185
30/2
כׇלּוּ תְפִלּוֹת דׇּוִד בֶן־יִשׇׁי

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das heißt:

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Ein Ende haben die Gebete Davids des Sohnes Isai.


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Hier mache ich eine Pause um ein paar Zeilen an Sie GeEhrtester Freund

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Frau Schwester
seit 1759 Frau von
George Steinkopf
,
HKB 164 ( I 432/33 )
zu schreiben. Montags besuchte uns Frau Schwester auf einen Augenblick mit

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Bitte diesen Brief heute gewiß zu bestellen, welches ich auch gewiß versprochen

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und jetzt halte. Morgen erwarte Ihre Mama zu sehen. Wir haben mit letzter

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Post vergebens nach Briefe geschmachtet. So gewiß wir dachten; so gewiß war

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Er wird den Armen …
Ps 72,12
nichts. Er wird den
Armen
erretten, der da schreyt und den Elenden, der

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keinen Helfer hat. Er wird gnädig seyn den Geringen und
Armen
und den

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Seelen der
Armen
wird er helfen. Die Übersetzung ist ganz richtig nach dem

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Grundtext.

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Ich wiederhole meine Bitte in Ansehung meines Bruders nichts zu

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letzten Briefe
nicht überliefert
versäumen und die Vormundschaft, die Sie in Ihrem letzten Briefe freywillig

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übernommen, gewißenhaft zu vollenden. Sollte es an Ausbrüchen fehlen und

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die stumme Schwermuth anhalten: so taugt der Trost nicht:
Es wird sich

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schon geben
. Mein Vater und seine Freunde sind mit seiner Zurückkunft schon

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zufrieden und wenn Sie und er dadurch erleichtert werden könnten – – Das

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gemeine Beste befiehlt eben die Maasregeln. In gewißen Fällen bin ich ein so

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Jehu …
2 Kön 10,18
eifriger Anbeter des
Publici
als Jehu des Baals. So gewißenhaft bin ich auch

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nicht oder so blöde, daß ich mir nicht eben das Recht zutrauen sollte, ihn um

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ein Amt zu bringen, das Sie gehabt haben ihn in daßelbe zu helfen.

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Es ist mir um Antwort und Gewißheit desto mehr gelegen, weil ich hier wie

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schlampampe
Zeit vertrödeln
ein Maulaffe sitze, mich halb zu Tode schlampampe halb zu Tode arbeite, Luft

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haben muß, den Sommer und die Erdbeerenzeit nicht verlieren will,

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allenthalben aufs Land genöthigt werde, und wieder meinen Willen theils absagen

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gegürtet und gestiefelt
Eph 6,14f.
theils aufschieben muß, weil ich zu einer Reise nach einem Patienten gegürtet

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Aut – aut
lat. entweder – oder
und gestiefelt gehe.
Aut – aut
ist also mein Wunsch!

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Prof. Eloquent. Ordinarius
Vll. geht es um ein falsches Gerücht zu
Watsons
Ableben, siehe
HKB 185 ( II 30/30 )
.
HE. Doct. Buck
Friedrich Johann Buck
Der
Prof. Eloquent. Ordinarius
liegt auf dem Tod. HE.
Doct. Buck

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giebt seine Stimme dem
Prof: Hahn
wie Lauson mir gestern erzählte.

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1.) weil er als
extraord.
ein Recht dazu hat.

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2.) weil es der Mann nöthig haben soll.

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3.) weil wir schon schlechtere Leute gehabt, die diesen Posten bekleidet pp.

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So viel von Neuigkeiten. Ist mein Bruder kein Schulmann; (ein alter

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practicus
wird hier nicht fragweise sondern entscheidend urtheilen

S. 31
können) so laßen Sie diese Gelegenheit die Ihnen Gott giebt, nicht vorbey

2
gehen, nach ihrem Glauben und nicht nach Zweifeln zu handeln, und der

3
Schule zu geben was der Schule gehört, der Freundschaft, was der

4
Freundschaft gehört.

5
An meines blöden Bruders Nachrichten werde ich nicht kehren, sondern

6
meine Reise hängt lediglich von dem letzten Bescheid seines
Curators
ab.

