228
155/33
Königsberg den
29 May 1762.
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Geliebtester Freund,
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Ungeachtet ich ersehe, daß Sie meine neuliche Laune, mit der ich mich über
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Supplement
Vermutlich meint Hamann seine Anmerkungen zu Lindners
„Zusätze zum ersten Theile des Rigischen Katechismus“
.
ihr kleines
Supplement
aufgehalten habe, nicht recht gefaßt: so ist es mir
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doch lieb, daß Sie selbige nicht übel aufgenommen haben. Noch ist kein Bogen
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zur
Correctur
eingelaufen – Was auf mich ankomt, werde ich thun. In
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Ansehung der Zahlen setze ich alle mögliche Richtigkeit zum voraus, weil ich
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nicht alle Sprüche aufschlagen kann, und mein Gedächtnis gar nichts zum
41
citi
ren daucht.
S. 156
de republica
Plat.
rep.
Mit Platons Büchern
de republica
bin heute Gott Lob! vor den
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Hosea nebst Burschers Auslegung
Burscher,
Erläuterung der Propheten Hosea und Joels
Pfingstfeyertagen fertig worden, wie auch mit Hosea nebst Burschers Auslegung,
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die ich nicht ausstehen kann, und von diesem Autor nichts mehr mir
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anschaffen, vielmehr das angeschafte loszuwerden wünschte.
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Amazonen Lieder
Weiße,
Amazonenlieder
Meßgut ist auch schon hier angekommen. Die Amazonen Lieder sind nicht
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Gesners Schriften
Gesner,
Schriften
uneben. Der vierte Theil von
Gesners
Schriften ist fürtreflich, und für Sie
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sehr
interessant,
Muster für die Schulbühne. Das übrige habe nicht gelesen,
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die Nacht
Gesner,
Schriften
, Bd. 2, S. 159–176. Auch in
Hamann,
Leser und Kunstrichter
, N II S. 344/39, ED S. 8 erwähnt.
Daphnis
Titel eines Schäferromans von Gesner.
Wielands Gedichten
Wieland,
Poetische Schriften
außer
die Nacht
, die hinter dem Daphnis im 2. Bande steht. Von Wielands
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Mon chef d’œuvre
Sticotti,
Mon chef-d’oeuvre
Gedichten bloß die Vorrede.
Mon chef d’œuvre
von
Sticotti,
wo der ewige
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Jean Jaques
wieder vorkommt und den Leuten im Hospital dedicirt ist.
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Weil sie alle die Krätze haben; so saget er
bon soir
und nennt sie
mes chers
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miserables.
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Hagedorns Betrachtungen
Hagedorn,
Betrachtungen über die Mahlerey
Des Herrn von Hagedorns Betrachtungen über die Malerey haben mich
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à vingt ongles
Französische Redewendung; wörtlich: [Furz] mit 20 Nägeln; Bezeichnung für ein neugeborenes Kind. Vgl.
HKB 227 ( II 153/33 ) warm gemacht – und meine ungezogene Muse hat abermals
einen
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Schleicher
à vingt ongles
begehen müßen. Ich dachte Ihnen schon heute das erste
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Exemplar, weil es nichts mehr als einen Bogen ausmacht zu überschicken;
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ich muß aber biß nach den Feyertagen Gedult haben. Es ist die andere Hälfte
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von Schriftstellern und Kunstrichtern; der Titel ist also
Leser
und
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Kunstrichter
nach perspectivischem Unebenmaasse. Man muß des Herrn
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von Hagedorns Betrachtungen über die Malerey in 2 Theilen zum voraus setzen; weil
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mein Bogen sich zu seinen 2 Alphabethen verhält wie die
Vorhaut
zum
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jener Daume … Größe des Riesen
Hagedorn,
Betrachtungen über die Mahlerey
, Bd. 1, S. 169f., bezogen auf ein Gemälde des griechischen Malers Timanthes von einem schlafenden Zyklopen, dessen Größe im Vergleich zu Satyrn vorstellbar gemacht wird.
ganzen menschlichen Leibe, oder wie jener Daume eines Fußes, den ein Maler
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meßen ließ um den Leser auf die Größe des Riesen aufmerksam zu machen.
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Mehr als dreymal sind mir die Hände gesunken über dieser Arbeit; nun sie
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wieder mein Vermuthen und wieder meinen Willen gleichsam fertig worden:
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gleich der Hagar
1 Mo 21,10
so mag sie in alle Welt gehen, und gleich der Hagar mit ihrem Ismael ihr
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Glück machen, so gut sie kann. Der Grundsatz der schönen Künste ist in ihrer
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Blöße darinn aufgedeckt. Weil die Ästhetik schöne Natur nennt, was Rost
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die Seele der Mädchen: so war ich genöthigt im Geschmack der
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Schäfererzählungen zu schreiben.
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Der Verfaßer der Anmerkungen zum Gebrauche deutscher Kunstr. soll
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Relata refero
dt.: Ich berichte über Gehörtes.
Gellius
heißen, ein junger Mensch, der von Uebersetzungen lebt.
