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Riga den
8.
Octobr.
1758.
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Herzlich Geliebtester Vater,
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Ich wünsche und hoffe, daß Sie sich gesund und zufrieden befinden. Gott
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Flußfieber
„Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.“, vgl.
Krünitz
, Tl. 14, S. 420
erhalte oder schenke Ihnen beydes nach Seinem Gnädigen Willen. Diese
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ganze Woche bin beynahe bettlägerig gewesen an einem Flußfieber, das mit
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hypochondrischen Zufällen, Wallungen und Verstopfungen verknüpft
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Briefe
nicht überliefert
gewesen. Ich bin heute Gott Lob! den ganzen Tag auf und sehr munter gewesen.
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Vorigen Sonntag erhielt Dero Briefe vom 26.
pass.
und den Montag darauf
S. 265
durch Einschluß einen einzigen von Ihrer Liebwerthen Hand vom 23sten
ej.
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Ich weiß nicht bey wem er eingelegen hat, aus der Unordnung der Abgabe
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achte es nicht rathsam künfftig Ihre Briefe ebendemselben
Couvert
ferner
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anzuvertrauen.
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Herr
Rector Lindner
ließ mir heute durch ein
Billet
ersuchen Sie zu bitten,
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Kittelbrücke
in Kneiphof, Königsberg
Fisher
nicht ermittelt
dem
Stud. Borchert
in dem Hause des
Herrn
Fishers
an der Kittelbrücke
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melden zu laßen, daß er sein nöthiges Geld biß nach Riga zu reisen bey dem
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HErrn
Commercien
-Rath
Jacobi
heben, das übrige
hier
zu seiner weiteren
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Expedition
erhalten kann.
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Mein Bruder wird mit Gottes Hülfe jetzt schon unter wegens seyn. Sie
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beten, Herzlichgeliebtester Vater, für ihn, und ich auch. Im Namen
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geliebt … ehe …
Joh 17,24
desjenigen, der uns geliebt hat, ehe der Welt Grund gelegt war, und sein Wort
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… Ende
Mt 28,20
beym Abschiede von sich gab, bey uns zu seyn biß an das Ende derselben,
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wird uns alles gewährt und über unser Bitten und Gebeth, überschwenglich
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mehr zugestanden.
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Der Segen eines redlichen Vaters wolle ihn begleiten! Das Wort des
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… Gerechten
Spr 11,21
Herren über den Saamen des Gerechten wahr zu machen, sey das Geschäffte
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… Feuer
2 Mo 3,2
unserer SchutzEngel, jener Dienstbaren Geister, die Feuer und Flammen in
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ihrem Beruff sind, und wenn sie es nicht wären, Gott dazu macht, weil Er
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… Erben …
Hebr 1,14
sie aussendet zum Dienst derer, die Erben seines Himmels und seiner
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Seeligkeit seyn sollen.
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Ich sehne mich recht meinen Bruder bald zu umarmen. Weil ich jetzt einige
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Arbeiten unter Händen habe, so will ich selbige gegen die Zeit seiner Ankunft
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aufzuräumen suchen, damit ich das Vergnügen darüber mit desto mehr
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Geschmack und Muße genüßen kann. Er wird bey den Herrn
Rector logi
ren,
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das einzige Haus, das ich hier sehe. Die Liebe meiner Freunde ist mir ein so
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süßer und reicher Seegen, daß ich keine mehrere Bekanntschafften verlange,
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geschweige suche. Mein lieber Christoph Berens aus Petersburg fehlt uns
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noch – – Gott wolle ihn gleichfalls bald in unsere Arme werfen.
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Herr Pastor Blank, an den Gelegenheit genommen zu schreiben, läßt Sie
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herzlich grüßen. Er ist verheyrathet, und scheint seine Nahrungs Sorgen
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Brief
nicht überliefert
gehäuft zu haben, an statt sich die Last derselben zu erleichtern. Sein Brief
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kommt mir gleichwol vor in einem eben so gutherzigen als vergnügten Ton
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geschrieben zu seyn.
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Gott seegne und erhalte Sie, Herzlich Geliebtester Vater – – Ist es deßen
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Wille, so sehen wir uns noch. In Ihrer jetzigen Einsamkeit werden Sie die
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Gnade seiner Gemeinschafft, seiner vertraulichen Gegenwart, und den Seegen
S. 266
seiner Einwohnung mehr als jemals schmecken und erfahren können. Wie
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entbehrlich, wie überlästig ist uns die Welt, selbst dasjenige, was sonst unser
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Schoos Kind in derselben gewesen, wenn dieser hohe Gast einen Blick der
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Zufriedenheit mit unserer Bewirthung, so kümmerlich sie auch ist, uns sehen
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läßt. Ich küße Ihnen mit kindlichster Ehrerbietung die Hände und ersterbe
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Ihr gehorsamst verpflichtester Sohn.
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JGH.
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Falls
Mad. Belger
noch bey Ihnen seyn sollte wieder mein Vermuthen,
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ertragen Sie selbige so lange Sie können. Sie hat es an mir gethan. Falls sie
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ihnen aber zu größerer Last gereichen sollte, als Ihre Gesundheit und Ruhe
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es leyden, sagen Sie es ihr lieber mit runden Worten, als verdeckt und durch
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Minen. Leben Sie wohl.
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Einlage
nicht überliefert
Bitte Einlage bald und bestmöglichst zu bestellen.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (47).
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 313 f.
ZH I 264–266, Nr. 123.