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Lübeck den
26.
Junii
1764.
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Geliebtester Freund,
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Heut vor 8 Tagen bin Gott Lob glücklich hier angekommen, und sehne mich
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weiter. Wie wünschte, wenn ich jetzt bei Ihnen säße. Die Witterung ist kalt
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und rauh. Gesellschaft ohne Umgang oder Umgang ohne Geschmack – Was
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soll ich sagen? Es gefällt mir nirgens, und wenns nicht
Utopien
ist, so wird
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es der Himmel seyn, wo es lohnen wird Hütten zu bauen. Mein Vater wird
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Ihnen ohne Zweifel einige Nachrichten von meiner Schiffart und vom Sturm
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des entschlafnen trügenden Wests mitgetheilt haben. Ich habe gleich bey
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meiner Ankunft nach Braunschw und Frkf. geschrieben um zu erfahren, ob
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Raum daselbst für mich seyn wird. So bald ich Antwort erhalte,
bin
Willens
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aufzubrechen. Besorgen Sie so oft was vorfällt und die Lust Sie ankomt an
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mich zu schreiben, eine Einlage bey meinem alten Vater. Gewöhnen Sie sich
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aber, meine Briefe für sich zu lesen. Ich schreibe teils mit einer Nachläßigkeit,
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von der ich keine andere Zeugen als einen Vertrauten haben mag, theils
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könnte es sich treffen, daß ich einmal Dinge schriebe, die Sie allein angiengen.
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Ich bin mit mir sehr unzufrieden, und zu nichts geschickt, mir und andern zur
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Behn
Friedrich Daniel Behn (1734–1804), Konrektor in Lübeck. Hamann sah im Lübecker Buchladen vmtl. Friedrich Daniel Behns
Gedanken von der Gewißheit der menschlichen Erkenntniß von geometrischen und metaphysischen Wahrheiten
(Lübeck: Jonas Schmidt und Donatius 1764), die auf S. 20 auch von einer Preisfrage der Berliner Akademie handelt (Digitalisat:
BSB München: Ph.sp. 67
).
Last. Ein hiesiger
Con-
oder
Subrector Behn
hat eine Abhandlung
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herausgegeben, die in die Berlinische Preisschriften einschlägt. Ich habe sie in den
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Buchladen gesehen aber nicht einmal darinn blättern wollen.
Klotzens
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Griechischen anthologie
nicht ermittelt
Ausgabe von
Tyrtaei
Kriegsliedern habe gekauft nebst einer Griechischen
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anthologie
die vor 10 Jahren herausgekommen aber bey uns meines Wißens nicht
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Litteraturbriefe
Briefe die neueste Litteratur betreffend
bekannt geworden. Den neuesten Theil der Litteraturbriefe habe gleichfalls
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durchblättert. Nichts was mich äußerst misfallen oder gefallen sollte, oder
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was meine
Apoplexie
Lähmung des Geistes erschüttern könnte. Um meine
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Zeit nicht vollens zu verträumen, werde ich eilen, und vielleicht eher bey
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Profess. Poeseos
Der Lehrstuhl war seit dem Tod von
Johann Georg Bock
1762 vakant. Hamann bemühte sich zuvor, diesen an
Johann Gotthelf Lindner
zu vermitteln.
Ihnen seyn als Sie es vermuthen. Wie geht es mit der
Profess. Poeseos?
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HE. Fadeville
Fadeville, NN, Kaufmann aus Südfrankreich
Und mit Ihrem Englischen? Grüßen Sie HE.
Fadeville
bey Gelegenheit von
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mir und suchen Sie seine Bekanntschaft. Selbige könnte Ihnen außer andern
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Vortheilen dazu dienen bisweilen auch eine Einlage nach Kaufmannsart von
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einem Blate zu besorgen. Meine
addresse
wird noch vor der Hand zu
Lubeck
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HE. Karstens
Johann Nikolaus Karstens
bleiben bey HE.
Karstens
in der Beckergrube
, der meine Briefe an Stell
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und Ort besorgen wird. Fahren Sie fort und hören Sie nicht auf mich auch
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abwesend und entfernt zu unterhalten, und wenn Sie nichts mehr wißen,
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mich Ihrer Freundschaft zu versichern. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr
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treuer Freund und Diener
Hamann.
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Adresse:
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à Monsieur / Monsieur Herder / Etudiant de
belles lettres
/
à
/
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Königsberg
.
/
per Couv:
/
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 3.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 295 f.
ZH II 259 f., Nr. 269.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
260/7 |
bin Willens ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin Willens |
260/35 |
belles lettres |
Geändert nach der Handschrift; ZH: belles-lettres |
260/36 |
Königsberg . |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Königsberg. |