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S. 318
Kgsberg den
2 März 65.

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Herzlich geliebter Freund,

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HE Cholevius
Andreas Cholevius, Bürger im Kneiphof
Thaler
Taler, meist ist der 24 Silbergroschen entsprechende Reichstaler gemeint, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze.
Diesen Dienstag habe mit HE
Cholevius
abgemacht und 2 runde Thaler auf

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die Hand gegeben, welche noch von Ihrem vorigen Gelde übrig geblieben nebst

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fl.
Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen oder weniger.
gl.
Groschen (Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
1 fl. und ‥ gl. Mein Vetter ist gestern bey
Jacobi
gewesen um die
assigni
rte

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100 fl. abzuholen, ist aber auf heute wieder bestellt worden. Sobald ich selbige

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erhalte, soll HE
Zeise
befriedigt werden, worauf noch
einige
50 fl. übrig

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bleiben. Falls selbige zur Bezahlung noch
künftiger Frachten
nicht zureichen

9
sollten, dürfte keine weitere
Remise
nöthig seyn, sondern wir den Ueber- v

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Vorschuß hier übernehmen können. – Wegen des durch HE.
Hartknoch

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übermachten weiß nichts
, woran ich mich zu halten habe, und es würde nicht

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undienlich seyn bey Zeiten alles gehörig abzumachen:
ob
und
wenn
es

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abgegangen und
wo
es hier in Empfang genommen werden soll. Die

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Verlegenheit der hiesigen
Casse
scheint noch nicht aufgehört zu haben, und desto größer

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vielleicht zu werden, da man dort alles mögl. erschöpft, und nicht sobald

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wieder was zu erwarten ist. (Eben der Antrag, der Ihnen geschehen, sollte

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Wirth
nicht ermittelt
auch gestern unsern Wirth treffen) Ehstens wird ein junger Buchhändler

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Weitbrecht
Johann Jakob Weitbrecht
Petersb.
St. Petersburg
Weitbrecht bey Ihnen durch nach Petersb. gehen, ich weiß nicht durch welchen

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Freund in Mitau
Jakob Friedrich Hinz
in Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Umwurf gewißer Erwartungen die sich unser Freund in Mitau machte. –

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HE Pichlau
Lucas Pichlau, Bürger für den polnischen Handel im Kneiphof in Königsberg
HE Pichlau schickte einen polnischen Ladenjungen zu mir und ließ mir eine

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Neustadt
vll. Löbenicht
Wohnung melden, die auf der Neustadt zu vermiethen wäre; ich ließ ihn aber

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sagen daß ich keine mehr brauchte. Eben zu der Zeit bekam Nachricht, daß

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HE Kanter sich um eben diese Gelegenheit bekümmert hätte bey dem

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Advoc. Rhode
nicht ermittelt
berüchtigten
Advoc. Rhode,
daß sie schön wäre, 4 Zimmer hätte, aber 700 fl. Miethe.

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Relata refero
dt. Ich berichte über Gehörtes.
HE Mag. Schlegel
Gottlieb Schlegel
Relata refero.
– HE Mag. Schlegel besuchte mich auch gestern unvermuthet,

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dem ich keine weitere Nachrichten geben konnte, als er selbst schon wuste, oben

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ein versicherte, daß Ihren
Sentimens
und Briefen zufolge Sie am meisten für

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ihn
interess
irt wären, vielleicht würde gar der Magistrat Ihre Abreise

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abwarten ehe man zu einer
positi
ven Wahl schritte, im welchen Fall Ihr Einfluß

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aufhören würde. Es scheint ihn um nichts als eine philosophische Gewisheit

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oder ein christl. ja und Nein zu thun zu seyn. Wenn man dort
rafini
rt, so wird

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die Empfehlung eines hiesigen Ministers allein hinreichen das
Subject

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anstößig zu machen, und eine sehr gerechte Sache wegen Ihres Abschieds. An

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Meubles
Möbel
einem Tauschen mit
Wohnung
und
Meubles
ist nicht zu denken, da Sie

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gegenwärtig versorgt sind. Er hat gleichfalls 2 Stuben und zahlt nur die

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Hälfte, weil die Kirchenwohnungen überhaupt billiger. Unterdeßen hoff ich

S. 319
daß Sie für Ihre 100 fl. zufrieden seyn werden. Wegen des
Besuchzimmers

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kann ich mir durchaus nichts merken laßen
; aber ich habe Ihnen dies nur

3
als meine
Speculation
unter der Hand zu verstehen gegeben, und ich hoffe,

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wenn Sie eine Woche lang in
dem Hause bekannt seyn
werden, daß Sie

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Wirthin
Frau von Andreas Cholevius, Bürger im Kneiphof
mit Ihrer jungen artigen Wirthin sich bald hierüber vergleichen

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würden, die eine Tochter des seel.
M. Wolters
ist. Eine Magd zu halten ist nicht

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mögl. noch nöthig, und Sie können den Lohn fügl. ersparen. – Die
Mama

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HE Fähndrich Wirth
Friedrich Wirth (gest. 1784)
Maup ... Venus Metaphy Physique
Maupertuis,
Venus Physique
hat mir heute sagen laßen daß HE Fähndrich
Wirth
nichts von des
Maup

