrieden? Hier scheint man es wenigstens sehr zu seyn. Es gehe, wie es gehe,
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pp. Ich hoffe die beyden Bücher mit HE. Lindner zu bekommen. Ernesti ist
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jungen HE.
Joseph Johann Baron v. Witten
Mietau
heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
wieder vermuthen in Mietau, wo ich ihn jetzt durch den jungen HE. habe holen
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laßen. Beßer wenn ich ihn selbst dabey habe, v es ist ohnedem hier nur ein
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einzig Exemplar. Schreiben Sie mir doch bald, Geliebtester Vater, und recht
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viel. Es wird mir eine große Aufmunterung seyn, von Ihnen gebilligt zu
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werden. Ich küße Ihnen mit der kindlichsten Hochachtung und Zärtlichkeit die
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Hände und ersterbe mit den Gesinnungen eines gehorsamen Sohnes.
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Johann George Hamann.
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Nachschrift an meinen Bruder.
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Römer
Coriolanus, der röm. Feldherr, der wegen seines Stolzes von den Plebejern vertrieben wurde. Als Coriolanus zur Rache Rom erobern wollte, können erst das Flehen und die Selbstmord-Drohung seiner Mutter und seiner Frau ihn zum Abzug bewegen. Überliefert von
Plut.
vit.
, zu Alkibiades/Coriolanus, der sich auf Dionysios von Halikarnassos stützt.
So sieht ein Römer, den seine undankbaren Mitbürger verjagt, seine
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Vaterstadt wieder weder durch die Schande seiner Verweisung noch durch die Ehre
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seines Rückrufs gerührt, als – – mach den Nachsatz selbst, mein lieber Bruder.
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Dienstag vor 8 Tage aus Riga abgereist bey einem fürchterl. Wege von
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Eißschollen und Fluthen, 2 Nächte im Kruge zugebracht und den dritten Tag erst
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angekommen; alles aber sehr angenehm in der Gesellschafft des besten
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Reisegefährten und Freundes, ich meine den HE. Regimentsfeldscherer Parisius.
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Meine Absicht war mich ein paar Wochen bey dem HE. Doktor in Mietau
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aufzuhalten. Man hörte meine unvermuthete Ankunfft und ich erhalte
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unvermuthet vorgestern einen Wagen, der mich gestern in Gesellschafft eines
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da bin ich
hiesigen Hofgerichts
Advocaten
hergebracht hat.
Me voici!
Mehr wird die Zeit
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lehren. Ich wünsche nichts als zum Nutzen der jungen Herren hier seyn zu
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können. Vielleicht kann ich mir mehr von meiner Mühe als jemals
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versprechen, ohngeachtet ich öfters genung dafür bin geschmäuchelt worden.
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Schreibe mir mit ehesten, mein lieber Bruder. Ich werde jetzt mit Ernst jetzt
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wahrscheinlich
Hamann,
Beylage zu Dangeuil
an meine Abhandlung gehen. sie mag mir kosten was sie will. Melde mir doch
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portugiesische Anecdoten
Erdbeben in Lissabon am 1.11.1755, vgl.
HKB 56 ( I 137/22 ); zu Hamanns Haltung dazu siehe
Graubner (2008)
sowie
Wolff (2008)
.
Neuigkeiten, nur keine portugiesische Anecdoten, die sind gar zu traurig für
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unser Geschlecht und für unser Zeitalter. Wo ist der Weise, der dem Bilde des
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Horatz ähnlich sehen kann bey einem solchen Falle.
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Ich habe nicht Zeit übrig. Lebe
Sie
gesund, und vergnügt. Gott wache
S. 126
über unser Haus! Grüße alle gute Freunde; Jgfr. Degnerinn v andere. Ich
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umarme Dich und bin zeit lebens Dein Freund und Bruder
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Hamann.
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N. S. M. Hase hat nichts erhalten. Du must nicht ordentlich bestellt haben,
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mein lieber Bruder. Ist noch keine Antwort oder irgend andere Nachricht von
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M
Secr. Sahme
eingelaufen? Lebe wohl, lebe wohl.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (31).
Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 77 f.
ZH I 125 f., Nr. 51.