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S. 244
Königsberg den
16 März 64.
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Herzlich geliebtester Freund,
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Beytrag aus Constantinopel
Lindners Rezension von
Grammaire tvrqve, ou methode covrte & facile pour apprendre la langve tvrqve
(Konstantinopel 1730) erschien in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 29. St. vom 11.5.1764; vgl.
HKB 265 ( II 254/28 ) Ihren Beytrag aus Constantinopel gestern erhalten. Wollen Sie nicht
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erlauben, daß ich die Aufschrift
Riga
mache, mit der Geschichte anfange und
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darauf das Buch anführe? Ich habe sie erst befragen wollen, aber ich sehe
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hier nichts was uns verbieten sollte den Ort zu verschweigen. Die Bücklinge
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erwarte und danke herzlich zum voraus dafür. Halten Sie nicht die Zeitungen
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selbst? Sind selbige etwa dort zu theuer oder woran liegt es? Sie haben nur
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erst das 1ste Stück erhalten und haben mir doch schon über den Inhalt des
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Curl.
Kurland
3ten etwas geschrieben. Haben Sie letzteres wo in Curl. gesehen, oder packt
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HE Hartkn.
Johann Friedrich Hartknoch
S
Ihnen HE Hartkn. etwa bey Gelegenheit ein Stück bey.
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M. Siebert
Martin Friedrich Siebert
M.
Siebert
Ihr HE Schwager besuchte uns gestern unvermuthet und
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veranlaßt eigentl. gegenwärtiges Schreiben. Seine Absicht war ein Gericht
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electrischer Funken
Einsatz elektrischer Entladungen für Heilzwecke
electrischer Funken für einen kleinen
Spasmum
am rechten Zeigefinger; sich aber
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gegen mich Ihrenthalben zu erklären schien ihm eben so dringend zu seyn.
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Auf sein dringendes Vorstellen soll ich Ihnen folgende Umstände berichten.
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Marianne
Marianne Lindner
Ihre Achtsamkeit ihm den Tod Ihrer seel.
Marianne notifici
rt zu haben,
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schien ihm sehr gefallen zu haben, weil er in
puncto
des Wohlstandes mit
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dem HE. Bruder sehr unzufrieden ist. Er sagte mir also eine Menge von
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Gen. Feldm. Lehw.
Johannes v. Lehwald (1685–1768), Generalfeldmarschall und Gouverneur von Memel, seit 1751 Gouverneur der Provinz Preußen
Wegen die er sich Ihrentwegen gemacht hatte, beym Gen. Feldm.
Lehw.
dem
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Praes. Domh. dem Canzl. Kowalewski, D. Arn.
dem Präsidenten der Kammer
Johann Friedrich Domhardt
, dem Kanzler der Universität
Cölestin Kowalewski
, dem Hofprediger
Daniel Heinrich Arnoldt
Praes. Domh.
dem Canzl.
Kowalewski, D. Arn.
p. Beym dem ersteren hat er
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GehR. v. Reck oder Crusemarck
Christian Wilhelm v. Reck, Kriegs- und Domänenrat; Joachim Sigismund Krusemarck, Finanzrat
gefragt, ob er sich Ihrentwegen bey dem GehR.
v. Reck
oder
Crusemarck
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melden könnte? Der erstere hat nichts, der letzte aber alles darinn zu thun.
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Daß
Crusemarck
das
academi
sche
Departement
hat, weiß ich aus der
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Kanterschen Sache
Johann Jakob Kanter
; wohl die Lizenz für
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
Blumenthal
Adam Ludwig Blumenthal (1691–1760), preuß. Staats- und Kriegsminister
Präsid.
Johann Friedrich Domhardt
Kanter
schen Sache und
Blumenthal dirigi
rt
academica.
Der Präsid. ist willig
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Kow.
Cölestin Kowalewski
gewesen alles für Sie zu thun, sobald Sie anklopfen würden.