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Venus
Metaphy
Physique
wüste, da doch HE Bruder mir ausdrücklich

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versprach selbige bey ihm zurück zu laßen. Erkundigen Sie sich also darnach,

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wiewol es bis zu Ihrer Ankunft Zeit hat diese Sache abzumachen. Zaudern

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Sie nicht liebster Freund mit Uebersendung Ihrer Bibliothek. Bey

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schlechterem Weg wird die Fracht theurer und die Waare kann eher Schaden leiden und

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naß werden. Mit gegenwärtigem werde gemächlicher schreiben, und bloß

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im Nothfall
antworten
oder
melden
, da Wohnung und der Empfang des

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mr. engl. Bücher
vgl.
HKB 281 ( II 285/21 )
vornehmsten abgemacht ist. Wenn Sie nicht selbst wegen mr. engl. Bücher

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mündlich oder persönlich oder durch HE Herder sich erkundigen können, dürfte

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es zu Misverständnis Anlaß geben. Weil selbige englisch sind und den Handel

19
junge Berens
Georg Berens
betreffen; so vermuthe ich daß der junge Berens, der auf einem engl.
Comtor

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engagi
rt gewesen, selbige sich ausgebeten. Dem Petersburger nützen sie wegen

21
HE Carl Berens
Carl Berens
Socrates Leben von Cooper
Cooper,
The life of Socrates
der Sprache nichts. HE Carl Berens bat sich
Socrates
Leben von
Cooper
aus,

22
3 Vignetten
Cooper,
The life of Socrates
: Vignetten finden sich auf S. XII, S. 45, S. 79, S. 114, S. 154
an dem Buch ist mir nichts gelegen aber an den 3
Vignett
en die darinn sind,

23
wenn es jemals nöthig oder mögl. seyn sollte eine neue Auflage der

24
sokratischen Denkwürdigkeiten
Hamann,
Sokratische Denkwürdigkeiten
sokratischen Denkwürdigkeiten zu besorgen, woran ich vor dem 40 oder 50sten Jahr

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meines Alters nicht denken werde. Ich wünschte also daß es auf diesen
Event

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aufgehoben würde und nicht verloren gienge. Daß ich wenig Lust habe so lange

27
zu leben, daran ist wol mein gegenwärtiger
vegetabili
scher oder
animali
scher

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Vorschläge
wegen eines Amtes in Königsberg
Zustand schuld. Ich erwarte nächstens Vorschläge aus der Nähe, und werde

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mir auch Zeit nehmen Sie um Rath zu fragen, und wünsche sehnlichst Ihre

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Löbnichtsche Schule
wo der Bruder eine Anstellung hat
Erscheinung, die mir ein Fest seyn wird. Die Löbnichtsche Schule hat gestern

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Ihre Andacht gehabt, und mein Bruder ist muthwillig ausgeblieben ohne daß

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die Sachen weiter Folgen haben wird. Ich kann die Entwickelung dieser

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unerklärlichen und unauflöslichen Führung nicht erwarten. Mein Vater ließ sich

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gestern vor 8 Tagen zur Ader, und weil er es vielleicht zu lange aufgeschoben,

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paroxismos
Anfall
Apoplexie
Schlaganfall
bekam er so heftige
paroxismos,
daß wir immer neue Anfälle der
Apoplexie

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vermuthen müsten, hat sich aber außerordentlich wieder erholt.
D Laubmeyer

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Bewegungen der Goldnen Ader
Hämorrhoiden
findt in seinen Zufällen Bewegungen der Goldnen Ader, und ich schmeichele

S. 320
mir daß er selbige noch bekommen und wieder Vermuthen jung werden wird.

2
Ein
Prognosticon,
das ich ihm immer gestellt und vielleicht eintreffen wird,

3
wornach er seine Maasreguln nicht genommen, und die ich vielleicht mit saurer

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Mühe werde ersetzen müßen. Nun Gott wird helfen dies köstliche Leben

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auszuhalten, und für alles Rath schaffen. Grüßen Sie unsern Herder aufs

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freundschaftlichste von mir. So bald ich im stande seyn werde, will mich nach

7
HE
Fischer
erkundigen. Ich umarme Sie nach herzlicher Begrüßung der

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Meinigen und
Lausons
und ersterbe Ihr Freund

9
Hamann.


10
Ihre Anfrage wegen der
Censur
habe nicht verstanden. Ist Ihnen daran

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gelegen, so erklären Sie sich deutlicher. Ihrem
Catalog
sehe mit Verlangen

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entgegen. Ich
denke
will noch heute mit dem 10 Buch des Athanäi zu Ende

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zu eilen. Ich denke noch eine
Frühlingscur
mit meinem alten Vater

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mitzunehmen und die Blüthe des Sommers in Ihrer Gesellschaft zu genießen.

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Also mehr mündlich. Leben Sie wohl.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (128).

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 328 f.

ZH II 318–320, Nr. 295.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
318/12
ob
]
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
ob
318/13
wo
]
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
wo
319/8
Maup
]
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988):
Maup
ertuis
320/13
Frühlingscur
]
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH:
Frühlinscur

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Frühlingscur