289
306/27
Kgsberg den
30 Jänner. 65.
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Herzlich geliebtester Freund,
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Besucher
nicht ermittelt
Der Besucher ist noch nicht hier gewesen und wird vermuthl. auch nicht
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kommen. Ihr Kasten steht also noch wie er ist und die Schlüßel sind versiegelt.
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HE Pichlau
Lucas Pichlau, Bürger für den polnischen Handel im Kneiphof in Königsberg
Ihre
Einlage habe sogl. an HE
Pichlau
bestellt; aber die übrigen an
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HE Doctor
Johann Ehregott Friedrich Lindner
Flüßen
„Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.“, vgl.
Krünitz
, Tl. 14, S. 420
Mama
und HE
Doctor
liegen noch hier. Ich bin mit Flüßen gequält, daß
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nicht ausgehen kann.
Mama
schickte gestern abgeredter maaßen zu mir, um
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sich nach Briefen erkundigen zu laßen. Die Post muß aber sehr spät
S. 307
HE Bruder
Johann Ehregott Friedrich Lindner
angekommen seyn; denn eine halbe Stunde nachher kam der Briefträger. Den HE
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Bruder erwarte alle liebe Tage. Er hat mir heute Hofnung machen laßen,
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wo es ihm mögl. wäre weil er viel Geschäfte hätte, heute gewiß zu kommen.
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HE Zeise
Johann Daniel Zeise
HE
Zeise
besuchte uns vorigen Sonntag ich redte mit ihm wegen es. Buchs,
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HE. Herder
Johann Gottfried Herder
das ich HE. Herder schicken wollte. Es hat sich Montags unvermuthet eine
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Gelegenheit gefunden, da ich auf einem kleinen Familienschmauße in der
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deshabillé
Haus- und Morgenkleid
Nachbarschaft im halben
deshabillé
ausgegangen war, und ich habe die
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Uebersendung nicht selbst einrichten können. Die Beylage, welche Sie
9
Mst.
Manuskript
nächstens zu einem
Mst.
aus Rostock nach Petersburg zu erhalten werden, gehört
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HE Herder, und ist auf Ihren Namen angeschrieben, daß Sie also leicht diese
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gl.
Groschen (Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
kleine Rechnung von ungefehr 12 gl. unter sich
liquidi
ren können. Mein
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Exemplar war schon zurecht gelegt, weil ich mit HE
Zeise
sprach ob
ers
hätte,
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so wird es ihm lieber seyn ein eignes zu erhalten. Seine Handschrift habe
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nicht beylegen können aus angeführten Ursachen, weil die Gelegenheit
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unvermuthet sich ereignet und ohne mein Wißen alles abgegangen. In Ansehung
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der
Wohnung habe Ihrem Sinn völlig gemäs gehandelt, und aus Noth wol
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Stadtrath Hennings
Samuel Gotthelf Hennings
piano
gehen müßen. Des Stadtrath Hennings Gelegenheit wird vielleicht
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auch jetzt ledig werden. Alle Ihre Bedenklichkeiten habe
anticipi
rt und ich
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Michaelis
29. September
halte es immer für das zuträglichste, daß Sie sich bis Michaelis so gut Sie
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können behelfen und alsdenn nach eigenem Gefallen sich eine festere Miethe
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oder Eigenthum aussuchen. Was wir von Ihnen aufnehmen können, schicken
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Sie ohne die geringste Besorgnis an uns. Mein alter Vater wünscht Ihnen
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allen herzl Seegen und ich umarme Sie als Ihr alter treuergebener
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Hamann.
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Adresse mit Mundlackrest:
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à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie, Professeur /
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Ordinaire de la Poesie et Senateur / de l’Academie de Königsberg / Regent
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du College Cathedral de et / à
Riga
. / par
faveur
.
S. 502
Handschriftliche Anmerkung von Johann Gotthelf Lindner am Rand
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zu HKB 289 (II 306/20):
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Censuren.
5
Lauson.
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Freytag Coll.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (123).
Bisherige Drucke
ZH II 306 f., Nr. 289.
Zusätze fremder Hand
502/4 –6
|
Johann Gotthelf Lindner |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
307/12 |
ers ]
|
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: er es |
307/16 |
der ]
|
Druckbogen 1940: er ; vmtl. Satzfehler: Buchstabenwegfall am Zeilenanfang. |
502/2 –6
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Handschriftliche […] Coll.] |
In ZH im Apparat. |