Relata
33
refero.
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Die Herleitung des Wortes
Schächer
ist mir sehr bekannt, ich kann mich
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aber darauf nicht besinnen. So bald ich auf die Spur komme – –
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Kochs Stärke und Schwäche
Koch,
Stärke und Schwäche der Feinde der göttlichen Offenbarung
Kochs Stärke und Schwäche der Feinde der Offenbarung habe überlaufen,
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die aus 3 kleinen Theilen besteht, wozu noch ein 4ter fehlt. Er gehört auch wol
S. 157
in ihre Sammlung – Eine muntere Schreibart, die aber ungleich und nicht
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stark genung ist.
3
Den alten
Manilius,
den Astrologen, habe jetzt auch gelesen und thut mir
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nicht leyd. So viel Lust ich noch zu der römischen
Litteratur
habe: so zweifele,
5
daß ich das Fach jemals werde berühren können. Was mir aufstößt nehm ich
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mit, und befinde mich recht wohl dabey.
7
Schulhandlungen
Lindner,
Beitrag zu Schulhandlungen
Ich erwarte, liebster Freund! ein Exemplar Ihrer Schulhandlungen, und
8
Lauson
Johann Friedrich Lauson
für Lauson gleichfalls
gratis.
Ihre übrige gute Freunde können bezahlen,
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Lauson, der mehr Geld als ich hat, war schon mit seinem Gelde herausgerückt,
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als ich ihm zurief: halt! – Ob ich Ihren Sinn getroffen, melden Sie mir.
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Laß ein jeder das Seine thun; der Kaufmann sein
Comtoir,
der Gelehrte
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sein Handwerk. Rachsucht war die schöne Natur, die Homer nachahmte. Was
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mein eigen Herz betrift; so trau ich demselben nicht, wenn es mich absolvirt,
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nicht wenn es mich verdammt. Gesetzt daß es mich verdammt; so ist Er
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größer als mein Herz. Herz gegen Herz gerechnet, liegt mir meins näher als
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meiner Nachbarn Herz. Wenn ich an selbiges
appelli
ren möchte in einigen
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Augenblicken, in gewißen Schäferstunden: so würden Sie nicht mehr
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Herrlichkeit in Ihrem eigenen als in meinem finden. Schlechter Trost – und noch
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schlechterer Grund, auf den ich bauen soll!
20
Ich weiß, daß mein Erlöser lebt
Hi 19,25
der mich von allem Uebel erlösen wird
2 Tim 4,18
Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, der mich von allem Uebel erlösen wird,
21
wie meine eigenen Haut umgiebt
Heb 12,1
und auch von der Sünde, die mich wie meine eigene Haut umgiebt, mich träge
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macht und allenthalben anklebt – Ich weiß, daß meine Muse auf einer
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glühenden Asche
Hi 2,8
glühenden Asche singt, und ihre Feder statt einer Scherbe braucht um sich zu kratzen.
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daß die Erde … meine Brüder sind
Hi 17,14
– Ich weiß, daß die Erde meine Mutter und Würmer meine Brüder sind.
25
Sie haben auch Ihr Hauskreutz und werfen die Gläser der
Theodic
een
26
weg, wenn sie am nöthigsten sind.
27
liebe Hälfte
Marianne Lindner
Grüßen Sie Ihre liebe Hälfte, die sich auch an Stiefkindern alt tragen
28
wird. Mein alter Vater empfiehlt sich Ihnen gleichfalls. Fröhliche,
29
vergnügte, geseegnete Pfingsten! Ich umarme Sie und ersterbe Ihr treuer Freund
30
Hamann.
31
den 11.
Jun.
32
Elbing
heute Elbląg
Eben jetzt reise nach Elbing –
Correctur
wird besorgt werden. Entschuldigen
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Sie mich. Erörterung künftig. Leben Sie wohl. Gott sey uns allen gnädig!
S. 494
Handschriftliche Anmerkungen von Johann Gotthelf Lindner:
18
Zu HKB 228 (II 156/30):
Ihm
ist heiß
ruft man Pudeln zu und sie nehmen.
19
Stänker
20
Micromegas
21
Fiction
22
Zu HKB 228 (II 156/33):
Prov.
30.
23
Blut zu viel Seele
24
Zu HKB 228 (II 157/19):
Noli disp. de corde
Herz ist Betrüger.
25
Zu HKB 228 (II 157/26):
Anfechtung lehrt aufs Wort merken. ist
Theodicee
gl. …
26
Jason Homme de lettres
zurückgewiesen.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (82).
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 153–156.
ZH II 155–157, Nr. 228.
Zusätze fremder Hand
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494/18 –19
|
Johann Gotthelf Lindner |
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494/20 |
Johann Gotthelf Lindner |
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494/21 |
Johann Gotthelf Lindner |
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494/22 –23
|
Johann Gotthelf Lindner |
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494/24 |
Johann Gotthelf Lindner |
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494/25 –26
|
Johann Gotthelf Lindner |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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494/17 –26
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Handschriftliche […] zurückgewiesen.] |
In ZH im Apparat. |