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Liebster H.
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Aus meiner werthen Hand haben sie freilich in langer Zeit keinen Brief;
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aber ich auch nicht aus der ihrigen: sie haben, wie ich merke, zu viel, ich zu
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wenig Zerstreuung, sonst hab’ ich zu viel u. sie zu wenig – wir sind stets
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gegenander
in ratione inversa
oder zwei
entgegengesezte
Kräfte, wo die Folge 0. ist.
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Kein Brief.
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Statt meiner Person schicke ich alles, was ich kann – nur mich selbst kann
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diesmal nicht
emballi
ren: Donnerstag ist Schul
actus,
wo ich wenigstens als
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Stumme Person dastehen muß, dem Gott dieser Welt willen: was hülfe es
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mir, Mitwoch reisen u. Donnerstag früh wiederkommen müssen. –
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Ueberdem will ich die verwünschten Fragmente aus der Hand, von denen
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1) ich ihnen das erste Stück schicke. Aber wieder keine trockne
loc. comm.
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darüber sondern angestrichen u. aufgeschrieben. Das Ende sehen sie fehlt;
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2) das ist aber der Schlußzierrath. Im 2ten wird + als im ersten verändert. –
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Vom
Fabr.
weil ich muß, den 2ten Band, den ersten kann so unmögl. als
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mein Leben: ich bin eben in aller Arbeit. Aber zu Ende dieser Woche gewiß. –
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3) Winkelm. Allegorie auch; der
erste
n
Abschnitt ist für mich alles, im
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folgenden wenig, u. das meiste handwerksmäßig schon. Nach Durchlesung bitte
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4) ihn zurück.
Saintfoix
Paris
retour;
ein schönes Buch, das ich mir
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anschaffen werde. Von neuen Sachen ist für mich merkwürdig
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1) Tellers Debora p u. seine Abhandl.
von der Nachahmung
vor
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Schmidts A. u. N. Adam
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2) N. Bibl. 2 Stücke wo viel Nachrichten v. alten Engl. Poeten u.
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Hogarths Leben ist
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3) Allgem. d. Bibl. 2 Stücke: wegen der Nachrichten; sonst nichts
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als Büchertitel
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4)
Herman
u. Gunilde ein Rittergesang: noch nicht gelesen:
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5) Ramlers Lieder der Deutschen, zum Spaas u. die Veränderung
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zu sehen.
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Lauter Amusantes, und wenig Reelles; es sei denn etwa
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6) Home 3ter Theil: u. S
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7) Spaldings Predigten: ein schönes Bändchen.
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Was von diesem wollen, verlangen, fodern, brauchen sie; das meiste muß
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in Mit. seyn; das übrige will ich schicken. Gleim hat Lieder nach dem Anakr.
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herausgegeben, die Htkn. nicht hat; sie sind als nachgebildete Originalchen
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hübsch; aber als Nachahmungen und Uebersezzungen nichts. Den Reiske habe
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nicht ertappen können; Klozzens
acta litt.
sind ja wenigstens zum
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Durchsehen; des armen Damms sein Gr. Lexic. u. sein ganzes 70. jähr. Leben u. s.
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ganze Papierne Ewigk. wird heruntergemacht. Bitaub
é
Uebersezz. noch mehr.
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Daphnis u. Chloe wird gelobt; von wem muß das seyn! Ein Lob selbst nach
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dem Griechischen ist selten. – Ueber die Deutsche Tonmeßung, ein Bogen:
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sagt viel hübsches; aber nichts neues; sein neuer Jambe ist ein Unding –
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Lind. Nachrichten wird Abbt Verdienst etwas neidisch beurtheilt. – Die
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Ethopäie des Willamov. habe noch nicht gelesen. –
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Wegelin komt nach Berlin als Prof. am Kadett. Hause – Von meinen
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Sachen bin ich seit lange meine Rig. Kinder schuldig 1. Abhandl. u. 1.
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Pfingstkantate: die vorläuf. Abhandl. vor der lezten ist insonderh. wider eine elende
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Kantate des Rekt. Schlegels gerichtet, die in Fasten erschien, u. man mir
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zugeschrieben hat. Jezt müste ich es also doch zeigen, wie ich glaube, daß eine
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Kantate aussehen soll.
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Die Uhr schlägt 7. ich erwarte meinen Ital. Sprachmeister, u. schreibe dies
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auf dem Bette u. daher ists nüchtern, u. durchgängig ohne Urtheilen. Alles
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aber will ich nachholen; meinen Plan u. meine Verrichtungen; meine Mängel
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u. Wünsche, meine Liebe gegen Sie, u. mein Mitleiden gegen Paz, meinen
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Haß gegen die Musen, und mein Verlangen nach beßern Zeiten. Urteile über
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das wenige, was ich gelesen, und vielleicht dies alles auf der folgenden Seite.
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a Dieu
lieber, guter, bester H. ich will sie ehestens besuchen, aber aus
Schande
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muß
ich bei Tottins
logi
ren und das will ich nicht gern: bei H. auch nicht, u. –
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Indeßen erwarten Sie mich bald, und einen Brief an Past. Ruprecht
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Her.
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(Von Schefn. habe einen Brief gehabt über meine Fragmente, die man
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ihm sehr unzeitig
gezeigt;
Kanter muß noch mein Verleger werden – der
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Windbeutel u. Narr!)
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 41.
Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 26 f.
ZH II 373–375, Nr. 328.
HBGA I ,58f., Nr. 24.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
373/24 |
entgegengesezte ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: entgegengesetzte |
374/1 |
erste n |
Geändert nach der Handschrift; ZH: erste |
374/5 |
von der Nachahmung |
Geändert nach der Handschrift; ZH: von der Nachahmung |
374/11 |
Herman ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hermin |
375/6 |
muß |
Geändert nach der Handschrift; ZH: muß |
375/10 |
gezeigt; ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: gezeigt, |