371
2/15
Kgsberg den 12
Sept
770.

16
Geehrtester Freund,

17
Diese Gelegenheit ist gar zu günstig als daß ich mich selbiger nicht zu Nutze

18
machen sollte Sie meiner zu erinnern. – Vielleicht bin ich Ihnen noch gar eine

19
Antwort oder
eine
mehr
als das schuldig. Ich habe aber keinen Augenblick Zeit

20
übrig als – was
zur Sache
gehört. Diese besteht darin, daß HE.
Doctor

21
Motherby,
ein sehr liebenswürdiger und verdienstvoller Arzt aus England,

22
Ihnen, GeEhrtester Freund diese magere abgedroschene Zeilen überreichen

23
wird, und daß ich Sie bey allen möglichen Verhältnißen, die auf Ihre

24
Empfindungen einigen Einfluß haben können, beschwöre diesen Gast als einen jener

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höheren Geister aufzunehmen, die sich durch ihre Dienstfertigkeit
für
um

26
das menschliche Geschlecht charakterisiren. – Wenn Sie oder unser Phädon

27
Kinder haben, die Sie für die Geißel und das Gift der Blattern sichern wollen;

28
so bedenken Sie sich
keinen einzigen Augenblick
Ihre Lieblinge der

29
gewißenhaften Kunst und glücklichen Beständigkeit dieses
in jedem Verstande

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braven Mannes
anzuvertrauen. Ich schreibe Ihnen mit so viel Eifer v.

31
Zuversicht aus der dankbarsten Ueberzeugung, denn ohngeachtet ich ein bloßer

32
natürlicher Autor und zwar
per fas et nefas
geworden bin: so biethe ich doch auch

33
allen privilegirten bürgerl. Vätern in der gantzen
Mark
und besonders zu

34
Berlin dem
vmbilico terrae
Trotz, mich in väterlicher Innbrunst und

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Begeisterung zu übertreffen. Die Hauptsache wäre wol, GeEhrtester Freund,

36
wenn Sie eine zuverläßige Person in Vorschlag bringen könte
n
, die eine gute

37
Hand hätte das deutsche einem Engl. zu inoculiren – Sollte der
Secretair

38
bey des Minister Baron von Fürst
Exc.
näher als dem Namen nach mit

S. 3
Ihnen verwandt seyn; so hätten Sie ein Mittel mehr meinen Wünschen auf

2
eine beqveme Art Genüge zu leisten.

3
HE. Kanter hat mir einige Beyl. zur Bestellung aufgetragen, die ich diesen

4
Abend gantz naß aus der
Druckerey
Preße
erhalten und die seit dem August

5
auf den Abdruck gewartet haben. Aus
Warner’s Memo of the Life of Sir

6
Thomas More
von deßen
Utopia Lond.
758 die ich vor wenigen Tagen aus

7
London
bekommen, ersehe daß ersterer noch eine
Kirchengeschichte von

8
Engl.
geschrieben. Seine
History of the Rebellion
of
and Civil
-
War

9
in Ireland
liegt schon seit einem halben Jahr bey mir, ohne daß ich noch Muße

10
gehabt selbige anzusehen. Das andere Werk aber über die alte irrländische

11
Geschichte soll nicht mehr in
London
zu haben seyn; wiewol mir Herr
Green
,
der

12
Freund unsers
Kant
, auch dazu Hofnung gemacht.
John Macpherson

13
scheint in seiner
Critical Dissertation
eben nicht
ge
vortheilhaft
davon zu urtheilen.

14
Ich war eben im Begrif mein
Exemplar
von des HE.
Prof. Kant Disp.

15
für den HE.
Mendelsohn
beyzulegen wenn ich mich nicht besonnen hätte, daß

16
er selbige bereits längst durch den
Respondent
en würde erhalten haben. HE.

17
Herder scheint mich gantz vergeßen zu haben; den letzten Brief erhielte von

18
ihm ehe er von Riga an Bord stieg. Ich möchte fast des
Marquis
sein
Tant

19
mieux!
und
tant pis!
über
Hume,
auch über ihn ausrufen. Ist es wahr, daß

20
HE Leßing an einem deutschen Wörterbuch arbeitet? Deutschland könnte

21
alsdenn
d
sich
und ihm dazu Glück wünschen.
Die
leutseelige Stimme des

22
Nachtwächters und noch mehr meine Müdigkeit vom täglichen Joch verbieten mir

23
fortzufahren. Ich empfehle mich daher bestens Ihrem geneigten Andenken,

24
von
dem
ich bey Gelegenheit durch ein
Paar
Zeilen überführt zu werden
hoffe
.
,

25
und in dieser schmeichelhaften Erwartung mich nenne Ew HochEdelgeb

26
ergebenster Freund und Diener

27
Hamann


28
Postskriptum am linken Rand der letzten Seite quer:

29
Ich lege Ihnen noch ein klein
Programma
unsers Consistorial Bock bey.

30
Künftig
unserer


31
Postskriptum am linken Rand der vorletzten Seite quer:

32
Was macht der andächtige Lavater? Nimt er keinen Antheil an dem

33
Türkenkriege?
Beiste Stakkar!
sagt man in Lappland bey
interessant
en Auftritten;

34
Conf.
so wie
heiliger Bruder
! wenn sie einen liebkosend anreden.
Conf.

35
Leemius
.


36
Adresse:

37
à Monsieur / Monsieur Nicolai / Marchand Libraire très celebre / à

38
Berlin
/
par fav
. /
Nebst
5 Bogen Beyl
.
p


39
Erhalten-Vermerk von Nicolai auf dem Adressblatt:

40
1770. 20.
Oct / Hamann.
/ 1771.

Provenienz

Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Friedrich Nicolai/I/30/Mappe 11, 11–12.

Bisherige Drucke

Otto Hoffmann: Hamann-Briefe aus Nicolais Nachlass. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 125 f.

ZH III 2 f., Nr. 371.

Zusätze fremder Hand

3/40
Friedrich Nicolai

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
2/19
eine
mehr
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
mehr
2/25
für
um
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
an
für
2/29
in jedem Verstande
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
in jedem Verstande
2/30
braven Mannes
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
braven Mannes
2/33
Mark
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Mark
3/4
Druckerey
Preße
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Preße
Druckerey
3/8
-
War
]
Papierverlust am Rand des Blattes; ZH:
3/11
Green
,
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Green,
3/13
ge
vortheilhaft
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vortheilhaft
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]
Papierverlust am Rand des Blattes; ZH:
Die
3/21
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sich
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Geändert nach der Handschrift; ZH:
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,
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]
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dem
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Künftig
unserer
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Papierverlust am Rand des Blattes; ZH:
Künftig .. unserer ..
3/34
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heiliger Bruder
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.
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Geändert nach der Handschrift; ZH:
Leemius.
3/38
5 Bogen Beyl
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
5 Bogen Beyl
3/38
par fav
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
par fav
3/38
Nebst
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
nebst
3/40
Hinzugefügt nach der Handschrift.