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S T.
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Mein Geschätzter Freund,
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Es ist mir nach meiner Ankunft keine Zeit übrig geblieben weder mich von
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der beschwerlichen Reise zu erholen, noch an meine Freunde zu denken;
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obgleich die Gerichte bis den 8
April
ausgesezet worden, so ist doch die Zeit
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anfänglich mit nichts bedeutenden und doch zum Wohlstand unumgänglich
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gehörigen
Curialien
hernach mit
instrui
ren und
conferi
ren vergangen; der
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Feyertage werde ich mich nicht zu erfreuen haben, denn Arbeit finde ich
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überflüßig vor mir. Das Schreiben welches ich von Ihnen erhalten, überzeuget
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mich von Ihrer Freundschaft und gütigen Vorsorgen vor denen die mir nahe
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angehen; so sicher ich von dieser Seite bin, so sehr wünsche ich zugleich, daß
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Ihrer eigenen Zufriedenheit dabey nichts abgehe; glauben Sie Engelsfreund,
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daß ich an lezterer nur gar zu vielen Antheil nehme. Meine Frau befindet sich
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gut; sie empfiehlet sich Ihnen bestens; noch ist ihr
Warschau
nicht zuwider,
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sie glaubet auch nicht, daß sie noch vor der Hand die Krankheit, welche wir
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hier hatten, bekommen möchte; Sie wißen, die vornehmste war, das Heimweh.
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Empfehlen Sie uns allen guten Freunden die Sie sprechen, behalten Sie uns
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lieb und glauben, daß ich mit den aufrichtigsten Gesinnungen ersterben werde
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Dero treuester Freund und Diener
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Tottien
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Warschau
den
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Martii
1766.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 43.
Bisherige Drucke
ZH II 365 f., Nr. 322.