Kow. hat
Ihnen
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übel genommen daß Sie bey Ihren letzteren Hierseyn so viele Besuche
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abgelegt und ihn vergeßen hätten, scheint aber deswegen Ihnen nicht zuwieder zu
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Arnoldt
Daniel Heinrich Arnoldt
seyn. Arnoldt ist politischer und nicht so geneigt als die Mama sich einbildet
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Schw. Steinkopf
George Steinkopf
und mir gleichfalls versichern wollen. Ihr Schw.
Steinkopf
meynt; Sie
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andere
Martin Friedrich Siebert
sollten ohne Ruff niederlegen. Der andere hält dies für unsicher und nicht so
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rathsam. Letzterer dringt darauf keinen Posttag zu verlieren und sich gleich zu
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Acad. für Pisansky
Die Universität hat sich vorläufig für
Georg Christoph Pisanski
als Rektor der Domschule entschieden.
melden. Weil die Acad. für
Pisansky
herausgegangen und noch keine
Resolution
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erhalten: so kann sie füglich sich ihrer nicht annehmen; und weil es am
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wenigsten auf sie ankommt, so hat dies auch am wenigsten zu bedeuten. Es hat so
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mit diesen einen Hacken wegen des
Rectorats,
das er nicht Lust hat darüber
S. 245
niederzulegen, und auch nach den Gesetzen nicht zugl. behalten kann. Die
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Adjunct
ur beym
Collegio
ist nur als ein
Accidens
anzusehen, das Sie allemal
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Oberburggräfl. Amt
Königliches Oberburggräfliches Amt in Konigsberg
erhalten können. Es hängt am meisten von dem Oberburggräfl. Amt ab, und
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folgl. von der Regierung. Ich wünschte also liebster Freund, daß Sie
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wenigstens den Rath folgten keine Zeit zu
verlieren
, und sich an den
Praesident
en
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Prof. poes.
Professur für Dichtkunst
schlügen, auf nichts ihr Augenmerk richteten als auf die
Prof. poes.
weil selbige
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noch
vacant
ist und die höchste Zeit.
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Eine
directe
Bewerbung bey der Akademie um die Stelle ist vergebens, weil
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1.) selbige sich nicht wiedersprechen und 2.) nichts entscheiden kann. Klugheit
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und Wohlstand harmoniren daher in dem Punct, daß Sie nicht
directe
suchen.
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Sie würden also diese Beleidigung gegen ihr
gegenwärtig Vaterland
und
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gegen Ihren jetzigen Character wohl entbehren können. Eine förml.
Vocation
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von der Academie ist eine gleiche Unmöglichkeit und wäre gewißermaaßen eine
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Demüthigung für selbige, mit der Ihnen auch nichts gedient wäre, weil Sie
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auf diesen Fall gleichfalls Ihr gegenwärtig Vaterland und ihren jetzigen
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Character beleidigen müsten, wenn Sie diesen Ruf vorziehen wolten; es wäre denn
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ex speciali gratia
aus besonderer Gefälligkeit
daß
s
Sie
ex speciali gratia
geruffen würden.
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Schwagers Steink.
George Steinkopf
Eine Abdankung ohne Ruf, nach Ihres Schwagers Steink. Ausdruck aber
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nicht nach seinem Sinn, würde also immer den Vorzug behalten meines
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Erachtens. Um sich hiezu geschickt zu machen, melden Sie den Präsidenten: daß
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Sie
mit der poetischen Stelle gern für lieb nehmen möchten, wenn er
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Ihnen Mittel versprechen könnte die Schwierigkeiten aus dem Wege
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zu räumen, warum Sie eben so wenig um diesen Dienst anhalten
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könnten als die Academie gegenwärtig im stande wär Sie in
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Vorschlag zu bringen
. Da Sie die Academie nicht gern in die Verlegenheit setzen
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möchten ihre
Intercession
für einen andern zurückzuruffen; so wollten Sie
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den Hies. Rath noch ungerner beleidigen, daß Sie im Besitz einer ansehnlichern
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Stelle sich d
as Ansehen
en Verdacht geben möchten die hier genoßene Gunst
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nicht nach Würden zu verdienen.
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M. Kant
Immanuel Kant
M.