7
Ich beklage Sie GeEhrtester Freund,
eben so sehr
als meinen Bruder, und

8
Sie beyde
mehr
als mich selbst und meinen alten Vater, der Sie herzl.

9
grüßen läst. Ich ersterbe Ihr

10
aufrichtiger Freund Hamann.


11
Baßa
George Bassa
Hat Baßa das hitzige Fieber, daß er nicht schreibt; im kalten lä
ßen
st

12
Fr.
Freunde
sich noch an Fr. schreiben.

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Ich bin heute Gott Lob! zur Beichte gewesen, und warte morgen oder mit

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nächster Post auf Nachrichten von meinem Bruder selbst, oder Ihnen

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GeEhrtester Freund oder HE Baßa. Bin ich die Ursache (schuldig oder

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unschuldig, das geht mir so wenig als andere an) bin ich die Ursache seiner

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Schwermuth; so wird mich auch Gott zum Artzt derselben machen. Gestiefelt bin

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ich schon die ganze Woche gegangen. So bald meinem Vater nur

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gemeldet werden sollte, daß unser Patient auf sein Verlangen mich zu sehen

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besteht und ohne selbigen sich nicht zufrieden geben kann; oder daß meine

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Gegenwart ihm zur Entwickelung dienlich seyn könnte, wird er mich bald

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schicken.

23
als ein Dieb
Offb 3,3
Beurtheilen kann nichts, weil ich nichts weiß. Weil ich als ein Dieb komme;

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so verrathen Sie mich an keinen Fremden. Ihre Freundschaft wird mir diese

25
praeludirt
mich vorangemeldet
Bitte gewähren. Bey Baßa habe
praeludi
rt. Wenn ein Tag so kurz für meine

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Geschäfte seyn sollte; so würden 3 überflüßig seyn.

27
fl.
Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
Ich habe heute den
Ezechiel
angefangen – Gestern 10. fl. von HE.
W

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Fr. Consistor. Räthin
Auguste Angelica Lindner
erhalten die für die Fr.
Consistor.
Räthin fertig liegen. HE.
Zeise
ist

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angekommen, bisher Buchhalter in uns. Nachbarschaft, was weiter geschehen

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wird, mag die Zeit lehren; scheint ein gesetzter Mann zu seyn, der mehr
reel

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als
brillant
aussieht. Vielleicht lern ich diese Woche noch näher in meinem

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Garten kennen. Leben Sie wohl und grüßen Sie herzlich Ihre liebe Frau.

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Die freundschaftlichste Ergebenheit von meinem Alten.
à Dieu.


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Wenn mein Bruder würkl. in Verlegenheit des Geldes seyn sollte so

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würde es mir verdrüßen daß er die 12 fl. mitgeschickt. In dem Fall würde Ihr

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Beutel für ihn nicht verschloßen seyn. Grüßen Sie ihn, und laß ihn schreiben

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wenn er will und kann.

S. 32
La 5me paire des nerfs …
Das Zitat bezieht sich wohl auf die psychische Erkrankung des Bruders. Es paraphrasiert die Darstellung in
Willis,
Cerebri anatome
und findet sich so im
Journal des Scavans
für das Jahr 1665, S.37.
La 5
me
paire des nerfs se porte à plusieurs parties entre autres aux yeux,

2
aux levres et aux parties destinées à la generation. Extrait de Willis.

3
Weil die sokrat. Denkw. gut gegangen seyn sollen, so hat
Mdm. Woltersd.

4
um Erlaubnis gebeten von dieser Kleinigkeit einige für sich abdrucken v

5
verschicken zu können.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (51).

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 30 f.

ZH II 30–32, Nr. 185.