387
42/7
den 25
Mart.
773.
8
S. T.
Wolgeborner Herr Hofrath,
9
HöchstzuEhrender Herr und Freund,
10
Ich bin eben mit meinem
Plato
fertig worden und
ich
weiß die feyerliche
11
Muße
des heutigen Tages
mir noch übrigen
einiger Augenblicke nicht
12
beßer anzuwenden als zum
Intermezzo
eines freundschaftlichen Briefes, der
13
vielleicht
Sie
der gewiß ihre
eignen Glückseeligkeit
Zufriedenheit, die ich
14
eben so sehr Ursache habe vorauszusetzen als zu wünschen durch den
Contrast
15
meines Schicksals erhöhen wird. Es ist warlich ein elend jämmerlich Ding
16
um eines Autors Leben! Rechnen Sie es unter die Wohlthaten des Ihrigen
17
in
dieser Versuchung niemals untergelegen zu haben. Unter allen
den
18
innerl. u. äußerl. Mühseeligkeiten selbst des Ehstandes
übertrift selbst
ist
19
keine empfindlicher für die Seele eines Autors als
das traurige
Noth-
Band
20
mit
sein Verhältnis zum Verleger. Von Anytus,
dem Verleger
des
21
Sokrates seinem an,
giebt es
biß auf de
n
s
D.
Faustens Gönner
in Mitau
22
Hintz
in
Mitau;
sind
sie ihm ärger als die
diese würdige Männer an Sitten
23
u Geschmack ärger als
Tataren
,
Cannibalen und Hottentotten
24
würdiger
und Calmücken
an Sitte ihm überlegen.
25
Ich habe an HE Hintz den 6
Febr.
eine kleine Handschrift
geschickt
den
26
10ten einige Exemplare
der Serotinischen
einer gedruckten Antwort
27
geschickt. Ich habe ihm den 3
huj.
ein paar
u den 20 geschrieben – Ich habe
28
ihn inständigst ersucht mir
wenige
seiner Ankunft einige Nachricht zu geben,
29
an der mir viel gelegen ist – und bin nicht einer
Sylbe
Zeile von ihm
30
gewürdigt worden,
so ein großer Meister er sich auch dünkt
auch ist in
31
lakonischen und asiatischen Briefen
noch kann mir zu einer Antwort Hofnung
32
machen.
Einer seiner guten Freunde
Ich bin nicht der einzige, der sich hier
33
Ein solches Verfahren ist
doch
in jedem Verstande desto härter und fast
34
unverzeylich, da er Zeit gnug hat nach Warschau
zu schreiben
und wer weiß
S. 43
wohin mehr zu
correspondi
ren. Ew Wolgeboren werden mir die
2
Gerechtigkeit wiederfahren laßen
mir
zu glauben, daß es mein Handwerk niemals
3
seyn wird ein Schriftsteller zu werden, und daß meine gegenwärtige
Arbeiten
4
nicht
Rolle kein
Endzweck
sondern bloße
Mittel
sind
zu einem Endzweck
5
sind.
,über
den ich mich niemals Leuten anvertrauen werde, deren neueste
6
Freundschaft mir so verdächtig seyn muß.
/
Ich habe die bisher in andern
7
unsichtbare Zufriedenheit alle meine Absichten durch die Antwort des
M.
8
Coelius
erreicht zu
haben
.
,
und dadurch desto mehr fast zuwannen näher zur
9
Sache
selbst
zu schreiten.
Von höhern
Man hat mir
höhern Orts
den
10
Beruff gegeben etwas über die berüchtigte
Histoire philosophique et politique
11
des etablissemens et du Commerce des Européens dans les deux Indes
in
12
6 groß
octav
Bänden zu Amsterdam 772. zu schreiben. Ein
Frauenzimmer
,
13
die nur nicht mit einer gar zu großen
Catharina
lächerlich verwechselt zu
14
werden, sich
Cathin
nennen wird, läßt sich den Einfall nicht ausreden den
15
verlohrnen Brief eines
Sauvage du Nord à un Financier de Pe-kim
über
16
obiges Werk herauszugeben. Ich erbitte Ew. Wolgeboren
–
und bin mir
17
alles von Ihrer Freundschaft gewärtig –
ob
mir mit erster Post zu melden,
18
ob HE Hintz alle freundschaftl. Pflicht und Schaam gegen mich aufgegeben,
19
damit ich mich in Ansehung meiner eben so dringenden als kleinen Geschäfte
20
darnach richten kann, weil es mir Gottlob’ an Freunde
n
weder gefehlt hat
21
noch daran fehlen
wird
Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Slg. Meusebach). Einliegend in einem Entwurfsmanuskript zu „Le Kermes du Nord“.
Bisherige Drucke
ZH III 42 f., Nr. 387.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
42/14 |
Contrast |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Contract |
42/19 |
Noth- |
Geändert nach der Handschrift; ZH: ???? |
42/22 |
Mitau; ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mitau, |
42/22 –23
|
sind […] als] |
Geändert nach der Handschrift; ZH: sind diese würdige Männer an Sitten u Geschmack ärger als sie ihm als sogar die |
42/23 |
Tataren ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tatarn |
42/25 |
Febr. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Febr: |
42/28 |
wenige ]
|
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): lies wegen statt wenige Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): lies wegen statt wenige |
43/5 |
,über |
Geändert nach der Handschrift; ZH: über |
43/6 |
/ ]
|
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel. |
43/8 |
haben . , ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben, |
43/21 |
wird ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: wird. |