Kant
drung ungemein darauf an Ihre Zurückkunft gleich zu arbeiten
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Verleger
Johann Jakob Kanter
und hat mir recht sehr angelegen meinem Verleger dies bey sn häufigen
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v Brax. Exc.
Fabian Abraham v. Braxein
Besuchen bey
v Brax. Exc.
aufzutragen. Wegen des Todesfalls wird er auf die
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Woche erst hingehen können.
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Schreiben Sie zum voraus an
Domh.
so kurz, höflich und
confid
ent als
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mögl. und halten Sie ja in ihrem Briefwechsel mit
Subaltern
en von ihren
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Absichten zurückzukommen an sich.
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Ich erwarte einen kleinen Wink über
die
Ihre Maasregeln, wie Sie mir
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versprochen haben, und wiederhole nochmals keine Zeit zu verlieren sondern
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Hand ans Werk zu legen.
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Mit meinen Arbeiten geht es langsam und kaum von der Stelle. Ich gehe
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in der Irre wie ein verloren Schaaf und finde weder aus noch ein. Von Ihrem
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Vorsatz den Hipparin abdrucken zu laßen, habe erst gestern erfahren. Wie soll
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ich mich jetzt wegen Besorgung der
Recension
verhalten. Die Schulhandlung
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oder den Abdruck
recens
iren laßen? Geschieht ersteres so wird ihre Absicht in
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Ansehung des Unbekanntbleibens nicht erreicht. Erklären Sie sich darüber.
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Wißen Sie nichts aus Braunschweig? Auf die Woche bin ich willens zu
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D. Bock ... Beschreibung vom Saturgusschen Cabinet
Johann Georg Bock
gab in:
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 34., 35. und 36. St. vom 38.5., 1. und 2.6.1764, eine Beschreibung des Naturalienkabinetts von
Friedrich Franz Saturgus
.
schreiben.
D. Bock
hat die Beschreibung vom
Satur
gusschen
Cabinet
eingeschickt,
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Criminal Rath Funck des Pipers Markenrecht
Johann Daniel Funck
über
F. G. Pipers historisch-juridische Beschreibung des Marcken-Rechts in Westfalen.
Halle 1763, in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 21. St. vom 13.4.1764.
die auch zu lang ist.
Criminal
Rath
Funck
des Pipers Markenrecht in
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Kants Recension von Silberschlags Erklärung
Rezension von
Immanuel Kant
über
Theorie der am 23. Julii, 1762 erschienenen Feuer-Kugel. Abgehandelt von Johann Esaias Silberschlag
(Magdeburg/Stendal/Leipzig 1764), in
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 15. St. vom 23.3.1764.
Westphalen scharf aber auch zu weitläuftig
recensi
rt.
Kants
Recension
von
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Silberschlags
Erklärung der vor einigen Jahren erschienenen Sonnenkugel ist
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das letzte Stück von ihm und kommt vielleicht im nächsten Stück, mit einem
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seel. Trib. R. v. Werner
Johann Gottfried v. Werner
verfasste eine Lateinische Version von
Lausons
Gedicht „Der Frühling“; erschien in:
Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen
, 14. St. vom 19.3.1764.
lateinischen Gedicht des seel.
Trib.
R.
v. Werner
auf den Frühling von Lauson
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eingeschickt. – Kanters Schwester wird heute beerdigt. Vielleicht mach ich noch
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morgen eine Beylage, wenn mir was einfallen sollte. Entschuldigen Sie mein
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flüchtiges und stumpfes Geschmier. Sie können sich nicht vorstellen wie mir
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an Gemüth und Leibe zu muth ist. Ich umarme Sie nach ♡l. Begrüßung
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meines Vaters und ersterbe Ihr treuer Freund
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H.
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Hintz
Jakob Friedrich Hinz
Grüßen Sie Hintz und ermahnen ihn daß er fortfahren soll bisweilen an
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mich zu schreiben, biß ich mehr im stande seyn werde ihm zu antworten.
Vale.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (103).
Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 50 f.
ZH II 244–246, Nr. 260.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
245/5 |
verlieren ]
|
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: verlieren |
246/12 |
Recension |
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Recension |